[1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

[Januar '23]
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Die Ancilla hatte ihren Preis genannt. Und die Nachfrage des Jüngeren mochte nur bedeutet, dass dieser ihn annahm. Bewusst, oder eben auch nicht. Sie verbuchte den Gefallen, den sie ihm nun tat, erst einmal gedanklich. Anschließend nickte Drita, ob der Frage nach ihrer Erlaubnis. Sie lauschte den Ausführungen des jungen Schatten und lächelte schon zur Mitte hin, als ihr klar wurde, wo er drauf hinaus wollte.

"Es kommt irgendwann nicht mehr drauf an, was man sagt. Vielmehr, darauf wie man es sagt oder, was man auslässt. Gesten, Blicke... und sogar Geschenke sprechen eines Tages für euch die wahre Sprache. Ich kann euch bei jemanden vorstellen und euren Status weglassen: Vincente Carlos, Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra. Das sagt sehr viel darüber aus, was ich über euch denke. Aber das wäre schon sehr... plump. Wenn ich jetzt aber euren Status bewusst leiser oder undeutlicher spräche: Vincente Carlos, Neugeborener der Lasombra, Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra... könnt ihr euch nicht beschweren, dass ich etwas falsch gemacht habe... aber derjenige, den ich euch vorstelle, mag es heraus hören. Und, wenn er alt ist... ... können das Nuancen an Lautstärke sein. Oder ich baue einen Scherz über euren Erzeuger ein... einen Fehlschlag in seiner Jugend, der sich wohl auch in anderen Entscheidungen wieder spiegelt - wie, dass er euch gezeugt hat, was ich aber explizit nicht sagen muss. Ich kann bei eurer Vorstellung euren Erzeuger weglassen und eine kurze Pause machen, damit klar wird, dass ich das bewusst tue... nicht weil er vernichtet wurde, sondern weil ihr seiner nicht würdig seid."

Sie betraten das Labyrinth und Drita schaute sich um. Ein wenig nervös eventuell? Aber dieser Moment verschwand auch direkt wieder.

"Ein Nicken... ein kleines Bisschen zu wenig an Tiefe und ich mache euch vom Gleichgestellten zum Untergebenen... vom Höherrangigen zum Gleichgestellten. Oder ich setze jemanden von einem niederen Clan auf die selbe Stufe mit euch... vielleicht sogar darüber. Und, wenn ihr das nicht erkennt, wird der ganze Saal hinter hervorgehaltener Hand lachen... und die Ahnen erst. Geschenke... ... sind die Art der Ahnen zu sprechen. Nehmt ein Schnitzwerk aus Holz... ist es aus dem Ast eines Baumes, der einen Blitzeinschlag und den Brand der Folge überdauerte? Dann wünsche ich euch, dass auch ihr überdauert. Ist es aus den Überresten eines verkohlten Balkens eines Palastes, der nicht gerettet werden konnte? Ist es aus dem Pflock den euer Kind in seinem Herzen trug, während ein Henker im Namen eines Prinzen die Vernichtung durchführte? Oh... es müssten nicht einmal Geschenke sein: Die Wahl des Boten, des Papieres... der Tinte... der Schriftart oder Feder... Düfte auf dem Papier... Die Farbe des Siegels oder das Wachs in seiner Eigenart... Das ist die Art, wie Ahnen und die Alten miteinander sprechen. Ihr seht... ... es kommt nicht mehr auf die Worte an. Und das zu deuten... schafft man nur mit Erfahrung und Übung. Zuhören, beobachten und lernen."

Drita klang so, als könne sie die ganze Nacht darüber philosophieren... und das auch noch mit einem gewissen Spaß an der Sache. Doch vorerst beließ sie es dabei.

Sie lauschte den Erklärungen des Jüngeren über seine Herkunft. "Ich bin mir sicher, dass ihr die Frage schon hunderte Male gehört habt: Was trieb euch nach Genua? Warum seid ihr hier?"

Jedoch machte sie auch etwas Anderes neugierig: "Die Aufgabe des Herolds. Ja. Ich hörte davon. Was ist die Eure? Und wie weit seid ihr?"
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Auf die Erläuterungen Dritas hin schwirrte Vincente der Kopf, er glaubte sogar, dass sich Kopfschmerzen anbahnten. Auf jeden Fall glaubte er, dass eine Ader auf seiner Stirn zu pochen begann. Der Umfang der Etiketteregeln und der schiere Interpretationsspielraum, der damit bei Gesprächen eröffnet wurde, drohten ihm den Kopf zum Bersten zu bringen. Auf was für ein Spiel hatte ihn Kasib da nur losgelassen, als er sein Kind nach Genau schickte.

