[1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

[Januar '23]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Drita
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[1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Drita »

Im Elysium wartete eine Nachricht auf Macario. Das Schreiben war auf Latein verfasst, aber auf der Rückseite fand sich eine Übersetzung in Italienisch. Im Zweifelsfall würde der Ghul diese auch vorlesen. Die Tinte wurde offensichtlich mit Blut gemischt.
An meinen Bruder im Blute,
Macario,
Neugeborener des Clans Lasombra,
Herold Genuas,
Kind des Stefanos dem Büßer

ich bin derzeit als Gast des Prinzen von Genua in der Domäne und werde einige Zeit hier verweilen. Daher ist es mir ein Bedürfnis die Mitglieder des Clans in Genua schnellstmöglich kennen zu lernen und euch die Gelegenheit zu bieten euch vorzustellen.

Da ich momentan noch auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft bin, werde ich euch zu Mitternacht in 7 Tagen nach Erhalt dieser Nachricht im Elysium erwarten.

Drita
Ancilla vom Clan Lasombra
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
Ich verliere nicht Viel, wenn mir das Vertrauen meiner Kunden erhalten bleibt.
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Macario
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Macario »

Macario erhielt das Schreiben von Drita und würde über selbigen Weg recht umgehend ein Antwortschreiben in lateinischer Schrift für Drita hinterlegen. Er verwendete eine gräuliche Tinte, die man nur schwerlich lesen konnte auf dem Pergament.
Verehrte Drita, Ancilla vom hohen Blute der Schatten,

da ich Eure Lage nicht kenne, Ihr davon schreibt, ein Quartier zu finden, sei Euch das Gästehaus A Tarda Ora im Sestieri Broglio als kurzfristige Option genannt. Des Nachts ist es in dem Sestieri durch sterbliches Gesetz verfügt, dass keine Waffen getragen werden.

Falls Euch Schwierigkeiten begegnen sollten, noch vor der Stunde unserer Begegnung, sucht meine Domäne auf, die Kirche San Cassiano zu Clavicula.

In Gottvertrauen auf Eure sichere Ankunft und unsere Begegnung in persona zur genannten Stunde.

Pax vobiscum (Lat. Friede sei mit Euch)

Macario, Neonatus vom hohen Blute der Schatten, Herold Genuas
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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Drita
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Drita »

Es kam keine Antwort mehr auf das Schreiben. Niemand tauchte in der Domäne auf und wenn Macario im A Tarda Ora nachfragte, so würde er dort zu hören kriegen, dass niemand namens Drita dort wohnte.

Aber im Elysium saß jemand unter dem Pavilion. Eine Frau, am Ende ihrer Zwanziger - zumindest in sterblichem Alter gemessen. Sie trug ein dunkelblaues Kleid. Dazu bedeckte ein passender Schleider das Haupt, wie es eine gute, gottesfürchte Frau tat. Nur das Gesicht verdeckte sie nicht, sodass die dunkle Narbe sichtbar war. Drita hatte die Hände gefaltet und auf den Beinen abgelegt. Sie saß aufrecht und wartete mit neutraler Miene, die zu einem freundlichen Lächeln wurde, als sich jemand näherte.
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Macario
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Macario »

Macario hatte das Elysium von der Seite Mascharanas her betreten und so hatte ihn sein Weg zuerst zur Casa, zum Zentrum des Elysiums geführt. Dort traf er auf die schöne Mariam. Sonst war dort allerdings niemand. Mariam wußte jedoch Bescheid und konnte dem Lasombra, den rechten Weg zu Drita weisen.

So kam er genau zur besagten Stunde zum Pavillon, dem er sich langsam frontal näherte, auf dass die dort sitzende Person ihn wahrnehmen konnte.
Es war eine langsame, schrittweise Annäherung. Sie, Drita, schien, nicht zu intervenieren.
Also blieb er erst stehen, als er der Gesichtszüge der jungen Frau, der Narbe in ihrem Antlitz, gewahr wurde.
Es war ein kurzer Augenblick, den er sich erlaubte, ehe er deutlich sichtbar den Blick senkte, das Haupt neigte und seinen Rücken beugte...
allerdings nicht zu tief.

