[1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
- Allegra Aldighieri
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[1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
In der fünften Nacht des Jänner findet sich Allegra wie vereinbart an der Seitenpforte von San Marcellino ein.
Sie war kaum wiederzuerkennen, mit einem schwarzen Netz das ihre langen Locken bändigte und bedeckte, und mit einem unförmigen langen schwarzen Kleid. Darunter trug sie aber ihre gewohnte kostspielige bunte Kluft, aus der sie so viel Selbstvertrauen zog, gerade in dieser fremden Umgebung, gerade angesichts dieses bevorstehenden Treffens von dem so viel abhängen und bei dem so viel schief gehen konnte. Wieder und wieder ging ihr das Treffen mit Nubis durch den Kopf, die düsteren Andeutungen und die fast schon geflüsterte Warnung, wachsam zu bleiben.
In einem Sackerl führte sie zwei kleine Mitbringsel mit sich, von denen sie hoffte dass sie ihren Clansältesten milde stimmen oder zumindest amüsieren würden, nach dem wenigen was sie von ihm wusste.
Zaghaft pochte sie einmal gegen die Tür, dann kurz danach noch einmal etwas kräftiger. In der Wartezeit klopfte sie mit ihren flachen Händen gegen ihre Schulterblätter, so als ob ihr in der Winternacht kalt wäre, um etwaige sterbliche Beobachter zu täuschen.
Sie war kaum wiederzuerkennen, mit einem schwarzen Netz das ihre langen Locken bändigte und bedeckte, und mit einem unförmigen langen schwarzen Kleid. Darunter trug sie aber ihre gewohnte kostspielige bunte Kluft, aus der sie so viel Selbstvertrauen zog, gerade in dieser fremden Umgebung, gerade angesichts dieses bevorstehenden Treffens von dem so viel abhängen und bei dem so viel schief gehen konnte. Wieder und wieder ging ihr das Treffen mit Nubis durch den Kopf, die düsteren Andeutungen und die fast schon geflüsterte Warnung, wachsam zu bleiben.
In einem Sackerl führte sie zwei kleine Mitbringsel mit sich, von denen sie hoffte dass sie ihren Clansältesten milde stimmen oder zumindest amüsieren würden, nach dem wenigen was sie von ihm wusste.
Zaghaft pochte sie einmal gegen die Tür, dann kurz danach noch einmal etwas kräftiger. In der Wartezeit klopfte sie mit ihren flachen Händen gegen ihre Schulterblätter, so als ob ihr in der Winternacht kalt wäre, um etwaige sterbliche Beobachter zu täuschen.
- I Tarocchi
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Die schmale Seitentür öffnete sich verstohlen und leise, als Allegra klopfte. Ein bleicher, hagerer Mönch sah sie an und bedeutete ihr dann, ihm zu folgen. Ein zweiter Mönch wartete drinnen, dass die beiden passierten, und schloss dann in stiller und ergebener Sorgfalt die Pforte wieder ab.
Allegra wurde an einem Nebengebäude vorbei durch einen nächtlich stillen Kräutergarten geführt, dessen erdige und herbe Düfte die kühle Nachtluft anreicherten. Der Mönch führte sie zum Hauptgebäude des Klosters, dort durch lange und dunkle Gänge, die nur hier und da sparsam mit einem Talglicht oder einer Fackel ausgeleuchtet waren.
Das Ziel war eine schmale, gewundene Wendeltreppe mit ausgetretenen, allzu glatten und abgelaufenen Stufen. Unten an ihrem Fuß lag eine Schreibkammer, in der Regale voller Papyrus, Pergamente, sogar einige Seiten feines Papier, Farben und Pigmente, Öle und andere Flüssigkeiten in kleinen Fläschchen und Tiegeln standen. Es gab ein Schreibpult und einen Tisch, auf dem große und kleine Täfelchen mit Wachs lagen, Schreibfedern und Federmesser, Griffel, Säckchen mit feinem Sand, tintenfleckige Tücher und allerlei andere Utensilien der Schriftkunst.
Der Raum hatte keine Fenster und war einzig von einigen halb abgeschirmten Lichtern erhellt, die weit entfernt von den brennbaren Schriften aufgehängt waren. Außer der Wendeltreppe hatte der Raum nur einen einzigen weiteren Ausgang, eine schwarze, schwere Tür. Sie schien vollständig glatt, ohne Knauf oder Ring, und war tief schwarz als wäre sie mit Pech bestrichen worden. Steinerne Totenschädel säumten diese Tür und sahen mit ihren leeren Augenhöhlen und ihrem ewigen, todlosen Grinsen auf Allegra herunter.
