[1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

[Februar '23]
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Atessa Federizzi
Toreador
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Stumm und reglos verfolgte sie die einzelnen Ankündigungen, doch auf ihrem Gesicht machte sich immer mehr Irritation breit.
War das nicht ein regelrechter Kahlschlag und eine Schwächung der Domäne? Immerhin lagen nun viele der Ämter brach? War das üblich hier? Und was bedeutete das für sie und ihre eigene Sicherheit? Iulia hatte für sie gebürgt, Adamo war ihr Clansbruder der durchaus hätte nützlich sein können...

Das konnte kein gutes Zeichen sein.

Und dann fiel ihr Blick auf die kindliche Gestalt der Malkavianerin. Autarkis? Selbst wenn sie unter dem Schutz Aurores stand, wäre sie nicht dennoch gefundenes Fressen der restlichen, vor allem mächtigeren Kainiten?
Wäre die Vernichtung nicht gnadenvoller gewesen?

Die junge Rose hatte keine Ahnung, in was sie hier reingerutscht war.
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Drita
Lasombra
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Drita »

Punkt Vier: Drita nickte dankbar in die Richtung ihres Ältesten, als dieser die Aufgabe auf alle Ancilla verteilte, jedoch war der darauffolgende Blick und die Verneigung in Aurores Richtung durchaus als Zeichen erkennbar sich - zu gegebener Zeit - in jene Richtung zu bemühen, wenn dies der Wunsch des Prinzen sein sollte.

Weitere Ernennungen und Abberufungen erfolgten und erzeugten keinen weiteren Gesichtsausdruck auf Dritas Gesicht, welche beim sechsten Punkt ähnlich wie Lydiadas zu den Neugeborenen ihres Blutes blickte. Es war offensichtlich, dass die Ancilla derartiges wohl kaum dulden würde.

Autarkis. Drita hob erschrocken die Hand an den Mund und öffnete die Augen weit. Doch das gesagte unterstrich nur die vernommenen Gerüchte, sodass das unter ihrer Hand verdeckte Lächeln kaum zu erkennen war. Das Kind Malkavs konnte von Glück sagen, dass Aurore gnädig war, denn in anderen Domänen wäre sie nun Freiwild... oder schon Asche.
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
Ich verliere nicht Viel, wenn mir das Vertrauen meiner Kunden erhalten bleibt.
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Vincente Carlos
Lasombra
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente hielt den Blick des anderen einen Moment gefangen, bevor er die Kathedralen-Liebchen sich selbst überließ und, nun ebenfalls lächeln, der Einladung Folge leistete und zu Salvador hinübertrat.

Ihm war es sogar ganz recht dem Gespräch über Bauvorhaben und Religion eine Weile zu entkommen, nicht nur weil dieses Psalmieren ihm Kopfschmerzen bereitete, sondern auch, weil es die Gemüter erhitzte. Der Schatten von Macario jedenfalls schien sich schon losreißen und auf andere stürzen zu wollen, so wie er zuckte und aufbegehrte. Ihm war das unheimlich.

Der Streit zwischen Vergonzo und Ferrucio artete sogar schon so weit aus, dass der Hofgelehrte Vergonzo die Arbeit untersagte, wenn dieser sich nicht erst taufen ließe. Vincente fand das Gebaren aufdringlich und albern. Sie alle töteten, um zu überleben. Und taten noch viel Schlimmeres. Was sollte Gott da schon machen? Konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen? Konnte sich Ferrucio nicht ein anderes Hobby suchen, um die Ewigkeit entspannt verbringen zu können? Vielleicht musste der Alte einfach mal in ein Bordell … Ihm selbst ging es nach einem Besuch jedenfalls immer deutlich besser als noch beim Betreten des Etablissements.

Vincente jedenfalls würde die Pausen im Gezeter nutzen, um sich mit dem Fremden bekannt zu machen und ein paar Worte zu wechseln, bis es weitere Ankündigungen geben würde.

