[1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

[Januar '23]
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Drita
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[1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Im Elysium wartete eine Nachricht auf Vincente. Das Schreiben war auf Latein verfasst, aber auf der Rückseite fand sich eine Übersetzung in Italienisch. Im Zweifelsfall würde der Ghul diese auch vorlesen. Die Tinte wurde offensichtlich mit Blut gemischt.
An meinen Bruder im Blute,
Vincente Carlos,
Neugeborener der Lasombra,
Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra,

ich bin derzeit als Gast des Prinzen von Genua in der Domäne und werde einige Zeit hier verweilen. Daher ist es mir ein Bedürfnis die Mitglieder des Clans in Genua schnellstmöglich kennen zu lernen und euch die Gelegenheit zu bieten euch vorzustellen.

Da ich momentan noch auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft bin, werde ich euch zu Mitternacht in 7 Tagen nach Erhalt dieser Nachricht im Elysium erwarten.

Drita
Ancilla vom Clan Lasombra
Zuletzt geändert von Toma Ianos Navodeanu am Di 3. Jan 2023, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Aus Giada Vincente gemacht
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente blickte missmutig auf das Schriftstück, dass in einer Sprache verfasst war, die er nicht verstand. Da hätte der Absender genauso gut auch Rauchzeichen verwenden können, bei denen hätte er mit Raten vielleicht sogar noch per Zufall die richtige Bedeutung treffen können. Er drehte das Schriftstück hin und her, vielleicht war auf der Rückseite ein Siegel oder ein anderer Hinweis angebracht. Er entdeckte auf der Rückseite einen weiteren Text, der offensichtlich in Italienisch verfasst war. Er erkannte ein paar der einfachen Worte, aber seine Lehrstunden waren noch nicht so weit vorangeschritten, dass er des Lesens fähig gewesen wäre. Auch sah die Farbe der Tinte komisch aus und als er daran schnupperte nahm er den Geruch von Blut wahr.

Er gab das Schreiben an den Ghul zurück und bat diesen ihm den Text vorzulesen. Anschließend ließ er diesen den Text noch einmal wiederholen, da ihm ein paar Feinheiten darin aufgefallen waren. Ihm war das fehlende „werter“ bei seinem Namen nicht entgangen, und da er mit dem Schreiber nicht freundschaftlich oder überhaupt bekannt war und ein Alter es sicherlich besser wusste, musste er das als klare Ansage an seinen Stand betrachten.

Auch fragte er sich unweigerlich, durch was oder wen er im Dunstkreis des Ancilla erschienen war. Letztlich war es auch weniger ein „ich freue mich darauf, eure Bekanntschaft zu machen“ und mehr ein „tanzt an und stellt euch mir gefälligst vor“. Nicht mal Iulia, Ilario oder Giada hatten der gleichen von ihm verlangt.

Er ließ sich Zeit mit der Antwort und drehte eine nachdenkliche Runde durch die Gartenanlage, um sich eine Antwort zu überlegen. Anschließend bat er den Ghul folgende Nachricht an Ditra zu überbringen:

„An die verehrte Drita, Ancilla vom Clan der Lasombra,

Habt Dank für euer Schreiben und die Einladung zu einem Treffen. Ich werde wie gewünscht zum genannten Termin am Pavillon auf dem Gelände des Elysiums auf euch warten, so euch dieser Treffpunkt genehm ist. Falls ihr einen anderen Ort im Elysium vorzieht, so lasst es mich bitte wissen. Ich werde rechtzeitig bei den hiesigen Dienern entsprechend nachfragen.“ Anschließend bat er den Dienern das Schreiben mit den üblichen Abschiedsfloskeln zu versehen und an Ditra oder einem entsprechenden Diener zu überbringen.
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Fragen über Fragen. Das Schreiben blieb die Antworten dazu schuldig.

Dafür nahm sie die Antwort des Neugeborenen wohlwollend zur Kenntnis. Bis auf eine Kleinigkeit, über die sie hinweg sehen konnte. Das würde Drita aber vor Ort klären und bewusst erst pünktlich da sein.