Der Mönch, der sie hierher geführt hatte, trat nun wieder zurück und machte sich auf den Rückweg die Treppe wieder hinauf.
Allegra wurde an einem Nebengebäude vorbei durch einen nächtlich stillen Kräutergarten geführt, dessen erdige und herbe Düfte die kühle Nachtluft anreicherten. Der Mönch führte sie zum Hauptgebäude des Klosters, dort durch lange und dunkle Gänge, die nur hier und da sparsam mit einem Talglicht oder einer Fackel ausgeleuchtet waren.
Das Ziel war eine schmale, gewundene Wendeltreppe mit ausgetretenen, allzu glatten und abgelaufenen Stufen. Unten an ihrem Fuß lag eine Schreibkammer, in der Regale voller Papyrus, Pergamente, sogar einige Seiten feines Papier, Farben und Pigmente, Öle und andere Flüssigkeiten in kleinen Fläschchen und Tiegeln standen. Es gab ein Schreibpult und einen Tisch, auf dem große und kleine Täfelchen mit Wachs lagen, Schreibfedern und Federmesser, Griffel, Säckchen mit feinem Sand, tintenfleckige Tücher und allerlei andere Utensilien der Schriftkunst.
Der Raum hatte keine Fenster und war einzig von einigen halb abgeschirmten Lichtern erhellt, die weit entfernt von den brennbaren Schriften aufgehängt waren. Außer der Wendeltreppe hatte der Raum nur einen einzigen weiteren Ausgang, eine schwarze, schwere Tür. Sie schien vollständig glatt, ohne Knauf oder Ring, und war tief schwarz als wäre sie mit Pech bestrichen worden. Steinerne Totenschädel säumten diese Tür und sahen mit ihren leeren Augenhöhlen und ihrem ewigen, todlosen Grinsen auf Allegra herunter.
Der Mönch, der sie hierher geführt hatte, trat nun wieder zurück und machte sich auf den Rückweg die Treppe wieder hinauf.
- Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Allegra nickt den beiden Mönchen jeweils stumm zu und faltet ihre Hände demütig im Schoß, während sie dem Weg folgt. Vielleicht waren die beiden sterblichen Diener eingeweiht, vielleicht auch nicht. In jedem Fall war es besser, sich unauffällig und leise zu verhalten als im Gedächtnis der beiden herauszustechen.
Sie nickt dem Mönch zum Abschied noch einmal stumm zu, als er sie verlässt. Ein feines Lächeln huscht über ihr Gesicht, als sie die Schreibutensilien betrachtet, während sie darauf wartet dass die Schritte des Sterblichen verhallen. Ihr Mitbringsel könnte das Interesse ihres Clansältesten wecken.
Falls sich binnen einer Minute danach nichts tut, klopft sie an die schwarze Tür, zunächst vorsichtig, dann nötigenfalls etwas stärker.
Sie nickt dem Mönch zum Abschied noch einmal stumm zu, als er sie verlässt. Ein feines Lächeln huscht über ihr Gesicht, als sie die Schreibutensilien betrachtet, während sie darauf wartet dass die Schritte des Sterblichen verhallen. Ihr Mitbringsel könnte das Interesse ihres Clansältesten wecken.
Falls sich binnen einer Minute danach nichts tut, klopft sie an die schwarze Tür, zunächst vorsichtig, dann nötigenfalls etwas stärker.
- I Tarocchi
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Kühl fühlte sich diese Tür unter Allegras Hand an. Die steinernen Schädel starrten auf sie hinab. Wie viele Gräber müsste man plündern um sich eines leisten zu können, das war wie dies?
Grabesstille lag über dem Raum.
…bis die Tür sich ein wenig schwerfällig, doch recht unzeremoniell öffnete. Sie schabte schwer über den steinernen Boden. Benedettos Gesicht leuchtete bleich im Halbdunkel des Ausgangs. Aufgedunsen und rund wirkte es, verquollen wie das einer Wasserleiche. Die Augen lagen dunkel in ihren Höhlen und gerade jetzt blinzelten sie auch irritiert auf Allegra herab, die dort stand und angeklopft hatte.
