[1080] An fremden Orten [Roya, Gabriel, Angelique]

[Angelique]

"Zu anderer Zeit werde ich diese Frage nach der Seele und wie sie zu beweisen ist mit ihr ausführlich besprechen. Nur so viel schon mal vorweg als bestechende Logik des Kirchenvaters Augustinus: er unterteilt die Seele in zwei separate, aber zusammenhängende Teile: mens und voluntas gegenüber anima irrationalis, zu denen die Triebe, appetitus, und das Gedächtnis, memoria, gehören.

Er geht von einer anima modo vivens der Seele, die den Körper passgenau ausfüllt, aus. Die weist er mit dem sogenannten Phantomschmerz nach, der die Seele an der Stelle schmerzt, an der ein Körperteil fehlt.

Mystiker sollen diesen Teil der Seele als Aura wahrnehmen können, ebenso ist der freigesetzte Seelenteil nach dem Tod manchmal als Geist zu erkennen."

Sie hoffte, die Frage Gabriels zu beantworten und auch gleichzeitig die Klanschwester zum Nachdenken über die eigenen, geheimen Disziplinen des Klans und wie sie mit der Seele zusammenhängen, angeregt zu haben.
Sie war für weniger kasteit worden, was die Plaudereien über solche Geheimnisse anging. Man musste Klanfremde ja nicht wie einen jungen Welpen mit der Nase in einen Hundehaufen stupsen.

[Gabriel Ducas]

Gabriel sah fragend in Richtung des Orakels. Mit ihr ausführlich besprechen? Warum wollte Angelique ihn ausschließen? „Kein Grund zu warten. Bitte. Lasst uns doch hier und jetzt dies Gespräch fortsetzen! Ich bin durchaus interessiert, wie man die Seele wahrnehmen kann. Wer weiß?“ er lächelte geschäftig „Vielleicht kann ich dies als Inspiration für eines meiner Werke nutzen?“ kurz glitt sein Blick zu Roya und er erklärte sich dieser kurz. „Ich bin Maler. Um genau zu sein, verstehe ich mich auf die Glasmalerei.“ alsdann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Angelique.

„Sind Orakel nicht auch mystisch? Könnt ihr die Seele dann nicht auch wahrnehmen? Oder könnt ihr gar Geister sehen?“ die Neugier des Gelehrten war geweckt. „Ich plane gerade ein kirchliches Werk.“ auffordernd sah er zu dem kindlichen Mondkind und man konnte spüren das seine Begeisterung für Wissen ebenso hell brannte wie die für sein Handwerk

[Roya]

Roya quittierte Gabriels Worte zu Aristoteles mit einem leisen, betrübt wirkendem Oh. Dann hörte sie dem Gespräch zwischen dem Gelehrten und dem Orakel weiter zu. Auf den erneuten Blick und die Frage des Brujah hin, nickte sie bestätigend, bevor ihr Blick dem seinen gesenkt auf das Mondkind folgte.

Als ihre Clansschwester sich alsdann mannigfacher Worte einer Sprache bediente, die Roya offenkundig nicht beherrschte, runzelte sich zuerst nur ihre Stirn. Doch je mehr es wurden, umso mehr senkten sich ihre grauen Augen verlegen gen Boden ab, während ihre Schultern nach vorne einfielen.

Roya war zwar bemüht einen interessierten Eindruck zu halten, doch bereits nach weniger als einem Viertel, verstand sie bereits nichts mehr, und nach nicht einmal der Hälfte, hatte sie vollständig aufgegeben. Stattdessen spielte sie nachdenklich an ihren Fingern herum.

Es dauerte einen Moment, bis ihre Aufmerksamkeit wieder auf dem Brujah lag, nachdem das Mondkind geendet hatte. Ihr Blick hellte sich alsbald sichtlich auf und wirkte gebannt, was es mit dieser Glasmalerei wohl auf sich hatte, die Gabriel betrieb.

Doch als er sich erneut Angelique zuwandte, biss sie sich leicht auf die Unterlippe, schwieg stattdessen und sah erneut zu Angelique hinüber. Sie war interessiert, ob das Orakel wohl tatsächlich eine Seele wahrnehmen, oder auch Geister sehen konnte.

[Angelique]

Irgendwann merkte selbst die in ihre eigenen klugsprecherischen Worte verliebte Angelique, dass sie Roya zum finalen Tode langweilte. Dass diese trotz allem auch etwas Interesse hatte, bemerkte sie dagegen nicht.

"Ich fürchte, ich langweile unseren Gast nur mit meinen hochtrabenden Reden, wie ich ja bereits erwähnte. Außerdem war ich es ja, die rüde Eure Unterhaltung unterbrach.

Ich denke, ich sollte also Euch wieder diesem Gespräch unter vier Augen überlassen und mich zurückziehen.
Wenn Ihr mich jetzt also entschuldigen würdet."

Sie nickte artig und klemmte ihren großen Folianten unter das dünne Ärmchen, um zu entschwinden.

Wahrnehmung + Empathie
— heute um 15:30 Uhr
Angelique (Olaf) Request: [6d10] Roll: [9, 5, 5, 5, 4, 2] Result: 30

[Roya]

Royas mondgeküsste dunkle Haut schien von einem Moment auf den nächsten sichtbar blasser zu werden, ob der hastigen Verabschiedung von Angelique. „Aber du mich nicht langweilen.“ Ihre Worte klangen wie ein leiser Protest, der jedoch gedämpft wurde von ihrem verlegenen Blick zu Boden. „Ich.“ Roya zögerte spürbar. „Nicht kennen Wörter du nutzen. Machen schwer. Aber ich werden merken und lernen. Du nicht gehen müssen wegen mir.“ Sie blickte fragend zu Gabriel, ob dieser es wohl anders sehen mochte.

