[1081] Unserer Hände Arbeit [Gabriel, Paolo]

[Paolo]

Gabriel hatte eine Nachricht über das Elysium erhalten und in eben jenem Elysium wartete auch der Absender dieser Nachricht zum vereinbarten Zeitpunkt auf der Terrasse der Casa. Sein Blick glitt über den stillen dunklen Garten und ferner über die schlafende Stadt. Es war kurz vor Mitternacht und die Menschen würden sich erst später wieder aus ihren Betten erheben, außer sie lagen nun noch nicht mal darin.

Paolo hatte sich auf die Brüstung gelehnt wartete geduldig auf seinen Gesprächspartner, mit dem er das Thema gemeinsamer Arbeit erörtern wollte.

[Gabriel Ducas]

Er war pünktlich, wie es sich für einen Handwerker gehörte. Die Kleidung unauffällig und ohne großen Zierrat. Teilweise geflickt, aber dennoch robust und zweckmäßig. Auch die mattgoldene Umhangschließe fehlte. Ganz anders als noch auf dem Hoftag als er mit seinem Lehensherren in eigens gefertigten Kleidern aufgetreten war, war er heute wieder einfach nur Gabriel. An diesem Abend hatte er die Casa über den Garten betreten und sich dort umgesehen, bevor er in Richtung des Hauses ging.

Als er den Ravnos erblickte näherte er sich, dem an der Brüstung stehenden, blieb in angemessener Entfernung stehen und schenkte diesem ein leichtes Nicken. „Friede sei mit euch, werter Paolo. Wie ist es euch ergangen?“ Stimme und Gesicht des Brujah waren geschäftsmännisch ernst. Ein Händler der einen Kunden nach seinem Befinden fragte. Auf einem Basar würde man wohl nun auch Tee servieren. Sein Blick glitt durch die Casa. „Wollen wir uns setzen?“

[Paolo]

Die Augen des Ravnos glitten über Gabriels Gestalt und Auftreten, sagten aber nichts dazu, falls er sich etwas dachte. Er lächelte, aber es hatte etwas weniger herzliches als bisher. Trieb den Ravnos etwas um?

"Guten Abend, werter Gabriel. Es freut...mich...dass es eure Zeit erlaubt uns hier zu treffen. Ihr habt sicher schon einige Arbeit mit dem Gasthaus?" begann er direkt das erste Thema anzuschneiden und wandte sich währenddessen noch zu einer Sitzecke um. "Sicher, lasst uns uns zunächst setzen." So begab sich Paolo zu einer Sitzecke mit zwei Stühlen und einem kleinen Tisch und ließ Gabriel den Vortritt sich zu erst dort nieder zu lassen.

[Gabriel Ducas]

Eine Augenbraue zuckte einen Moment als der Ravnos ihn begrüßte. Innerlich schüttelte er den Kopf, sah sich kurz um, machte jedoch vorerst keine Anstalten etwas zu sagen als er sich langsam in Richtung des Stuhles bewegte und Platz nahm. Er wartete zunächst bis sich auch Paolo gesetzt hatte, ehe er auf dessen Frage einging.

„Ein wenig, ja. Möchtet ihr eure Hilfe anbieten?“ fragte Gabriel ganz offen und setzte nach einem kurzen überlegen hinzu. „Die tüchtigen Hände eines Zimmermanns könnten sicher hilfreich sein und eure Mithilfe würde von meiner Seite nicht unerwähnt bleiben. Da es jedoch keinen genauen Zeitplan gibt, geht Gründlichkeit vor. Immerhin gibt es mit dem A Tarda Ora ja bereits ein bestehendes Gästehaus. Weiterhin gibt es neben dem Bau auch weitere Dinge zu beachten.“ sein Blick glitt vielsagend durch die Hallen des Elysiums. „Was kann ich also für euch tun?“

[Paolo]

"Ja, ich möchte meine Hilfe für das Gasthaus anbieten." Er schmunzelte, wie amüsiert darüber. "Ich sprach bereits mit dem werten Vergonzo darüber, da er sich auf dem Kunstwettbewerbe dafür angeboten hatte. Aber vermutlich seid ihr der eigentliche Bauherr...auch wenn es euch aufgedrückt wurde."
Paolo legte ein Bein über das andere und begutachtete Gabriels Reaktion.