Es kam in den sieben Tagen keine erneute Nachricht. Dafür erschien die Lasombra in einem einfachen dunkelblauen Kleid. Sie trug darüber einen leichten Umhang, der von einer Brosche gehalten wurde und legte gerade den Schleier, den sie normalerweise auf den Straßen trug ab. Vielleicht wirkte sie ein wenig gehetzt - nicht ganz so sicher, wie sonst - aber wer konnte das schon wissen, wenn man sich das erste Mal sah.

Drita trat unter den Pavillion und damit auch den persönlichen Raum von Vincente. Sie kam nicht zu nah, aber ihre Präsenz war auf jeden Fall vorhanden und spürbar. Kein Wort verließ die Lippen, ihre Augen lagen wartend auf dem Neugeborenen.
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente hatte sich in Vorbereitung auf das Treffen gesäubert, den Bart stutzen und die Haare der Mode entsprechend legen lassen. Ihm war an diesem Abend jedoch nicht sonderlich nach Prunk, daher wählte ein paar einfache Hosen und ein rotbraunes Hemd, das an den Rändern umstickt war. Ein breiter Ledergürtel war darüber geschlungen und taillierte seine Erscheinung. Als einzigen Schmuck hatte er den Armreif und die Ringe aus Schiffsnägeln angelegt. Gegen die Kälte der Nacht hatte er sich einen grauen Wollumhang um die Schultern gelegt. Zum Glück regnete es nicht, allerdings fragte Vincente sich, ob der leichte Wind seine Friseur ruinieren würde.

Er hatte sich rechtzeitig auf den Weg gemacht und sich entsprechend bei den Dienern erkundigt, ob es von Drita eine neue Nachricht an ihn gäbe. Anschließend war er zum Pavillon gegangen, um dort auf sie zu warten. Dazu hatte er ein Plätzchen gewählt, an dem er etwas Wind geschützter stand und gleichzeitig Kommen und Gehen um den Pavillon herum beobachten konnte. Er lehnte entspannt an einer Säule, den Mantel hatte er dabei so zurückgeschlagen, dass ein Kommender sehen konnte, dass er den Regeln entsprechend unbewaffnet war.

Als er Schritte hört, die sich ihm näherten, richtete er sich auf und blickte in die Richtung, aus der sie kamen. Er musterte die Gestalt und als sie nahe genug war, verneigte er sich vor ihr, wie es einem Ancilla zustand. „Die Nacht zum Gruße, verehrte Drita, Ancilla vom Clan der Lasombra“, begrüßte er sie. „Ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen. Wenn ich mich bei euch persönlich vorstellen darf: Ich bin Vincente Carlos, Neugeborener aus dem Clan der Lasombra, Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra.“ Anschließend wartete er respektvoll, bis das Wort an ihn gerichtet wurde.
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Als Vincente zur Verneigung ansetzte, lächelte die Ancilla tatsächlich freundlich - ein Lächeln, dass jedoch direkt wieder erstarb. Sie musterte den jungen Kainiten eine Weile, schritt sogar um ihn herum, um ihn als ganzes zu betrachten.

"Die Grundlagen sind also vorhanden. Hast du jemanden, der dir hilft die Kanten abzufeilen?"

Den kleinen Fehler in seinem Brief, hätte Drita fast schon übersehen können. Vielleicht hätte eine kleine Geste ausgereicht, um ihn zu korrigieren. Aber das konnte sie einfach nicht unangesprochen stehen lassen. Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach Drita weiter.

"Andere Ancillae sind wahrscheinlich weniger nachsichtig. Vor Allem die, die nicht von unserem Blut sind werden jede noch so kleine Möglichkeit nutzen uns zu diffamieren. Es sind oft nur Details, wie... das fehlende Warten nach der Verbeugung, bis der Ancilla oder Ahn das Reden und damit die Vorstellung gestattet. Dein Fehlverhalten wird auch auf die Älteren deines Blutes zurück fallen... ... daher gebe ich dir diesen Rat kostenfrei: Etikette macht uns zu Kainiten. Lerne Sie als Schwert und Schilf zugleich zu führen. Und sei dir nicht zu fein, dir im Zweifel jemanden zu suchen, der es dir beibringen kann."

