Re: [1077] susurro est negotium [Achilla (SL), Drita]
Verfasst: Di 31. Jan 2023, 10:43
Die Nosferatu lauschte Drita und dann verneigte sie sich tief und noch ein wenig tiefer, biegsam wie ein Weidenzweig, doch begleitet von einem feinen, reißenden Geräusch. Wie eine schmale und lange Naht, die irgendwo an ihren Gewändern oder an ihr riss.
“Bitte verzeiht, verehrtes Licht. Nein, ich will und wollte nicht Euren Tanz vorhersagen. Zu schön sind sie alle anzusehen, diese Tänze in der Nacht, zu gefährlich und für eine wie mich auch oft genug noch so wundervoll überraschend!” Sie sah auf, mit diesem weißen Maskengesicht und glänzenden Augen.
“Die Vermutung auf Schwarz wird Euch entgegenschlagen, einfach, weil dort in Genua auch viele sein werden, die jung und blind sind. Weil der Schwarze Seneschall Euer Blut teilt.” Sie zuckte mit den Schultern. “Doch bereits die Wahrheit des verehrten Ilario zeigt, dass die Dinge nicht ganz so einfach liegen.”
Anstatt sich unaufgefordert wieder ganz aufzurichten, kauerte sich die Nosferatu hin. Schmutzigweise Seide raschelte um sie her, in einem beinahe-perfekten Rund um sie herum. Vielleicht war das Kauern nicht nur ein Zeichen des Respekts sondern auch eine kunstvolle Geste und eine reine Lust an diesem weißen Beinahe-Rund. Mit den dünnen, langen Fingern ihrer linken Hand griff Achilla beiläufig nach einem kleinen Strang von Holzperlen, die sonst einfach an dem Kleidrock gebaumelt hatten. Sie spielte ein wenig damit, klick-klick-klick-klick.
“Tophet. Als es auf uns damals zurollte, hatte ich auch nicht den Hauch einer Ahnung. Aber nun weiß ich: Es ist ein uralter …Ritus. Je nachdem, wen man fragt, ist er heidnisch und düster, mit Blutopfern - noch dazu von Kindern - und mit dem Anbeten von diesem oder jenem Götzen, Geist oder Dämon. Ich fragte einmal einen gelehrten Priester aus Byzanz danach und er bekam beinahe Schaum vor dem Mund.” Klick-klick-klick und Achilla lachte ein bisschen.
“Aber das Wort steht auch in der Bibel. So oder so, selbst die Menschen erinnern sich an ein solches Ritual und es ist wohl eine Art von …Gericht, Scheideweg, Läuterung. Wer vorher besudelt und im Unrecht hindurchgeht, muss es überstehen. Und wenn er’s übersteht, geht er am Ende wieder heraus und die Sache ist bereinigt. …oder so bereinigt, wie etwas unter unsereins in der Nacht sein kann, wo fast jeder eine lange Erinnerung hat.”
“Für Genua jedenfalls war’s so ein Großreinemachen, in der Arena von Luccoli. Für all die Dinge, die in den Fünf Nächten geschehen waren. Und seither… und sonstwie nach dem Unwillen der beiden Ahnen.” Die Nosferatu sagte dieses “die beiden Ahnen” ganz selbstverständlich und leichthin. Vielleicht eine Spur zu beiläufig und vielleicht lenkte diese etwas zu übertriebene Theater-Beiläufigkeit Dritas Gedanken kurz auf die Tatsache, dass da noch wenigstens ein dritter Ahn gewesen war. Natürlich sprach die Nosferatu das nicht lauter aus als genau so wie sie es hier tat, denn eine der Verborgenen verrät nicht einen der Verborgenen lauter und deutlicher als unbedingt nötig. Offenbar war dies Achillas Mittelweg zwischen dem Gesetz des Handels mit Drita und der Tatsache, dass Nosferatu untereinander wohl ganz und gar eigenen Gesetzen folgten.