"Vermutlich wird das A Tarda Ora später keines mehr sein, wenn dieses einmal steht. Versteht ihr die Botschaft dahinter warum das neue Gebäude gerade an dieser Stelle gebaut wird? Nicht, dass es stimmen muss..., aber es sagt etwas aus." Paolo schien alles in allem ganz erfreut über dieses Gespräch und ein gewisser neugieriger Funke lag in seinen Augen.

[Gabriel Ducas]

Gabriel wirkte etwas irritiert. War es die Amüsiertheit des Ravnos? Die Tatsache das dieser zuerst mit Vergonzo gesprochen hatte? „Nun es ist gut, wenn ihr bereits mit dem werten Baumeister gesprochen habt. Es soll wohl eine gemeinschaftliche Aufgabe der Domäne sein.“ Gabriels Miene verblieb neutral, auch wenn gemeinschaftliche Aufgabe für Kainiten wohl nicht einmal dem idealistischsten Brujah in den Kopf gekommen wäre.

„Nun ich habe eine Aufgabe.“ das kam sehr kurz und knapp. „Ob das A Tarda Ora danach noch ein Gästehaus sein wird, oder nicht, ist nicht meine Entscheidung. Mir ist nicht bekannt, warum die Position dieses neuen Gebäudes eine Bedeutung haben sollte. Aber bitte. Erhellt mich. Was sind eure Gedanken hierzu?“ Ein kurzes Zucken der Mundwinkel und erneut ein Blick über die Casa, bevor der Handwerker sich zurücklehnte und seinen Gegenüber musterte. Er schien neugierig über das, was der Ravnos wohl für Vermutungen anstellte. Hatte er wirklich keine Ahnung? Oder hatte er noch nicht darüber nachgedacht?

[Paolo]

"Die Villa gehörte einst der ehemaligen Hüterin des Elysiums und Erbauerin dieses Gartens, davor gehörte das Gebäude aber der wiederum vorigen Hüterin, Acacia della Velanera, Kind vom sehr verehrten Seneschall Lydiadas. Sie wurde im Krieg zwischen ihm und Aurore vernichtet.
Nun sollte also der Besitz einer Verräterin am Thron, verschenkt werden...es würde mich nicht wundern, wenn unser höchstverehrter Prinz es absichtlich abbrennen ließ um es dem Erdboden gleich zumachen, denn nun kann quasi auf den Ruinen der damaligen Sünden etwas neues entstehen.
Und wäre es nicht ebenso ein Zeichen von Aurore an Lydiadas, dass sie vernichtet was ihm gehört?
Und das Tarda Ora war nicht nur eine Zeit lang der Sitz des Seneschalls, sondern auch der Besitz eines...weiteren Verräters. Es wird kein Gästehaus bleiben...zumindest nicht für die Gäste Aurores. Ich meine, ich würde auch jeden Makel ausradieren."
Er hob die offenen Hände wie um anzudeuten, dass es einfach so war, wie es war.

"Ich dachte mir das nur alles, weil es bei einem Bau eines Gebäudes auch durchaus Beachtung finden sollte wofür es steht und zu sehen ob man diesen Gedanken nicht darstellen kann. Natürlich sind das aber auch alles nur Vermutungen, genauso gut könnte Lydiadas versucht haben etwas zu verbergen oder jemand völlig anderes hat sich dafür interessiert, doch in beiden Fällen bliebe die Frage: Warum nur? Was war so besonders an diesem Gebäude, wenn es so gewesen wäre?
Oder noch simpler: Jemand gönnte es dem Sieger einfach nicht, egal wer das geworden wäre."
Paolo kratzte sich am Kinn.

"Nun, wenn euch das aber nicht interessiert, dann verzeiht das Palaver." Er lächelte entschuldigend. "Ihr habt recht. Ihr habt eure Aufgabe und mehr sollte euch nicht kümmern."

