[1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

[Januar '23]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Vincente Carlos
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[1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Mit Livius Hilfe hatte Vincente einen Brief an den neuen Herold verfasst, den er anschließend im Elysium für diesen hinterlegte:


Wohlwerter Macario, Herold zu Genua, Neugeborener der Schatten, Kind des Stefanos dem Büßer

Ich bin Gast in dieser Domäne und hatte mich, gemäß unseren Regeln, bei meiner Ankunft beim wohlwerten Herold Toma Ianos Navodeanu, gemeldet. Da dieser nun nicht mehr unter uns weilt, möchte ich gerne bei euch erneut vorstellig werden. Bitte lasst mich wissen, wann ihr mir etwas von eurer Zeit schenken könnt und wo ihr das Treffen abzuhalten wünscht.
Hochachtungsvoll

Vincente Carlos, Neugeborener aus dem Clan der Lasombra
Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra


Den Diener teilte er noch mit, dass er regelmäßig im Elysium vorbeikommen würde, um sich nach der Antwort zu erkundigen.
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Macario
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Macario »

Macario ließ über die schöne Dienerin Mariam mündlich die Nachricht bestätigen sowie verlauten, dass er zum kommenden Neumond zur frühen Nachtstunde im Elysium, in der Casa sich einfinden werde, um dem Wunsch des Vincente Carlos nach einem Treffen nachzukommen.

So kam der Herold in der entsprechenden Nacht gekleidet im braunen Mönchshabit in den Garten unter der Schweigerose, um den Blutsverwandten persönlich zu treffen. Er war unverkennbar, die Tonsur seines Kopfes - Ausdruck seines Mönchstums.

War Vincente Carlos bereits anwesend oder würde er auf ihn warten müssen?


Macario hatte gerade das zweigeschossige Steingebäude, die Casa, betreten. Seine bloßen Füße machten auf dem glatten Marmorboden Geräusche.
Mariam, die ihn erkannte und begrüßte, suchte er als Erstes auf. Es schien ihm niemand Anderes anwesend. Ein kurzes Zwiegespräch folgte...
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente war spät dran. Er mochte es nicht, konnte es nun aber nicht mehr ändern. Die Jagd in dieser Nacht war nicht so verlaufen wie erhofft, sie hatte länger gedauert und nun musste er hetzen.
Er versuchte daher nicht wie ein Schatten durch die Nacht zu gleiten, sondern setzten seine Schritte so, dass seine Füße ihn schnell – und rechtzeitig – ans Ziel brachten.

Bei seiner Ankunft im Elysium erkundigte er sich freundlich, aber effizient, ob der wohlwerte Herold Macario schon da sei und wo er ihn erwarten würde. Anschließend ließ er sich von einem Diener zu ihm führen, wartete in diskretem Abstand, bis dieser ihn bemerkte und durch Wort oder Geste zu verstehen gab, dass er nun Zeit für ihn hätte. Erst dann würde er sich ihm nähern und, so der andere es ihm erlaubte, das Wort zum Gruße an ihn richten.
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Macario
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Macario »

Macario erwartete den Anderen auf der großen Terrasse der Casa. Eben noch hatte der Geistliche hinunter geblickt in den Garten, wandte sich jedoch um, als Vincente die Treppe hinaufkam und das Obergeschoss betrat.

Die einladende Geste des Herolds ließ nicht lange auf sich warten.

Es folgte sogar eine weitere Geste, die geöffnete rechte Hand, sobald Vincente nähergetreten war.
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Zenon von Kition
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Als Vincente die Treppe hinaufkam, suchten seine Augen instinktiv das Dunkel bzw. Halbdunkel der Nacht nach der Gestalt des Herolds ab. Als er sie gefunden hatte, blieb sein Blick neugierig an ihm hängen.

Vincente betrachtete Macario, den er bei der Veranstaltung des Prinzen nur flüchtig und auf Entfernung gesehen hatte, und ließ dabei seinen Blick rasch wie auch – so hoffte er – diskret über dessen Erscheinung wandern. Er hatte es bisher noch nicht mit Mönchen oder Priestern oder wie auch immer man sie nannte, zu tun gehabt. Daher wusste er nicht, was er von dem anderen zu erwarten hatte. Das es sich bei Macario nun zusätzlich auch noch um einen Kainiten handelte, der noch dazu Amtsträger war, nun, das machte den Abend nicht einfacher.