“Für eine wie mich war das Tophet eine große Schau. Ich hatte mir nichts zu Großes zu Schulden kommen lassen - oder mich jedenfalls nicht dabei erwischen lassen. So war ich fast ausschließlich eine Zuschauerin, bis auf den Moment, an dem ich vorkriechen und einen Eid leisten musste. Vasallenschwur, schwer und fest und noch eine Spur fester. Ich wurde eine Harpyie, in dem Schwarzweißen Spiel auch auf der Seite von Lydiadas.” Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie:
“Ich sah mich nicht unbedingt so. Obwohl es schlechtere Herren gibt als ihn. Er ist grausam und mächtig und achtlos und böse. Doch er ist auch direkt und hart und verbirgt nichts davon. Er ist einer, den man fürchten kann. Doch er ist auch einer, bei dem man weiß, woran man ist.” Sie schnalzte mit der Zunge und wiegte den Kopf.
“Die Weiße Prinzessin sandte ihr eigenes Kind ins Rennen. Ein Freispruch, eine blutige Christentaufe und direkt das Harpyienamt dazu. Es wirkte beinahe verzweifelt. Doch ihr Kind ist trotzdem ihr Kind, mit einer Ahnenlinie geradewegs zurück zu Kain und auch noch bemerkenswert kurz. Neugeboren, strahlend schön, rein und mit dem Angesicht absoluter Unschuld. Stolz wie alle ihres Blutes und noch ein wenig mehr, denn sie kennt nichts anderes als die Existenz für ihr Blut, als Kind des Prinzen, als die Reinste der Reinen, die Schönste der Schönen. Mein Rat: Selbst dann, wenn man alles an ihr hassen will wegen alledem, ist sie doch ein wunderbares Werkzeug. Das Werkzeug des Prinzen zwar, doch wenn Euer Wille in dieser oder jener Sache ganz und gar in dieselbe Richtung geht, dann auch für Euch.”
Achillas Worte waren bei dieser Beschreibung von Iulia Cornelia und ihrem Stand merkwürdig flach geworden. Es fehlten auch die Bewegungen, die sie sonst gebrauchte, um ihre fehlende Mimik auszugleichen. Keine Gesten, kein rechter Klang in den Worten. Als hielte sie dort irgend etwas mit aller Gewalt zurück und die Worte allein mussten für das Wissen genügen, das sie damit Drita preisgab.
Doch dann schnippte sie mit den Fingern, ließ das Perlenband fallen und wollte wohl mit ihrer Beschreibung des Tophets schnell fortfahren… .
“Bitte verzeiht, verehrtes Licht. Nein, ich will und wollte nicht Euren Tanz vorhersagen. Zu schön sind sie alle anzusehen, diese Tänze in der Nacht, zu gefährlich und für eine wie mich auch oft genug noch so wundervoll überraschend!” Sie sah auf, mit diesem weißen Maskengesicht und glänzenden Augen.
“Die Vermutung auf Schwarz wird Euch entgegenschlagen, einfach, weil dort in Genua auch viele sein werden, die jung und blind sind. Weil der Schwarze Seneschall Euer Blut teilt.” Sie zuckte mit den Schultern. “Doch bereits die Wahrheit des verehrten Ilario zeigt, dass die Dinge nicht ganz so einfach liegen.”
Anstatt sich unaufgefordert wieder ganz aufzurichten, kauerte sich die Nosferatu hin. Schmutzigweise Seide raschelte um sie her, in einem beinahe-perfekten Rund um sie herum. Vielleicht war das Kauern nicht nur ein Zeichen des Respekts sondern auch eine kunstvolle Geste und eine reine Lust an diesem weißen Beinahe-Rund. Mit den dünnen, langen Fingern ihrer linken Hand griff Achilla beiläufig nach einem kleinen Strang von Holzperlen, die sonst einfach an dem Kleidrock gebaumelt hatten. Sie spielte ein wenig damit, klick-klick-klick-klick.
“Tophet. Als es auf uns damals zurollte, hatte ich auch nicht den Hauch einer Ahnung. Aber nun weiß ich: Es ist ein uralter …Ritus. Je nachdem, wen man fragt, ist er heidnisch und düster, mit Blutopfern - noch dazu von Kindern - und mit dem Anbeten von diesem oder jenem Götzen, Geist oder Dämon. Ich fragte einmal einen gelehrten Priester aus Byzanz danach und er bekam beinahe Schaum vor dem Mund.” Klick-klick-klick und Achilla lachte ein bisschen.
