[1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

[Dezember '22]
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Paolo
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[1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Macelli war nicht für viel bekannt, aber das musste es auch nicht. Es war ein beschaulicher kleiner Ort in einem Tal zwischen den Hügelgruppen und den Bächen eingeschlossen, die aus dem Gebirge herunterflossen. Es lud zum Verweilen ein...wenn da nicht die ganzen Schweine gewesen wären. Denn Macelli war hauptsächlich für eines bekannt: Viehzucht.
Ganz besonders Schweinezucht.
Die Tiere wurden einfach in den Wald getrieben wo sie im Herbst die heruntergefallenen Eicheln der Bäume fressen konnten und sich an Pilzen laben.
Entsprechend roch es auch nicht besonders gut in dem Dörfchen und das Gequieke und Gegrunze der Tiere war allgegenwärtig.
Nun im Winter waren immerhin schon einige Tiere geschlachtet worden, nachdem sie sich im Sommer und Herbst fett gefressen hatten und so waren es etwas weniger, als es im Frühjahr wieder sein würde.

Paolo hatte kein Problem mit den Tieren. Er verstand sie besser als irgendein Mensch, aber er machte sich auch nicht die Mühe jedes der Tiere zu beruhigen wenn er in das Dorf mal kam, so war das Quieken der Schweine auch gern mal nachts laut, wenn sich der Kainit in der Nähe befand. Daher mied er Macelli die meiste Zeit. Es gab jedoch nicht viele Möglichkeiten außerhalb Genuas zu jagen, so musste er sich mit den weit entfernten Bergdörfern zufrieden geben, aber das war ihm viel zu weit weg der Stadt.

In dieser Nacht war er eben doch einmal wieder hier und mit seinem Ghul bei dem Krämer des Dorfes eingekehrt. Dieser verkaufte auch Bier und Wein aus der Stadt, sodass immer mal ein paar Dorfbewohner hier waren um zu trinken, sich zu unterhalten und an kleinen Spielen zu erfreuen.

Der kleine Verkaufsraum war von Kerzen hell erleuchtet. Zwei Tische standen zusätzlich zum Verkaufstisch im Raum mit je drei Hockern.

Marco zückte ein Säckchen mit Würfeln und lud ein mit ihm zu spielen, während Paolo sich die Waren ansah, die im Hintergrund standen, aber nur um daran zu riechen.

Der Krämer kaute an einem Stück Brot und erzählte einen Schwank Dorfklatsch.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“...und dann hat sie gesagt, ‘Steffo’, hat sie gesagt, ‘so groß können deine Füße gar nicht sein!’” Lachend und wohl seine Geschichte zum Besten gebend, kam ein großer Mann in den Krämerladen hereingepoltert. Er war verschwitzt vom Tag und grau vom Staub auf den Straßen, aber schien guter Dinge zu sein. Eine Meute junger Hunde, angeführt von einem älteren Tier, drängte sich um seine Beine her. Seine Geschichte hatte wohl einem anderen Mann gegolten, der sich hinter ihm in den Krämerladen drückte. Der war kleiner und schmaler als der erste, doch ebenso verschwitzt und staubig.

“‘nen guten Abend”, wünschte der erste, während der zweite die Hunde zusammenhielt und zu einer durchgesessenen Bank trieb. “Hat’s hier Wein vielleicht, zu unserem Wasser? Und Brot? Könnten wir gegen Hasen tauschen… .” Der große Mann begann, mit dem Krämer um ein Abendessen zu feilschen.

Der kleinere Mann sah sich um, während er die große Hündin streichelte, die unruhig blieb und sich einfach nicht setzen wollte - von den jungen Hunden ganz zu schweigen. Er selbst sah aus wie ein Jäger oder Waldmann eben aussieht, mit einem speckigen Lederwams und fester Kleidung, die wohl auch das eine oder andere Dornengestrüpp überstehen konnte - und wahrscheinlich auch schon hatte, wenn die eine oder andere Klette darin als Hinweis gelten durfte.
“Oi”, sagte er zu Marco. “Ich wär’ bei einer Partie dabei. Wenn die Hunde sich beruhigt haben. Weiß der liebe Gott, was gerade los ist.”
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Paolo
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Als die beiden Männer mit den Tieren eingetreten waren, hatte sich Paolo natürlicherweise umgedreht, um sie zu betrachten. Die Hunde gefielen ihm nicht, aber die Alternative wäre gewesen unverrichteter Dinge wieder zu gehen und der kleine verwickelte Marco gerade in ein Spiel.
Paolo seufzte leise.
"Es ists vielleicht der Geruch. Viele leckere Sachen hier." Er zeigte auf die Auslagen im hinteren Teil des Raumes, von dem er wegtrat und nickte dem Krämer zu.

Dieser betrachtete gerade die Hasen. "Nich so viel drann an den, aber Karnickel halt, eh? Nja, geb ich ne Flasche Wein und Brot und Käs dazu."

