[1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

[Januar '23]
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Macario
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Macario »

Ohne Zweifel war dieses Thema für den Lasombra emotional belegt. Es schien so, dass es ihn gar verärgerte. Der Vergonzo ihm ein Ärgernis gleich sei. Vielleicht fühlte er sich auch missverstanden.

"Hört her, ich will Euch ins Bilde versetzen, ob es mir nun zum Vorteil gereichen werde oder nicht.", so hob der Herold hervor, dass er mit ihr etwas Besonderes teilen würde - gar ein Geheimnis preisgeben würde.

Der Magister begann in erklärender Weise chronologisch:
"Der werte Baumeister... vermutlich sieht er meine Präsenz in Clavicula noch immer als einen Angriff auf das Territorium, welches einstmals dem verehrten Godeoc, dem Ahnen seines Blutes, zugesprochen worden war."

Deutlich hob er das für ihn entscheidende Faktum hervor:
"Doch der höchstverehrte Prinz entschied neu über die Verhältnisse Claviculas."

Ehe er ihr seine Vergangenheit in Genua beschrieb:
"Für das Erfüllen einer wichtigen Aufgabe, die allen Anwesenden des Tophet im Jahre 1041 zugesprochen worden war, ward mir im Jahre 1065 die Domäne San Cassiano zu Clavicula als Belohnung gewährt.
Ich hatte bereits in den Jahren zuvor eine Übereinkunft mit den Verborgenen angestrebt... und mein Tun und meine Absichten in Clavicula im Gespräch mit dem werten ERSTEN Baumeister wie auch dem werten Tankred, der nun als Liktor dienlich ist, offengelegt und erklärt. Doch es war mir nicht gegeben, Verständnis herbeizuführen.
Liegt mir alleinig doch das Wohl Claviculas, seiner armen, geschundenen Menschen und damit das wohl ganz Genuas zu Herzen. Nur durch meine Präsenz und Gaben kam es zu Zeiten der großen Hungersnot nicht zu größeren Aufständen oder gar massenhaftem Hungertod in Clavicula...
"

Die aktuelle Situation mit dem Nosferatu legte Macario folgendermaßen dar:
"Insbesondere der Vergonzo gleicht mehr und mehr einem beleidigtem Kinde. Wenngleich ich seine Beweggründe längst erkenne. Erst jüngst brüskierte er mich, indem er eine weitere Offerte meinerseits ablehnte. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Er wird jeden Schritt, den ich auf ihn zugehe, mit spielerischer Beleidigung abtun und wohl blockieren. Ich versprach ihm sogar, mich für sein Fortkommen in Genua einzusetzen... "

Die weiteren Umstände und Verquickung mit Vergonzo und dem Bau der Kathedrale erklärte er so:
"Zu allem Unglück ist es so, dass der Erste Baumeister der höchstverehrten Majestät vor vielleicht gar einem Jahrhundert oder mehr, der Buckel des Vergonzo zählt viele dutzend Jahre, seid Euch dessen gewahr, bereits den Bau einer Kathedrale in allen Details beschrieb, einen Plan erstellte und er versprach ihr, der weißen Prinzessin, die Umsetzung. Jedoch hielt er sein Wort nicht bis heute. Auf Grund seiner Säumigkeit sprach sie, die höchstverehrte weiße Königin, die Verbannung über den Buckligen mit dem Jahr, als da er ihr die versprochenen Bauten in Genua liefern würde."

Sein Fazit zog er mit fast weinerlicher, flehentlicher Stimme:
"Sehet, mein Dilemma. Nicht irgendeine Kathedrale ist es, die ich für Genua erbauen soll. Es ist die Kathedrale, die Vergonzo versprach. Wohl mit Vollendung dieses Bauwerks würde er ein Verbannter. Dies ist der Wunsch der Höchsten."

Einen Moment ließ der Magister seine Worte verstummen und betrachtete aufmerksam die erste Reaktion der Toreador auf seine Offenbarung.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Atessa Federizzi
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Sie hatte mit vielen gerechnet aber nicht mit einem derartigen Einblick. Was nun Wahrheit war, eine seichte Übertreibungen oder schlicht gelogen war dahingestellt - jedes Wort gab etwas Preis und Atessa schien durchaus überrascht, dass der Lasombra sie derart einweihte.

