[1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

[April '23]
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Eine sehr zynische und pessimistische Sicht auf die Welt, wohlwerte Giada. Glaubt ihr wirklich, dass nur die Mächtigsten und Grausamsten überleben können, dass es keine Rolle spielt, wie man seine Macht erlangt oder was man damit anstellt? Verleugnet man damit nicht Werte und Tugenden? Dinge die das Tier im Zaum halten? Ist man dann nicht ein Sklave seiner eigenen Ambitionen, die einen doch niemals zufriedenstellen werden? Ein leeres Gefäß? Dunkel? Hoffnungslos?“ etwas bedauernd schüttelte der Brujah den Kopf „In der Leere und Hoffnungslosigkeit liegt keine Stärke. Stärke die euer Clan doch scheinbar so achtet. Leere und Hoffnungslosigkeit zeigen nur, dass man Sinn und Ziel verloren und sich von Vernunft und Tugenden abgewandt hat. Macht um der Macht willen ist eine sinnlose und gefährliche Sucht, die einen nur ins Verderben führen wird. Macht ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um etwas zu bewirken. Kann jemand über andere herrschen, wenn er selbst nur ein Sklave seiner eigenen Ambitionen ist?“ Nein Gabriel konnte nicht viel mit dieser Giada anfangen. Wie sie da saß und davon redete das ihr Clan schwaches Blut zurückfordern würde, sie es sogar selbst freiwillig geben würde. Wo war ihre sonstige Stärke? Wenn sie sie verloren hatte, warum gab sie ihr Blut dann nicht zurück? War das der Versuch sie aufzubauen? Wie sich die Dinge doch wiederholten. Noch vor ein paar Jahren hatte sie ihn versucht aufzumuntern und war dabei ähnlich wie er vorgegangen.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Erneut, Ihr macht einen Fehler. Nein, drei.”

In einer Geste, die so fließend und natürlich sein konnte weil sie wirkte als wäre sie tausend- und abertausendmal bereits getan worden, hob sie die Perlen ihres Rosenkranzes in die Hand. Und an ihnen zählte sie ab:

“Der erste: Ihr verwechselt die Antwort, um die Ihr selbst gebeten habt, mit meiner Meinung. Und dann redet Ihr gegen jene erdachte Meinung an.”

Sie lächelte vage und ließ die nächste Perle an die erste klicken:

“Der zweite: Ihr verwechselt die Dinge, wie sie sind, die Art und das Geflecht unserer Welt und unserer Dunkelheit mit dem, wie all dies nach Eurem Wunsch und Hoffen sein sollte. Zugleich geht Ihr davon aus, dass Euer Wunschzustand eine Besserung sei und durch Verbesserung zu erreichen sei.”

In diesen Worten lag kein Urteil, kein nichts. Giadas Stimme war tief für die einer Frau und sie konnte beinahe melodisch klingen, wenn sie einen Rhythmus fand wie jetzt.
Mit dem Daumen strich sie über die dritte Perle.

“Der dritte: Ihr füllt sofort Leidenschaft in diese Dinge, obschon Ihr nach Eurem eigenen Wort mit leerem Wissen und ohne Erfahrung hierher kamt. Wir kamen zusammen, alle beide, um zu lernen. Ihr wollt zu früh den Weg dorthin verstellen. Verstehen ist ein unabdingbarer Teil des Lernens und für das Verstehen benötigen Ihr wie ich den offenen Geist.”

Damit öffnete sie ihre Hand und die Perlen vielen heraus. Klirrend baumelten sie neben ihrem Bein aneinander.
“Ich hätte zwei Fragen oder Wünsche, um damit fort zu fahren. Der eine, dass ich wissen will, woher diese Leidenschaft rührt und wohin sie führt oder führen könnte. Ich sah ähnliches bei Angelique, doch bei Ihr stammen diese Dinge aus Erfahrungen. Nicht unbedingt wahren oder weisen Erfahrungen, doch sie ist ein Kind des Mondes und am Ende gefangen durch sich selbst.”