[Gabriel Ducas]

Erneut zogen sich die Augenbrauen Gabriels zusammen und er betrachtete Angelique eine Weile nachdem sie sich nun verabschieden wollte. Seine rechte Hand schloß sich und die Knöchel traten weiß hervor. Er rang offenbar mit etwas, aber es geschah nichts. Es war vielleicht etwas länger als einen Augenblick, doch kurz genug, um sich schließlich zu entspannen und mit neutraler Miene und ruhiger Stimme auf die Aussage Angeliques zu reagieren.

„Hört ihr? Ihr langweilt sie nicht. Nehmt euch also gern die Zeit, um die Fragen zu beantworten und mit uns gemeinsam Wissen zu suchen.“ sein Blick lag weiterhin auf dem kindlichen Orakel. „So bräuchten wir euch nicht Bescheid sagen, wenn wir Wissen gefunden haben, sondern ihr wärt selbst beim Findungsprozess dabei“

[Angelique]

Angelique war verwirrt und etwas erschreckt, verstand sie doch den Zorn Gabriels nicht.
Roya bat sie nett dazubleiben, aber Gabriel baute eine Drohkulisse auf, dass sie sich nicht traute zu gehen.

"Sicher, Ihr habt natürlich recht", versuchte sie ihn zu beschwichtigen. "Also komme ich auf Eure Frage zurück. Ja, ich kann Geister sehen, und ja, ich kann die Seele sehen. Und wenn ich Euch helfen kann bei Eurem Kunstwerk, will ich das gerne tun."

[Gabriel Ducas]

Richtete sich der Zorn überhaupt gegen Angelique? Zumindest schien er sich, noch vor deren Erwiderung entspannt zu haben. Auch seine Stimme zeigte nach diesem kurzen Anflug keine Anzeichen davon das es direkt Angelique galt. Er nickte, nun wieder ruhig auf die Antworten und lächelte.

„Nun das ist höchst interessant. Damit wäre wohl Aristoteles im Recht und wir wären am Leben.“ er schmunzelte kurz und sah zu Roya hinüber. „Dann haben wir also offenbar eine Antwort auf unsere eingangs gefundene Frage?“ der Brujah hatte sich sichtlich entspannt und lediglich die Neugier schien geblieben zu sein als er sich erneut kurz an Angelique wandte und fragte. „Doch wie seht ihr sie? Könnt ihr den, von euch genannten, Kirchenvater Augustinus in seiner Meinung bestätigen? Ist sie für euch passgenau und selbst dort vorhanden wo Körperteile fehlen?“ und schon wanderten seine Augen wieder zu Roya. „Ihr müsst wissen, dass es neben dem werten Orakel hier ein weiteres Mondkind in der Domäne gibt. Den verehrten Hofgelehrten Ferrucio.“ und nun wandte er sich mit dem ganzen Körper, einem Schmunzeln und einem kurzen Zwinkern in Richtung des Orakels. „Da die Zeit der Ältesten jedoch kostbar ist, bin ich sicher eure Schwester im Blute, kann euch einige Dinge erklären bevor ihr zu dem verehrten Hofgelehrten geht.“

[Roya]

Roya wirkte erleichtert darüber, das Missverständnis mit Angelique ausgeräumt zu haben, schüttelte dann jedoch verneinend das Haupt auf Gabriels Frage an sie. Offenbar teilte sie seine Meinung nicht. Auf seine abschließende Aussage bezüglich Ferrucio runzelte die Fremde alsdann ihre Stirn nachdenklich. „Ich glauben, ich nicht verstehen, was du meinen. Ich nicht seien Orakel wie wohlwerte Schwester mein.“ Sie nickte respektvoll in Richtung Angelique. „Du gesegnet seien.“ Sie machte eine kurze Sprechpause, um die Ernsthaftigkeit ihrer Worte zu verdeutlichen. „Du sagen Leben sei haben Seele. Nennen Namen mir fremd und sagen sie gesagt haben .“ Sie sah zurück auf Gabriel, als sie erklärte: „Ich aber fragen, haben Beweise, dass was sagen seien richtig.“ Erneut blickte sie zu ihrer Schwester im Blute. „Oder warum du ihnen glauben?“

[Angelique]

"Nur, was ich selbst erlebt habe und berichten kann. Wie ich bereits erwähnt hatte, habe ich Seelen gesehen und ich bin eine Expertin für die Säftelehre und wie die Säfte die Seele beeinflussen oder umgekehrt. Andere zitiere ich auf dieser Grundlage und überprüfe, ob sie wahr sprachen oder sich irrten. Wenn man alles hinterfragen würde, was die von den meisten anerkannte Autoritäten auf ihrem Gebiet zu sagen hatten, hätte man viel zu tun, sich alles selbst neu beizubringen.
Wir Gelehrte stehen alle auf den Schultern von Titanen, die vor uns waren."

Sie stutzte bei den Worten von Gabriel. "Nein, ich habe das nie bedacht. Aber jetzt, wo Ihr es sagt, fällt mir auf, dass die Seele nicht den Körper weit überschreitet bei Versehrten, denen die Gliedmaßen fehlen.
Augustinus muss sich also irren. Faszinierend und frustrierend zugleich, dass ich diese fundamentale Erkenntnis, die ich gerade erlangt habe, nicht Theologen und Heilern mitteilen kann, ohne die Stille zu gefährden!"