[1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

[März '23]
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Allegra Aldighieri
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[1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Es war wieder einmal eine dieser Nächte in Genua. Eine junge zierliche Frau in einem unscheinbaren sackleinen Überwurf stahl sich durch die dunklen Gassen am Hafen, auf Schleichwegen auf dem Weg zu Angelique's Turm. Als sie zwischen zwei Häuser schreitet, steht sie einen Moment im vollen Mondlicht und ist besser sichtbar.

War das da nicht ein Buch unter ihrem Arm? Ungewöhnlich eine solche Kostbarkeit zu solch einer unchristlichen Stunde herumzutragen...
Kostbar war war auch der bunte Stoff, der zwischen den Aufschlägen des Überwurfs hervorblitzte, und die lange Locke die sich weigerte sich von der Haube bändigen zu lassen.

Klein, zierlich, bunt gekleidet wie ein Paradiesvogel, und stolz auf ihre hinternlangen Locken. Eine solche Frau war auch in den Reihen der Kainiten auf dem jüngsten Hoftag aufgefallen...
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Paolo
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo der sich mit Marco auf der Hauptstraße, der großen La platea longa befand, blieb einen Moment stehen um zu dem Turme am Ende der Landzunge hinauf zu blicken. Es war ein wirklich schöner Ausblick gewesen. Ein Turm war ein besonderes Bauwerk. Eines das einen besonderen Reiz auf ihn als alten Handwerksmeister ausübte. Er hatte immer nur maximal zweistöckige Häuser gebaut. Aus Holz und Holz verhielt sich ganz anders als Stein. Es lebte, atmete, bewegte sich. Stein war recht starr, bis auf die Fugen an Lehm und Mörtel dazwischen.
Könnte er so etwas bauen? Oder noch höher? Doch die Zeiten waren vorbei. In der Nacht konnte er so ein Projekt ohnehin nicht bewerkstelligen.

Mit einem Seufzen senkte er den Blick wieder und fiel dabei gerade zufällig auf die Gestalt die zwischen den Gassen zwischen den Lagerhäusern heraustrat. Ein Buch in der Hand.
Bücher waren selten, vor allem außerhalb eines Klosters. Bei Angeliques Turm, war es aber wohl kaum eine Überraschung.
Die bunten Kleider kamen ihm auch bekannt vor.

Paolo trat auf Allegra zu, nicht zu schnell, aber auch nicht zögernd. In einem normalen Tempo und hob grüßend von weiter her eine Hand.

Es wurden mehr und mehr Kainiten...ob das gut war?
Es wäre auf jeden Fall gut alle einmal zu kennen.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Die junge Frau versuchte ihr Buch in den Falten des Überwurfs zu verstecken, während sie dem auf sie zu laufenden Mann furchtsam entgegen blickte. Wer mochte da ohne Licht durch die Nacht gehen? Ein Räuber, der ihre Habe begehrte, oder ein Wüstling der sich mehr für das unter ihrer bunten Tracht interessierte?

Wenn ich schon Vollbürgerin wäre käme mir das sogar gelegen... Ob die Geißel Selbstverteidigung als Ausnahme vom Jagdverbot anerkennen würde?

Noch während die Kappadozianerin sich Gedanken darum machte, ob und wie sie ihre Zähne im Hals des Unbekannten versenken sollte, wurden diese Gedanken verdrängt, als der Fremde näher kam und sein Gesicht ihr vage bekannt vorkam, besonders sein ungewöhnlich akkurat gestutzter Bart. Der Hoftag? Ja, ganz sicher.*
Die "hülflose verschreckte Maid"-Nummer würde wohl doch nicht gebraucht werden um ihre Beute in Sicherheit zu wiegen, sie stand selbst einem Räuber gegenüber - wie sie ein Räuber von Blut, nicht von Schmuck und Silber.

Das war keiner der Ancillae auf die Vincente sie hingewiesen hatte, und auch keiner der ausgerufenen Ahnen. Sie bedachte den Fremden daher mit einem auch im Halbdunkeln gut sichtbaren Nicken. Als er in Sprechdistanz angekommen ist, nickt sie sicherheitshalber nochmal.