Es war nur eine kleine Rüge - vielleicht handhabte man das ja in anderen Domänen tatsächlich Anders? Die Worte waren eher freundlich als harsch gesprochen, von einer Stimme, die man die ganze Nacht hören wollte. Nun, da Drita wieder vor Vincente stand, deutete sie mit den Fingern, dass dieser sich erheben durfte.

"Ich freue mich euch kennen zu lernen, Vincente. Ich bin Drita, Ancilla unseres Blutes. Begleitet ihr mich durch das Labyrinth? Ich habe es noch nicht von innen betrachten dürfen." Und da war er: Der kleine Wink, dass ein Ancilla immer sein Schlachtfeld selbst bestimmte und sei es auch erst zu einem Zeitpunkt, an dem die Jüngeren keine Möglichkeit hatten sich auf den neuen Umstand vorzubereiten. Und zugleich der Wechsel weg von dem rügenden Du, hin zu einer respektvolleren Ansprache.
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente kam sich ein wenig wie ein Pferd vor, als er so umrundet und begutachtet wurde, und der zynische Teil seiner Persönlichkeit fragte sich, ob man ihm noch in den Mund schauen würde, bevor man ihn kaufte oder doch lieber zum Schlachter schickte.

Und wieder das Etikette-Elend, dachte er verdrossen. Wenigstens zieht sie mir nicht die Hosen runter, wie es andere schon getan haben.

Er bedankte sich mit einem anerkennenden Nicken für den Ratschlag, verzichtete jedoch darauf sich in Ausflüchte zu stürzen. Er fügte lediglich ein, „Ich bin bemüht, meine Kanten abzulegen“, als Eingeständnis, dass er sich seiner Fehler bewusst war und daran arbeitete, hinzu. „Da man jedoch auf diesem Gebiet niemals zu viel lernen kann, wäre ich dankbar, falls ihr in Zukunft Zeit erübrigen könntet, mir auf diesem Gebiet weiter behilflich zu sein. Ich würde meine Fehler gerne beheben, um dem Clan keine unabsichtliche Schande zu bereiten.“ Es würde ihm sicher so manch eine peinliche oder unangenehme Situation ersparen. Zwar hatte Giada ihm ihre Hilfe auf dem Gebiet angeboten, aber Etikette erschien ihm auch sehr persönlich geprägt, womit die Frage blieb, ob Giadas Ansichten bezüglich einer Person nur die Ihren waren, oder auch von anderen geteilt wurden. Es erschien ihm daher nur natürlich, dass er sich verschiedene Lehrer suchte, um so einen möglichst großen Wissenspool auszuschöpfen. Und Etikette oder ein Mangel an dieser erschien Drita wichtig, weshalb ihre Hilfe auf dem Gebiet nicht unwahrscheinlich war.

„Ich selbst habe noch keine Gelegenheit gehabt, das Labyrinth zu erkunden. Es würde mich freuen, dies in eurer Gesellschaft zu tun.“ Dann besteht die doppelte Wahrscheinlichkeit, dass wir es auch wieder hinaus schaffen. Vorausgesetzt, das Gespräch nimmt keine furchtbaren Wendungen.

