[1078] Der Schuh drückt am kalabrischen Zeh [Allegra, Atessa] [Das Bouquet der Debatten]

[Allegra Aldighieri]

viewtopic.php?p=81677#p81677

Allegra lenkt ihre Schritte auf Atessa zu. Sie versucht, ihre Aufmerksamkeit auf dem Gesicht ihres Gegenübers zu halten, aber immer wieder wanderten ihre Augen zu den Silberfäden an Atessas Kleid.

Die bunt gekleidete Frau gibt ein deutliches Nicken, sobald sie sich sicher ist wahrgenommen zu werden.

"Mir deucht, wir hatten noch nicht das Vergnügen miteinander. Gestattet, ich bin Allegra Aldighieri. Kind des Ivain du Amiens, Neugeborener des Clan des Todes, Kind Tamerans du Brocéliande, Ahn des Clan des Todes, Hüter der Gebeine des Riesen Unsveill.

Verzeiht dass ich so aufdringlich bin, aber ich bin erst vor weniger als einem Jahr aus Kalabrien nach Genua eingereist. Ich meine vernommen zu haben dass ihr auf dem gleichen Weg hierher kamt?"

Wieder ein intensiver Blick auf den silbrigen Zierrat.

[Atessa Federizzi]

Sie war gerade noch dabei den Jüngling im dunklen Pagengewand zu betrachten, da kam eine wahre Farbenpracht auf sie zu.
Gedanklich notierte sich die Rose schnell noch, vor wem der junge Mann sich verbeugt hatte, dann wandte ihrem Blick der jungen Frau zu, die ihre Aufmerksamkeit zu suchen schien. Hatte sie nicht gerade noch das Knie gebeugt vor dem Mönch, der den Charme einer Wasserleiche hatte?

Sie ließ Allegra ausreden, nickte ihr dann höflich zu und schenkte der Kappadozianerin ein charmantes Lächeln.

"Es freut mich Euch kennenzulernen, werte Allegra Aldighieri. Meine Name ist Atessa Federizzi, Neugeborene aus dem hohen Blut der Rose. Kind des Romian d'Lucacello, Kind der Caramia da Napoli, letzter Schwurmeister Roms, Ahn aus dem Blut der Rosen."

Dann legte sie den Kopf etwas schief und betrachtete ihre Gegenüber, eine überaus interessante Mischung an Farben und Stoffen. Sowas hatte Atessa unter ihresgleichen noch nicht gesehen.

"Wenn ihr auf meine Herkunft anspielt, die ich im persönlichen Gespräch mit dem Blutsdiener ihrer höchstverehrten Majestät nannte - nun, dann kommen wir wohl zumindest aus der gleichen Richtung. Somit, willkommen in der Domäne Genua - von Neuankömmling zu Neuankömmling."

Ob Atessa die Blicke Allegras zu ihrem Kleid bemerkte oder nicht, war nicht klar - zumindest machte sie keine Anstalten es in irgendeiner Weise zu kommentieren. Doch bei genauerem Hinsehen musste Allegra feststellen, dass die Fäden deutlich mehr weiß, als silbern waren.

[Allegra Aldighieri]

"Ich hatte nicht die Absicht, Euch zu belauschen. Ich hörte nur das Wort 'Salerno' heraus und nahm es mir als Einladung. Sonst hätten wir uns sicherlich in der Menge verloren und würden als Fremde im fremden Land umherirren.
Dann seid ihr auch erst neu aus dem Süden eingereist? Habt Ihr den Fall der Stadt noch miterlebt, oder seid Ihr schon vorher abgereist?"

Wieder wandern ihre Augen zum weiß-silbrigen Zierrat - und sie lacht, als sie sich dabei ertappt.

"Verzeiht, ich kann nicht umhin euer Kleid zu bewundern. Werte Atessa, Ihr müsst mir verraten wer solch feine Stücke fertigt, etwas in dieser Machart wäre eine hervorragende Ergänzung meiner eigenen Garderobe."

Sie stemmt ihre Fäuste in die Hüften, um einen guten Blick auf ihre wild zusammengestoppelte Kollektion zu erlauben, mit nicht wenig Stolz in ihrer Miene.

[Atessa Federizzi]

Die Rose nickte "Dann nennen wir es doch eine Fügung des Schicksals. Die... Umwälzung der Stadt habe ich nicht mehr mit erlebt, nein. Vermutlich mein Glück." Ein leichtes Schulterzucken untermalten ihre Worte. "Und Ihr, aus welcher Gegend stammt ihr genau?" Es war kein Unterton zu hören, nur Interesse gegenüber Allegra.

"Ich vermute meine Antwort wird Euch enttäuschen, dieses Kleid stammt noch aus Salerno. Ich bin noch nicht dazu gekommen mich hier nach einem Schneider umzusehen. Aber bitte, solltet ihr einen finden, der Eurem außergewöhnlichen Geschmack entspricht, würde ich mich über eine Empfehlung freuen."