Dennoch rutschten ihm die Worte heraus: „Wie das Blut, das ihr in eure Tinte mischt?“, als Ditra kurz auf die Bedeutung von Schreibwerkzeug zu sprechen kam. Er fragte sich, ob es ihr Markenzeichen war und sie es bei jedem Schreiben verwendete, oder ob sie es nur seine Nachricht beigemischt hatte. Was die Bedeutung betraf...nun, sie hatte von Bruder im Blute gesprochen, aber ein jeder Kainit musste sich von Menschen nähren...

So oder so genoss er es, dass sie seine Fragen so ausführlich und verständlich erklärte. Und sie ihm nicht übelnahm oder ihn wegen seines Unwissens tadelte und abmahnte. Es war eine nette Abwechslung. Er dachte noch darüber nach, als sie längst das Labyrinth betreten hatten. Er hatte seine Schritte automatisch nach Ditras ausgerichtet, während er ihre Worte im Kopf hin und her drehte.

Jetzt, wo sich zu ihrer beiden Seiten Wände erhoben, die mal hier, mal dahin abbogen und verschiedene Wegmöglichkeiten boten, sah er sich um und achtete ein wenig mehr auf die Wege, die sie nahmen.

„Nun, auf eure Fragen gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Ich will gerne versuchen sie so gut wie möglich zu verfassen.“ Nachdenklich ließ er seine freie Hand über die Labyrinthwand gleiten. Seine Finger zupften dabei sacht an den akkurat geschnittenen Ästchen, die wieder in ihre vorherige Position zurück schnippten, kaum das seine Fingerkuppen über sie hinweg geglitten waren.
„Ich bin nicht ohne Aufgabe nach Genua gekommen, denn ich soll mich um Diplomatie zwischen Genua und Pisa bemühen. Natürlich habe ich auch ein persönliches Interesse an einem Aufenthalt hier“, gab er offen zu. „Ich mag meine Heimat, jedoch hielt ich es für an der Zeit, neue Gegenden zu erkunden und mich in der Welt ein wenig umzusehen. Ein Aufenthalt in der Fremde kann für eine persönliche Entwicklung wahre Wunder wirken.“ Er lächelte. Und wahrhaftig, er hatte bereits gelernt.

„Der wohlwerte Herold, bei dem ich bei meiner Ankunft vorstellig wurde, hat mir die Aufgabe gegeben, mich um die Missionierung der sardischen Heiden zu kümmern.“ Er dachte an eben jenen Abend zurück. Und an die Aufgabe, die vor ihm lag. „Da ich hier bin und, nun ja, die Sarden dort, gestaltet sich die Aufgabe entsprechend schwierig. Ich plane eine Reise nach Sardinien, um mich vor Ort zu informieren. Ich muss zugeben, dass Heiden und Religion bis zu dieser Aufgabe für mich keine Rolle gespielt haben.“ Er schwieg kurz. „Zudem ist eine längere Abwesenheit nicht gerade förderlich, wenn es darum geht mich mit den hiesigen Kainiten bekannt zu machen. Ganz zu schweigen von der Suche nach Fürsprechern. Diese ist … scheinbar politischer als erwartet, um es vorsichtig auszudrücken.“
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Dabei hatte die Ancilla noch nicht einmal wirklich tief gebohrt. Die Beispiele waren ein Kratzen an der Oberfläche. Je Älter man wurde, desto tiefer sank man in den Sumpf der Ahnensprache und ergründete dunkele Geheimnisse. Schwarze Rosen, mit garstigen Dornen.

"Wie das Blut in meiner Tinte." Sie nickte - nicht wirklich anerkennend, aber doch positiv überrascht. "Ich ob lasse es euch zu ergründen, was ich damit sagen will. Aber: ratet nicht wild darauf los und denkt sorgfältig darüber nach. Ihr habt einen Versuch. Wenn ihr mir die richtige Antwort nennt, dann will ich euch dafür etwas geben. Wenn ihr falsch liegt, habt ihr Nichts zu befürchten, außer, dass das Geheimnis wohl das meinige bleibt."

"Also stammt ihr aus dem pisanischen Teil von Sardinien? Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie ihr die Aufgabe eures Erzeugers umsetzen wollt?"

Sie schaute ihre nächtliche Begleitung an und hob fragend die Augenbraue.