“Und das zweite, was Geduld und von uns beiden wohl ein unerhörtes Maß an Wachsamkeit gegenüber unserer eigenen Wahrhaftigkeit verlangen würde: Ich würde gern mit Euch durchdenken, wie Ihr vorgehen würdet, um solche …Besserung zu erreichen, die Ihr anstrebt. Und was dafür zu tun sei, wie es geschehen könne, was erreicht werden müsse, was dies für uns alle in der Nacht bedeuten muss.”

Eine Giada ohne diesen ewigen, schwelenden Zorn, so konnte man hier nun wohl feststellen, hatte einen Verstand wie ein scharfes Messer. Und offenbar setzte sie nun mit diesem Messer dazu an, die Dinge aufzutrennen, um sie zu betrachten.
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Fehler? Gabriel hob eine Augenbraue und schüttelte nur den Kopf. Natürlich war er es der in ihren Augen wieder Fehler machte. Mit ruhiger Miene lauschte er seinen Fehlern. Den Blick in Richtung des klicken des Rosenkranzes gerichtet hörte er ihr aufmerksam zu und richtete danach den Blick wieder auf die Magistra. Lächelte er? Zumindest umspielten zarte Falten seine Augen und seine Mundwinkel hoben sich leicht.

„Ihr greift mich persönlich an, statt auf meine Fragen einzugehen? Habe ich gesagt, dass dies eure Meinung ist oder mir diese ausgedacht? Oder habe ich euch gefragt, was eure Meinung ist? Eine Einladung! Zu einem Dialog!“ enttäuscht schüttelte er den Kopf. „Statt diese Einladung anzunehmen. Nennt ihr mir nun meine Fehler und Verwechslungen. Sagt ich sei unlogisch, irrational und realitätsfern.“ seine Stimme blieb gleichmäßig und ohne besondere Betonung. „Verwechsele ich die Welt wie sie ist, mit der wie sie sein soll? Oder habe ich gefragt, ob es Schattierungen zwischen diesen Punkten gibt? Ist dies eine Verwechslung? Oder erkenne ich, dass die Dinge, wie sie sind, nicht so sind, wie sie sein sollten oder könnten? Bringe ich zuviel Leidenschaft in diese Dinge? Oder gerade genug Leidenschaft, um zu tun was nötig ist, um Dinge zu bewegen?“ nun legte er beide Hände auf den Tisch und sah sie ernst an.

„Wisst ihr? er schmunzelte kurz. „Ich mache Fehler. Vielleicht mehr als andere Kainiten in dieser Domäne oder anderswo. Und ich mag für euch und andere schwach sein und wirken. Ein Neugeborener ohne Verständnis der Welt. Doch wenn ich aufhöre den Fehler zu machen Fragen zu stellen…“ er schüttelte kurz den Kopf und ließ den Satz so stehen.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada machte eine eher schlichte, beschwichtigende Geste. “Ja, ein Dialog. Ich fragte Euch, woher eben diese Leidenschaft stammt, die Ihr jetzt gerade zeigt. Und ich lud Euch ein, mit mir zu durchdenken, was getan werden müsste, um Verbesserung zu erreichen. Darin wohl auch, was genau Ihr als eine Besserung seht.”
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er lachte kurz und amüsiert auf als sie nach seiner Leidenschaft fragte. „Ihr fragt mich nach meiner Leidenschaft? Sie stammt aus meinem Verstand…“ er tippte sich kurz gegen den Kopf und legte die Hand danach auf sein Herz „…und meinem Herzen. Sie führt mich dazu alles zu hinterfragen. Überall Verbesserungen zu sehen.“ Er machte eine kurze Pause. „Das mag für einige nach Träumereien klingen. Aber es kann nicht falsch sein.“