Er ging auf die Brüstung zu, warf einen raschen Blick auf die Aussicht wie um sich zu vergewissern, was ihn dort unten erwarten mochte, falls er hinab stürzen sollte, und wand sich dann ganz zum Herold. Diesem nickte er tief zu, wie es seinem Amt zustand. Als der Herold ihm mit einer Geste zu verstehen gab, das er sprechen durfte, tat er dies und stellte sich – wie zuvor beim Herold Toma,vor. Wenn der eine Herold daran nichts auszusetzen hatte, so sollte es auch der andere nicht tun. „Die Nacht zum Gruße, wohlwerter Macario, Herold von Genua“, begann er. „Wenn ich mich euch vorstellen darf. Ich bin Vincente Carlos, Neugeborener aus dem Clan Lasombra, Kind des Kasib Sami, Anchilla des Clan Lasombra.. Habt Dank, dass ihr mich an diesem Abend empfangt.“ Anschließend wartete ab, ob der Herold sich setzen wollte, mit ihm in den Garten ging, oder das Gespräch hier rasch auf der Terrasse hinter sich bringen wollte. Vincente hatte inzwischen gelernt, dass es dem Ranghöheren zustand den Ort zu bestimmen. Und auch den Rahmen.
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Macario
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Macario »

Macario folgte dem Habitus des Vincente Carlos sehr aufmerksam. Er nickte ihm zu, als er seine Vorstellung samt Begrüßung ohne Absonderlichkeiten vollzogen hatte, ehe er selbst mit ruhiger Stimme sich dem Anderen vorstellte:

"Ich bin Macario, Neugeborener vom hohen Blute der Schatten.
Herold der Domäne Genua, Vasall der weißen Prinzessin, das Auge Claviculas, Gebieter über San Cassiano zu Clavicula.
Aus der verblichenen Linie des Erminulf zu Benevent, der Adlerschwinge, Ahn vom hohen Blute der Schatten.
"

Der Herold führte seine Hände vor dem Körper in Gebetshaltung ineinander.

"Der Friede sei mit Euch, werter Vincente Carlos.", war Macarios Antwort auf die Begrüßung.

Er machte keine Anstalten, sich fort zu bewegen. Er machte überhaupt keine Anstalten, sondern wartete einfach ab.
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Zenon von Kition
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente quittierte die sehr umfangreiche Vorstellung Macarios mit einem dankbaren Nicken. Die lange Ahnenreihe würde er sich wahrscheinlich nicht merken können, aber vielleicht blieb doch der ein oder andere Brocken hängen, sollte er dem anderen z. B. noch einmal schreiben müssen.

Sofern er an Macario kein Zeichen entdeckte, dass dieser ihm nicht erlaubte zu sprechen, sagte er: „Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“ Er überlegte kurz, unsicher wie er das Thema ansprechen sollte. „Ich habe erfahren, dass der wohlwerte Toma Ianos Navodeanu, ehemaliger Herold Genuas“, kurz überlegte er zu sagen nicht mehr ist, entschied sich dann aber anders, „das Amt nicht länger bekleidet. Bei meiner Ankunft bin ich bei ihm, wie es meine Pflicht als Gast ist, vorstellig geworden. Da ich nicht sicher bin, wie in einem solchen Fall die Vorschriften lauten und ich mir kein Versäumnis nachsagen lassen möchte, will ich nun den Abend nutzen, um mich mit euch bekannt zu machen.“
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Macario
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Macario »

"Ich begrüße Eure Initiative. Zeigt es doch, dass Ihr darum bemüht seid, in Genua Fuß zu fassen.", antwortete Macario.

Der Geistliche ließ Vincente Raum für eine mögliche Widerrede. Sofern Vincente nichts gegenteiliges einbrachte,
würde er fortsetzen:
"Wie ist es Euch also bisher ergangen im Genuesischen? Seit wann seid Ihr hier und woher kamt ihr? Bitte erzählt ein wenig über Eure Person und Euer Tun, damit ich ein gutes Bild von Euch bekomme, ehe wir über Euer Anliegen und Eure Aufgabe zu sprechen kommen...", lud der Herold den Anderen ein.