Lydias schien an diesem Abend auf seine Kosten zu kommen. Jetzt wurden schon Duelle in Aussicht gestellt. War das wirklich die übliche Vorgehensweise? Oder erlaubte man sich hier Freiheiten in der Tradition und legte diese aus wie einem gerade der Sinn stand? Ein Kampf zwischen Brujah und Geißel würde sicher interessant – und womöglich auch tödlich. Vincente bezweifelte, dass man bei diesem Gottesspruch am Ende auch tatsächlich einen Sieger hatte, dem das Recht auch zur Seite stand. Es klang doch alles sehr nach Zufall.

Er lauschte weiter, als die Alten ihre Bitten vorbrachten und Benedetto zur zweiten Geißel ernannt wurde. Als Ilario sich ebenfalls in die Politik der Kirchen einzumischen erhoffte. Und zum neuen Blutvogt ernannt wurde. Und vorerst das Amt des Hüters behalten durfte. Den Seitenhieb gegen Liutprand und die Liktoren..
Interessiert verfolgt er wie Drita keine Bitte vorbrachte – bei ihr hatte er an diesem Abend erwartet, dass es die ein oder andere Überraschung gegeben hätte. Aber das würde sicher noch kommen.

Und dann auch noch das Jagdverbot in allen Kirchen Genuas. Das wurde ja immer bunter...Immer weiter wurden sie in ihrer Jagd eingeschnitten. Gebiete waren ganz verboten und gehörten nur wenigen. Dafür mussten sich immer mehr Kainiten immer kleineren Raum teilen. Und dann immer schön die Stille wahren …

Er lauschte, als die Befehle zum Umgang mit den Tedesci verkündet wurden. Glaubte man wirklich, dass die Spione einfach das Land verließen, nur weil man es ihnen innerhalb einer Woche befahl? Und was war mit denen, die nicht wussten, dass sie einem Tedesci-Verbündeten halfen? Unwissenheit würde die Köpfe doch sicher nicht am Rollen hindern, oder?

Wie sollten sie eine Einheit, eine Front bilden – wenn nun ein jeder jeden verdächtigte? Streit und Zwist wurden so sicher nicht weniger. Und Vincente wunderte sich, dass die Domäne noch nicht gefallen war. Lange würde es sicher nicht mehr dauern, wo der Feind doch fast schon vor der Tür stand.

Und dann enthob man auch noch Iulia, Liutprand, Nubis, Nicolo und Adamo ihrer Ämter und ernannte sie stattdessen zu Botschaftern. Um was zu tun? Sie hinaus in die Welt zu schicken? Wollte man damit ihre Machenschaften in der Stadt unterbinden? War es klug, diese Lücken zu schaffen – nicht wissend, wer oder was sie dann füllen würde? Schließlich entließ man Kainiten, die sich in der Domäne verdingt hatten. Und die in der Fremde Zeit brauchen würden, um sich dort den nötigen Stand als Botschafter aufzubauen. Oder etwa nicht?

Wenigstens ein paar Ämter wurden gleich besetzt: mit Gabriel als Herold und Salvador als Liktor. Damit hatten nun immerhin zwei Brujha eine Machtbasis für sich erklommen. Das würde interessant werden.

Und dann wurde sein Fürsprecher, Angelique, aus ihrem Clan geworfen. Er hatte, dem Verlauf des Abends nach, mit ziemlich viel gerechnet. Nicht jedoch damit. Und unweigerlich fragte er sich, was das für ihn und seine Anwesenheit in Genua bedeuten mochte. Ein Bett aus Rosenblüten würde es sicher nicht sein.

Nach dieser Nacht würde es viel zu bedenken – und zu bereden geben. Und er war sich sehr sicher, dass er zwischen all den Verkündungen noch nicht einmal ALLE Zwischentöne bemerkt hatte.