Nachdem er geschlossen hatte, nickte sie schlicht und schien ihre Gedanken zu sortieren. In ihrer freundlichen Miene war durchaus Ernsthaftigkeit zu erkennen, Konzentration. Glatt so, als säße sie vor einem Puzzle, für dessen Bild sie keine Vorlage hatte und nach und nach Steine dazu kamen, die irgendwie zueinander gehören sollte.

Und dann stellte sie die Frage, die ihr als Essenz des ganzen "Dilemmas" in den Sinn kam.

"Habt ihr denn nach seinem Preis gefragt, den er einfordert, um mit Euch an etwas zu arbeiten, dass schlussendlich seine Verbannung in Aussicht stellt?"

Ihre Stimme war klar, keine Stichelei, kein Unterton - es war schlicht Interesse.

Generell wirkte dieser Gedanke absurd. Warum sollte man irgendwas leisten, nur um dann dafür bestraft zu werden - wenn man es ganz offensichtlich einfach sein lassen konnte? Welches hirnlose Schaf würde dem Wunsch eines anderen nachrennen, um sich danach freiwillig auf die Schlachtbank zu legen und Logeshymnen auf den Schlächter singen?
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Macario
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Macario »

"Nach seinem Preis??", fragte der Geistliche mit Erstaunen.

"Sein Name wird unsterblich werden mit dem Bau der Kathedrale! Er tut seinen Dienst an Gottes Werk. Wie kann man darüber einen Preis sprechen?!
Ich habe ihm angeboten, mich für seinen Verbleib einzusetzen. Für ihn mein Wort einzulegen!
", erklärte Macario mit Bestimmtheit in der Stimme.

"Was kann er mehr erhoffen als das obendrein? Er sollte allein daher, meinen weiteren Aufstieg freudigst begrüßen!", fügte er noch hintendrein.

Sein Fazit zu der Causa des Nosferatu war folgendes:
"Was nützt es ihm, wenn ich scheitere an seinem Widerborst?
Es wäre für ihn ebenso eine Niederlage.
Beweist er doch nur damit, dass er nicht zu Höherem fähig ist
und sein albernes Spiel auf Zeit offenbart dies umso mehr.
"

"Was glaubt Ihr wird passieren, wenn er die lange versprochenen Bauwerke nicht errichten wird oder nur teilweise?
Wo er sich doch über bestimmt mehr als 100 Jahre lang an der Tafel unserer höchstverehrten Aurore di Genua satt fraß?
", fragte der Lasombra etwas leiser gesprochen, als ob sie belauscht werden könnten.

Und belehrend gab er der Rose selbst die Antwort:
"Der Bann ist nicht die Bestrafung, sondern ihre unendliche Gnade..."
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Zenon von Kition
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Atessa Federizzi
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Das Lächeln wich nicht von den roten Lippen der Rose, während der Mönch seine Rede schwang. Höflichkeit? Vergnügen? Eine Mischung?

Die einprasselnden Fragen ließ sie kommen, bis der Lasombra offensichtlich geendet hatte und zuckte dann schlicht mit den Schultern.

"Ihr müsst verzeihen aber ich kann Euch diese Antworten nicht geben. Weder kenne ich die Gedanken des Baumeisters, noch werde ich es wagen und mir die Konsequenzen ihrer höchstverehrten Majestät ausmalen."

Ein leichtes Nicken folgte ihrer kurzen Ausführung.

"Aber wenn es Euer Wunsch ist, kann ich diese Frage in einem Gespräch mit ihm stellen. Ich würde darauf verzichten, ihm den Bann als unendliche Gnade darzustellen."

Sie schien seine Empörung wohl nicht zu teilen. Ein paar Puzzleteile schoben sich in die Nähe zueinander. Sie schien zu warten, ob Macario sich beruhigen würde.
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Macario
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Macario »

"Wir sind hier unter uns. Nur Gott ist unser Zeuge.", entgegnete der Geistliche.

Hatte er nicht noch eben selbst vertraulich leise gesprochen?

"Zurückhaltung in diesem Moment, da ich Euch mein Innerstes offenbarte...?", so beschrieb der Schatten seine enttäuschte Erwartungshaltung und lächelte wohlwollend zu Atessa herüber.
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Atessa Federizzi
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Irritation schlich sich in die Augen der Rose, dann gewann ihre Stimme etwas an Nachdruck.

