[1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

[Januar '23]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Iulia Cornelia
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[1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Sie schrieben das Jahr 1077, als den Herold ein Schreiben der Harpyie erreichte. Verfasst auf hellem Pergament mit silberfarbener Tinte und versiegelt mit weißem Wachs ohne Emblem. Die Ventrue lud den Herold darin höflich zu einem Treffen ins A Tarda Ora ein, dem Gästehaus der Stadt, in welchem sie ihn in jener Nacht eine Stunde nach Mitternacht empfangen würde.

Auf dem Vorplatz wuchsen Zitronenbäume, die bereits ein beträchtliches Alter erreicht hatten und ihre gelben Früchte verlockend im rötlichen Schein der Feuerkörbe präsentierten, die den Platz beleuchteten und ungewollte Besucher fernhielten. Dafür sorgten auch die Wachen, die sorgsam zu kontrollieren schienen, wer dort ein und ausging oder sich auch im näheren Umfeld aufhielt.

Diese hielten den Lasombra nicht weiter auf, so dass er beinahe ungehindert das Innere des zweistöckigen Gebäudes betreten konnte, dessen wenige Fenster, die meiste Zeit geschlossen blieben. Nachdem Macario die Eingangstür hinter sich gelassen hatte, fand er sich in der pompösen Halle wieder, die mit weißen Fliesen belegt war und sich in den zweiten Stock erstreckte, die dort oben von einem Geländer umsäumt war, welches einen Blick nach unten gewährte.

Kerzenständer erhellten die Halle, von der drei Türen abführten und in dessen Mitte die Ventrue selbst stand. Gekleidet wie so oft in seidenen, langen Kleidern, die ihren wohlgeformten Körper betonten, jedoch gleichzeitig auch züchtig verhüllten. Ebenso wie ihre hellen Haare, die vollständig unter einem Tuch verborgen waren. Der fehlende Schmuck unterstrich den schlichten, aber durchaus elegant und modisch wirkenden Eindruck der Harpyie, die es wohl nicht für nötig hielt, ihr bereits außergewöhnlich schönes Erscheinungsbild damit noch weiter zu unterstreichen.

Ihre blaugrauen Augen waren auf das riesige Fresko gerichtet, welches ein wallendes Meer zeigte, das sich über die ganze Breite der Wand der Eingangshalle erstreckte, während ihrem unbewegten Äußeren dabei selbst etwas geradezu Skulpturartiges anhaftete. Es dauerte einige Momente, bevor sie ihren Blick von diesem löste und sie sich zu ihrem Gast umwandte.

Womöglich lag die Verzögerung auch darin begründet, dass sie wartete, bis die Tür hinter dem Lasombra geschlossen worden war. Oder sie wartete bewusst ab, bis sich das unruhige Flackern des Lichtes etwas gelegt hatte und der Raum erneut in eine gleichmäßige Mischung aus Lichtpunkten, welche die Schatten auf Distanz hielten und sanft erhellten, getaucht wurde.
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Macario
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Macario »

Macario hatte die Einladung mit einem Antwortschreiben bestätigt. Er hatte auf dunklerem Pergament geschrieben. Gesiegelt war das Schreiben mit grauem Siegelwachs. Das Siegel zeigte ein durchgehendes Kreuz. Am Kopf des Kreuzes das Wort "PAX" (Lat. Friede). In der Mitte des Kreuzes eine eingefasse einfache Krone. Inmitten der Krone war ein stilisiertes "M" zu erkennen. In dem Schreiben bestätigte er den Erhalt und eine höfliche Zusage war der gesamte Inhalt, ausgenommen der Anrede und der sogenannten Grußformel am Ende.

Der Herold kannte das A Tarda Ora, so dass er sich gut zurechtfand.

Schon stand er zur besagten Nacht, zur besagten Stunde, in der Halle, wo das wallende Meeresfresko alles zu beherrschen schien. Alles? Nicht alles. Einer Marmorskulptur gleich stand sie dort und Macario war gewiss, dass es Iulia Cornelia war, die bereits anwesend war und ihm abgekehrt das Fresko betrachtete in Erwartung seines Erscheinens.
Eine Wache schloss die Tür zur Halle und das Spiel würde erneut beginnen.