“Hastig seid Ihr”, gluckste er dann, vielleicht amüsiert. Es konnte seinen Argwohn nicht ganz verbergen und er trat dann schließlich vor. Allein mit seiner Körpermasse konnte das so wirken als wollte und als könnte er Allegra vor sich her und wieder zurück in die Mitte der Schreibstube treiben.
Grabesstille lag über dem Raum.
…bis die Tür sich ein wenig schwerfällig, doch recht unzeremoniell öffnete. Sie schabte schwer über den steinernen Boden. Benedettos Gesicht leuchtete bleich im Halbdunkel des Ausgangs. Aufgedunsen und rund wirkte es, verquollen wie das einer Wasserleiche. Die Augen lagen dunkel in ihren Höhlen und gerade jetzt blinzelten sie auch irritiert auf Allegra herab, die dort stand und angeklopft hatte.
“Hastig seid Ihr”, gluckste er dann, vielleicht amüsiert. Es konnte seinen Argwohn nicht ganz verbergen und er trat dann schließlich vor. Allein mit seiner Körpermasse konnte das so wirken als wollte und als könnte er Allegra vor sich her und wieder zurück in die Mitte der Schreibstube treiben.
- Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Schieben muss der Hofgelehrte Allegra nicht. Sie tritt freiwillig weit genug zurück, dass er gut Platz hat. Rückwärts gehend verneigt sie sich tief.
Dabei kommt sie nicht umhin, sein Wasserleichengesicht zu betrachten. Würde das auch mit ihr passieren, in zwei, drei Jahrhunderten - oder vielleicht schon früher? Es war äußerst unwahrscheinlich, dass ein schmales Persönchen wie sie jemals die Ausmaße Benedettos erreichen würde, außer Kappadozianerfleisch verhielt sich wie Hefeteig, aber es war dennoch eine furchtbare Vorstellung für die eitle Neugeborene, dass ihre Schönheit eines Nachts verblassen sollte.
Aber noch war es nicht so weit, und so zeigt sie ihr gewinnendes Lächeln, eines ihrer gefälligen Merkmale die sich nicht verbergen muss, wenn sie sich unauffällig durch Kirchenkatakomben bewegen muss.
"Die Nacht zum Gruße, verehrter Benedetto. Ich bin eure Clansschwester Allegra Aldighieri, die Euch um dieses Treffen gebeten hat, und ich danke dafür, dass Ihr Euch die Zeit dafür genommen habt.
Ich will Euch daher auch nicht unnötig Zeit stehlen mit dem erneuten Vortrag meiner Ahnenreihe, von der ich Euch bereits geschrieben habe - es sei denn Ihr wünscht das ausdrücklich.
Zumal ich als bescheidenes Geschenk etwas niedergeschrieben habe, wo Ihr diese jederzeit nachlesen könnt - wie auch Informationen zu wesentlich bedeutenderen Kainskindern als mich."
Sie holt ein Bündel fadengebundener Blätter unter der Robe hervor.
"Eine bescheidene Chronik Rhegiums, insbesondere über die jüngsten Nächte in denen es von den Händen der Byzantiner in die der See der Schatten überging. Ich bin leider keine große Gelehrte, aber meine Erinnerungen sind frisch und meine Beobachtungen aus erster Hand, insofern mag es hoffentlich die eine oder andere Lücke in Euren Aufzeichnungen schließen."
Dabei kommt sie nicht umhin, sein Wasserleichengesicht zu betrachten. Würde das auch mit ihr passieren, in zwei, drei Jahrhunderten - oder vielleicht schon früher? Es war äußerst unwahrscheinlich, dass ein schmales Persönchen wie sie jemals die Ausmaße Benedettos erreichen würde, außer Kappadozianerfleisch verhielt sich wie Hefeteig, aber es war dennoch eine furchtbare Vorstellung für die eitle Neugeborene, dass ihre Schönheit eines Nachts verblassen sollte.
Aber noch war es nicht so weit, und so zeigt sie ihr gewinnendes Lächeln, eines ihrer gefälligen Merkmale die sich nicht verbergen muss, wenn sie sich unauffällig durch Kirchenkatakomben bewegen muss.
"Die Nacht zum Gruße, verehrter Benedetto. Ich bin eure Clansschwester Allegra Aldighieri, die Euch um dieses Treffen gebeten hat, und ich danke dafür, dass Ihr Euch die Zeit dafür genommen habt.
