[1078] Grüß Gott [Macario, Paolo] [Das Bouquet der Debatten]

[Paolo]

Paolo ging auf den neuernannten Herold zu, als dieser ihn dazu einlud. Eigentlich mochte er solche Gespräche nicht hier an diesem Ort, zu dieser Zeit führen. Doch waren genau solche Veranszaltungen auch gut dafür geeignet unbekannte Kainiten kennen zu lernen.

Paolo legte sein freundlichstes Lächeln auf und nickte dem Herold abermals zu. Die Hände hatte er hinter dem Rücken ineinander gelegt und versuchte so nicht an seiner Kleidung nervös herum zu spielen.

Seine braunen Auge fixierten Macario und musterten für einen Mlment seine Gestalt. Vor allem seine nackten Füße. Wie der Ancilla Ferruccio wirkte er, nur weniger erratisch...bis jetzt.

"Guten Abend wohlwerter Macario, Herold im Dienste der höchstverehrten Aurore, Neugeborener der Lasombra. Ich gratuliere euch zu eurer Ernennung. Ich bin Paolo, Neugeborener der Wanderer und erst jüngst in der Domäne angekommen." Wie der neue Herold vielleicht schon wusste?

[Macario]

Macario erwiderte den Gruß mit einem kurzen Nicken.

"Der Friede sei mit Euch Paolo... so bin ich Macario, Neonatus vom hohen Blute der Schatten, Herold Genuas, Vasall der weißen Prinzessin, das Auge Claviculas und Gebieter über San Cassiano.", antwortete der Herold freundlich.

"Richtig, ich sah Euch bereits in der Villa Illuminata vor wenigen Jahren.", ergänzte er, wie zu sich selbst gesprochen und doch zu Paolo gewandt.

Aufmerksam beobachtete er den Wanderer, als er ihm investigativ die Frage stellte:
"Wie konntet Ihr Euch so sicher sein, dass ich nicht zuerst das Wort an Euch richten wollte? Was, wenn es anders wäre? Manch Einer ist schnell beleidigt..."

Ein Augenblick verging, doch gerade als Paolo zur Antwort ansetzen wollte...

Milde lächelnd nahm der Schatten dem Wanderer die Antwort ab und erklärte:
"Das Etikette-Parkett verlangt von Euch feinere Sohlen... mich interessiert Euer woher und wohin... seid Ihr weit gereist? Oder wollt Ihr gar hier bleiben im Genuesischen? Lasst uns doch ein wenig plaudern... die Nacht ist noch jung."

[Paolo]

Von der Frage des Herolds war der Ravnos etwas überrumpelt und auch wenn er ihn zu erst nichts erwidern ließ, sagte er es am Ende: "äh...verzeiht wenn ich euch über den Mund gefahren bin dadurch...Ich wusste, dass ihr kein Ancilla seid, also..warum sollte ich nicht das Wort an euch richten? Ist es doch auch nicht besonders höflich nichts zu sagen, wenn man zu einem Gespräch geladen wird, oder? Und es wurde mir beigebracht, dass man sich anderen vorstellt."

Diese kainitische Etikette war so verwirrend.

"Ich reise seit Jahrzehnten, von einer Stadt zur nächsten, von einem Dorf zum nächsten und bin nun wieder in meine Heimat zurück gekehrt. Fürs erste würde ich also gern hier bleiben, aber wer weiss was die Zeit bringt. Für alle Ewigkeit womöglich nicht."

[Macario]

"Das ist die Kunst. Es mag unhöflich erscheinen, wenn Ihr in einem Gespräch schweigt. Wohl erkannt. Doch hat ein Gespräch noch nicht begonnen, mag es wiederrum unhöflich erscheinen, unaufgefordert zu beginnen. Die bloße Einladung ist schließlich kein Freibrief auf das erste Wort, wenn Ihr versteht, wie ich es meine.", dozierte der Herold über die Feinheiten der Etikette.
Diese Form der sanften Belehrung schien dem Magister nicht einmal unangenehm. Er lächelte Paolo zufrieden an.

"Ihr seid in Eure Heimat zurückgekehrt? So stammt Ihr ursprünglich aus dem Genuesischen? Gar aus einer bekannteren Familie?", erkundigte sich der Herold.

"Nun, wenn Ihr mich etwas fragen wollt, werter Paolo, geniert Euch nicht. Quid pro Quo.", erklärte Macario abschließend mit gewisser Reserviertheit in der Stimmlage.

[Paolo]

Paolo dachte darüber nach, kratze sich am Kopf und hielt es dennoch für unhöflich, aber besser war es keine Diskussion darüber anzufangen. Wer war er auch schon eine Meinung darüber haben zu dürfen. Wenn der Herold es so sagte, dann war es so.