Er trug eine braune, einfache Mönchskutte als Kleidung. Gegürtet mit einem Lederriemen. Er hatte die Kapuze bereits herabgezogen und die Tonsur an seinem Kopf war deutlich sichtbar.

Als die Harpyie sich umdrehte, mochten sich ihre Blicke für einen kurzen Moment getroffen haben, ehe der Herold ohne Umschweife sein Haupt herabsenkte, um seinen Respekt zu zollen.

Er war gespannt darauf, welches Wissen und welche Wege diese Nacht eröffnen würde. Er war bereit, die nächsten Schritte zu gehen.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Iulia Cornelia
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Antwort, welche der Lasombra offen und scheinbar ohne völlig unnötige Spielereien erhielt, war freundlich und durchaus wohlwollend, als die Gastgeberin seine Geste respektvoll erwiderte. Ihre helle Hand hob sich in einer einladenden Geste, welche von der gewohnt melodischen Stimme der Ventrue in fließendem Latein begleitet wurde: „Werter Macario, wie schön euch wieder zu sehen. Bitte, kommt doch näher.“

Eine Sprache, die je älter Iulia wurde, immer mehr in ihrer Tonalität der ihres Erzeugers zu ähneln schien, denn dem Latein der heiligen Bücher. Dennoch schien es Iulia zu genießen, sich mit Jemandem unterhalten zu können, der diese sprach, anstatt sich dem Gossenitalienisch bedienen zu müssen, so sie denn auf Veranstaltungen verkehrte, nur damit sie auch ein Jeder dort verstand. „Ist es nicht beinahe erschreckend, wie schnell die Jahre doch mitunter ins Land ziehen und wie wenig Zeit wir für angenehme Begegnungen wie diese finden?!“, ließ sie ihr Gegenüber wissen, weiterhin, wie auch den Rest ihrer Begegnung in Latein verweilend.

„Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit gefunden euch zu beglückwünschen und zu versichern, wie sehr es mich doch freute davon zu hören und zu sehen, dass der Prinz euch für einen geeigneten, wenn nicht gar den geeignetsten Kandidaten für das Amt des Herolds sah.“, ließ sie ihn weiter wissen, dass sie diese Entscheidung durchaus unterstützte. Womöglich hatte sie auch selbst hier ihre Finger im Spiel gehabt und seinem Ansehen als Harpyie einen dezenten Schups in die richtige Richtung gegeben. Zumindest wirkte sie tatsächlich nicht unglücklich über dessen Ernennung.

Entsprechend entspannt gab sie ihm weiter zu verstehen: „Damit endete jedoch auch meine kurze Zeit, in der ich aktiver Nubis zur Seite stand, um etwaige neueingereiste Gäste zu begrüßen. Eine Tätigkeit, welche ich in der Vergangenheit bereits dann und wann als Harpyie in Vertretung für die Herolde übernommen hatte, so denn Beide einmal unpässlich waren.“ Ihre feingliedrigen Finger deuteten sanft auf die Umgebung des A Tarda Oras, als sie ihrem Gegenüber zu verstehen gab: „Das A Tarda Ora diente ihnen wie auch mir, als Gästehaus sowie als ein Ort, um neueingereiste Gäste zu empfangen. Etwas, das künftig so wieder und weiter beibehalten werden kann. Und auch sollte, so ihr mich fragt. Meint ihr nicht auch, werter Herold?“
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Macario
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Macario »

Es war dem Magister kein Hindernis, das wußte die Harpyie, fließend in lateinischer Sprache die Unterredung zu führen. Seine Aussprache unterschied sich jedoch von der der schönen Marmortochter. Die Syntax, die er sprach, sie war zwar vereinfacht, kannte nicht die Feinheiten und Finessen, die die Sprache sehr wohl anbot, jedoch formulierte der Lasombra-Priester jeden Satz perfekt aus. Es war kein Fehler darin. Auch klang seine Lautmalerei weniger schwungvoll als die ihrige. Seine Aussprache war eindeutig der Liturgie entsprungen, nicht der gesprochenen Sprache, wie sie Aurore und nun mehr und mehr auch ihre Tochter im Blute anwandten.