“Aber das Wort steht auch in der Bibel. So oder so, selbst die Menschen erinnern sich an ein solches Ritual und es ist wohl eine Art von …Gericht, Scheideweg, Läuterung. Wer vorher besudelt und im Unrecht hindurchgeht, muss es überstehen. Und wenn er’s übersteht, geht er am Ende wieder heraus und die Sache ist bereinigt. …oder so bereinigt, wie etwas unter unsereins in der Nacht sein kann, wo fast jeder eine lange Erinnerung hat.”
“Für Genua jedenfalls war’s so ein Großreinemachen, in der Arena von Luccoli. Für all die Dinge, die in den Fünf Nächten geschehen waren. Und seither… und sonstwie nach dem Unwillen der beiden Ahnen.” Die Nosferatu sagte dieses “die beiden Ahnen” ganz selbstverständlich und leichthin. Vielleicht eine Spur zu beiläufig und vielleicht lenkte diese etwas zu übertriebene Theater-Beiläufigkeit Dritas Gedanken kurz auf die Tatsache, dass da noch wenigstens ein dritter Ahn gewesen war. Natürlich sprach die Nosferatu das nicht lauter aus als genau so wie sie es hier tat, denn eine der Verborgenen verrät nicht einen der Verborgenen lauter und deutlicher als unbedingt nötig. Offenbar war dies Achillas Mittelweg zwischen dem Gesetz des Handels mit Drita und der Tatsache, dass Nosferatu untereinander wohl ganz und gar eigenen Gesetzen folgten.
“Für eine wie mich war das Tophet eine große Schau. Ich hatte mir nichts zu Großes zu Schulden kommen lassen - oder mich jedenfalls nicht dabei erwischen lassen. So war ich fast ausschließlich eine Zuschauerin, bis auf den Moment, an dem ich vorkriechen und einen Eid leisten musste. Vasallenschwur, schwer und fest und noch eine Spur fester. Ich wurde eine Harpyie, in dem Schwarzweißen Spiel auch auf der Seite von Lydiadas.” Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie:
“Ich sah mich nicht unbedingt so. Obwohl es schlechtere Herren gibt als ihn. Er ist grausam und mächtig und achtlos und böse. Doch er ist auch direkt und hart und verbirgt nichts davon. Er ist einer, den man fürchten kann. Doch er ist auch einer, bei dem man weiß, woran man ist.” Sie schnalzte mit der Zunge und wiegte den Kopf.
“Die Weiße Prinzessin sandte ihr eigenes Kind ins Rennen. Ein Freispruch, eine blutige Christentaufe und direkt das Harpyienamt dazu. Es wirkte beinahe verzweifelt. Doch ihr Kind ist trotzdem ihr Kind, mit einer Ahnenlinie geradewegs zurück zu Kain und auch noch bemerkenswert kurz. Neugeboren, strahlend schön, rein und mit dem Angesicht absoluter Unschuld. Stolz wie alle ihres Blutes und noch ein wenig mehr, denn sie kennt nichts anderes als die Existenz für ihr Blut, als Kind des Prinzen, als die Reinste der Reinen, die Schönste der Schönen. Mein Rat: Selbst dann, wenn man alles an ihr hassen will wegen alledem, ist sie doch ein wunderbares Werkzeug. Das Werkzeug des Prinzen zwar, doch wenn Euer Wille in dieser oder jener Sache ganz und gar in dieselbe Richtung geht, dann auch für Euch.”
Achillas Worte waren bei dieser Beschreibung von Iulia Cornelia und ihrem Stand merkwürdig flach geworden. Es fehlten auch die Bewegungen, die sie sonst gebrauchte, um ihre fehlende Mimik auszugleichen. Keine Gesten, kein rechter Klang in den Worten. Als hielte sie dort irgend etwas mit aller Gewalt zurück und die Worte allein mussten für das Wissen genügen, das sie damit Drita preisgab.
Doch dann schnippte sie mit den Fingern, ließ das Perlenband fallen und wollte wohl mit ihrer Beschreibung des Tophets schnell fortfahren… .