Ich will Euch daher auch nicht unnötig Zeit stehlen mit dem erneuten Vortrag meiner Ahnenreihe, von der ich Euch bereits geschrieben habe - es sei denn Ihr wünscht das ausdrücklich.
Zumal ich als bescheidenes Geschenk etwas niedergeschrieben habe, wo Ihr diese jederzeit nachlesen könnt - wie auch Informationen zu wesentlich bedeutenderen Kainskindern als mich."
Sie holt ein Bündel fadengebundener Blätter unter der Robe hervor.
"Eine bescheidene Chronik Rhegiums, insbesondere über die jüngsten Nächte in denen es von den Händen der Byzantiner in die der See der Schatten überging. Ich bin leider keine große Gelehrte, aber meine Erinnerungen sind frisch und meine Beobachtungen aus erster Hand, insofern mag es hoffentlich die eine oder andere Lücke in Euren Aufzeichnungen schließen."
- I Tarocchi
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Benedetto nahm dieses Bündel an sich und sah interessiert oder sogar neugierig darauf. Er leckte sich über die Lippen, mit einer Zunge, die beunruhigend dunkel, bläulich und geschwollen wirkte.
“Ja, fein, sehr gut”, meinte er und blätterte einmal durch die Seiten. Gemessen daran, wie die Handschrift und das Pergament beschaffen waren, schien es ihm doch gelingen, hier und da ein paar Zeilen schnell zu lesen. Er sah auch nicht von dieser Durchsicht auf, als er sagte:
“Rhegium also. Reggio, Calabria… .” Er murmelte ein wenig und sah dann argwöhnisch von dem Studium auf zu Allegra. “Schwierigkeiten mit den Venezianern im Gepäck? Der Hüter ist einer. Was treibt Euch hierher, nach Genua?”
“Ja, fein, sehr gut”, meinte er und blätterte einmal durch die Seiten. Gemessen daran, wie die Handschrift und das Pergament beschaffen waren, schien es ihm doch gelingen, hier und da ein paar Zeilen schnell zu lesen. Er sah auch nicht von dieser Durchsicht auf, als er sagte:
“Rhegium also. Reggio, Calabria… .” Er murmelte ein wenig und sah dann argwöhnisch von dem Studium auf zu Allegra. “Schwierigkeiten mit den Venezianern im Gepäck? Der Hüter ist einer. Was treibt Euch hierher, nach Genua?”
- Allegra Aldighieri
- Kappadozianer
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Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
"Keine Scherereien mit den Venezianern. Meine Gründe gerade hier her zu kommen waren sehr viel pragmatischer - Genua ist nur ein Katzensprung, wenn man die Westküste entlang hochsegelt, verglichen mit Venedig."
Allegra trippelt zwei Schritte voran.
"Wenn Ihr die späten Teile meiner kleinen Chronik studiert, werdet Ihr von dem Edikt der höchst verehrten Fürstin Ginevra Busca lernen, wonach alle Neugeborenen und Küken Kalabrien bis Ende 1077 zu verlassen hatten.
Mein Erzeuger hätte mich gerne länger in seiner Obhut behalten, zumal ich erst spät in den Genuss von unserem Clan würdiger Bildung gelangte. Als mein Erzeuger Ivain mich auflas, war ich ein ungebildetes und halb verhungertes Straßenmädchen, das sich seinen Lebensunterhalt zusammenstahl. Als er mich in die Nacht führte, war ich zur Grabräuberin aufgestiegen, dank seiner Unterweisung mit ein wenig Wissen von den Hellenen, ihrer Schrift und der Schwarzkunst, und dank meiner angeborenen Talente einer Nase dafür, verborgene und verschollen geglaubte Relikte aufzuspüren. Aber ich war immer noch weit davon entfernt, eine würdige Vertreterin unseres Hauses zu sein.
Allerdings... Es ging nicht anders. Vernichtung oder voreiliger Freispruch plus sofortige Ausschaffung, das war die Wahl, und so stimmte mein Erzeuger Ivain schweren Herzens meiner Ausschaffung zu."
Sie wirkt verletzlich und unsicher, als sie sich Benedetto zuwendet.
"Im Moment arbeite ich daran, die Dinge nachzuholen, die nicht mehr in meine Unterweisung als Küken reingepasst haben. Die wohlwerte Angelique unterweist mich zur Zeit in italischer Schrift und ihrem guten Ausdruck, römischer Zunge und katholischer Theologeia."
Allegra trippelt zwei Schritte voran.