"Wohlwerte Iulia Cornelia, hochgeschätzte Harpyie, die Freude ist ganz bei mir. Eure Gegenwart und Euer Geist mögen mich erhellen.", schmeichelte er ihr mit demütiger Stimme.

"Es ist wahr, die Jahre ziehen vorbei, wie Blätter im Wind. Vieles ändert sich. Doch wir tun es nicht.", sprach der Lasombra-Mönch pathetisch.

"Wisset, Euer Wohlwollen bedeutet mir wahrlich etwas.", bekundete der Schatten.

Erst nach einer Weile führte er weiter aus:
"Erst jüngst konnte ich einen Gast, die werte Atessa Federizzi, vom Blut der Rose, als Herold unseres höchstverehrten Prinzen aufnehmen.
Sicher hat Euch meine Nachricht darüber erreicht. Ich hoffe meine Entscheidung findet Eure Zustimmung?
"

Ernst blickte er zur Harpyie. Sie hatte womöglich bereits mit der Toreador gesprochen.
Er antwortete knapp:
"Oh, ich habe nicht vor unpässlich zu werden. Diese Eigenschaft ist mir nicht zu eigen."
Dann fast wortkarg:
"Sicher. So es Euer Wunsch ist."

Ehe er doch vorsichtig nachfragte:
"Gab es Anlass, dass meine Domäne San Cassiano zu Clavicula nicht passend erscheine als Ort der Begegnung?"
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Lasst mich mit eurer ersten Frage beginnen, werter Macario. Sicher hatte mich die Nachricht, ob des Hierseins der Toreador erreicht.“, erklärte die Harpyie mit einem erfreuten Lächeln, bevor sie zustimmend ergänzte: „Und ich bin dankbar, dass sie es tat, habt ihr damit doch einen Grundstein für eine gute Zusammenarbeit gelegt.“ Die Ventrue machte eine kurze Sprechpause, bevor sie meinte: „Und ich bin neugierig, werter Macario, wie war euer erster Eindruck von Atessa? Konntet ihr eine geeignete Aufgabe für sie finden? Und was haltet ihr von ihr, im Vergleich zu ihren beiden bereits anwesenden Clansgeschwistern Adamo und Liviu?“

Mit einer weiterhin ruhigen, beinahe beruhigenden Stimme und abwiegelnden zarten Geste, gab sie ihm zu verstehen: „Und nein, ganz sicher habt ihr nicht vor aus irgendwelchen unschicklichen Gründen heraus unpässlich zu werden. Dennoch kann es Gründe oder auch Entwicklungen geben, die euch zu Reisen veranlassen. Was ich damit sagen wollte ist, ich werde gerne aushelfen, so es von Nöten ist.“ Das Lächeln, welches sie dem Herold schenkte, wirkte offen und ehrlich. Offenkundig störte es sie nicht auszuhelfen, aber sie war wohl tatsächlich selbst ebenso froh, so sie es nicht musste.

„Was derweil das A Tarda Ora betrifft.“, begann sie seine vorsichtige Frage zu beantworten. „Oder auch eure Domäne San Cassiano, so mag beides geeignet sein, Gäste zu empfangen.“, sprach Iulia wohlwollend weiter, bevor sie nachdenklich begann: „Doch Clavicula, nun, wie formuliere ich es freundlich?!...“

Die Ventrue machte eine etwas längere Pause, in der sie nach den geeigneten Worten zu suchen schien, bevor sie sich schließlich entschieden hatte und meinte: „Clavicula ist womöglich nicht ganz das repräsentativste Sestiere, um Gäste zu empfangen, so ihr versteht was ich meine?!“ Iulias blaugraue Augen blickten leicht fragend auf den Lasombra. Offenkundig wollte sie ihn nicht beleidigen, noch seine Entscheidung offen in Frage stellen zu wollen, doch schien sie sich auch nicht sicher, ob er die Problematik darin oder auch dahinter wirklich sah oder auch verstand.