"Mein Name ist Allegra, Allegra Aldighieri. Ich bin Freigesprochene des Hauses Kappadozius, und werter Gast im Reich der weißen Prinzessin.
Mir deucht ich habe Euch da auch schon gesehen, am letzten Peter-und-Paul-Tag."


Das reichte dem Kundigen, um sie richtig einzuordnen, aber würde unbefugte Zuhörer an einem so öffentlichen Ort eher verwirrt als hellhörig machen. Die Details konnte sie noch nachreichen, wenn sie sicher ungestört waren.

"Und Ihr, werter Herr, seid...?"

*4 Erfolge auf Int+Aufmerksamkeit https://discord.com/channels/2237253770 ... 4070131712
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Paolo
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo blieb in einem höflichen und sicheren Abstand stehen und neigte den Kopf relativ tief. "Guten Abend."

"Mein Name ist, Paolo, ebenfalls *werter* Gast und *Wanderer*." Er erfreute sich ein wenig an dem Spiel der Geheimniskrämerei.
"Es freut mich euch kennen zu lernen. Geht ihr auch bei der wohlwerten Angelique zum Austausch oder Lehre?" fragte er und sah auf den Ort, wo sie das Buch unter ihrer Kleidung verborgen hatte. "Ich denke aber nicht, dass wir uns zum Peter-und-Paul-Tag getroffen haben."
War die Hofnacht doch im November.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Wanderer, Wanderer... Kommen die nicht von weit, weit aus dem Osten? Da gibt es Reiche wie das der Massageter oder das Presbyterreich Johannes'."

Wie ein Massaget oder ein Presbyter sah Paolo nicht aus, andererseits wusste Allegra auch nicht wie man sich so jemanden vorzustellen hatte. Vielleicht genauso wie die Italiener, bloß anders halt... Vielleicht so anders wie Paolo?

"Ich bin tatsächlich auf dem Weg zur wohlwerten Angelique. Zur Lehre - ich habe noch einen weiten Weg zu gehen bis ich mich mit ihr auf Augenhöhe austauschen kann."
Mit einem schiefen Grinsen fügte sie hinzu: "Schon angefangen bei solch einfachen Dingen wie den Festtagen der Heiligen, wie Euch schon aufgefallen ist."

Sie schiebt ihren Überwurf beiseite und bietet einen Blick auf das Buch - beschriftet in altem Griechisch. Für den Kundigen die 'Septuaginta', die hellenische Ausgabe des Alten Testaments.

"Und Ihr selbst? Seid Ihr schon so weit fortgeschritten, dass Angelique Euch um Lehrstunden ersucht statt umgekehrt?"
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Paolo
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Ähm...ja, aber das ist schon lange her und wir sind...naja Wanderer. So manch einer hat es im Laufe der Zeit hier her nach Italien geschafft und hier...Kinder gezeugt." Es war immer noch seltsam das so zu nennen. Erwachsene Menschen in Vampire zu verwandeln und sie dann Kinder zu nennen, deren Erzeuger man war...Aber es war was es war.

"Ich stamme aus Genua, wurde aber nicht hier...Teil der Gemeinschaft." versuchte er den Umstand seiner Wandlung für falsche Ohren zu umschreiben.

"Aber nein, ich bin keineswegs so alt und weise, dass sie an mich zur Lehre treten würde. Wir haben jedoch geschäftlich zu tun." Er lächelte freundlich.

"Wie lange seit ihr schon in der Stadt und woher hat es euch denn hierhin verschlagen?"
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Allegra Aldighieri
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Ein geschäftliches Treffen ist vielleicht eine glückliche Fügung. Ich bin selbst mehr Kauffrau als Gelehrte. Mein Gebiet sind vor allem hellenische Curios, aber zunehmend kommen solche römischer Machart hinzu, während ich mich hier in Ligurien aufhalte. Sind diese vielleicht von Interesse für euch? Für die Frau Gattin? Für irgendwen, von dem Ihr denkt er hätte Interesse an Artefakten aus klassischer Zeit?

Ich selbst halte mich seit wenig mehr als einem Jahr und einem Tag in der Stadt auf. Ursprünglich stamme ich aus Rhegium, in Kalabrien. Just am Zeh des Stiefels, gerade ein, zwei Wochen zur See nach Süden die Küste entlang gesegelt."