Es brodelte in Genua...Blieb die Frage, ob diese Frösche noch aus dem Wasser sprangen, bevor es kochte.
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I Tarocchi
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Salvador hatte das Geschehen bei Hofe mit amüsierter Zurückhaltung betrachtet - ein zweifelhafter Luxus, den seine Position, sein "Amt", sein Stand und auch seine Taten und Erfolge von Genua ihm eingebracht hatten. Und wohl auch sein Ruf.
Als sein Exil dann jedoch aufgehoben wurde und sein Amt bestätigt, straffte er seine durchaus stattliche Gestalt machte dann einen durchaus eleganten Kniefall vor jenen Ahnen, die hier über die Schicksale der Jüngeren geboten. Keine großen Worte oder anderes - vielleicht hatte der Brujah gelernt, wann es für ihn klüger war, einfach zu schweigen.

Als Vincente letztlich zu ihm trat, hatte er sich wieder erhoben und seinen ursprünglichen Platz wieder gefunden. Er wandte sich dem jungen Lasombra auch nicht ganz zu, wollte wohl das Geschehen bei Hofe nicht völlig aus dem Blick lassen.

[ausgelagert hier]
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Macario
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Macario »

Der Lasombra-Priester nahm die Geschehnisse, wie sie so fielen. Veränderungen würden weitere Veränderungen nach sich ziehen und dies gab vor allem den Jüngeren unter ihnen die Möglichkeit, sich hervorzutun, sich einen Namen zu machen vor dem Herrn.

Die kleine Angelika hatte sicherlich allzu forsch ihre Ahnen beleidigt, sich zu altklug gegeben, das sah ihr ähnlich und nun hatte das Mondenkind das schlimmste aller Schicksale unter ihnen zu tragen: Autarkis. Das Blut gestohlen. Ohne Aurores Wort und ohne Aurores Anwesenheit war sie fortan nicht mehr zu beachten. Ihr gesellschaftlicher Stand irreparabel. Ein Kindermund-Orakel für Aurore allein. Wieviel die weiße Prinzessin von dem Mondenkind hielt, dass sie selbst eintrat, obwohl das Blut des Malkav sie verfemte. Also hatte Angelika noch mehr Wert. Er wußte um die eine Sache. Angelika hatte es ihm selbst anvertraut einst. Wie würde der Hofgelehrte Ferrucio nun wohl agieren? Würde er den Kopf Angelikas trotzdessen einfordern für das gestohlene Blut?

Abschätzend und doch dankbar blickte der Lasombra-Herold zum verehrten Hofgelehrten herüber.

Die weiße Königin musste sich ihrer Hausmacht doch sehr sicher sein, wenn sie derart viele Amtsträger in die Ferne fortschickte als Botschafter. Was auch immer mehr dahinterlag, es blieb Macario bislang verborgen. Eines jedoch wußte er, dass der schwarze Seneschall diese Möglichkeit ergreifen würde, bald, vielleicht sehr bald. Dies musste auch Aurore wissen. So blieb nur der eine Rückschluss: Aurore zeigte sich bewußt schwach und verletzlich, um die Feinde endlich hervorzulocken und einen neuen Krieg zu führen.

Bei der Ernennung des Brujahs Gabriel Ducas zum Herold erwachte der Gedanke an den Drachen Toma, der sich einst als "Erster Herold" betitelt hatte. Eine solche Geckigkeit war dem Geistlichen fremd und doch zwang der Gedanke Macario ein kurzes erheitertes Schmunzeln an den Mundwinkel.
Es stand nicht zur Frage, dass er über Ducas stand. Dafür waren keine Ämter oder Titel zu tragen. Er würde den Gelehrten schon noch unterweisen in vielerlei Dingen.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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Il Canzoniere
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Mit einem Wink in Richtung Lucios stieß Aurore den nächsten Punkt bereits an, während Lydiadas noch in den Verkündungen war. Mit einem unauffälligen Rückzug, der trotz seiner Statur, beachtlich leise und dezent war, machte sich der uralte Ghul daraufhin auf und steuerte auf jene Tür zu durch die auch Aurore den Saal betreten haben mochte und die ein Loch in der Wand hinter dem Thron füllte (wenn auch nicht direkt hinter diesem).