Dennoch schien es ihr wichtig, den Herold hierauf hinzuweisen, als sie ihre Stimme etwas absenkte, so dass sie durchaus vertrauter wirkte als sie versuchte dennoch freundlich zu verstehen zu geben: „Ich meine, sicher, die Nosferatu fallen dort vermutlich bedeutend weniger auf, doch, nun ja, so ihr einen Vertreter aus hohem Geblüt durch Clavicula zu euch wandern lasst… Ganz im Vertrauen, werter Macario, und versteht mich hier bitte nicht falsch, aber…“ Sie schüttelte nur sanft den Kopf, bevor sie milde zu bedenken gab, ihm dabei sacht ins Gewissen redend: „Ich denke, ihr tut euch und eurem Ruf als Herold damit selbst keinen Gefallen.“
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Macario »

"Es ist immer gut zu wissen, dass unsere... Verbindung funktionstüchtig verbleibt.," antwortete der Magister ob des Nachrichtenaustausches zwischen den Amtsträgern.

"Und ich schließe aus Euren Worten, dass die werte Atessa bereits meiner Empfehlung folgte, Euch aufzusuchen, wohlwerte Harpyie. Ich hatte nichts anderes erwartet. Es hätte mich enttäuscht, hätte sie es nicht als Erstes getan vor allen anderen Dingen.
Was überleitet zu Eurer Frage hinsichtlich Ihrer Geschwister im Blute. Diese Frage ist keine leichte Frage und doch stimme ich mit Euch direkt überein, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Wollen wir es dabei belassen? Oder nötigt Ihr mich der Antwort, was ich Euch zubilligen würde...
", erklärte der Lasombra gelassen.

"Dann ist es abgemacht. Falls Zeiten eintreten sollten, in denen ich unabkömmlich an anderem Orte weilte, mögt Ihr die Gäste der Domäne einführen, bis unser höchstverehrter Prinz anders verfügt.", sprach Macario schnell daher, als sei es ohnehin unstrittig und bedeute ihm nichts. Was es wohl auch war...

Vielmehr Bedeutung verlieh er jedoch der folgenden Aussage, was auch seine Stimme verriet, die mehr Tiefen und Höhen zuließ:
"Das Clavicula, von dem Ihr sprecht, ist bereits heute Vergangenheit. Seid Euch dessen bewußt.
Das Clavicula, welches heute entsteht und morgen erblühet, wird der Ort sein, der für Genua mehr sprechen wird als jeder andere Ort in der Zukunft.

Doch ich verstehe, dass Euer Herz noch der Vergangenheit gehören mag und respektiere dies.
"

Er ergänzte dieses Thema noch einmal:
"Mein Ruf als Herold wird gewiss nicht leiden, wenn ich schon heute die Zukunft erwähle und nicht der Vergangenheit nachjage."

Nur um eine weitere Ergänzung nachzuschieben:
"Hat nicht unser höchstverehrter Prinz, die weiße Prinzessin, höchstselbst Clavicula zur Veränderung bestimmt?"
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Vergesst nicht, dass ihr nicht allein in eurem Amt seid.“, erklärte die Harpyie mit einem zarten Schmunzeln, bevor sie sanft mit der Hand abwinkte als sie meinte: „Allerdings nein, ich habe nicht vor, Nubis oder auch euch, das Amt strittig zu machen. Meine Interessen sind anderweitig gelagert. Dennoch unterstütze ich die Herolde gerne weiter in ihrer Tätigkeit. Und sei es nur darin, dass für sie ein Ort wie das A Tarda Ora für Gespräche oder auch die Unterbringung neuer Gäste bereitsteht. Oder sie wissen, an wen sie sich wenden dürfen, sollte es widererwarten zu Engpässen kommen. Etwas, was auch im Sinne unseres Prinzens ist.“