"Und euch fällt Nichts ein, wie ihr Beides zugleich ausführen könnt?"
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Ein Rätsel, dachte Vincente und freute sich innerlich auf die Herausforderung. Ist sie ein Spieler?
Zu verlieren hatte er nichts und solange seine Antwort durchdacht war und mit plausiblen Begründungen vorgebracht wurde, konnte er vielleicht dennoch positiv auffallen. Selbst, wenn er nicht die in Aussicht gestellte Gabe bekam, hätte er immer noch einen Preis bekommen.

„Blut, es hat sicherlich viele mögliche Bedeutungen, die für jeden auch recht individuell sein können“, sagte er. „Ich nehme euer Angebot gerne an und werde darüber nachdenken, was die Bedeutung in eurem Fall sein könnte.“ Er lächelte ihr zu. „Bis dahin versuche ich euch besser kennenzulernen, da ich sonst mit meiner Antwort sicherlich danebenliegen werde.“ Er zwinkerte ihr kurz verschmitzt zu, als Zeichen, dass er sich auf das Spiel einließ und Freude daran haben würde.

„Richtig, mein Erzeuger und ich, wir stammen aus dem Teil Sardiniens, welcher zu Pisa gehört“, bestätigte er Dritas Frage. Er schwieg einen Moment, bevor er weitere Ausführungen machte. „Ich habe noch nichts für die Diplomatie zwischen beiden Domänen unternehmen können.“ Er gab es nicht gerne zu, aber er hatte einfach nichts vorzuweisen und lügen wollte er noch nicht.

„Was nicht bedeutet, dass ich mir diesbezüglich keine Gedanken gemacht habe, schließlich will ich meine Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllen.“ Er sortierte seine Gedanken. „Als Neuankömmling in einem fremden Gebiet muss ich mich zunächst jedoch erst einmal mit der hiesigen Gesellschaft vertraut machen und mich … nunja, etablieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand auf die Frage eines Fremden hin, wie er zur Beziehung zwischen Pisa und Genua stehe, bereitwillig antworten würde. Oder gar ehrlich. Hinzukommt, dass ich kein Genuese bin, man mir also allein deshalb schon argwöhnisch entgegenblicken mag. Einem Fremden, den man mit der Zeit jedoch kennen- oder gar schätzen gelernt hat, mit dem mag man eher ins Gespräch kommen.“ Dass ein jeder noch eigene Ziele hatte, Freundschaften und Fehden pflegte und das Gewicht der politischen Vergangenheit alles zusätzlich verkomplizierte, er musste es sicher nicht ansprechen.

Etwas betrübter blickend fügte er hinzu: „Auch möchte ich nicht, dass ich Gelegenheiten zur Versöhnung und Stärkung der Bande zwischen Pisa und Genua aufgrund meiner etikettären Makel nicht richtig nutzen kann.“ Sein Lächeln mochte jetzt ein wenig traurig wirken. „Ich bin mir dieser bewusst und ob ich mich bereits habe bessern können, nun, das bleibt der Entscheidung anderer überlassen.“ Letztlich würde es darauf hinauslaufen, dass sich die Prinzen annähern mussten. Und wenn er sie nicht direkt überzeugen konnte, dann würde er Personen mit Macht und Einfluss finden müssen, damit diese ihr Zünglein an die Waagschale legten. Dies würden sie sicher nicht ohne Gegenwert tun, weshalb er sich beweisen und ihnen etwas würde bieten müssen. Nichts war umsonst, warum sollte es der Frieden zwischen zwei Domänen sein. Und wenn sie sich an der Etikette störten, die er zu Tag legte, dann konnte das weitreichende Folgen haben. Auch für ihn.

Über die letzte Frage, die Drita gestellt hatte, dachte er ebenfalls nach. „Die bisherigen Veranstaltungen habe ich genutzt, um mich mit ein paar der hiesigen Kainiten bekannt zu machen. Jedoch ist eine Nacht kurz, wenn man Veranstaltungen beiwohnt und Gespräche führt. Es war mir bisher nicht möglich, mit ein jedem Anwesenden Worte zu wechseln. Auch waren mitunter neue Gesichter dabei, während ich andere nicht entdeckt habe.“ Er knirschte ein wenig mit den Zähnen. „Daher weiß ich noch nicht, wer ein Interesse an Religion oder gar den Heiden Sardiniens zeigt. Sicherlich wäre ein Fürsprecher, der an der Verbreitung des Christentums Interesse hat nicht die schlechteste Wahl. Allerdings habe ich diese noch nicht ausfindig machen können und wenn ich richtig zwischen den Zeilen gelesen habe, so ist die Zusicherung einer Fürsprache politischer als vielleicht gedacht. Und ihr selbst habt angemerkt, dass es negativ auf andere zurückfallen könnte, wenn ich nicht korrekt auftreten kann. Es gibt daher Einiges abzuwägen – für andere wie auch für mich - und ich kann die Entscheidung nur in meine Richtung begünstigen, indem ich mich um bessern und lernen bemühe.“