„Verzeihung. Ich werde eure Worte beherzigen.“

„Ja, ich wurde hier geboren, habe mein Handwerk erlernt und bin als Geselle ausgezogen. Mein Weg führte mich an viele Orte, bis ich schließlich auch meine Erzeugerin traf und dann diesen Weg in der Nacht fortsetzen musste. Nun bin ich also wieder zurück gekerht, quasi an den Anfang um selbst herauszufinden was ich mit meinem Leben nun weiter anfangen werde. Ich bin Schreiber. Ich schreibe Geschichten auf, die mir zu Ohren kommen.“

„Ihr seid oder wart offenbar Benediktiner? Seid ihr dem Glauben und den Doktrinen immer noch so nah wie im Leben?“

[Macario]

"Sogar näher. Ist es nicht offensichtlich, dass wir, die Unsterblichen, in besonderer Weise auserwählt sind? So müssen wir den höchsten Prüfungen bestehen. Denn die Sünde liegt uns im Blut. Erzählt mir, was denkt Ihr über Euer Sein?", bekundete der Lasombra-Mönch salbungsvoll.

"Ein Schreiber? Genua ist voller Geschichten. Ein treffender Ort für einen Geschichtenschreiber wie es mir scheint.
Habt Ihr schon eine genuesische Geschichte gefunden?", sprach der Herold durchaus amüsiert.

"Ihr... wußtet nicht, wer Euch geschaffen hat? So seid Ihr nicht erwählt worden, sondern Eurer Sterblichkeit beraubt?
Wie konntet Ihr Eure Erzeugerin ausfindig machen?
Das klingt bereits nach einer erzählenswerten Geschichte.", fragte Macario mit regem Interesse nach.

"So viele Fragen meinerseits, verzeiht, ich hatte dies... nicht erwartet. Eins nach dem Andern.", ergänzte der Lasombra in beschwichtigender Art und Weise.

[Paolo]

Paolo runzelt verwirrt die Stirn. "Verzeiht wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Ich kannte meine Erzeugerin. Ihr Angebot war verständlicherrweise sehr ominös gehalten, als sie fragte ob ich sie für immer begleiten wolle und ich wusste nicht, dass ich ein Kainit werden würde, aber ich weiss durchaus wer mich geschaffen hat."

"Geschichten habe ich schon einige gehört, kainitische versuche ich nicht so aufzuschreiben, dass sie als solche zu erkennen sind. Aber auch die Menschen sprechen noch einiges über den alten Krieg und den Neuaufbau. Es ist jedoch noch etwas schwer ein Gesamtbild zusammenzusetzen aus all den Anekdoten und überlieferten Geschichten. Zumal ein jeder dazu neigt schnell zu vergessen und Neues dazu zu spinnen. Der Krieg war wohl auch auf Kainitenseite sehr tragisch. So wie es leider aber auch jeder Krieg ist. Nun musste ich auch hören, dass wohl ein weiterer bevor steht?" Paolo schaute besorgt.

[Macario]

"Jedoch nanntet Ihr keinen Namen von der, die Euch schuf...", bemerkte der Herold nachdenklich.

"Si vis pacem para bellum (lat. „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg.“). Dies gilt wohl umso mehr für Genua.", erklärte der Magister altklug.

"Ja, es scheint so, dass die Tedesci zu nahe ans Genuesische gerückt sind, gar Randbezirke der Domäne bereits für Savona beanspruchen, als dass es ohne Konflikt vorübergehen würde. Was hörtet Ihr denn bis dato über diesen... weiteren Krieg und von wem? Kennt Ihr selbst die Domänen der Tedesci?
Anzunehmen, dass diese Nacht uns dazu Einiges offenbaren wird...", führte Macario mit sorgenvollem Gesicht weiter aus.

[Paolo]

"Weil sie keine Bedeutung für euch hat und bereits seit vielen Jahrzehnten vernichtet ist." erwiderte Paolo düster. "Sie zu nennen würde mir und euch nichts geben. Ich weiss ihren echten Namen nicht mal. Zumal wir uns Namen so oft neu geben können wie das Wetter umschwingt. Sie nannte sich daher auch nur La Pioggia."

"Was den Krieg betrifft. Ich sprach mit dem wohlwerten Liviu darüber, der sich in Votori wohl um die Menschen kümmert. Eine Verhandlung dort wurde wohl je unterbrochen ob eines Anschlages. Ist das auch euer Anliegen? Den Menschen zu helfen als Mann des Glaubens? Achja, verzeiht, ich vergaß eben: Ich sehe meine Existenz als Geschenk an, aber eines mit hohen Prüfungen fürwahr."

[Macario]

"Möge Ihre Seele Frieden gefunden haben.", sprach der Lasombra-Priester in klerikaler Art und Weise.

Scheinbar hatte er einen wunden Punkt des Wanderers aufgetan... er würde dies im Sinn behalten.

"Es ist Gutes darin, den Menschen Erleichterung zu verschaffen. In Clavicula wissen wir dies. Doch liegt mein ureigen Augenmerk vielmer auf dem Seelenheil als auf den einfachsten Bedürfnissen, Körperlichkeiten. Die Seele überdauert. Der Körper vergeht.", erklärte der Geistliche in klaren Worten.

"Ich sprach ebenso mit dem werten Liviu darüber... erstaunlich, wie sehr er doch Kontakte zu knüpfen wußte... ", führte er weiter aus nahezu in Form eines Selbstgespräches.

"Hörtet Ihr vom werten Liviu auch von einer Jägerin in den Wäldern Votoris und mysteriösem Schleim?", stellte der Herold eine etwas seltsame Rückfrage.

Was und wem erzählte der Toreador wohl all diese Geschichten? Was war seine Intention dahinter?