Die Ventrue machte eine kurze Sprechpause, bevor sie wohlwollend erklärte: „Und ja, natürlich hatte ich die Worte des Prinzen hinsichtlich Clavicula vernommen, was jedoch nichts an dem derzeitigen Zustand des Sestiere ändert. Oder? Versteht mich nicht falsch, werter Macario, ich weiß eure Bemühungen dort zu schätzen, aber wer zu euch kommt, kennt euch und euer Wirken dort nicht. Der sieht nur, dass er in ein Sestiere geladen wird, in dem nicht sicher ist, ob er auf dem Weg dorthin ausgeplündert, angegriffen, bespuckt oder gar schlimmer noch sich Krankheiten einfängt, wie es Liviu geschah.“

„Zumal ihr mit und in eurem Amt euren Lehnsherrn und die Domäne Genua repräsentiert. Vergesst das nicht. Welchen Eindruck glaubt ihr macht es da, so die Gäste in ihre Heimatdomänen zurückreisen und dort den Harpyien oder gar Prinzen herumerzählen, wo sie von euch als Herold empfangen wurden?!“, fragte Iulia rhetorisch, ihre blaugrauen Augen ernst auf dem Lasombra liegend, während sie ihm zu verstehen gab: „Glaubt mir, so ich euch sage, es wird euch schaden.“ Erneut machte die Harpyie eine bewusste Unterbrechung, bevor sie ihm weiter ins Gewissen redete, als sie ihm gedämpfter mitteilte: „Und ich will nicht, dass es euch schadet.“

„Und was Atessa anbelangt.“, griff die Harpyie das vorherige Thema noch einmal auf, als sie nickte und bestätigte: „Ja, sie hatte mich um ein Gespräch ersucht. Doch weshalb zögert ihr frei zu sprechen und zu antworten auf die Fragen, die ich euch stellte? Fürchtet ihr eure Meinung oder gar eure Erkenntnisse wären mir einerlei? Seid versichert, dass sind sie mir nicht, werter Macario. Ganz im Gegenteil. Oder was ist es, dass ihr meine Fragen gar als Nötigung empfindet?“ Fragend und nachdenklich blickte die Ventrue auf ihr Gegenüber.
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Macario »

"Verzeiht, nein, nicht Nötigung. Davon wollte ich gewiss nicht sprechen. Mea culpa.", gestand der Lasombra-Mönch seine rhetorische Unzulänglichkeit ein, die ihm die Harypie klar vor Augen geführt hatte.

Im Gegenzug machte er ihr dieses Angebot:
"Ihr habt Recht und es soll in unserer Zukunft so sein, dass wir einander den offenen Austausch über die Neuankömmlinge und Gäste der Domäne pflegen."

Er lieferte die gewünschte Vorlage, in dem er seine Einschätzung der Atessa bzw. der drei Toreador preisgab:
"Die werte Atessa Federizzi weist meiner Einschätzung nach die Stärke, die Entschlossenheit sowie die Vision auf, die die beiden Anderen vermissen lassen. Weswegen sie jene bald überflügeln wird, so sie denn unserem höchstverehrten Prinzen den Eid leisten wird. Sie hat Ambitionen und Talente. Wozu, das kann ich noch nicht abschätzen. Ich habe sie mit einer Aufgabe betraut, die dies beweisen wird."

Auch über die persönliche Ebene schien Macario dieses Mal, mehr sprechen zu wollen. So gab er es jedenfalls vor:
"Eure Interessen mögen nicht so unterschiedlich zu den meinigen Interessen gelagert sein. Gerne hörte ich mehr davon, wenngleich hier sich nun zuerst andere Themen aufdrängen, über die wir sprechen müssen.", erklärte Macario gewichtig, ohne die anderen Themen jedoch direkt zu benennen.

Wollte er hier das Feld für die Ventrue bereiten? Oder war es falsche Geheimniskrämerei, die der Lasombra betrieb? Man war schließlich allein...