Er blickte sich um, um sich zu orientieren. Einen Teil des Elysiums hatte er bei vorherigen Besuchen schon erkundet, und er glaubte zu ahnen, in welcher Richtung das Labyrinth lag. Er war jedoch nicht so dumm, um sich an die Spitze des Weges dahin zu setzen. Vielmehr überließ er es seiner Begleitung den Weg dahin zu wählen und hielt sich anschließend so neben ihr, dass er nicht direkt neben ihr lief, jedoch auch nicht so weit hinten, dass ein Gespräch nicht mehr möglich war. Dann wartete ab, ob Drita in Plauderei verfallen würde, oder direkt den Grund für das Treffen ansprach.
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Noch formbar..., war der Gedanke von Drita und sie ließ ihren Blick noch einen Moment auf dem Jüngeren liegen. Schließlich setzte sich die Ancilla in Bewegung, beobachtete, ob und vor Allem wie Vincente folgte. Drita schien hier jedoch wieder zufriedener gestellt, also nahm sie ihm die Last der Anspannung ein wenig von den Schultern, indem sie leicht ihren rechten Arm hob, damit er seinen darunter legen konnte - oder machte sie es damit nur noch schlimmer? War das Ganze ein Test, während die Beiden auf das Labyrinth zugingen?

"Einsicht ist der Erste Schritt. Ihr habt recht, wenn ihr sagt, dass man nie auslernt, was die Etikette anbelangt. Und es ist auch immer gut mehr als einen Lehrer zu haben. Einen Ratschlag ab und an ist etwas, was ich euch immer geben kann. Denn, wie ich schon sagte, wird euer Verhalten, wenn wir als euer Clan eure Fehler nicht abfeilen können, auch auf uns zurück fallen. Auf den hoch verehrten Lydiadas, auf den verehrten Ilario und auf mich. Und dann auch auf die anderen Neugeborenen. Ich persönlich lege wert auf meinen Ruf und ich bin mir sicher, dass Andere das auch tun... er ist das einzige, was wahrlich uns gehört und mehr wert, als unser restlicher Besitzt zusammen."

Die Ancilla lächelte freundlich zu Vincente hinüber. Jede Strenge war momentan aus ihren Zügen verschwunden.

"Ich kann gewiss auch meine Zeit für eine intensivere Ausbildung zur Verfügung stellen. Allerdings... wird dies etwas kosten. Ein kleiner Gefallen, einen Menschen für meine Herde, etwas Anderes. Wir werden uns da sicher handelseinig. Ihr müsst das auch nicht jetzt entscheiden."

Mit der freien Hand winkte Sie ab.

"Aber darum sind wir nicht zusammen gekommen, oder? Erzählt mir ein wenig über euch. Wer seid ihr? Wo kommt ihr her?"
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente sah kein Problem darin, sich von einer Frau führen zu lassen. War es nicht sogar bei den reicheren Menschen Usus, dass Damen ein Arm angeboten wurde, während man spazierte und flanierte? Sicherlich war es mehr aus Gewohnheit und Stand, denn als aus Notwendigkeit am Stolpern, Ausrutschen und Fallen gehindert zu werden. Drita wäre nicht Ancilla geworden, wenn sie nicht mit dem Saum eines – und insbesondere ihres - Kleides zurecht käme. Auch, wenn der Vorstellung ein ganz eigener Humor inne lag...

Alles in allem erschien ihm die Geste als Zeichen des Wohlwollens und er sah keinen Grund darin, sie deswegen womöglich vor den Kopf zu stoßen. Also nahm er den angebotenen Arm an und legte seinen unter ihren. Auch, wenn ihr Arm auf seinem lag, so glaubte er nicht eine Sekunde daran, dass er die Führung inne hatte, auch wenn es vielleicht für Außenstehende so erscheinen mochte.

Vincente brauchte ein paar Schritte, bis seine sich der Schrittlänge und dem Tempo von Drita angepasst hatten, dann fiel er neben ihr in den Takt. Den Arm ließ er dabei locker genug, damit er mögliche Bewegungen ihres Armes wahrnehmen konnte, sodass er ihr durch die Anlagen des Elysiums folgen konnte, ohne dass es sie mehr als einen kleinen Druck in die gewünschte Richtung gekostet hätte.

