[1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

[Februar '23]
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Giada Salvaza Rossi
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[1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Der Brief, auf feinem und darum erlesen teuren Papier geschrieben, wird bei der nächsten Gelegenheit Iulia Cornelia im Elysium gereicht. Er ist in einem Lederumschlag gegen Blicke und Witterung geschützt, wurde einfach gesiegelt und zeigt zumindest äußerlich keine auffälligen Merkmale abseits der Kostbarkeit des Papiers selbst.

Bricht man das Siegel und ein sehr dünnes Band, das wohl zur Sicherheit darin eingeschlossen wurde, kann man ihn entfalten und eine klare Handschrift in lateinischen Buchstaben und lateinischer Sprache lesen. Wenn Iulia dies mit früheren Botschaften von Giada verglich, würde sie wohl auch erkennen, dass diese Handschrift für sie neu, aber das Papier von derselben Machart war.
An die wohlwerte Iulia Cornelia,
Harpyie in Genua,
Neugeborener vom Blut der Könige,
Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige,
Kind des Ventrue, erster seines Blutes,
Kind des Enoch, des Weisen,
Kind des Kain, des Vaters,

Niemals stehen die Zeiten still und je stiller wir selbst stehen, desto schneller scheinen sie an uns vorbeiziehen zu wollen.
Um nicht in ihrem Wandel unaufmerksam oder gar unachtsam gegenüber Euch, der wohlwerten Harpyie Genuas, zu werden, bitte ich Euch zu einem Gespräch im Elysium der Domäne.

Falls Ihr dem zugeneigt seid, bitte ich Euch darum, mir eine Euch angenehme Zeit dafür zu nennen.

Giada Salvaza Rossi
Neugeboren in den Clan der Nacht,
Kind der Heiligen Noellina, Ancilla vom Clan der Nacht,
Kind des Fürsten Totila von Mailand, Ahn des Clans der Nacht aus der Linie des Boukephos, Herr der Lombardei und Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Antwort, welche die Lasombra mehre Monate später empfangen würde war auf neuem, hellem Pergament mit silberfarbener Tinte verfasst, verschlossen mit einem weißen Siegel ohne Emblem. Darin wurde sowohl Giadas Abstammung wie auch ihrer Eigenen der angemessene Respekt gezollt. Iulia ging in ihrem Schreiben nicht weiter auf den von der Lasombra beschriebenen Wandel ein, sondern öffnete und schloss es mit schlichten, aber durchaus höflichen Floskeln. Sie nannte dem Schatten ein nicht zu weit entferntes, aber auch nicht zu nahes Datum, eine Stunde nach Mitternacht am Teich im Elysium, an welchem die Harpyie sie empfing.

Entsprechend wurde Giada von Iulia in jener lauen Sommernacht bereits erwartet, in der das Kind des Prinzen mit dem oberen Teil ihres Rückens entspannt an dem Weidenbaum lehnte, der in dieser Nacht nicht nur sich, sondern auch die Ventrue in den dunklen Wassern in dessen Nähe spiegelte. Mit kaum mehr als einem seidenen Gewand bekleidet und ihrer hellen Haut wirkte sie dabei geisterhaft, während sie fast sehnsüchtig oder womöglich auch nachdenklich das Sternenmeer zu betrachten schien, welches sich in dem kleinen Teich widerspiegelte.

Derweil waren Iulias Arme unter ihrer Brust verschränkt, welche diese dezent anhoben und in Form brachten, was ihre außergewöhnliche Schönheit nur noch weiter betonte. Dennoch sprach ihr nach vorne gedrücktes Becken von ihrer scheinbaren Langeweile, in der sie dann und wann, ihre feingepflegten Fingernägel zu betrachten schien, während sie abwartete.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Das leise Klirren des schweren Rosenkranzes an Giadas Seite kündigte sie an. Mit dem Anblick jener stillen Szenerie am Teich hielt sie jedoch inne. Selbst sie hatte ein Auge für die kühle Schönheit von Sternenlicht, Iulia selbst und dem klaren Spiegel des Wassers, das die Sterne spiegelte. Auch sie sah einen Moment lang darauf. Doch es waren nicht der Spiegel des Sternlichts, worauf sie blickte. Es war die Finsternis dazwischen.