Der Herold machte weitere Zugeständnisse und gab sich den besseren Argumenten der Ventrue vorerst geschlagen:
"Ich sehe Euren Punkt und muss akzeptieren, dass er mehr Gewicht hat, als ich in meiner Wahl des Ortes für die zukünftigen Heroldgepräche berücksichtigte. In dieser Nacht. Doch in folgenden Nächten wird sich dies ändern und Clavicula wird seine Berechtigung erhalten durch die neue Kathedrale Genuas. Nehmt mich beim Wort."

Macario bezeugte, dass ihm bewußt war, wie ihr Verhältnis gelagert war, was die Ventrue bereits für ihn getan hatte und sprach Iulia Cornelia seinen Dank wörtlich aus: "Ich danke Euch, wohlwerte Harpyie, für den Schutz und den Wohlwollen, den Ihr mir und meiner Aufgabe habt von Anfang an zukommen lassen. Ohne Euch stünde ich nicht dort, wo ich heute stehe."

Doch das stärkste Thema ergriff der Lasombra zum Schluss:
"Erlaubt mir offen zu sprechen..., ich bin mehr als verwundert, wie sehr das Wort der Harpyie in der Domäne bestritten wird von offenkundigen Geringeren der nächtlichen Gesellschaft. Noch mehr Verwunderung habe ich in den letzten Jahren erfahren, wie wenig Konsequenz dieses Verhalten in meinen Augen nach sich zog und wieviel Raum dem falschen Wort einiger, weniger... Lauthälse... beigemessen wird. Es stiftet Verwirrung über die Verhältnisse in der Domäne, nicht nur unter den Neuankömmlingen, Gästen und Jüngsten der Neugeborenen. Warum ist dies so? Mangelt es Euch an Rückhalt unter den Neugeborenen?
Darf ich mich anbieten, auf dass ich zukünftig ebenso schützend für Euch eintrete, wie Ihr es bereits für mich getan habt? Nicht, dass Ihr Euch nicht selbst zu schützen vermöget. Doch würde ich Euch vom übelsten... Schmutz... freihalten. Auf dass es, keine Verbindung zu Euch habe. Meine bisherige Zurückhaltung lag in meinem Status und in der Anwesenheit Höherer begründet... steht doch in exemplum Euer Bruder im Blute, der wohlwerte Liutprand, über mir. Wie auch suche ich nicht den direkten Konflikt mit den Schatten Mailands... jedoch Andere, Dritte, Ihnen kann ich nicht mehr das Wort unter den Neugeborenen überlassen.
"
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Schweigsam hörte die Ventrue dem Lasombra zu, ließ ihn aussprechen und seine Gedanken frei formulieren. Auf die Frage hinsichtlich des Rückhalts fand ein einseitiges Lächeln auf ihre Lippen, bevor sie sich von ihm abgewandt hatte, den Blick starr auf das Kunstwerk an der Wand finden lassend, welches sie daraufhin einige Zeit schweigsam betrachtete.

„Ich stimme euch zu, Atessa ist ohne Zweifel ambitioniert und besitzt einen klugen Kopf. Zwei Eigenschaften, die sie durchaus gefährlich machen.“, gab die Harpyie zu verstehen, während sich ihre Augenbrauen leicht zusammen zogen, als sie nachdenklich zu verstehen gab: „Doch wie kommt ihr darauf, sie würde unserem Prinzen den Lehnseid schwören wollen?“ Fragend blickte sie aus den Augenwinkeln heraus auf den Lasombra, als sie sich erkundigte: „Hatte sie diesbezüglich bei euch etwas anklingen lassen?“

Iulia gab Macario die Zeit zu antworten, bevor sie ihren Blick erneut auf das Fresko wandern ließ und letztlich meinte: „Ich habe nicht vor, euer Wort in Frage zu stellen, werter Macario, doch jene Nächte von denen ihr sprecht, sind noch in weiter Ferne. Es wird Jahrzehnte dauern, bis jene Kathedrale steht. Und viele weitere, bis sich Clavicula in ein ansehnliches Sestiere gewandelt hat. Entsprechend lege ich euch nahe, bis dahin das A Tarda Ora für eure heraldischen Tätigkeiten zu nutzen. Dafür steht es bereit.“

„Was derweil uns anbelangt.“, ließ die Harpyie nach einem Moment des Schweigens anklingen, ihren Blick dezent auf Macario fallen lassend, als sie sanft zu verstehen gab: „So mag es durchaus Interessen geben, welche wir teilen.“ Die Ventrue machte eine kurze Sprechpause, bevor sie deutlich kühler, geradezu distanziert wirkend erklärte: „Andere dagegen unterscheiden sich grundlegend.“ Iulia schüttelte nur sanft den Kopf, bevor sie sich dem Schatten gänzlich zuwandte.