Noch ehe der Seneschall geendet hatte, trat der Allesfresser wieder hervor einen in einen Sack verpackten Körper über der Schulter tragend. Er schritt damit vor den Thron und ließ ihn in dem Augenblick fallen, als Lydiadas endete. Statt jedoch innezuhalten, machte er auf dem Fleck kehrt und steuerte den Ausgang erneut an. Offenbar um einen weiteren Körper her zu schleppen.

Der erste Körper vor dem Thron war unter diesem Sack schwer zu identifizieren, jedoch waren die Füße, die barfuß aus dem oberen Teil des Sacks herausschauten, eindeutig die eines Frauenkörpers. Regungslos lag sie da, sicherlich durch mehr gebunden als durch einfache Schnüre und Fesseln. Der zweite Sack, der kurz darauf unsaft vor dem Thron abgelegt wurde, hatte andere Konturen als der erste. Seine - abermals barfüßigen - Füße deuteten auf eine männliche Gestalt hin.

Der Allesfresser packte nun erneut die erste Gestalt, öffnete die Verschnürung und richtete sie sitzend auf, zog ihr den Sack über den Kopf und enthüllte eine bleiche Frau, die einst einmal voller Leben gewesen sein musste. Einigen wenigen kam sie gar bekannt vor, auch wenn es nahezu abstrus war sie in diesem Kontext wiederzusehen. Benedetto lächelte feinsinnig. Ferrucio runzelte die Stirn und blickte zu Ilario hinüber, wohl um zu sehen ob dieser ebenso überrascht war wie er selbst.
Bild

Aurore erhob nur leicht die Stimme, wohl um keine große Unruhe aufkommen zu lassen und jene die vermuteten das mehr hinter dieser Sache steckte direkt ins Schweigen verbannte: "Aufgrund des mehrfachen Verstoßes gegen die erste, zweite, dritte und vierte Tradition verurteile ich Rosa, Kind des Giacomo di Nicolo, Kind der Acacia della Velanera, Ancilla des Clans der Schatten zum Tode. Außerdem heiße ich die Vernichtung ihrer beiden illegal gezeugten Kinder, Eleonora und Francesca aus der Linie Acacia della Velaneras durch meine Geißel, Arash vom Clan des Tiers, für gut. Hätte er sie nicht vernichtet, hätten wir es ebenfalls heute hier getan." mit einem Wink erlaubte sie dem Allesfresser jene zierliche Gestalt unter den Achseln zu greifen und rückwärts über den Boden zu schleifen. Jeder konnte nun den aus ihrer Brust ragenden Holzpflock sehen.

Einige Meter vom Thron entfernt ließ Lucio dann ihre Hände und ihren Oberkörper zu Boden klatschen und machte einen Schitt zur Seite, blickte zu Aurore hinüber. Jene warf einen stirnrunzelnden Blick zu dem in einer Ecke liegenden Arash hinüber, ließ den Blick dann zu Benedetto gleiten der vor wenigen Minuten um den gleichen Posten wie Arash gebeten hatte. Dieser seufzte und griff zu einem winzigen Messer, vielleicht gerade einmal groß genug einen Apfel zu schneiden, als Aurore Lucio zunickte: "Erledige du das, Lucio." Der so angesprochene nickte ergeben, zog das an seiner Seite befindliche Kurzschwert römischer Machart kniete sich nieder und griff jene unglückliche Gestalt mit festem Griff in die Haare. Er hob ihren Kopf an und setzte die Klinge auf den Hals. Dann sah er abermals zu seiner Herrin auf die mit einem ein wenig zu genüßlichen Gesichtsausdruck einmal knapp nickte.