Unlängst hatte der Geistliche seine Hände ineinander gefaltet und vor seinem Körper zusammengeführt. Ruhig betrachtete er derweil Vincentes Erscheinungsbild.
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Vincente Carlos
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente wirkte zufrieden, als es den Anschein nahm, dass sich seine Vorstellung beim neuen Herold nicht zu seinem Nachteil auswirkte – zumindest nicht gleich zu Anfang des Gesprächs. Er trug an diesem Abend nur einfache Wollkleider. Ein paar braune Hosen, die in hohen Schuhen steckten. Dazu ein rauchblaues Hemd, dass an den Rändern dunkel abgesetzt war. Der Gürtel, den er dazu angelegt hatte, war aus Rindsleder, das durch Gerben und Zeit dunkel, ja fast schon schwarz geworden war. Wenn man genau hinsah, so mochte man im Kerzenschein feine Linien darin entdecken. Dereinst mochten sie mit Farbe ausgemalt gewesen sein, damit das Muster deutlicher hervortrat, nun aber waren sie mit den Jahren verblasst und nur noch in Andeutung erkennbar. Vincente war es so lieber. Der Stoff war dick und zum Glück sauber, lediglich an Beinen und Schuhen mochte noch ein Rest Dreck aus der Stadt hängen. Aber dem Dreck der Stadt zu entkommen war ein Ding der Unmöglichkeit.

Er lauschte den Worten des Herolds. Feine Fältchen bildeten sich auf der Stirn, als er darüber nachdachte, in welchem Jahr er nach Genua gekommen sein mochte. Dann gab er auf und beschloss zum Herold ehrlich zu sein. „Ich bin nicht sicher wie das... Jahr des Herrn“, er stockte sichtlich bei seiner Aussage, war sich jedoch recht sicher, dass man Jahre so benannte, „lautete, als ich erstmals Fuß nach Genua setzte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich fahre schon mein ganzen Leben lang zur See und außerhalb von Markttagen, die die Stadtschreier verkünden, habe ich mit Kalendern wenig zu tun. Ich kann euch daher nicht das genaue Jahr nennen. Es dürften jedoch schon über die vom Herold Toma angesetzten 5 Jahre sein, wenn ich an die Winter denke.“ Er lächelte entschuldigend.

„Fuß fassen, ja das kann man so sagen. Ich bemühe mich, mich mit den hiesigen Kainiten vertraut zu machen und bin bei den meisten gesellschaftlichen Veranstaltungen anwesend.“ Er runzelte kurz die Stirn. „Ich glaube, ich habe einmal ein Turmspringen vom wohlwerten Herold Nubis verpasst, da war ich leider anderweitig verhindert.“ Er überlegte weiter und sagte dann: „Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, ist es jedoch gar nicht so einfach, einen Überblick über die Kainiten der Domäne zu bekommen. Alte Gesichter, die ich nur flüchtig unter den Gästen gesehen habe, tauchen nicht wieder auf, neue kommen hinzu. Wenn man nicht die Gänze der Gesellschaft kennt, nun, es macht es entsprechend schwierig, sich in dieser einzufinden.“ Der einzige Vorteil, den er darin sah, war der, dass er damit nicht länger der Neue war und nun andere die Fehler machten, die er schon hinter sich gebracht hatte.

Vincente irritierte die Haltung des Herolds etwas. Mit den gefalteten Händen und der tristen Kutte wirkte dieser recht steif. Er war daher hin und her gerissen, zwischen stramm stehen und Meldung machen und absichtlichem Herumlümmeln, um einen Gegenpol zu dieser Strenge zu bilden. Er wollte nicht unhöflich sein, daher verzichtete er darauf, sich an die Balustrade zu lehnen, auch wenn er das gerne getan hätte. Letztlich entschied er sich für einen Mittelweg und stand Macario in lockerer Haltung gegenüber.

„Ursprünglich stamme ich aus Sardinien.“ Sollte Macario sich an der Insel interessiert zeigen, so würde er ihm die Insel und ihre Sehenswürdigkeiten beschreiben wie er es auch bei einem Schwatz in einer Taverne täte.
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Macario
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Re: [1077] Der andere Herold [Macario, Vincente]

Beitrag von Macario »

Der Herold schien wenig bis gar nicht beeindruckt von den Worten des Vincente.
Wenig darauf erhob Macario das Wort:

"Fassen wir zusammen:
Euer ganzes Leben fahrt Ihr zur See.
Außer an Markttagen, die Ihr erkanntet Dank der Stadtausrufer.

Ursprünglich stammt Ihr aus Sardinien, wo Euch der verehrte Kasib Sami, Ancilla unseres ehrenwerten Schatten-Geblüts, erwählte und in die Nacht führte... seid Ihr von ihm nach Genua entsandt oder dient Ihr einem höheren Interesse über das Ihr erlaubt seid, zu sprechen?
Weshalb seid Ihr hier? Wer hat Euch freigesprochen?

Könnt Ihr zählen?

Ich nehme an, dass Ihr der Schrift nicht kundig seid?
", fragte der Geistliche ohne Scheu und sehr direkt nach, was er wissen wollte, während er den Seefahrer im Blick behielt.
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Zenon von Kition
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