„Ich freue mich, dass ihr in Erwägung zieht mir diesbezüglich zu helfen. Etikette kann man sicherlich auch mit dem Alter erlernen, nur wird man leider nicht sehr alt werden, wenn man sie nicht beherrscht. Noch wird man es je zu etwas bringen. Gerne können wir die Details eines Unterrichts bei Gelegenheit näher besprechen.“ Er selbst hatte gehofft, auch ohne Etikette voranzukommen. Genua hatte ihn des Besseren belehrt. Aber es würde ihm nicht schaden, wenn er sich diesbezüglich schulte. Es war nun einmal unumgänglich, dass er sie brauchen würde, solange er kein Einsiedlerdasein auf seinem Schiff führen wollte.

Die Frage zu seiner Person ließ ihn nachdenklich werden. Schließlich hatte sie ihn um ein Treffen gebeten, sie musste also zumindest schon seinen Namen gehört haben. Er fragte sich somit, ob sie wirklich so wenig wusste, wie sie vorgab. Oder ob hinter ihrer Frage nicht vielleicht mehr steckte.

„Da ihr euch an mich gewandt habt, scheine ich euch bereits in irgendeiner Form bekannt zu sein, sonst hättet ihr nicht gewusst, dass ich mich derzeit in Genau aufhalte. Darf ich fragen, woher ich euch bekannt bin und was für Informationen euch bereits vorliegen? Ich kann eure Frage dann besser beantworten.“, fragte er vorsichtig.
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Ohja. Es fehlte ihrem Bruder an Feinheit. Die Gesten so ungeübt... so erzwungen. Aber er bemühte sich und das war weit wichtiger als Talent. Jemand mit dem Willen etwas zu tun konnte soviel mehr zu erreichen, als jemand, dem es in die Wiege gelegt wurde und dort verkümmerte.

Ihr Arm lag federleicht auf seinem und trotzdem schaffte Drita es zu führen. Es waren kleine Nuancen an Druck und Bewegung. Nicht viel, denn es war auch nicht viel notwendig.

"Etikette... es ist die Musik, zu der wir tanzen. Es ist der Tanz selber. Es ist der Takt... die Melodie... die Töne... jeder Muskeln, die die Beine bewegt... jeder Atemzug, den die Musiker für ihre Laute brauchen. Etikette ist einfach Alles davon. Und zugleich ist Nichts davon ohne Etikette. Gutes Benehmen heist sich in jeder Situation angemessen benehmen zu können... durch Worte oder Taten. Sei es im Elysium, vor dem Thron eines Ahnen... im Gespräch mit einem Kind. Das schließt auch unerwartete Situationen ein. Ihr braucht sie um weiter zu kommen... ... um eines Tages Ancillae zu werden. Ohne Etikette... werden das die wenigsten... ... und wer mit 300 Jahren noch Neugeborener ist... ... ist wahrscheinlich schwach... und wird irgendwann von Jüngeren, die ihren Wert verstanden haben, vertrieben oder vernichtet."

Das war sie also. Die erste Lektion - wenn es denn noch die Erste war. Wahrscheinlich war der Übergang da eher fließend.

Die Ancilla grinste bei seinen Worten. Lächelte dann entschuldigend.

"Ich muss euch enttäuschen: Ich habe mir nur Namen und eine Beschreibung meiner Clansmitglieder organisiert und nicht mehr. Es war ein Handel... ein Austausch von Gefälligkeiten. Ich wollte wissen, wen ich anschreiben muss... Ahnen... Ancillae... ... Lasombra und schließlich andere Würdeträger. Die ersten Wochen in einer neuen Domäne sind so... aufregend. Nicht wahr?"
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Die Art wie sie Etikette mit Musik verglich und in den Beschreibungen zu schwelgen schien, erinnerte Vincente an die Gespräche über Kunst, die er mit Livu geführt hatte. Vielleicht ähnelten sich die beiden in ihrer Vorliebe dafür. Es war auf jeden Fall interessant und er fügte es als Puzzlestück zu dem Bild, das er sich von ihr machte, hinzu.