Erneut war kein Unterton, keine Spitze in den Worten der Toreador zu hören. Während sie sprach, musterte sie ihre Gegenüber genauer. Wie sie da stand - energisch und selbstsicher, trotz dieser dürren Gestalt, hier inmitten dieses sich füllenden Raums. Es mischte sich Anerkennung in das Lächeln Atessas.

Dann warf sie einen kurzen Blick auf den dicken Mönch, bevor sie sich Allegra wieder zuwandte. "Bitte sagt, wer ist der Gast, vor dem ihr das Knie gebeugt habt?" Je mehr Namen und Gesichter sie zuordnen konnte, desto besser. Gemessen an der Verbeugung des jungen Mannes musste es zumindest ein Ancilla sein, aber wer?

[Allegra Aldighieri]

“Ich entstamme aus Rhegion di Calabria, und habe die Umwälzungen an der Seite meines wohlwerten normannischen Erzeugers selbst miterlebt. Aber auch das eher am Rande, wir Thanatologen interessieren mehr für die, die bereits tot sind, als für die die andere für Land und Beute vom Leben oder Unleben zu Tode befördern wollen.
Ich verbrachte mehr Zeit damit verschollene Curios zu finden, und das ist immer noch mein Metier.“

Sie erfreut sich aufrichtig an dem Lob über ihre Garderobe, und argwöhnt auch keinen Spott. So kleiden sich feine Leute nun mal wenn sie zu Geld kommen.

Allegra folgt dem Blick Atessas auf Benedetto – und wendet ihn dann rasch ab, während sie die Toreador eindringlich in die Augen blickt, ab nun ohne zu ihrem Kleid abzuschweifen. Ein verschwörerischer, lauernder Klang wandert in ihre Stimme.

“Könnt Ihr nicht das Mal des Kappadozius erkennen?“ raunt Allegra, sich vorsichtig nach Zuhörern umsehend. “Meines ist noch sehr schwach ausgeprägt, bei günstigem Licht kann ich manchmal sogar noch mit einer Sterblichen verwechselt werden. Für meinen sehr verehrten Clansgevatter gilt das nicht mehr, schon zu lange wandelt er durch die Nacht.“

[Atessa Federizzi]

"Na dann dürfte die Umwälzung Euch ja einiges geliefert haben, nehme ich an? Ich hoffe Eure Reise hier her war frei von negativen Ereignissen?" Atessa Stimme fiel in einen leichten Plauderton, während ihr Blick immer wieder kurz in Richtung des Eingangs huschte, vorbei an Allegra. Sie schien im Auge halten zu wollen, wer so alles den Saal betrat.

Dann wandte sie sich wieder der Kappadozianerin zu. "Curios? Wie interessant! Was war das Spannendste aus Eurer Sicht, dass ihr gefunden habt?" Es schien Atessa nicht zu kümmern, dass ihre Gegenüber Gräber plünderte und Leichen fledderte.

Dann blickte sie erneut kurz in die Richtung des Mönchs. Das Mal des Kappadozius, das würde einiges erklären. Das Gesicht der Rose verzog sich ein wenig. "Ich verstehe, ein Älterer Eures Clans also?" sprach Atessa gedämpft zurück. Ihr wäre ein Name lieber gewesen. Der Herold hatte allein zwei Amtsinhaber vom Clan des Todes erwähnt, war er einer davon oder einfach ein älterer Bewohner dieser Domäne, ohne Amt? Sie musterte den Gesichtsausdruck Allegras genauer.

[Allegra Aldighieri]

"Die Umwälzungen hatten wenig mit meinem Werk zu tun. Ich interessiere mich mehr für ältere, einzigartigere Stücke, und diese findet man eher bei denen die schon lange vor den Normannen verblichen waren.
Schlachtfelder nach verbeulten Saxen* und angerosteten Hauberken durchsuchen hat wenig mit meinem Werk zu tun, das ist eher etwas für Dilettanten die schnell etwas suchen um es schnell in Silberpfennige umzuwandeln."

Bei der Frage nach denkwürdigen Curios denkt Allegra einen Moment nach und kratzt sich am Kinn.

"Nun, da war einiges dabei. Grabkronen, nach hellenischer Sitte auf den Augen platzierte Münzen um den Fährmann zu bezahlen, Götterstatuetten...
Aber für mich persönlich am bedeutsamsten war eine gut erhaltene Kollektion der Werke Euripides'. Bis dahin war die Zunge der Hellenen eine reine Qual für mich, für nichts gut außer um gelegentliche Inschriften zu entziffern. Damit gab es endlich einen Grund um mich außerhalb aufgezwungener Lehrstunden damit auseinander zu setzen - und ich denke es hat mein Unleben bereichert.
Seid Ihr vertraut mit seinem Werk? Ein Genuß, sage ich Euch, besonders im hellenischen Original."