"Ihr habt im übrigen eine bemerkenswerte Liste an Fürsprechern. Ihr seid offenkundig sehr gut vernetzt innerhalb eures Clans."

[Gabriel Ducas]

Interessiert und sehr aufmerksam hatte der Brujah den Ausführungen des Wanderers gelauscht. Ein intensiver Blick. Doch hatte er die Worte überhaupt vernommen? Mit leicht geöffnetem Mund, einem leicht nach vorn gerecktem Kinn reagierte er mit einem kurzen „Ha“ als Paolo schließlich endete. Es klang etwas dumpf, so als ob sich die Zunge des Brujah auf dessen Backenzähne gelegt hatte. Er nickte bedächtig und ließ Paolo nicht aus den Augen. War er etwa beeindruckt vom Wissen des Ravnos? Dachte er über dessen Worte nach? Zumindest dauerte es wohl ein paar Augenblicke, ehe er ein Auge leicht zusammenkniff und mit einem sanften Nicken sagte. „Gedacht habt ihr euch das, ja?“ der Handwerker machte eine kurze Pause, ehe er fragend fortfuhr. „Ihr meint also es wäre das Begleichen ausstehender Schulden, ja? Und meinen wir sollten es beim Bau berücksichtigen oder gar darstellen?“ das klang grübelnd. Dachte er darüber nach? „Es ist eine interessante Geschichte, die ihr da erzählt. Von Verrat und Sünden. Wie lange weilt ihr doch schon in Genua? Und wer mag euch das erzählt haben?“

[Paolo]

Paolo musterte einen Moment Gabriels Gesicht ob seiner vorsichtigen Reaktion.
"Nun, es gibt eine Chronik Genuas und das sind zumindest bei den Älteren bekannte Begebenheiten. Ich bin schließlich Geschichtenschreiber, ich höre mich um."

"Mit Darstellen meinte ich schlicht, dass man Themen wie Schuld und Sühne oder Auferstehung aus der Asche sicher irgendwie dekorativ verwerten kann oder man tut es eben bewusst nicht und versucht etwas neutrales zu schaffen. Es wäre daher nicht unerheblich, was ihr euch gedacht habt, wie man Genua nach außen repräsentieren sollte? Oder nach inne eine Botschaft senden." Paolo wog seine geöffneten beiden Hände gegeneinander ab und ließ sie schließlich wieder auf seinen Schoß fallen.

"Wie dem auch sei. Das muss ja nicht heute besprochen werden, wenn überhaupt zwischen uns. Es ist ganz eure Entscheidung.
Ich wollte euch eigentlich fragen, auf Grund eurer Fürsprecher, die ihr nanntet, ob ihr eine verehrte Charda kennt? Ich hörte, dass sie bis vor einigen Jahren in der Stadt war, aber nun wohl schon lange nicht mehr."

[Gabriel Ducas]

Ein kurzes schmunzeln umspielte die Lippen des Gelehrten. „Chronik Genuas…“ brummte Gabriel nachdenklich und fuhr sich mit der Hand durch den Bart. „Nun…“ begann er langsam „…ihr habt also mit den Älteren gesprochen und einen Blick auf die Chronik werfen dürfen?“ er schien die Idee des Ravnos nicht rundheraus ablehnen zu wollen, dennoch wog er offenbar etwas ab. „Wie denkt ihr oder wie würdet ihr die von euch geschilderten Zusammenhänge dekorativ darstellen wollen?“ die Augen Gabriels folgten noch immer den Bewegungen Paolos.*

„Was meine verehrte Clansschwester anbelangt, so kann ich bestätigen, dass ich diese kenne. Gibt es einen Grund für eure Nachfrage?“ seine Hand hatte sich von seinem Kinn gelöst und lag nun neben seiner anderen flach auf dem Tisch. War da Nervosität? Zumindest hob sich gelegentlich einer der Finger nur um kurz darauf wieder flach auf den Tisch zu fallen.

*

Spoiler!

Wahrnehmung+Empathie gg.7: 9, 8, 5, 4, 2, 1