Würde sie das Wort direkt an ihn richten oder ihn zum Beginnen auffordern? Sicherlich würde die Ancilla erst die demütige Haltung des Neonatus ohne Linie, der hier ein Amt für die weiße Prinzessin innehatte, bis ins Letzte auskosten, um ihre Stellung zueinander für die Zukunft zu arrangieren.
Um Ihre Macht über ihn zu demonstrieren.
Das erwartete Macario. Er vergellte es nicht. Sie war neu hier, sie musste so handeln. Sollte sie anders tun, wäre in ihren Motiven von Verrat, Heimtücke oder Niedertracht auszugehen. Macario freute sich auf diese Herausforderung, die ihr Geheimnis bedeutete. Vielleicht hatte man ihn doch deshalb ausgewählt... es gab Zeiten, da konnte er sich dieser Erkenntnis nicht verschließen. Es mochte ihm nicht behagen, aber es war, was auch sein Blut ihm zujubelte. Er würde es herausfinden, weshalb sie, mit dem blanken Namen, hierher gekommen war, auf wessen Geheiß und Auftrag. Sie würde ihm nicht im Wege stehen.
Er wäre ihr über.
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Zenon von Kition
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Drita
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Drita »

Es war ein feiner Grat zwischen ehrlicher Demut und dem absoluten Minimum, dass benötigt wurde, um nicht als Unhöflich zu gelten. Vor Allem, wenn man Nichts über den Gegenüber wusste, war das ein gefährliches Spiel. Ob Drita seine angedeutete Verneigung wirklich als demütig aufnahm? Jedenfalls musterte sie das Gebahren des Jüngeren.

Und sie ließ ihn einen Augenblick so verweilen. Aber sicher nicht so lange, wie der Priester es von ihr dachte. Kein Auskosten. Keine Machtdemonstration. Doch lange genug, um einen Unterschied deutlich zu machen, ohne mit dem Finger in dieser Wunde zu bohren. Schwäche? Oder nur eine andere Form der Macht? Das zu bewerten blieb wohl dem jungen Schatten.

Sie öffnete ihre Hand und deutete Macario, dass er sich erheben durfte. Dabei offerierte die Ältere das Kettchen mit dem kleinen Jesuskreuz-Anhänger.

Und so gab Drita ihm das Wort ohne etwas zu sagen. Ein zweite Chance, denn wo der gute Wille da ist, ist er willkommen mit dem, was er vermag, mehr verlangt man nicht. (Zweiter Brief an die Korinther, Kapitel 8, Vers 12)
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Macario
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Macario »

Aus den Augenwinkeln hatte er das Kettchen mit dem kleinen Kreuzanhänger an ihrer Hand gesehen, als Drita ihm gestikulierte, dass sie seine Demutshaltung wahrgenommen hatte und er beginnen möge.

Und so begann er:
"Verehrte Drita, der Friede sei mit Euch...", begrüßte er die Ancilla mit freundlichem Stimmlaut.

Hier ließ er Raum, so dass Drita bereits etwas würde antworten können. Tat sie dies nicht, würde er mit seiner Vorstellung fortsetzen.

Er erklärte:
"Es ehrt mich, dass Ihr mich habt zu Euch gerufen...
wisset...
"

"Ich bin Macario, Neugeborener vom hohen Blute der Schatten.
Herold der Domäne Genua, Vasall der weißen Prinzessin, das Auge Claviculas, Gebieter über San Cassiano zu Clavicula.
In die Nacht geführt durch Stefanos, den Büßer, Ancilla vom hohen Blute der Schatten, der den endgültigen Tod gestorben ist.
Aus der verblichenen Linie des Erminulf zu Benevent, der Adlerschwinge, Ahn vom hohen Blute der Schatten.
Freigesprochen durch die sehr verehrte Ginevra Busca, der Herrin über den Goldenen Streifen, Prinz Rhegiums, Ahn vom hohen Blute der Schatten.
"

Eine Redepause verlieh seiner Vorstellung zusätzliches Gewicht. Er wartete ihre Reaktion ab.
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Drita »

"... und mit deinem Geiste." Die Stimme der Älteren war kaum ein Flüstern in der Stille. Doch es setzte erst ein, als Macario sich vorgestellt hatte. Respekt vor dem Priester und Gott. Doch zuerst wog das Protokoll, dass sie an diese Welt band. Trotzdem war die Stimme eine, der man gerne lauschte. Das wurde besonders deutlich, als Drita diese dann deutlicher erhob. *

"Mein Name ist Drita, Ancilla vom Blut Lasombras." Auch hier folgte kein weiterer Name. Kein Titel. Keine Ahnenreihe. So als sei ihr Name aller Schmuck den sie tragen musste.

Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.

"Es ist erfreulich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid, Macario. Auch eure Hilfestellung habe ich wohlwollend erhalten." Auch folgte keine Erklärung, warum sie dieses nicht angenommen hatte.

"Ich bin auf Wunsch ihrer Majestät nach Genua gekommen und, wie ich schrieb ist es mir ein Anliegen vor Allem meine Geschwister hier kennen zu lernen. Gleich welchen Rang und Status sie bekleiden."

*********
*Vorteil: Bezaubernde Stimme
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Macario
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Macario »

Macario konnte erahnen, dass Drita immer Zuhörer fand. Sie war gewiss gesegnet mit dieser bemerkenswerten Stimme.

Der Neugeborene würde es nicht wagen, nachdem selbst Ilario ihm nicht mehr preisgegeben hatte über Drita, die direkte Frage nach ihrer Herkunft zu stellen. Vorerst bliebe es also das Geheimnis der Ancilla.

"Hier bin ich.", sprach Macario einfach und dennoch gewiss mehrdeutig mit höflicher Stimme.

Mehr erlaubte er sich noch nicht, zu sprechen. Zu unklar war, was die fremde Ancilla im Schilde führte und ob sie ihm überhaupt zugestand, das Gespräch zu führen. Sie unterzog ihn einer weiteren Prüfung. Das taten die Älteren gerne, um die Schwächen und Fehler der Jüngeren selbst herauszufinden.
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Drita »

Die Ältere nahm sein Verhalten mit wohlwollen auf. Und wieder hätten sich andere Ancillae sicher da drinnen gesuhlt. Doch Drita nickte anerkennend und beließ es erneut dabei. Das Lächeln verblasste nicht und Drita nahm das Kreuz wieder zwischen ihre Handflächen.

"Ein Kennenlernen funktioniert nur, wenn ihr die Lippen auseinander bekommt. Wenn es euch hilft: Wir sind vom selben Blute... und unter uns. Schieben wir die Grenze zwischen uns für heute beiseite. Erzählt über euch. Stellt Fragen, wenn euch welche auf der Zunge liegen... aber lasst diese Gelegenheit nicht einfach versiegen."

War das eine dieser Fallen der Älteren? Offenheit fordern und dann sauer sein, wenn offen gesprochen wurde? Oder würde es sie mehr erzürnen, wenn man das Angebot ausschlug?
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Re: [1077] Heraus aus der Sicherheit der Domäne [Macario, Drita]

Beitrag von Macario »

Macario lächelte ihr dankbar zu.

Man wußte natürlich nie, woran man bei den Ancilla, noch wenig bei den Ahnen, war. Aber hier gab es wenig zu verlieren, nur zu gewinnen.
Selbst ein Scheitern, wäre in gewisser Weise eine Erkenntnis über Drita.


Der Mönch bekundete verständnisvoll:
"Sicherlich gibt es gute Gründe, dass Ihr Eure Wege, woher Ihr kommt, woher Ihr stammt, im Dunklen belasst... "

Eine Gedankenpause.

Er erklärte sich mit einfachen Sätzen:
Meine Linie ist verblichen. Meine Erfüllung liegt nunmehr in Genua allein. So die Errichtung der Kathedrale San Lorenzo zur höchsten Ehre Gottes. "

"Worin erkennt Ihr die Eurige Erfüllung? Was mag die Eurige Motivatio sein?", fragte der geistliche Vater mit vorsichtigem Interesse bei ihr nach.

Er ließ der Ancilla Raum für die Antwort auf seine Frage.

"Der Wunsch der höchstverehrten Aurore, Prinz Genuas, la principessa bianca, den Sie an Euch oder womöglich einen unbekannten Dritten richtete, erschließt sich mir aus Euren Worten noch nicht zur Gänze. Wenn es Eure Vorhaben erlauben, wäre ich einer Erhellung darüber sehr zugetan...
es würde vieles vereinfachen, anstatt ich bloßer Ahnung Raum gäbe.
", führte der Jüngere abschließend weiter aus.

Damit überließ er die Gesprächsführung abermals der Ancilla.
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Zenon von Kition
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