„Ihr ladet mich ein mit euch zu durchdenken wie man Verbesserung erreichen kann? Ich nehme eure Einladung an.“ Er lächelte leicht und wurde danach sehr ernst. „Aber ich warne euch: Ich werde euch nicht einfach zustimmen. Ich werde euch in Frage stellen. Immer und immer wieder. Es wird euch herausfordern, denn ich werde euch auch meine Meinung sagen. Auch müsst ihr in der Lage sein, eure eigene Position zu hinterfragen und eure Meinung zu ändern.“ einen Moment ließ er dies so stehen, bevor er erneut lächelte und hinzufügte. „Ich erwarte jedoch dasselbe von euch. Ich erwarte, dass ihr mir eure Meinung sagt. Dass ihr mir Fragen stellt. Dass ihr mich herausfordert. Aber mich nicht beleidigt!“ Er beugte sich etwas vor. „Denn nur so können wir beide wachsen. Nur so können wir beide lernen.“
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada sah Gabriel an als wäre dieser die zur Rettung hingestreckte Hand und sie eine Ertrinkende. Für einen einzelnen, unbeherrschten Moment sah man die widerstreitenden Gefühle in ihrer Miene: Verlangen, Hoffnung, Verzweiflung.

Sie musste sich mit Gewalt davon los reißen, so sehr, dass sie aufstand und ein paar Schritte ging wie um sich zur Beherrschung zu gemahnen. Und erst dann antwortete sie: “Nichts anderes würde ich von Euch - oder jedem anderen mit nur genügend Schneid - wünschen. Ihr ahnt nicht, wie … .” Sie unterbrach sich selbst, sprach den Satz nicht zuende. Stattdessen setzte sie sich wieder.

“Ich ringe in diesen Nächten mit mir selbst, Gabriel Ducas”, gestand sie ihm dann, direkt, ohne jede Anrede, als gäbe es in diesem einen Moment nichts, das zwischen ihnen beiden stand.
“Mit mir selbst und einem Sinn in dieser Welt.”
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er sah sie mit einem Ausdruck von Mitgefühl und Respekt an. Seine Augen folgten ihren Bewegungen als sie aufstand und sich schließlich wieder setzte und er antwortete ruhig „Ich verstehe euren Kampf. Ich kenne ihn nur zu gut. Ich habe ihn selbst durchlebt.“ er legte seine Hände flach vor sich auf den Tisch und sah auf diese. „Es gibt keinen einfachen Weg, einen Sinn in dieser Welt zu finden. Es gibt keinen fertigen Plan, dem wir folgen können. Wir müssen unseren eigenen Weg suchen, unsere eigenen Ziele setzen, unsere eigenen Werte finden.“ kurz sah er hoch zu ihr und lächelte etwas unsicher. Will ich diesen Weg gehen? er schob den Gedanken vorerst beiseite. Eine solche Entscheidung konnte man nicht spontan treffen und es war nichts, was er bestimmen konnte.

„Habt ihr eben nicht ein großes Geständnis gemacht?“ er tastete sich vorwärts, war er doch kein Priester oder gar Aschepriester, der es gewohnt war, Leuten in schweren Krisen beizustehen. „Zeigt euer Ringen nicht, dass ihr ein tiefes Verlangen nach etwas höherem habt? Doch was ist es wonach ihr strebt? Macht? Warum strebt ihr nach Macht?“ er beobachtete ihre Reaktionen. Was ist der Zweck oder das Ziel dieses Strebens? Glück? Sicherheit? Ruhm? Habt ihr nicht eine Position in dieser Domäne, die euch Respekt einbringt? Verleiht euer Blut und eure Herkunft euch nicht Macht? Was wollt ihr damit anfangen? Und was wollt ihr mit mehr Macht erreichen?“
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Genau dies sind die Fragen, die mich umtreiben!” Giadas Bestätigung war ungewöhnlich heftig für die heute eher träge Schwere, die sie gezeigt hatte. Für einen Moment war sie still, ließ sich wieder auf ihrem Sitz zurück sinken und brütete vor sich hin.