Fast schon entschuldigend schiebt die Kappadozianerin nach:

"Es war nicht meine Entscheidung, ich hätte gerne länger zu Füßen meines... Lehrmeisters gelernt. Die Alten unserer Art strömten in die Gegend, sobald die Byzantiner vertrieben waren, und verlangten dass... Jungfern wie ich sie verließen, um Platz zu schaffen.

So vervollkommne ich nun eben mein Wissen zu Füßen Angeliques. Ich bin bereits bewandert in der Zunge der Hellenen, aber mir fehlt es noch an der Zunge der alten Römer, und an der θeologia bei der heutzutage so viel daran hängt."


Verstohlen schaut die Totengräberin sich um.

"Wie haltet ihr selbst es damit? Ich bin selbst nur eine einfache Jüngerin des Oudos Anthropothymos, des Pfades der menschlichen Lebenskraft, und bin einfach nur darin hinein geraten wie ein treibendes Laubblatt. Manche unserer Art haben sich tiefere Gedanken um ihre Existenz gemacht, so vielleicht auch Ihr.
Ich habe bereits vom Oudos Kentauros gelernt, dem Pfad der Verschmelzung von Mensch und Tier, der mir nicht sonderlich zusagt, und dem Oudos Koriphaios, dem Pfad der gekrönten Häupter, der mir schon weit vernünftiger erscheint, aber nicht dazu ausgelegt von einfachen Jungfern wie mir beschritten zu werden. Aber wie schon gesagt bin ich bislang nur eine einfache Jungfer, und noch nicht sonderlich bewandert in den Wegen unserer Art."
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Ah aus dem Süden. Davon gibts so einige. Rhegium ist auch die Heimat des wohlwerten Herolds, nicht wahr? Interessant, dass die Älteren dort hinziehen. Warum? Beharken sie sich dann nicht gegenseitig?" fragte Paolo interessiert, musste aber auf ihre Frage zu den Wegen den Kopf schütteln.

"Ich verstehe leider nicht alles was ihr da sprecht. Sowohl die Wörter als auch den Inhalt. Was meint ihr mit diesen Pfaden?"
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Allegra Aldighieri
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Der wohlwerte Herold Macario und ich wurde bei in Rhegium in die Nacht geholt, das ist wahr.

Der offene Krieg im Süden ist vorbei. Die letzten Byzantiner sind geschlagen, die See der Schatten hat offen die Herrschaft übernommen.
Ob das alles so friedlich vonstatten gehen wird wenn es darum geht die Stücke des Kuchens zuzuschneiden wird eine andere Frage sein, aber eine die mich nicht mehr betrifft. Ich darf ja nicht einmal mehr an der gleichen Tafel als Schankmaid aufwarten."


War da eine Spur von Verbitterung heraus zu hören?

Nach den Pfaden befragt sieht sich die Kappadozianerin noch einmal um, dass die beiden nicht unerwünschte Zuhörer haben. Erst als sie sich sicher genug ist macht sie Ausführungen hierzu.

"Pfad, Weg, Via, Oudos... Die verschiedenen Philosophien, die unsere Art entwickelt hat, um das Biest in uns niederzuringen oder mit ihm in Einklang zu leben.
Von den Oudoi Anthropothymos, Kentauros und Koriphaios habe ich euch schon erzählt. Daneben gibt es noch den Oudos Ouranos derer die den Himmel um Erlösung anflehen und sich dessen Regeln streng unterwerfen, und den Oudos Chthonos, die den Blick eher nach unten werfen und die Unterwelt ersuchen, sie von ihren Ketten zu befreien - teils als Freidenker, teils als Teufelsanbeter.

Bei euch Wanderern soll es auch noch einen Oudos Pythagoreos geben, aber über diesen weiß ich auch nur, dass er etwas mit den Geheimlehren des sterblichen Gelehrten Pythagoras zu tun haben soll."
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Paolo
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Re: [1079] Bauer, Phrenorgos und Psychorgos im Schatten des Turmes [Allegra, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo schaute irritiert und überrascht. "Um das Biest nieder zu ringen? Ihr meint, es gibt Methoden um das Tier zum Schweigen zu bringen?"
Von den Wegen wurde ihm nie erzählt...warum?
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