Erst nach einer kleinen Weile trat sie noch ein wenig näher heran. Sie ging nicht nah genug, um den Blick der Ventrue auf das geheime Zeichen ihres Blutes zu lenken - oder vielmehr auf den Mangel irgendeines Zeichens auf jener spiegelnden Oberfläche.

“Ich grüße Euch”, sagte sie letztlich und löste ihren Blick von der Oberfläche des Teichs, um wieder Iulia selbst anzusehen. “Eure Erscheinung strahlt wie eh und je. Eure Haltung jedoch hat sich ...gemäßigt.” Tatsächlich schien sie sich an Iulias ein wenig gelangweilter Haltung während ihres Wartens nicht zu stören. Doch vielleicht meinte sie mit diesen Worte auch gar nicht deren körperliches Auftreten. Sobald Iulia hersah, neigte sie das Haupt.
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Iulia Cornelia
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Scheinbar hatte Iulia das markante Klackern des Rosenkranzes von Giada durchaus bemerkt oder aber es war dem Zufall geschuldet gewesen, dass sie der Lasombra nach einem kurzen Moment mit ihren Fingern scheinbar beiläufig eine dezente Geste hatte zukommen lassen, bevor sie ihre Hand entspannt auf ihren Arm zurücksinken lassen hatte.

Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, ob Giadas gewählten Worten, bevor sie ihr zu verstehen gab: „Lasst euch nicht täuschen, ich bin noch immer, wer ich bin.“ Ihre blaugrauen Augen lagen noch einen Moment auf dem Sternenmeer, bevor sie in Richtung des Schattens blickte, einen Bruchteil eines Momentes zögerte, dann ihr jedoch ein respektzollendes Nicken zukommen ließ.

„Seid auch ihr mir gegrüßt.“ erwiderte Iulia, während sich ihr Rücken von dem Baum entfernte, sie sich in eine aufrechtere Haltung zurückbegab und ihre verschränkten Arme löste, sie Gesprächsbereitschaft signalisierte, indem sie dezent auf die Lasombra deutete, als sie sich erkundigte: „Ihr hattet gebeten mich sprechen zu dürfen?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das seid Ihr”, bestätigte Giada ernst, doch mit einem kleinen Lächeln. “Und das habe ich.”

Sie hielt sich weiterhin von dem Teich entfernt und so, dass Iulia sich von dem Teich eher abwendete, wenn sie sich Giada zuwendete. Sie musste nicht einmal großartig darüber nachdenken. Irgendwann gingen einem diese Dinge zu blanker Gewohnheit über.

“Ich kam, um mit Euch über Richard von Tann zu sprechen”, sagte sie unumwunden. “Doch dies ist ein …Thema, welches verworren, schwer und auch gefährlich sein kann. Keine seichte Unterhaltung, keine leichte Konversation. Ich will Euch entscheiden lassen, ob oder wann Ihr dies beginnen wollt.”
Ihre Miene war mittlerweile wieder ernst glatt und ernst geworden. “Wir könnten auch zunächst der harmlosen Höflichkeit eines leichteren Gesprächs genügen. Was ich in meinem Schreiben sagte, ist nicht falsch: Wir sprachen lange nicht mehr miteinander ohne dass wenigstens ein anderer Neugeborener zusah und seine eigenen Gedanken dazu spinnen wollte.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia schien kurz zu überlegen, ob ihr der Name etwas sagte oder sagen müsste, während sie Giada mit einem unbewegten Gesicht weiter zuhörte, bis die Lasombra schließlich geendet hatte und sie bestätigte: „Dem ist wohl so, doch ich bezweifle, dass ihr der Kainit für harmlose Höflichkeiten oder gar ein leichtes Gespräch seid. Zumal unser beider Zeit dafür ohnehin zu knapp bemessen ist, nicht?“ Die Ventrue lächelte sanft, bevor sie den Kopf leicht schüttelte und ernster erklärte: „Dennoch nein, mir sagt jener Name nichts. Seht es mir also nach, so ich nicht entscheiden kann, wann oder auch ob ich überhaupt über jenes Thema sprechen möchte, vor allem, nachdem ihr es selbst gerade als gefährlich bezeichnet hattet.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada schnaubte einmal, wohl belustigt über Iulias Kommentar zu Giadas Eignung für harmlose Höflichkeiten.
“Auch ich habe solche Lehren über die Konversation und Unterhaltung genossen”, meinte sie dazu, auch wenn es nicht nach einem wirklichen Protest klang. “Die verehrte Harpyie Mailands und so mancher Pilgerreisende forderten mit gutem Recht und hohem Anspruch meine Mühen.” Sie pausierte kurz und hob eine Augenbraue. “Doch Ihr habt sicherlich recht darin, dass darin nicht meine Stärken liegen.”