Als sie dann wieder ansetze, sprach sie leiser, in einem schon resignierten Tonfall: ‘Ich selbst sagte auf jenem Treffen der Wandler auf der Via Regalis ungefähr wohl dies: ‘Wer Macht um der Macht willen ansammelt, spannt sich selbst vor den Pflugschar und lenkt nicht den Pflug. Er wird zum Sklaven äußerer Notwendigkeiten.’ Ich denke, ich erwiderte dies auf die Rede des werten Liutprand. Hm.”

Sie sah auf ihre Hände hinab. “Wenn ich meine Ziele aufzählen müsste, so sind sie weit weniger luftig oder schön als die Euren. Ich will die Tedesci aus meiner Heimat, der Lombardei, vertrieben sehen. Ich will Vergeltung für den Mord an meinem Cousin, dem einstigen Prinzen von Brescia… .” Sie seufzte einmal.

“Dies sind gewiss Ziele, die sich in größere Ziele einfügen lassen. Ich darf darin vertrauen, dass mein Meister und mein Großerzeuger die Geschicke meiner Linie und damit auch meine lenken. Sie dürfen darin vertrauen, dass ich ich mich ihrer Macht beuge. Und dies ist recht. Macht, die ich erringe, gehört auch ihnen. Ziele, die sie haben, denen diene auch ich, wissentlich und unwissentlich. Und so ist es recht auf meinem Weg durch die Nacht und auch auf ihren.”

Sie ballte die Faust. “Liegt in simplem Zweifel bereits Häresie, frage ich? Oder ist der Zweifel und das Fragen nichts als eine natürliche Folge von Wachsen und Erstarken, was beides die Pflicht der Jugend ist? Doch würde ich mich mit Zielen und Idealen beschweren so wie Ihr sie habt, dann würde ich darin Kraft verschwenden. Kraft, über welche mir nicht zusteht, zu verfügen: Sie gehorcht dem Befehl meines Herren, nicht meinen Wünschen oder schönen Idealen.”
Der Blick, mit dem sie Gabriel nun bedachte, war intensiv. Er war nicht zornig und nicht anklagend. Es schien ganz so als suchte die Magistra tatsächlich und wahrhaftig nach solchen Antworten und wollte hören, wie die von Gabriel aussehen mochten.
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel sah Giada mit einem Ausdruck von Mitgefühl und Bewunderung an. Er spürte, wie viel Mut es sie kostete, ihm ihre Zweifel und Fragen anzuvertrauen und er wusste, wie gefährlich es war, sich in dieser Welt der Dunkelheit zu öffnen. Er wusste auch, wie unterschiedlich ihre Wege und Weltanschauungen waren. Er hatte sie gewarnt. Einen Moment sammelte er sich vor seiner Antwort. „Ich danke euch für euer Vertrauen in mich und weiß, dass es nicht leicht ist, sich seinen Zweifeln zu stellen. Auch weiß ich, dass es nicht leicht ist, seinen Herren zu dienen. Ich respektiere eure Loyalität zu eurer Linie und eurem Meister. Aber ich widerspreche euch: Das sind nicht die einzigen Dinge, die euch definieren. Das sind nicht die einzigen Dinge, die euch erfüllen. Das sind nicht die einzigen Dinge, die euch Kraft geben.” mit fester Stimme fuhr er fort, sprach aus, was vermutlich nur wenige wagen würden bei der stets polternden dunklen Magistra. „Ihr sagt, dass ihr nach Macht strebt, um der Macht Willen. Sagt, dass ihr Vergeltung wollt für den Mord an eurem Cousin, dass ihr die Tedesci aus eurer Heimat vertreiben wollt. Das sind ehrenwerte Ziele. Aber sind sie wirklich eure eigenen? Oder sind sie nur die Ziele eurer Linie und eures Meisters? Habt ihr euch je gefragt, was ihr wirklich wollt? Was euch wirklich Sinn gibt?”