Da sie gerade so offen über das Thema Etikette sprachen, nahm er seinen Mut zusammen, um eine weitere Frage zu stellen. „Vielleicht gestattet ihr mir noch eine Frage zur Etikette...“, begann er. „Falls ich offen sprechen darf?“

Er wartete auf ein entsprechendes Zeichen, ob er fortfahren durfte. So er ihre Geduld zu diesem Thema noch nicht erschöpft hatte, würde er sagen: „Ich verstehe, dass Etikette nötig ist, damit wir uns … nun ja, letztlich nicht an die Kehlen gehen und womöglich gar die Stille aufgrund unbedacht gesagter Worte brechen...“ Auf vergangenen Veranstaltungen hatte es schließlich den ein oder anderen Moment gegeben, bei dem ein Wortwechsel sehr leicht auch anders als nur mit Worten hätte enden können. Er erinnerte sich zum Beispiel an die Auseinandersetzung von Gabriel und Arash, bei der sich die Situation doch schnell recht zugespitzt hatte. Und das alles ohne einen einzigen Schlag...

„Ich bin noch zu jung und kann daher noch nicht auf die entsprechenden Erfahrungen zurückgreifen, daher wäre ich an einer Einschätzung eurerseits interessiert. Ihr wandelt bereits länger durch die Nacht und habt euch über die Jahre euren jetzigen Stand in der Gesellschaft erfolgreich erarbeitet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr die Etikette und ihre Spielregeln versteht und beherrscht, welche ja wie ihr sagt, für unsereins eine so wichtige Rolle spielen.“ Er hoffte ihr mit diesen Worten nicht unabsichtlich zu nahe getreten zu sein oder falsche Vermutung geäußert zu haben. „Was ich mich gelegentlich frage... nun … die Essenz der Frage lautet wahrscheinlich: wenn ein jeder nur sein höflichstes Gesicht zeigt, wie soll man dann das echte dahinter erkennen? Wie soll man erkennen, was gemeint ist, wenn nicht gesagt wird, was man denkt?“ Ein Lächeln konnte freundlich sein, oder nur dazu dienen Zähne zu zeigen. Wie sollte man den Unterschied erkennen, wenn alles in nette Worte gekleidet war?

Dass er mit seinen Worten die Anchilla zum grinsen brachte und diese es so offen auch zeigte, statt eine eher ernste Miene zur Schau zu tragen, erstaunte und faszinierte ihn. Auch dies fügte er seinem Bild von ihr hinzu.

Er griff den Humor auf, den sie an den Tag legte und zeigte seinerseits welchen. Er lachte. „Und ich dachte schon, ich hätte einen Ruf, der mir voraus eilt und von dem ich noch nichts weiß“, scherzte er. Wenigstens hatte sie noch nichts Schlechtes von ihm gehört. „Nur die ersten Wochen? Für mich fühlt es sich noch immer so an, als wäre ich gestern erst in Genua angekommen.“ Er wurde wieder etwas ernster, als er über die Frage zu seiner Person nachdachte.

Wie soll ich mich am günstigsten vorstellen, fragte er sich. Wäre dies eine Verabredung mit einer schönen Frau, könnte ich sagen:

Mein Name ist Vincente und ich bin soundso alt.
Ich bin kleiner als manche und größer als andere.
Ich stamme nicht aus Genua, habe aber vor mir hier für die nähere Zukunft etwas aufzubauen.
Ich bin nicht mittellos, verdanke mein Einkommen aber meinem Vater.
Es muss nicht nur für eine Nacht sein, aber so richtig binden will ich mich auch nicht.

Er verwarf diese Gedanken wieder und richtete diese in der Situation angemessene Bahnen.


„Nun, Name, Abstammung und Clan sind euch bereits bekannt“, begann er. Er würde nicht lügen, sie aber auch nicht mit Informationen überhäufen. „Ich stamme ursprünglich nicht aus Genua und bin somit wie ihr selbst derzeit Gast dieser Domäne. Meine Heimat ist Sardinien, aber ich hoffe mir in Genua für die Zukunft etwas eigenes aufbauen zu können. Dies ist natürlich von verschiedenen Umständen abhängig, u. a. dem Finden von Fürsprechern und dem Einbringen in die hiesige Gesellschaft.“
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