"Wenn Ihr die späten Teile meiner kleinen Chronik studiert, werdet Ihr von dem Edikt der höchst verehrten Fürstin Ginevra Busca lernen, wonach alle Neugeborenen und Küken Kalabrien bis Ende 1077 zu verlassen hatten.
Mein Erzeuger hätte mich gerne länger in seiner Obhut behalten, zumal ich erst spät in den Genuss von unserem Clan würdiger Bildung gelangte. Als mein Erzeuger Ivain mich auflas, war ich ein ungebildetes und halb verhungertes Straßenmädchen, das sich seinen Lebensunterhalt zusammenstahl. Als er mich in die Nacht führte, war ich zur Grabräuberin aufgestiegen, dank seiner Unterweisung mit ein wenig Wissen von den Hellenen, ihrer Schrift und der Schwarzkunst, und dank meiner angeborenen Talente einer Nase dafür, verborgene und verschollen geglaubte Relikte aufzuspüren. Aber ich war immer noch weit davon entfernt, eine würdige Vertreterin unseres Hauses zu sein.
Allerdings... Es ging nicht anders. Vernichtung oder voreiliger Freispruch plus sofortige Ausschaffung, das war die Wahl, und so stimmte mein Erzeuger Ivain schweren Herzens meiner Ausschaffung zu."
Sie wirkt verletzlich und unsicher, als sie sich Benedetto zuwendet.
"Im Moment arbeite ich daran, die Dinge nachzuholen, die nicht mehr in meine Unterweisung als Küken reingepasst haben. Die wohlwerte Angelique unterweist mich zur Zeit in italischer Schrift und ihrem guten Ausdruck, römischer Zunge und katholischer Theologeia."
- I Tarocchi
- Erzähler
- Beiträge: 1923
- Registriert: Sa 7. Mai 2022, 13:28
Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Benedetto blätterte zu der Stelle, die Allegra genannt hatte, und las sogar nach. "Ah", meinte er erst einmal. "Eine Notlage für dich." Langsam sah er von der Schrift wieder zu Allegra herüber. Seine fetten, angeschwollenen Finger wirkten ganz untypisch delikat und fein in ihren Bewegungen als er die Pergamente beiseite auf das Schreibpult legte und noch einmal zurechtstrich. Beinahe zärtlich schien das.
"Seht, hier in Genua, da hatte unser Clan zu leiden. Galeno hat viel getan, um unseren Ruf zu ruinieren, hat die Stadt verraten und verkauft, Zwist gesäht. Es hat mich viel gekostet, das wieder gerade zu biegen und er hing auf diesem unseligen Heroldsposten fest. Wenn du dich nun hier einfinden willst, dann musst du Unfug unterlassen."
Er runzelte die Stirn ein wenig und beugte sich ein wenig vor, um etwas leiser anzufügen: "Am besten machst du auch einen Schritt weg von Angelique. Mit der sollte keiner mehr zu tun haben, der gut dastehen will." Wie der wohlmeinende Rat eines gütigen Onkels klang das. Doch Benedettos Augen und Blick waren scharf auf Allegra gerichtet und er beobachtete genau, was sie mit alledem wohl tat.
"Seht, hier in Genua, da hatte unser Clan zu leiden. Galeno hat viel getan, um unseren Ruf zu ruinieren, hat die Stadt verraten und verkauft, Zwist gesäht. Es hat mich viel gekostet, das wieder gerade zu biegen und er hing auf diesem unseligen Heroldsposten fest. Wenn du dich nun hier einfinden willst, dann musst du Unfug unterlassen."
Er runzelte die Stirn ein wenig und beugte sich ein wenig vor, um etwas leiser anzufügen: "Am besten machst du auch einen Schritt weg von Angelique. Mit der sollte keiner mehr zu tun haben, der gut dastehen will." Wie der wohlmeinende Rat eines gütigen Onkels klang das. Doch Benedettos Augen und Blick waren scharf auf Allegra gerichtet und er beobachtete genau, was sie mit alledem wohl tat.
- Allegra Aldighieri
- Kappadozianer
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- Registriert: So 15. Jan 2023, 20:24
Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
Allegra will instinktiv nach einer ihrer Locken greifen, um daran nachdenklich zu spielen, ehe sie realisiert dass sie das ungewohnte Haarnetz trägt.