Ein glatter, einzelner Schnitt mit einer scharfen Klinge und ziemlich viel Kraft dahinter und der Allesfresser trennte den Kopf sauber vom Körper der Verurteilten. Er hielt ihn an den Haaren einmal in die Höhe und drehte sich dabei langsam im Kreis. Alle Beobachter konnten sehen wie der soeben noch frische, lebendig wirkende Kopf sofort mit der Alterung begann. Noch ehe sich der Allesfresser einmal im Kreis gedreht hatte, fiel ein halb skelletierter Schädel klappern zu Boden.
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I Tarocchi
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Das Urteil und dessen Vollstreckung war etwas, dem sich keiner im Saal ganz entziehen konnte oder wollte. Am Ende waren sie alle Bestien, oder nicht? Am Ende waren sie alle Rivalen um Blut, um Macht, um Ansehen. Die Traditionen galten für alle und wer sie mißachtete, war Urteilen wie diesen ausgeliefert.

Dies war die harte Seite der Gesellschaft, die sonst so versponnen wirken konnte, kompliziert verwoben, für einige sogar dekadent oder einfach nur verwirrend, erdrückend, undurchsichtig. Hier aber gewann ihre Macht eine Klarheit, die jeder verstand. Klar und gerade wie die Schneide der Klinge in den Händen des Allesfressers.
"Autarkis" konnte einem Todesurteil gleichkommen. Ohne Aurores Gnade wäre Angelique vielleicht schon jetzt Asche - und wenn nicht jetzt, dann ebenso leicht in einer anderen Nacht. Das Todesurteil war dagegen weit schneller und einige würden vielleicht sagen, gnädiger. Ein Schnitt und die blutgetränkte Stärke des Allesfressers und es war vorbei.

Es hatte keine Worte der Verteidigung gegeben, der Erklärung, irgend etwas. Hier, an dieser Grenze der Traditionen, waren alle Worte, Wünsche und Beteuerungen wertlos.

Ferrucio bezeugte das Urteil mit starrer Miene. Sein Blick hatte lange auf Angelique geruht, klar und stechend. Liutprands Miene wirkte grimmig und entschlossen. Was hier geschah, musste sein. Adamo schien das Todesurteil nur am Rande zu bemerken, wenn überhaupt, doch Giada sah umso intensiver hin. Freute sie sich über die endgültige Gewalt, die endlich mit all den Torheiten der Neugeborenen aufräumte? Oder vielleicht einfach nur über die rohe Demonstration der Macht?
Weihlaers Blick wirkte glasig und betroffen, doch auch er wandte ihn nicht ab als wäre er es der Fremden schuldig, wenigstens ihr Ende mit offenen Augen zu bezeugen. Liviu Cosma schien nicht recht zu verstehen - sein Blick hing noch voller Mitgefühl und Unverständnis an Angeliques Gestalt und die neuerliche Entwicklung war womöglich zu viel, um es zu fassen. Salvador dagegen hatte die verschränkten Arme gelöst. Seine Nasenflügel bebten als würde er nicht nur nach dem Anblick von Asche und Knochen gieren sondern auch nach jenem schweren, süßen Duft von Vitae.

Dies war nur das erste Urteil gewesen, das vollstreckt wurde.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Angelique Autarkis...Er kannte dieses Wort nicht, aber nach dem was berichtet wurde, war sie nun also ausgestoßen? Keine Malkavianerin mehr oder was?
Er kratzte sich unschlüssig am Kopf.
Bedeutete das was für ihn? Wenn seine Fürsprecherin nun geächtet war?
Ja sicherlich nichts gutes, aber seine Aufnahme war bereits abgenommen im Wissen Aurores, dass Angelique ja bereits verdammt war. So würde da wohl nichts weiter draus erwachsen, was ihn erst einmal beruhigt.

Dann kam die erste Hinrichtung.