„Darf ich fragen, was euch nach Genua bringt? Seid ihr auf der Durchreise oder wollt ihr euch hier für längere Zeit niederlassen?“
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Drita
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Die Ancilla nickte. Sie hatte nicht erwartet, dass jetzt eine Antwort kam. Ganz im Gegenteil, sie wäre enttäuscht gewesen, wenn der Gegenüber seine Chance jetzt schon nutzte. Drita mochte diejenigen, die auf Sicherheit spielten. Sie waren größere Investitionen wert... meistens. Dieser hier hatte seinen Wert noch zu beweisen. Man würde sehen, was die Zukunft brachte.

"Ich werde es in Erinnerung behalten", sagte die Alte bezüglich Vincentes Herkunft. "Vielleicht können wir einander helfen. Ich bin hier in Genua, um Handelsbeziehungen aufzubauen ins Mittelmeer. Handelt euer verehrter Erzeuger zufällig? Ich denke ich werde also länger hier verweilen, sollte ihre Hoheit mich hier dulden."

Drita ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie durchaus Mittel dazu hatte, dass Aurore ihre Anwesenheit hier gestattete.
Ein Nicken.

"Ihr tut gut daran zu lernen, bevor ihr euch in die Tiefen werfen. Ihr solltet, was die Aufgabe eures Erzeugers betrifft aufhören in Jahren zu denken und mehr in Jahrzehnten - außer er hat euch Jahre zum Ziel genannt. Ansonsten würde ich davon ausgehen, dass ihm bewusst ist, dass das eine längere Aufgabe ist. Die Alten auf seine Seite zu bringen, dauert. Stärkt euer ansehen... tut etwas für die Genuesen... ... dann werden Sie euch zuhören. Fokussiert euch darauf, dann auf eure Mission."

Dann jedoch runzelte Drita die Stirn.

"Ich dachte zwar nicht daran, dass ihr Beides gemeinsam erledigt, was dem Herold sicher nicht schmecken wird. Er hat die Aufgabe euch und nicht etwa einem christlichen Fanatiker gegeben. Was ich viel mehr meinte, war, wie ihr die Aufgabe parallel meistern könnt, während ihr euch hier einen Namen macht und Fürsprecher sammelt: Schickt Menschen. Solche die Glauben... macht ihnen klar, dass sie ihr Heil nur finden, wenn sie Jesus Christus zu den sardischen Heiden bringen. Mittels Güter, Heilung, Hilfe... oder mittels Schwert. Nutzt eure Blutgabe, verbreitet Lügen und Geschichten... kauft Söldnerseelen. Vielleicht finden sich Wandermönche, die eure Aufgabe erledigen... ... es muss nur klar sein, dass es euer Werk ist, dass die Sterblichen dort sind."
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente überlegte, was er über die Tätigkeiten seines Erzeugers preisgeben konnte – oder wollte.
„Er hat Zugang zu Schiffen“, antwortete er, denn mit Schiffen konnte man alles mögliche anstellen. Selbst Handel betreiben, Güter für andere transportieren... oder eben weniger ehrbare Dinge tun.

Die Vorstellung, dass sich Kasib auf einer Insel aufhielt – egal wie groß diese sein mochte – und nicht mindestens ein Schiff für eine Abreise zur Verfügung hatte, amüsierte ihn. Er war ein wenig wie Seetang, Sardinien bot ihm Halt, während er sich in verschiedene Richtungen bewegte, abhängig davon, wohin Wind und Strömung ihn führten.