Dann jedoch wurde ihre Miene ernster und sie erläuterte kurzerhand: “Richard von Tann, Blutvogt von Pavia, Neugeborener des Clan Ventrue, Kind Friedelindes von Babenberg, Ancilla des Clans Ventrue, Kind Leongards von Werl, Ahn des Clans Ventrue, Kind Wiegebrechts, Prinz zu und von Ulm und Ahn des Clan Ventrue.” Die deutschen Namen klangen aus Giadas Mund, der wohl das Italienische, Lateinische und wahrscheinlich auch die eine oder andere Sprache ihrer Blutsältesten eher gewohnt war, kantig und nicht richtig deutsch.

“In der Tagwelt hat Pavia vor nicht allzu langer Zeit einen Krieg gegen Mailand verloren, nicht zuletzt auch mithilfe von Söldnern aus Venedig, welche hier in Genua anlanden und nach Norden weiterziehen, an Pavia vorbei und nach Mailand. Bei Nacht sind die Dinge naturgemäß noch weit verflochtener. Sehr einfach besehen ist Pavia eine Domäne der Tedesci. Dadurch, dass Genua zu einer Domäne der See der Schatten wurde, sind hier an Genuas Grenzen auch die ersten direkten Fronten zwischen der See der Schatten und den Tedesci.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Nun, Savona ist zwar bedeutend näher denn Pavia, aber sicher, ihr habt nicht unrecht mit der Aussage, dass die Grenze ebenso entlang Pavia verläuft. Dass Venedig Mailand unterstützt, ist dagegen weder sonderlich neu noch überraschend. Sollte es Hardestadt gelingen Mailand unter seine Kontrolle zu bringen, würde er von Ungarn aus schnell zu einem Problem für Venedig werden. Für den ganzen Norden von Italien, um genau zu sein, nicht nur für Genua oder die See der Schatten.“, erklärte die Ventrue entspannt, bevor sie ergänzte: „Aber ich denke, dass muss ich Jemanden mit eurer Abstammung nicht erklären.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada nickte das einfach ab und schien insgesamt recht froh darüber, dass sie ihrerseits Iulia nicht viel erklären musste.

“Der Blutvogt von Pavia bedient sich eines Gangrel, Salvatore di Strada, den er über die Grenzen Pavias hinausschickt, um auf die Jagd zu gehen. Ich wurde dessen Beute, bei Tage, auf der Reise von hier zurück in meine Heimat und schon auf mailändischem Grund.” Sie schüttelte einmal den Kopf wie um die Erinnerung gar nicht erst wieder aufkeimen zu lassen.

“Ich will Euch das, was folgte ersparen. Letzten Endes kam ich in Mailand an. Meine sterblichen Begleiter waren gefoltert, gebrochen oder tot.”
Offenkundig hatte sie nicht vor, mehr über die Einzelheiten dieser Dinge zu sagen.

“Als ich schon längst wieder nach Genua zurück gekehrt war, kam der werte Nubis auf mich zu und warf mir vor, ich hätte ihm einen Brief geschrieben. Eine Einladung in die Wildnis bei Pontedecimo, mich dort mit ihm zu treffen. Er habe dies ausgeschlagen, weil es nicht nach mir geklungen habe und weil es absurd klang.”

Giada seufzte einmal, doch erläuterte dann auch einfach:

“Er und ich hatten bis dahin des öfteren einmal Kontakt gepflegt, einen gelehrten Austausch hauptsächlich. Zu dem Zeitpunkt war ich froh, dass wir dies so gepflegt hatten, denn so kannte er meine Schrift und Art wohl gut genug, dass er die Scharade direkt durchschaute.” Dies klang ein wenig verächtlich, so, als wäre Richard von Tann nicht einmal in der Lage, einen glaubhaften falschen Brief zu schreiben.