Paolo hatte keine Ahnung wer Rosa war. Anhand ihrer Ahnenlinie verstand er aber, dass diese Hinrichtung bedeutend war. Sie gehörte doch damit auch zu Lydiadas’ Linie, nicht?
Interessant, dass dies nicht angesprochen wurde von der Herrscherin, die ja auch nicht freiwillig diesen Seneschall hatte.
Wollte sie dennoch keine Zwietracht offen zeigen?

Es war auch das erste mal, dass er einen Kainitenkörper sterben sah und so starrte er diesen auch mit weit geöffneten Augen und Mund an.
Es ging so schnell...und plötzlich war fast nichts mehr übrig von dieser einst schönen Frau.

Dennoch war der Geruch und auch der Anblick der herausrinnenden Vitae schon genug gewesen, diese weig nagende Gier in seinen Eingeweiden zu wecken. Sie döste nicht mehr ewig grummelnd vor sich hin, sondern knurrte nach dem Leben.
Unbewusst schoben sich seine Fangzähne hervor, was Paolo selbst erschreckte und sich die Hand kurz vor den Mund halten ließ. Es war ja kein Problem in dieser Umgebung, es war ihm nur zu überraschend geschehen und für eine Weile schaute er niemanden und nichts mehr an, war nur noch darauf fixiert, die Gier unten zu halten und wieder in ihren grummelnden Zustand zurückzudrängen.
Jemanden hier anzufallen wäre sein Todesurteil, wie könnte selbst diese Bestie das wollen…
-

Spoiler!
Hungerrasereitrigger: Sicht von Blut: 4

8, 7, 5, 1
4, 3, 3, 2
9, 8, 5, 4

Nach 3 Runden überwunden.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Roya
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Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Roya »

Roya hatte die restlichen Ankündigungen mehr oder minder interessiert verfolgt, betrafen sie doch die neu angereiste Malkavianerin nicht. Vielmehr nutzte sie die Zeit, die anderen Anwesenden verborgen zu mustern. Erst als davon gesprochen wurde, wie die Entscheidung der Alten ihres Blutes ausgefallen war, legte sich ihr Kopf fragend zur Seite, während sie dem Blick des Seneschalls auf das Kind gefolgt war. Angelique. Eine Autarkis.

Ihr Daumen trieb sich nachdenklich tiefer in die Wunde ihrer Handinnenfläche, als sie ihren Fehler bemerkte, zusammenzuckte und ihre Zähne dabei hinter verschlossenen Lippen aufeinanderbiss. Ungläubig und distanziert betrachtete sie die kleine Gestalt, bevor ihr Blick zu Aurore fand, ob ihres Patronats, gemeinsam mit einem Kippen ihres Kopfes in die andere Richtung.

Roya führte ihre Hände noch näher zu ihrem Herzen. Oh Jamal. Aurore ist besonders. Andächtig betrachtete die Malkavianerin die Schönheit jedweder sterblicher Maße auf dem Thron einen fast ungebührlich langen Augenblick, bevor sie zu dem Kind sah, welches sich bei dem Prinzen bedankte in einer Form, die ihr die Stirn runzeln ließ, was sich jedoch nur an der Stelle zwischen ihren Augen sichtbar wiederspiegelte.

Als der erste Körper von Lucio im fast selben Moment vor den Thron fallengelassen wurde, zuckte Roya nach hinten weg und duckte sich in eine defensive Haltung, als würde sie im nächsten Moment damit rechnen, dass der Sack aufspringen würde und wütend um sich rasen. Als er jedoch derart ruhig blieb, bewegte sich ihr Kopf schlangenartig langsam von der einen, auf die andere Seite, während sie sich tiefer hockte und ihr Haupt interessiert ein Stück weiter nach vorne reckte, ob der Seltsamkeit der Situation, während sie diese aus der Ferne interessiert vorsichtig beschnupperte und beäugte.