„In wie weit sich der Zugang zu diesen seit meiner Abreise verändert hat oder sie derzeit anderweitig eingespannt sind oder nicht zu Verfügung stehen, kann ich nicht beantworten“, ergänzte er. Die See hatte sich schon so manches Schiff geholt. Und natürlich war die Tätigkeit, der sie auf See nachgingen, ebenfalls nicht ungefährlich. „Selbstverständlich kann ich auch nicht für meinen Erzeuger sprechen“, ergänzte er. Er würde sich hüten, Zugeständnisse oder Versprechungen im Namen von Kasib zu machen, ohne vorher mit diesem gesprochen und die Erlaubnis erhalten zu haben. Schließlich stand ihm dies nicht zu, auch wenn er von Kasib den Kuss erhalten hatte.

„Ich kann ihn jedoch gerne über euren Wunsch nach Handelsbeziehungen ins Mittelmeer informieren und zum Beispiel eine Nachricht oder Schreiben überbringen, damit ein erster Kontakt hergestellt wird“, bot er an. Wenn Kasib Interesse hatte, dann konnten sich die beiden Ancilla direkt bei einem Treffen zusammensetzen oder eine andere Art der Kommunikation ausmachen. Und den Preis, der daran geknüpft wurde. Ob und wie weit Kasib dann diese Handelsbeziehungen selbst unterstützten, oder vielleicht nur den Kontakt zu einem Netz an nützlichen Kontakten herstellen wollte, das würde er ihm überlassen.

Er nickte, zum Zeichen, dass er ihren Rat bezüglich der Aufgabe seines Erzeugers vernommen hatte. „Habt Dank für den Hinweis auf den Nutzen der Menschen“, erklärte er nach ihrer letzten Aussage. „Ich habe wahrscheinlich in zu kleinen Jahren gedacht und vergessen, dass Menschen, auch wenn sie mit unter nur kurz leben, durch die Anzahl viel bewegen können, wenn man nur genug auf die richtige Aufgabe ansetzen kann.“ Es war auf jeden Fall einen Versuch wert, er musste nur ein Herz finden, dass ihn nicht hintergehen würde oder welches sich zumindest leicht genug nach seinem Willen beeinflussen ließe. Er wollte schließlich nicht durch eine falsche Wahl seine Heimat ins Chaos stürzen.
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

Schiffe. Mehrzahl. Das war schonmal gut.

"Ich besitze ebenfalls ein Schiff am Hafen. Die byzantische Dromone ist in meinem Besitzt. Dort könnt ihr mir Nachrichten zukommen lassen. Oder eben hierher."

Als Vincente die Selbstverständlichkeit aussprach, dass er mit seinem Erzeuger Absprache hielt, schob sich eine Braue der Ancilla hinauf. Nicht, weil sie das nicht nachvollziehen konnte, sondern vielmehr, weil sie nicht verstand, wieso er so etwas überhaupt erwähnte. Natürlich musste die Hierarchie eingehalten werden.

"Menschen sind ein nützliches Werkzeug. Mit einem Diener an der richtigen Stelle könnt ihr Wichtiges bewegen. Mit einer großen Menge Sklaven noch größeres aufbauen. Achtet darauf, dass ihr nicht die falschen Menschen beeinflussen versucht... ... sie könnten schon jemanden gehören."
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Er machte sich gedanklich eine Notiz von Dritas Schiff. Er würde es sich bei Gelegenheit anschauen und auch seine Männer ggf. eine Beschreibung zukommen lassen oder sie bitten, es sich auch einmal anzusehen. Alles ganz diskret natürlich. Sie sollten es wiedererkennen können, falls sie ihm auf See begegnen sollten und es in Ruhe lassen. Auf die Entfernung einen Schiffsnamen lesen zu wollen, das konnte schwierig sein. Aber wenn man Flagge, Segel und Modell hinzuzog, so mochte es das Wiedererkennen vereinfachen.

„Sobald ich alle Vorbereitungen für die Reise abgeschlossen habe, will ich mir gerne die Nachricht bei euch abholen. Selbstverständlich werde ich dies auch rechtzeitig vorher ankündigen, um nach einem Termin zu fragen.“ Er folgte ihr weiter durch die Gänge des Labyrinths. Er fragte sich, warum man ausgerechnet Drita, ein Anchilla, wegen Handelsbeziehungen nach Genua geschickt hatte. Musste es nicht schwerer sein, je höher man stand, wenn man sich in eine andere Domäne begab, um dort Fuß zu fassen? Bei Neulingen schaute man vielleicht nicht so genau hin, aber wenn ein mächtiger Vampir einreiste.. dann war das doch sicher etwas anderes. Und delegierte man so etwas nicht normalerweise an andere, vielleicht weniger bedeutsame Kainiten? Es erschien ihm alles ein wenig seltsam, aber was wusste er schon über Lust und Gutdünken der Älteren.