“So oder so, ich erklärte ihm den Vorfall von zuvor und wir kamen zumindest auf den Verdacht, dass dies die ersten Anzeichen der direkteren Angriffe der Tedesci gegen Genua sein würden. Dieser Verdacht begründete sich zunächst einfach darin, dass für die Botschaft einer meiner eigenen Männer benutzt worden war - einer von jenen, die seinerzeit Salvadore di Strada und Richard von Tann in die Hände fielen. Er hatte auch zuvor die Botschaften von mir zu dem werten Nubis überbracht.”

“Ich riet Nubis dringlich, dies alles vor der höchst verehrten Herrin Aurore offen zu legen. Und ich erklärte mich natürlich bereit zur vollen Unterstützung dabei, dies aufzuklären. Ich wollte ihn sogar begleiten, wenn er diese Sache vortragen wollte - doch er lehnte dies ab.”
Die Magistra hob ihre Hände, in einer frustrierten, halben Geste. Als hätte sie damals wie heute Nubis am liebsten packen und schütteln wollen.

“Ich wollte damals davon ausgehen, dass der werte Nubis auch danach handelt. Ich habe ihn zwar als zurückgezogen und still, gepeinigt von seinen Visionen, jedoch auch als einen Mann seines Wortes kennen gelernt.” Sie ließ die Hände wieder sinken.

“Indes trug es sich nun zu, dass der werte Benjamin mich aufsuchte. Und er kam mit einer ähnlichen Geschichte, wenn wohl auch anders herum. Richard von Tann habe die Grenzen Genuas überschritten und sich mit …jemandem getroffen, wohl bei Pontedecimo. Und meine Einladung habe dafür eine Rolle gespielt, weswegen der werte Benjamin sich mit mir hatte treffen wollen. Er weigerte sich, mir zu sagen, woher er dieses Wissen habe. Meine Vermutung ist, dass er entweder selbst ein solches Schreiben erhalten hat oder vom hoch verehrten Seneschall davon erfuhr oder aber mit jemand weiterem sprach, der zum Ziel dieser Intrigen von Richard von Tann wurde.”

“So oder so, Benjamin schlug mir vor, auf eigene Faust tätig zu werden und, dem Kettenhund Salvadore die Strada gleich, in einer fremden Domäne auf die Jagd zu gehen. Zugleich versuchte er, mich in meinem eigenen Hause zu bedrohen.”

“Ich habe ihn aus meinem Haus geworfen, nach alledem. Ich werde nicht beginnen, die Traditionen zu brechen, nur weil ein dahergelaufener Kettenhund wie Salvadore di Strada dies tut oder weil Richard von Tann dies für seine Spielchen benutzt. Und ich wollte mich auch nicht in meinem Hause bedrohen lassen - nachdem ich meinem Gast die Gastfreundschaft aussprach.” Giadas Stimme war tief und düster geworden bei diesen Dingen. Sie war offenkundig immer noch zornig wegen dieses Vorfalls und das klang in ihrem Tonfall wider.

“Nun ist Benjamins Betragen keine Neuigkeit. Ich bin auch nicht das erste Mal von ihm bedroht worden, ob nun hier im Elysium oder in meinem eigenen Haus. Und letztlich kann ich mich solcher Dinge durchaus erwehren - doch die Implikationen von Benjamins Worten und Betragen rücken diese Intrigen von Richard von Tann in ein neues und aus meiner Sicht dringlicheres Licht.”

Giada straffte ihre Haltung ein wenig und kam wohl langsam zu den Schlussfolgerungen ihrer Ausführungen:

“Ich trage diese Dinge vor Euch, weil ich nach allem, wie sich diese einzelnen Stücke für mich zusammen setzen, davon ausgehe, dass noch weitere Neugeborene aus Genua derart angesprochen wurden. Das ist das Vorgehen der Tedesci, wenn sie eine weitere Domäne angreifen wollen: Sie suchen sich die Unzufriedenen, die Ehrgeizigen, die Aufrührer gegen die bestehende Herrschaft. Sie versprechen ihnen Amt und Ansehen und alles andere, was sie wohl wollen könnten. Einer nach dem nächsten wird angegangen, eingekauft, umgedreht. Die Domäne wird Schritt für Schritt ausgehöhlt. Und dann schlagen sie zu.”