"Ich kaufe eine zweite Flasche, guter Mann." warf Marco daraufhin ein und lächelte dem kleineren Mann freudig zu. "Großartig. Ein Spiel ist immer gut am Abend."
Sein Blick fällt auf die Hunde und die Hasen. "Ihr seid Jäger aus der Gegend?"

Paolo ging derweil auf die Knie nahe der Hündin und streckte die Hand aus, wie man das so machte, um Tiere an sich riechen zu lassen, nur dass es nichts gäbe, was sie an ihm riechen könne außer das Leinen, Leder und Wolle seiner Kleidung und der vermischte Geruch nach Erde, Wald, Kräutern, Tinte, Essen und allerlei anderen Gerüchen, die sich im Laufe der Zeit in der Kleidung festgesetzt hatten.

"Shh...du bist doch ein braves Mädchen. Sitz! Still! Ich tu dir auch nichts."

Spoiler!
Tierhaftigkeit 1
+Wk für Befehl geben
7, 7, 6, 4, 3 = 4 Erfolge
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Verblüfft sah der Mann dabei zu, was Paolo tat. “Da sag doch einer… da wird… da wird doch der Teufel beim Scheißen verrückt”, murmelte er.

Er rieb sich den Bart, klopfte sich dann aufs Knie und meinte wohl eher zu dem Hund: “Warum machst du das nicht, wenn ich das sag’, he?” Der Hund wedelte mit dem Schwanz, offenbar einigermaßen zufrieden mit sich selbst. Paolo konnte merken, wie die Aufregung des Tiers nachgelassen hatte. Es waren weniger direkte Worte, mehr ein Nachlassen der Spannung. Das Tier hatte den Duft von Blut in der Nase, ließ es wissen. Blut! Das war aufregend! Das war der Grund für die Aufregung!

“Wie hast du das gemacht?”, fragte der Hundeführer. “Ja, wir sind … naja, nicht richtig Jäger. Aber für einen Hasen ab und zu reicht’s.” Er kratzte sich wieder im Bart, zeigte dann aber mit zwei Fingern auf Paolo. “Wenn du mir beibringst, wie du das gemacht hast, soll’s dein Schaden nicht sein!”
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Paolo
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Unbewusst fasste sich Paolo an den Hals über dem Tuch, dass den Verband um die Wunde verbarg.
Ja das konnte sie natürlich auch riechen.

Paolo lächelte entschuldigend zu dem Nicht-Jäger. "Was soll ich sagen, manche Tiere haben an bestimmten Menschen einen Narren gefressen." Er lachte. "Wie lange hast du denn das Tier schon? Manchmal braucht es Zeit? Aber vielleicht wäre es auch besser die Tiere draußen anzubinden. Hier drinn wird es doch recht eng und chaotisch mit ihnen, nicht?" erwiderte er an den Jäger.

Besser war es die Tiere aus seiner Nähe zu bekommen, nicht dass sie doch noch ihrem Jagdinstinkt folgten und ihn anfielen. Dann würde sich ein ganz anderes Tier zeigen und das wollte er auch auf keinen Fall.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Der Mann seufzte und nickte. “Ich kann durch’s Fenster ja einen Blick drauf haben, dass keiner lange Finger macht, mit meinem Hunden”, meinte er. “Ich hab’ sie noch nicht lang. Halbes Jahr. Vorher hatte ich mehr mit Pferden zu schaffen. Hunde sind ‘ne ganz andere Sache.”

Er stand auf und begann, die kleine Meute nach draußen zu lotsen. Mit einer gedrehten Lederleine machte er sie draußen fest, in der Nähe von einem Wassertrog, der wohl eigentlich für Pferde war.

Als er wiederkam, war er wohl neugierig geworden oder geblieben. Er ließ sich von seinem Kumpanen einen Krug und zwei Becher geben und kam dann wieder zu Paolo herüber. Wortlos bot er ihm den einen Becher an, wollte und würde offenbar teilen, was auch immer es aus dem Krug gab.
“Am Zwinger haben sie gesagt, man muss mit den Tieren leben, tagein, tagaus. Als wären’s Geschwister.” Er lache einmal halb auf und schenkte ein. “Pferde sind einfacher.” Er sah Paolo nachdenklich an.
“Ich hab’ das vorhin ernst gemeint. Wenn du mir was beibringen kannst, kann ich dich in Silber bezahlen, nicht nur in Hasen. Ich hab’ einen reichen Herrn und der will, dass das mit den Hunden was wird.”
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Paolo
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Einen reichen Herren?" Das schien Paolo dann doch zum nachdenken zu bringen. Er wollte mit den Hunden von dem Tieren eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber reiche Herren boten viele Möglichkeiten für Geld und Einfluss. Es wäre nicht klug zumindest die Möglichkeit verstreichen zu lassen.
"Hm...Ich kann das verstehen mit den Pferden. Ich habe sie auch lieber. Ich bin gar nicht so bewandert in der Aufzucht von Hunden. Sie schien mich einfach zu respektieren, aber ich versuche auch sie zu verstehen und nicht wie einen Gegenstand zu betrachten, der funktionieren soll. Vielleicht spüren sie das. Tiere sind eigensinnig und intelligenter als man meint. Sie machen eben auch gern mal was sie wollen." Paolo zuckte mit den Schultern. "Ich könnte anbieten, dass ich mich mit den Hunden beschäftige, sie an eure Gegenwart und Herrschaft gewöhne?...Ich hab nur nicht so viel Zeit des Tags. Habe mein eigenes Handwerk. Also müssten wir paar Abendstunden einlegen."