"Ihr müsst mich missverstanden haben, wohlwerter Macario. Ihr habt meinen Dank für den Blick in Euer 'Innerstes' aber ich bin keine Seherin und kenne weder die Gedankengänge oder Preise des ersten Baumeisters. Noch kenne ich das Strafmaß, dass Aurore ebenjenem angedeihen lassen würde." Sie hielt kurz inne und zuckte dann mit den Schultern. "Ich würde aber vermuten, gemessen an dem, was ihr mir erzählt habt, das ihre Strafe wohl gewiss etwas mit Vernichtung zu tun hätte."

Ob sie es ihm gesagt hätte, wenn sie es gewusst hätte, war wohl fraglich.
Atessa runzelte kurz die Stirn und schien ihren vorherigen Gedankengang wieder aufzunehmen.

"Mein Angebot steht, ich kann den werten Vergonzo an Eurer statt nach einem möglichen Preis fragen. Wenn er so alt ist, wie ihr andeutet, wird er sich etwaiger Konsequenzen unserer höchstverehrten Majestät sicher bewusst sein."
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Macario
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Macario »

"Ich hatte Euch mehr... Vorstellungskraft zugetraut. Wie dem auch sei.", beschied Macario das Thema als lang genug erörtert.

"Ihr sprecht gar soviel von Preisen und Angeboten, als dass man glauben könnte, anstatt in meiner Kirche, wir säßen auf einem Basar zusammen.", scherzte der Geistliche mit ernsthafter Miene, aber belustigtem Klang der Stimme.

Schnell wechselte dieser Scherz jedoch in pure Ernsthaftigkeit:
"Nein, nein... es geht mir nicht darum, Euch mit einer weiteren Aufgabe oder einem Auftrag loszuschicken. Dazu ist alles gesagt.

Ich habe Euch eingeladen, Teil zu haben. Das ist etwas gänzlich anderes.
"

Und gipfelte schließlich in gespieltes Desinteresse:
"Doch womöglich habe ich mich in Euch und Eurem Streben nach etwas Höherem getäuscht."

Der Lasombra hatte die Blickrichtung dazu gewechselt, als ob sein Gast mit einem Schlag langweilig geworden wäre und die dunkle Wand des Zimmers, viel mehr zu bieten hätte...
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Zenon von Kition
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Atessa Federizzi
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Atessa Federizzi »

"Und ich werde gewiss meinen Teil dazu beitragen, sorgt Euch nicht."

Sie überging die Sticheleien des Herolds. Kein Wunder das er keinen Zugang zu Vergonzo fand. Diese Arroganz, gepaart mit dem plumpen Versuch die Unsicherheit in seinem Gegenüber zu wecken, nur um ohne große Gegenleistung an ihre Fähigkeiten zu kommen.

Was auch immer der Herold von ihr hören wollte, entweder die Rose wusste es nicht oder sie hatte kein Interesse daran es auszusprechen. Stattdessen sagte sie mit ruhiger, honigsüßer Stimme.

"Nun, womöglich habt ihr das - oder auch nicht." Atessa zuckte leicht mit den Schultern und wischte dich eine kleine Haarsträhne vom Schulterblatt. "Ich jedoch bin zufrieden, dass ich mich nicht in Euch getäuscht habe."

Sie würde sich um Spinola kümmern, sie würde mit Vergonzo reden und sehen, was sie mit den Ergebnissen anstellen konnte.

"Ich werde mich dann Fabio Spinola und dem Senat widmen."
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Seresa
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Re: [1077] Der passende Schlüssel [Atessa, Macario]

Beitrag von Seresa »



Zusammenfassung:
Atessa und Macario trafen sich in San Cassiano. Sie unterhielten sich über die Aufgabe, welcher die Rose von ihm aufgetragen bekommen hatte. Sie sprachen über die weitere Fortführung oder auch deren Umstellung. Sie unterhielten sich darüber, wie sie die großen Familien Genuas gewogen machen könnten, aber auch, wann die Aufgabe von Atessa als abgeschlossen gelten würde. Die Rose erkundigte sich zudem, ob es hinsichtlich des anstehenden Hoftags etwas zu beachten gäbe. Sie tauschten sich zudem über den Baumeister aus, bevor sich ihre Wege trennten.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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