So, wie die Lasombra dies sprach, klang es nicht nach Empörung oder Vorwürfen. Es klang nach kalten, nackten Tatsachen, nach eigener Erfahrung. Wie lange kämpfte sie diesen Krieg schon, der in der Lombardei tobte?

“Ich berichte Euch all dies, weil weder Ihr noch ich gute Ziele für die Bestechung der Tedesci sein können. Ich, weil ich für sie ein Feind bin. Ihr, weil Ihr unzweifelhaft dem höchst verehrten Prinzen von Genua treu seid. Selbst ihre Folter wird an diesen beiden Tatsachen nichts ändern, denn sie liegen Euch ebenso wie mir im Blut.”

Das war nicht der Versuch einer verfehlten Schmeichelei für Iulia Cornelia sondern auch dies klang nach harten Tatsachen. Iulias Loyalität war anscheinend etwas, von dem die Lasombra selbstverständlich ausging.

“Ich fürchte, dass der werte Nubis die Gefahr dieser Angriffe seinerzeit nicht recht einschätzte. Ich fürchte, dass er diese Sache entweder gar nicht vortrug - aus Angst, er könne damit selbst in die Reihen der lohnenden Ziele der Tedesci eingereiht werden - oder dass er sie nur halblaut vortrug und hoffte, dass die Sache alsbald wieder vergessen würde. Doch die Tedesci vergessen nicht. Sie strecken ihre Hand bereits jetzt nach Genua aus. Und sie werden damit nicht aufhören, nur weil der werte Nubis einen falschen Brief als eben einen solchen erkannt hat.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1078] Quis quo it? [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Bevor ich mich hinsichtlich der Tedeschi und deren Vorgehen äußere, lasst mich euch mein aufrichtiges Bedauern aussprechen, ob dem was euch und den euren Widerfahren ist.“, erklärte die Ventrue womöglich überraschend ehrlich. Tatsächlich schien sie sich wohl selbst nur allzu gut vorstellen zu können, was es bedeutete in den Händen des Feindes zu sein und wünschte dies selbst ihrem ärgsten Feind nicht. Entsprechend machte Iulia eine bewusst gesetzte, längere Pause, die die Ernsthaftigkeit ihrer Worte weiter betonte. Auch stellte sie diesbezüglich keine weiteren Fragen.

„Was derweil die Tedeschi anbelangt, so ist ihre Bedrohung bereits seit langem bekannt, wie auch, dass es Kainiten unter ihnen geben soll, die aktiv nach dem genuesischen Thron streben. Vermutlich nicht nur von Seiten Pavias aus, so überhaupt von dort direkt. Entsprechend wenig verwunderlich ist es, so die Tedeschi sich den Unzufriedenen, den Ehrgeizigen oder auch den Aufrührern annähern würden, durften wir, die wir des längeren in Genua verweilen, doch in den Nächten bereits sehen, wie wenig es bedarf, um die Domäne in die Situation zu bringen, in der sie sich heute befindet.“, stellte das Kind des Prinzen nüchtern und mit einem leisen Ausschnauben fest.

„Von dem Angriff auf die Gesandtschaft des Prinzen von Savona einmal ganz zu schweigen, der den Tedeschi bereitwillig weiter Tür und Tor geöffnet hat, die ohnehin bereits angespannte Lage weiter eskalieren zu lassen.“, seufzte Iulia leise aus, bevor sie nur sacht ihr Haupt schüttelte und letztlich zu verstehen gab: „Entsprechend wenig verwunderlich mag der derart kurzfristig angesetzte Hoftag in diesem Jahr erscheinen. Wovon ihr berichtet, ist entsprechend nicht weniger besorgniserregend, auch wenn ich mich natürlich frage, was ihr in diesem Fall, euch davon erhoffen mögt, so ihr mir darüber berichtet?“ Interessiert, aber auch nachdenklich musterte die Ventrue die Lasombra aus blaugrauen Augen heraus.
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