Als die Frau genannt Rosa alsdann mittiger in den Raum gezogen wurde, nachdem ihr Schicksal verkündet worden war, drehte sich die Malkavianerin mit, während sie den Pflock in jenem Herzen nachdenklich fixierte, sich dann jedoch einen Schritt nach hinten distanzierte, während sich ihre Nase kräuselte. Roya hielt offenkundig ganz und gar nichts von diesem ganz und gar barbarischen Brauch und machte daraus auch keinen sonderlichen Hehl. Vielmehr schüttelte sie demonstrativ ihren Kopf, als Lucio das Schwert zog und Jene nur einen Bruchteil später würdelos vor ihrer allen Augen enthauptete.

Dennoch konnte sie ihre grauen Augen nicht davon losreißen, als sich in ihnen die urtümliche Gier des Tieres spiegelte, ob des dargebotenen und faszinierenden Schauspiels des Zerfalls, während sie getränkt vor Abscheu gegenüber diesem Gefühl und der ganzen Inszenierung kainitischer Machtdemonstration aufblitzten. Entsprechend war sie in ihrer Rückwärtsbewegung erstarrt, regelrecht eingefroren, während ihr Haupt erhoben war und ihre Lippen geöffnet, aufblickend zu eben dem abgetrennten Kopf der ihnen allen präsentiert wurde als Warnung, wie mit eben Jenen verfahren wurde, die in Genua mit den Traditionen brachen oder sich dagegen auflehnten.

Die Malkavianerin leckte sich noch einmal über ihre Lippen, vorbei an ihren ausgefahrenen Fangzähnen, bevor sie ihren Rücken rund machte, um sich von dem Thron, aber auch der Bühne inmitten ihrer aller, bewusst zurückzuziehen. In ihrem Gesicht spiegelte sich weiter der Ekel, einerlei wie beeindruckend die rohe Kraft Lucios gewesen war, mit dem er freimütig erledigt hatte, wozu ihn der Prinz aufgefordert hatte, der Geissel oder auch dem neuen Blutvogt dadurch jene schmutzige Arbeit ersparend. So hockte sie selbst nun etwas weiter abseits und zurückgezogen von denen, die sich selbst glorreich kainitische Gesellschaft Genuas schimpften.
Am Ende einer Nacht sollten deine Füße dreckig sein, dein Haar zerzaust und deine Augen leuchten.
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Il Canzoniere
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Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [1078] Das Bouquet der Debatten [Hof, Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Vitae.

Die Kreispräsentation des Allesfresser verteilt den auf hundert Meter für jeden Kainiten unverkennlichen Geruch im Raum. War dies Absicht? Wollte er oder gar seine Herrin jene herausfiltern die unbedacht genug waren auf einem Hof nicht wohlgenährt aufzutauchen? Oder war es vielmehr Teil des sizilianischen Protokolls mit dem die Ahnen der Nacht ein wenig Amüsement in ihre Versammlungen hineinbrachten? War es Zufall? Dem zeremoniell geschuldet und zwar grausam aber ohne böswillige Intention?

Wie dem auch sei, hier und da sah man Reißzähne aufblitzen. Salvador allen voran, roch genüsslich, die Nase in der Luft, die Zähne entblößt. Liviu der plötzlich still und einsam wirkte, nach innen gerichtet, mit sich selbst kämpfend, die Bestie langsam aber sicher niederringend. Keine Eskalation an dieser Stelle.

Anderswo jedoch schon. Benjamin, der sich ein wenig weiter hinten gehalten hatte und den die Auseinandersetzung mit Arash wohl mehr Blut gekostet hatte als es den Anschein nahm, krümmte sich zuerst als langsam die Reißzähne ausfuhren und die Gier in seinen Blick stieg. Eins... zwei Schritte machte er auf den Allesfresser zu, oder genauer auf jenes, den betörenden Geruch verströmende Bündel Haare in dessen Händen, dann fauchte er, als auch die Bestie erkannte das jene Vitae unerreichbar geworden war, mit dem raschen Verfall des kainitischen Körpers Rosas.

Die Gier im Blick sah sich das Tier des Assamiten nach einer anderen Quelle für seinen Durst um. Und entdeckte dutzende...
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