„Ich erwarte nicht, dass ihr versteht was ich tue.“, meinte sie ernst weiter. „Noch warum ich die Lauthälse nicht deutlich härter zügle, auch wenn ich es könnte. Ich werde euch entsprechend nicht davon abhalten der gesellschaftlichen Hackordnung eine stärkere Bedeutung zukommen zu lassen. Vielmehr ist es gut zu wissen, so ihr verstanden habt, weshalb diese derart wichtig ist. Auch für euch. Dennoch verstehe ich nicht ganz, was ihr damit meint, so ihr mich vom übelsten Schmutz freihalten wollt. Oder auch wie ihr euch dies vorstellt, tun zu wollen. Möchtet ihr euch diesbezüglich mir erklären?“, erkundigte sich die Harpyie freundlich verbleibend.

„Davon ab suche auch ich nicht den direkten Konflikt mit den Schatten Mailands.“, gab Iulia mit ruhiger Stimmfarbe zu verstehen, bevor sie abschließend sprach: „Zumal die politischen Situationen, nun, kompliziert sind. Und ihr kennt ja das Temperament eurer Clansschwester Giada.“ Ein schmales, beinahe freudlos wirkendes Lächeln, wanderte kurz über ihre Lippen, erreichte die blaugrauen Augen jedoch nicht.
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Re: [1077] Die Zukunft gemeinsam gestalten [Iulia, Macario]

Beitrag von Macario »

Macario sah, wie sich die schöne Ventrue von ihm abwand und das Meeres-Fresko betrachtete.
Was mochte sie dabei denken? Ob er am Ende doch ein Verräter sei und jetzt vielleicht schon ein Spion? Ob er am Ende dem Ruf seines Ältesten würde folgen... müssen? Doch wer würde vom Ende her denken...

"Das tat sie. Sie sprach recht deutlich davon, dass sie sich etwas Eigenes aufzubauen gedenke, sich das Recht erarbeiten wolle, hier verweilen zu dürfen. Ambition lag in jedem ihrer Worte. Ich hege also keinen Zweifel daran, dass sie die würdigsten Fürsprecher - wobei er Iulia Cornelia fragend ansah - für sich suchen wird.", erklärte der Herold auf die Frage hin.

"Ich gedenke in Situationen, da Euch niemand zur Seite zu stehen scheint und Ihr in Worten auf niederste Weise herausgefordert sein solltet, einzuspringen und mögliche Demütigungen oder Konflikte, auf meine Person zu lenken. So es mir denn möglich. Ebenso gedenke ich bei ungebührlichem Verhalten von Dritten, so es mir gewahr wird oder Ihr mir ein verborgenes Zeichen gebt, einzuschreiten, so dass Ihr nicht unmittelbar in den Fokus geratet. Alledem vorausgesetzt, dass mein Eintreten für Euch, Eure Zustimmung findet, wohlwerte Harpyie.", sprach der Lasombra-Mönch erst mit Tatendrang und zum Ende hin mit Demut in der Stimme.

"Eine gänzlich andere Sache. Ich hörte Gerüchte von den Geschehnissen in Votori und bedauere, dass eine diplomatische Lösung ein so jähes Ende fand.

Wisst Ihr mehr über die Identität des Attentäters und wer vom Hofe Savonas vernichtet wurde?
Steht uns nun ein Krieg mit Savona ins Haus? Wie weit werden die Tedesci gehen?
Will man gar nach Genua greifen? Wie wird Mailand sich positionieren?
", fragte das Auge Claviculas mit Sorge im Blick als auch in der Stimme.
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