"Galeno... Etwa Galeno Fiore? Wenn ja, dann habe ich von ihm gehört, aber nur dass er Clansbruder und Herold ist. Von vergangenen Schandtaten hat mir bisher noch niemand berichtet. Was hat er angerichtet? Und wie kommt es dann, dass man ihn dennoch mit einem Amt oberhalb des gemeinen Neugeborenen dekoriert hat?"
Sie versucht, dem scharfen Blick standzuhalten, aber der Größenunterschied ist beträchtlich, und der bunten Kappadozianerin fehlt mit dem gebändigten Haar ihr gewohnter Tick. Entsprechend klingt sie nervös.
"Angelique wurde mir vom wohlwerten Gabriel Ducas als Lehrmeisterin ausdrücklich empfohlen, und bisher hat sie sich als für meine Zwecke ausreichend gezeigt.
Wen... wen würdet Ihr stattdessen empfehlen, um mein fehlendes Wissen aufzuholen?"
"Galeno... Etwa Galeno Fiore? Wenn ja, dann habe ich von ihm gehört, aber nur dass er Clansbruder und Herold ist. Von vergangenen Schandtaten hat mir bisher noch niemand berichtet. Was hat er angerichtet? Und wie kommt es dann, dass man ihn dennoch mit einem Amt oberhalb des gemeinen Neugeborenen dekoriert hat?"
Sie versucht, dem scharfen Blick standzuhalten, aber der Größenunterschied ist beträchtlich, und der bunten Kappadozianerin fehlt mit dem gebändigten Haar ihr gewohnter Tick. Entsprechend klingt sie nervös.
"Angelique wurde mir vom wohlwerten Gabriel Ducas als Lehrmeisterin ausdrücklich empfohlen, und bisher hat sie sich als für meine Zwecke ausreichend gezeigt.
Wen... wen würdet Ihr stattdessen empfehlen, um mein fehlendes Wissen aufzuholen?"
- I Tarocchi
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- Registriert: Sa 7. Mai 2022, 13:28
Re: [1081] Das Küken im Schatten des Auerhahns [Allegra, Benedetto (SL)]
"Soso, Gabriel Ducas", gluckste Benedetto. "Da kann man sich ja fragen, weshalb er das macht. Aus Dummheit oder mit einem Plan?" Der Ancilla rückte ein wenig näher an Allegra heran, fast, als würde er deren Nervosität spüren. "Warum genau traust du ihm?"
"Galeno Fiore hat sich von einer Clansschwester um den Finger wickeln lassen und einen Verwandten der Weißen Prinzessin auf dem Gewissen. Der Blutvogt von Savona, Kind des Prinzen von Savona, kam zu den fünf Nächten mit Soldaten im Eilmarsch hierher, um ihr beizustehen. Doch sie liefen allesamt in eine Falle und wurden von den Mauern herunter abgeschossen." Benedettos Gesicht wirkte merkwürdig gekräuselt, sorgenvoll und beschämt. Er schüttelte den Kopf.
"Diese Clansschwester hat es nicht geschafft, den Zorn unseres Prinzen zu überstehen. Was von ihr übrig blieb, wurde zurück nach Pisa geschickt. Und Galeno hat sich derartig in Schulden und Eide verstrickt, dass er weder sich noch jemand anderem viel von Nutzen sein konnte. Wenn du es hier in Genua zu etwas bringen willst, dann musst du schlauer sein als er und nicht in die erstbesten Fallen tappen, die dir aufgestellt werden."
"Galeno Fiore hat sich von einer Clansschwester um den Finger wickeln lassen und einen Verwandten der Weißen Prinzessin auf dem Gewissen. Der Blutvogt von Savona, Kind des Prinzen von Savona, kam zu den fünf Nächten mit Soldaten im Eilmarsch hierher, um ihr beizustehen. Doch sie liefen allesamt in eine Falle und wurden von den Mauern herunter abgeschossen." Benedettos Gesicht wirkte merkwürdig gekräuselt, sorgenvoll und beschämt. Er schüttelte den Kopf.
"Diese Clansschwester hat es nicht geschafft, den Zorn unseres Prinzen zu überstehen. Was von ihr übrig blieb, wurde zurück nach Pisa geschickt. Und Galeno hat sich derartig in Schulden und Eide verstrickt, dass er weder sich noch jemand anderem viel von Nutzen sein konnte. Wenn du es hier in Genua zu etwas bringen willst, dann musst du schlauer sein als er und nicht in die erstbesten Fallen tappen, die dir aufgestellt werden."