Daher fiel es ihm jetzt auch etwas schwer abzuwägen wo Neugier begann und wo Plauderei endete. „Dürft ihr denn offen über diese Aufgabe, die euch nach Genua führte, sprechen?“, fragte er arglos. „Wenn sie einem Anchilla anvertraut wird, dann muss sie sicherlich sehr wichtig sein. Oder hattet ihr eh vor, euch nach Genua zu begeben, und schlagt nun zwei Fliegen mit einer Klappe? Auch habe ich mich gefragt, ob ihr eure Ankunft in Genua vorerst geheimzuhalten wünscht, da ihr euch zunächst mit euren Clansgeschwistern in Verbindung gesetzt habt.“

Bezüglich der Diener merkte er an. „Ihr sprechte wahre Worte und ich will euren Hinweis, dass ein jemand bereits unter dem Einfluss eines Kainiten stehen kann, gerne beherzigen.“ Wie er das anstellen und prüfen wollte, das wusste er jedoch noch nicht.
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Drita »

"Wie gesagt... Handel... der Aufbau diplomatischer Beziehungen beginnt immer mit dem Handel, wenn ihr mich fragt. Und mancher Handel braucht nun mal mehr Fingerspitzengefühl... ein anderer mehr Ansehen... als, dass ein Neugeborener die Vorrausetzungen erfüllt."

Das Setzende - oder vielmehr die Tonlage an eben jenem - definierte zudem noch das Ende der Informationen, die sie dazu geben würde, was genau ihre Aufgabe hier war. Ob sie später, wenn Vincente sich als vertrauenswürdig oder wertvoll entpuppt hatte mehr folgen würde, war an dieser Stelle jedoch nicht zu sagen. Aber im Grunde war es auch logisch? Welcher Alte würde ein Küken zu einem Gespräch mit einem anderen Ahnen schicken, wenn es wirklich um etwas ging?

"Aber ja. Ich hatte ohnehin vor andere Domänen zu besuchen und Venedig zu verlassen. Daher bot es sich an, diese Aufgabe anzunehmen."

Sie nickte auf Vincentes Frage hin. "Ich würde es begrüßen die ausgewählten Personen persönlich auszuwählen, die von meiner Anwesenheit hier wissen. Wenn man sich zufällig im Elysium begegnet, dann sei es so... und auf dem Hoftag..." Drita hatte offensichtlich den Aushang schon gelesen. "... wird die Domäne mich ohnehin sehen. Bis dahin habe ich hoffentlich alles Wichtige erledigt."
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Einladung zur Vorstellung [Vincente, Drita]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente nickte knapp zum Zeichen, dass er den Hinweis verstanden hatte und nicht Nachbohren würde. Nicht, dass er überhaupt einen Alten zu irgendetwas bewegen konnte, was dieser nicht wollte. Nicht, ohne selbst Alte in der Hinterhand zu haben.

Er fragte sich, ob und wie gut Drita mit Kasib auskommen würde. Würde die Anchilla an den Riffen und Klippen seiner Persönlichkeit zerschellen? Er war immer der Auffassung, dass man ab einem gewissen Maß an Macht doch recht eigen wurde. Und wenn zwei Persönlichkeiten aufeinander trafen, so mochte es Funken schlagen wie Stein auf Klinge. Aber das sollte nicht sein Problem sein. Kasib würde schon wissen, wie er Drita nehmen musste. Oder wie er sich selbst nehmen lassen wollte.

„Venedig“, sagte er. „Das soll sehr schön sein. Eine Stadt, die im Meer zu schwimmen scheint, wenn ich nicht irre? Es muss wunderbar anzusehen sein, wenn die Sonne sich im Meer ertränkt und alles in Ihre Glut hüllt. Oder der Mond das Wasser in Silber verwandelt...“, sinnierte er.

Als der Hoftag erwähnt wurde, erblasste er kurz. „Ah...ja, der Hoftag...Wenn ich den Aushang richtig verstanden habe, dann soll man auch Geschenke überbringen. Jetzt, wo ihr den Schleier bzgl. der Bedeutung von Gesten etwas gehoben habt, wird es nicht gerade leichter ein passendes Geschenk auszuwählen. Ich würde ungern etwas unpassendes wählen und dadurch aus Versehen eine falsche Botschaft senden. Aber vermutlich scheitert es bereits vorher an anderen Dingen...“ Der Hoftag würde ein reines Minenfeld werden.
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