Leicht hob er eine Augenbraue und lächelte etwas, würde sie verstehen, was er nun sagte? Er zuckte kurz mit den Schultern. „Ich strebe nach dem Besten in mir selbst und in anderen und ich sehe das Schlechteste in mir selbst und anderen. Ich träume von einer besseren Welt für mich selbst und andere und führe einen Krieg, den ich nicht gewinnen kann und der mich nicht erlöst in einer Welt, die ich nicht verstehe und die mich nicht versteht. Habe ich Macht? Macht die ich nutzen könnte? Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Doch ich würde sie einsetzen. Für ein Ziel! Und nicht einfach nur mehr anhäufen!“ er lächelte scheinbar amüsiert und sah dann direkt vielleicht gar etwas herausfordernd zu Giada. „Habt ihr nicht mehr zu bieten als die Suche nach Macht um der Macht willen? Mehr zu bieten als euren Dienst? Sucht ihr wirklich nur nach Vergeltung und ist der Ruhm und die Macht eures Herren euer einziger Antrieb?“ Also? Was ist euer Sinn?
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1080] Blutige See [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ja, eben danach frage ich.” Giada wirkte ernst, so wie sie das sagte. “Als ich eben jenes Zitat vom Königstreffen wiederholte, sprach ich damals wie genau jetzt gegen ‘Macht um der Macht selbst willen’. Genau hier liegen meine Fragen.”

Eine Pause ergab sich hier, ein paar Momente, in denen sie selbst weiter und weiter mit diesen Fragen rang. Es war ein Anflug von Verzweiflung, der dann mitklang, als sie wieder sprach:
“Ich weiß nicht, ob unsere Ältesten überhaupt etwas anderes kennen als dies. Oder ob dies nichts ist als ein Jahrhunderte und Jahrtausende überspannendes schachern um Macht um der Macht willen, wurzelnd in uralten echten und eingebildeten Fehden. Blutvergießen wie eben jenem in der Vergangenheit zwischen den Brujah mit den Ventrue und den Malkavianern - was wohl wahrscheinlich noch ältere Wurzeln gehabt haben wird.”

Giada sah Gabriel an. “Und doch habe ich mich dem Dienst für diese Ältesten verschrieben. Ihr fragt nach meinen eigenen Zielen und ich müsste zurückgehen in jene Zeit davor. Einst war ich eine echte Rebellin, werter Gabriel. Im Leben habe ich aufbegehrt und mir genommen, was mir nicht freiwillig gegeben wurde. Ich wollte mehr sein als eine artige Ehefrau, eine günstige Partie, eine Brutmutter für die nächste Generation. Ich wollte Reiten und Kämpfen und Jagen. Ich wollte Lesen und Lernen und Wissen. Ich war besser in all diesen Dingen als die Männer um mich her, doch meine Zukunft war vorherbestimmt.”

Giada lächelte ein wenig und ohne auch nur einen Funken von Reue. “Ich habe damals Grenzen überschritten. ‘Hexe’ wurde ich genannt. Mannweib. Amazóne. Unerhört. Frevlerisch” Die alten Worte aus der Vergangenheit vertieften ihr Lächeln kurz und schmerzlich. “Ausgerechnet eine Blutheilige befand mich für würdig genug, um mir eine Gelegenheit zu geben. Mein Frevel war keiner, den sie als solchen gelten ließ. Ich nahm die Gelegenheit. Ich starb dafür. Ich lebe dafür.”

“Darum frage ich mich wahrhaftig, ob ich überhaupt das Recht habe, am Kurs meines Herrn und meines Meisters zu zweifeln. Andererseits erhielt ich jene Gelegenheit, eben weil ich mich durchsetzte. Weil ich Fragen stellte. Weil ich Wissen errang und noch immer erringe. Weil ich mich als würdig erwies und dies weiter tat bis heute.” Sie seufzte und zuckte mit den Schultern.

Sie sah dann Gabriel an. “Ihr findet Ideale in Euren Träumen und Ideen? Strebt nach einer Perfektion, gemessen an Euren eigenen Thesen und jenen Idealen? Ich frage mich, ob ich dies könnte. Denn wie könnten meine eigenen Ideale perfekt sein?”
Gesperrt

Zurück zu „1080“