Ungebeten verfällt sie in einen dramatischen, begeisterten Vortrag, als hätte sie eine Rolle in einem Theaterstück.**

"Oh makar, hostis eudai-
môn teletas theôn ei-
dôs biotan hagisteuei
kai thiaseuetai psu-
chan en oressi bakcheu-
ôn hosiois katharmoisin,
ta te matros megalas or-
gia Kubelas themiteuôn,
ana thurson te tinassôn,
kissôi te stephanôtheis
Dionuson therapeuei..."***

Es mag einem darüber entgehen, dass sie ganz unverschämt die Frage nach dem alten Kappadozianer ignoriert...

* Einhandschwerter

** Erscheinungsbild + Vortrag (vokal): 4 Erfolge https://discord.com/channels/2237253770 ... 2434048120

*** Euripides: Die Bakchae, Zeile 75 bis 80
Alt-Griechisch:

Spoiler!

Oh, glücklich ein jeder, der seligen Herzens,
kundig der göttlichen Weihen,
sein Leben in Reinheit verbringt,
dem Festschwarm sich anschließt freudigen Herzens,
dem Bakchos zum Ruhm
in den Bergen sich tummelnd zu heiliger Sühnung,
dem Dienst der Kybele,
der großen Mutter, pflichttreu ergeben,
und, hoch den Thyrsos schwingend,
mit Efeu bekränzt,
Dionysos Ehren erweist!

[Atessa Federizzi]

Das klang für Atessa allesamt nach Tinnef. Aber damit konnte man gewiss sein Vermögen erweitern, denn vermutlich gab es genügend Interessenten für diese Kleinode.
Die Rose lauschte den Worten in fremder Sprache und schüttelte dann mit dem Kopf.

"Nein, ich spreche die hellenistische Sprache nicht und kann mich auch nicht entsinnen, mit dem Werk vertraut zu sein" Vielleicht hatte sie es auch einfach vergessen.
Aber der Enthusiasmus Allegras erfreute sie dennoch.

"Es gibt ein Theater in dieser Domäne. Vielleicht hat der wohlwerte Adamo ja Interesse an einer Aufführung, wenn ihr die Werke derart empfehlen könnt."

Dann legte sie den Kopf schief.
"Nehmt ihr denn auch Aufträge entgegen, falls jemand etwas Bestimmtes sucht?"

[Allegra Aldighieri]

An einem menschlicheren Kainiten wäre es ein Aufleuchten der Augen gewesen, bei Allegra ähnelt es eher dem Starren einer Leiche. Der aufgeregte und erfreute Klang ihrer Stimme hilft aber bei der rechten Einordnung.

"Oh, ein Theater? Ihr müsst mich mit dem wohlwerten Adamo bekannt machen. Falls sich daraus etwas ergibt seid Ihr natürlich geladen. Oder vielleicht ergibt sich daraus auch mehr - viele Kinder der Rose sind den Künsten hold, vielleicht auch Ihr?"

Bei der Frage nach bestimmten Dingen nickt sie.

"Sicherlich, wenn etwas bestimmtes gesucht wird kann ich es finden. Meine meisten Waren sind aus Kalabrien - meist hellenisch oder latinisch, manchmal römisch, selten normannisch. Ich füge aber zunehmend ligurische Funde hinzu, und wenn etwas ganz bestimmtes gebraucht wird, ein Familienerbstück oder dergleichen, kann ich versuchen ihm gezielt nachzuforschen."

[Atessa Federizzi]

"Ich werde es mir merken. Vielleicht kommen wir irgendwann ins Geschäft." Atessa lächelte Allegra an, ließ dann ihren Blick über den Saal schweifen und drehte sich abrupt in den Raum, um die mittlerweile angekommenen Gäste zu zu betrachten und begrüßen.

Als sich Atessa wieder Allegra zuwandte, hatte sie ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, dass nur langsam schwand und durch einen freundlichen Gesichtsausdruck ersetzt wurde.
Sie deutete vorsichtig in Richtung Adamos "Wie passend, dort ist er." Und weiter ging die Rose nicht auf den Hinweis ein, Allegra mit ihrem Clansbruder bekannt zu machen. Schließlich hatte Allegra auch Atessa selbst direkt angesprochen, warum sollte das nicht auch bei Adamo schaffen.
Zudem, warum sollte sie ihrer Gegenüber den Weg erleichtern, immerhin hatte sie ihr nicht einmal die Frage zu dem Mönch beantworten wollen.

Dann ruhte ihr Blick wieder auf der Kappadozianerin, um ihre Frage zu beantworten "Nun, fragt sich, was ein jeder unter Kunst versteht. Ich vermute die Antwort wird durchaus abwechslungsreich sein."

Wieder glitt ihr Blick in den Saal, sie wollte augenscheinlich nichts verpassen.