Paolo nimmt den angebotenen Becher und tut so als würde er daraus trinken. Wie gut, dass man den Inhalt nicht sehen konnte, zumal Becher und Wein von dunkler Farbe waren und die Beleuchtung auch immer eher schlecht. Nur ab einem Punkt musste er ihn an Marco weiterreichen, damit es beim Nachschenken nicht auffiel. Paolo warf dem Ghul einen Blick zu, dass er sich dessen gewahr wurde.
Dieser schenkte derweil dem anderen Mann aus der zweiten Flasche ein und sich selbst weniger und schaute kurz zurück.
Am Ende dieses Abend würde er sicher wieder sturzbetrunken sein. Sie mussten sich mal eine neue Taktik einfallen lassen, auf lange Sicht würde ihm das nicht gut tun.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Passt uns gut”, meinte der Mann. “Ist ja auch nicht so, dass wir für die Hunde viel Licht brauchen.”

Massino war erleichtert. Das hier war endlich ein Silberstreif am Horizont. Die verdammten Tölen kosteten ihn seine letzte Geduld, aber er brauchte sie und ihre Nasen. Er war nicht so blöd, das nicht selbst zu wissen. Und dieser Kerl hier vor ihm wusste anscheinend wirklich, was er tat und was er wollte.

Er streckte ihm die Hand hin: “Ich bin Massino. Das da hinten ist Stefano.”
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Paolo
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo ergriff die Hand des Mannes, der spüren konnte, dass die Hand des Hundeflüsterers rau von harter Arbeit war, aber auch sehr kalt. Auch ließ Paolo die Sonnenbräune missen die mit einem Leben und Handwerk unter freiem Himmel einherkam. Vielleicht war Paolo aber auch kein Handwerker oder Bauer.

"Paolo und das ist Marco." stellte er sich und seinen Begleiter vor.

"Dann setzt euch doch erst mal. Wollen wir dann einfach gemeinsam ein Spiel wagen?" er deutete erst auf einen Hocker, dann auf die Würfel, die Marco ausgepackt hatte und setzte sich selbst neben seinen Ghul. Stellte seinen Becher nah neben den von Marco, so dass man sie vielleicht auch verwechseln könnte.
"Euer Herr braucht also Hunde um sein Heim zu schützen?" riet Paolo, denn die Alternative wäre Jagd, die nur dem Grafen gestattet ist oder Hütehunde für Vieh, aber damit hätte ein reicher Herr weniger zu tun, außer er besäße bewirtschaftetes Land?
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1076] Zwischen Bergen, Flüssen und Schweinen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ein Spiel, immer doch!” Massino grinste einmal und ließ sich auf dem Hocker nieder. Er war war nicht blöd und er kannte andere Spieler, wenn sie sich zeigten. Aber sein Spiel war nie das mit Würfeln und um ein paar Münzen, Kanten Brot oder Ringe gewesen. Solche Dinge waren für ihn gutes Schmiermittel, um Geschäfte und Gespräche in Gang zu bringen, genau wie jetzt auch.

“Nah”, meinte er dann mit Blick zum Fenster und den Hunden. “Das sind keine Wachhunde. Das sind Jagdhunde.” Er legte eine Prise Stolz mit in die Worte so wie er ihn auch bei dem Zwingerherren gesehen hatte, der ihm den Wurf und die Hündin verkauft hatte.
“Mein Herr will damit jagen. Nur nicht gerade das Wild vom Grafen sondern Leute. Räuberpack. Was Steffo und ich machen, das werden Kopfjagden.”

Er ließ diese Worte erst einmal so stehen, in all ihrem blutigen Ernst. Sino wusste selbst, dass er nicht nach dieser Art von Ernst aussah und dass ohnehin das Prahlen leichter war als das Machen. Aber er wollte auch nicht, dass dieser Kerl vor ihm, dieser Paolo, glaubte, es ginge nur um irgendeinen reichen Pfeffersack, dem man nur ordentlich den Bauch pinseln musste, um ihm das Silber abzumelken wie einer Kuh die Milch.
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