[1081] Warme Freuden [Atessa, Paolo]

[Paolo]

Keiner der Menschen war eine Schönheit, aber auch nicht besonders hässlich. Gewöhnlich halt. Die einen mehr mit Makeln gestraft als andere. Aber alle hatten eines gemeinsam, dass ihre Körper von der Arbeit des Tagwerks gekräftigt war.

Paolo schalt sich einen Narren, dass er das zuvor gesagt hatte, als die Toreador ihm antwortete. Aber schlussendlich wäre es so besser. Sie konnten hier schließlich keine Raserei riskieren. Obschon der Gedanke die hübsche Atessa an seinem Hals hängen zu haben, nicht so unattraktiv für ihn war.
So nickte er schlicht und begab sich in den Zuber, der neben jenem dem von Atessa stand. Zwischen hier und dem jungen Pärchen war noch einer frei.

Eine Frau mittleren Alters, die am Ofen gesessen hatte, kam dann auch bald herbei und schüttete heißes Wasser nach.

Paolo ließ das Blut durch seine Adern laufen, um zumindest den Anschein zu erwecken, als würde das Bad ihn erwärmen. Tatsächlich fühlte er sich auch warm, aber nicht so wie Menschen, bei denen solch ein warmes Bad auch die innere Wärme aufwallen ließ.

"Danke sehr. Ich bin auch froh, dass es sich nicht als Absteige herausgestellt hat.
Genießt ihr denn öfter solche kleinen Freuden? Baden oder auch Spiele in den Kneipen oder Musikanten auf den Straßen lauschen oder so etwas?"

[Atessa Federizzi]

Hin und wieder ließ Atessa ihren Blick über die anwesenden Sterblichen gleiten, doch immer, wenn sie oder Paolo sprach, wandte sie sich ihrem Gesprächspartner zu.

Ihre Haut wurde rosig und ihre Hände glitten ab und an über die Länge ihrer Arme und Unterschenkel - sie schien das Bad durchaus zu genießen. Und vielleicht spielte sie auch ein bisschen mit dem Ravnos, der im benachbarten Zuber saß.

Oh, ich bin eine große Freundin von den 'kleinen' Freuden. Bedenkt, wo wir uns kennengelernt haben." Sie zwinkerte ihm zu. "Unsere Zeit auf Erden ist zu kostbar, um sie nicht zu genießen. Findet Ihr nicht auch? Nach dieser wunderbaren Erfahrung, werde ich mich wohl häufiger in einem Badehaus niederlassen."

Sie schmunzelte. "Aber erzählt mir doch von Euch. Was habt ihr erlebt auf den Reisen zurück in eure Heimat... wenn ich mich recht entsinne? Warum seid ihr zurückgekehrt? Womit vertreibt ihr euch die Zeit, seit ihr wieder hier seid? Wo liegen Eure Interessen?"

Unverfängliche Fragen in sterblicher Gesellschaft aber nicht minder interessant. Atessa schien tatsächlich an einem Austausch mit dem Ravnos interessiert.

[Paolo]

Das waren einige Fragen.
"Oh äh...also ich sehe mich gern um, höre zu. Also ja, wisst ihr, schreibe ja gern auf was so geschieht in der Stadt. Daher begebe ich mich auch öfter unter Menschen, in die Schenken und so und höre einfach zu. Würfelspiele sind auch immer eine Freude. Trinkspiele haben ja leider so ihre....Tücken. Ansonsten musste ich mich jüngst mit Hunden beschäftigen. Bin da so in zwei Kerle hineingestolpert, die Probleme mit der Haltung dieser hatten und ich habe ein gewisses Händchen für Tiere, auch wenn ich Hunde eigentlich nicht so ansprechend finde. Zu aggressiv. Da ich viel in der Wildnis unterwegs war auf meinen Reisen, habe ich da einfach auch mehr mit ihnen zu tun gehabt, als mit Menschen. Einmal...ja einmal, hatte uns auch ein Bär überrascht, der vermutlich genauso erschrocken war, wie wir und daher auch aggressiv. Das war eine gefährliche Sache....ja...meine...äh...Mutter konnte ihn in die Flucht schlagen, aber ich war ehrlich gesagt nicht für viel gut." Er lachte peinlich berührt. "Ich bin nicht gerade ein Kämpfer oder besonders agil. Ich bin dummerweise über eine Wurzel gestolpert und habe mehr als Köder und Ablenkung fungiert als alles andere. Naja danach haben wir uns davon ferngehalten zu tief in Wälder zu wandern."

Während Paolo so erzählte, blickte er Atessa hin und wieder an, aber nicht sonderlich lange, sondern schaute auch immer wieder zurück in seinen Zuber oder an die Wand.
Er wirkte ein wenig nervös und die rote Gesichtsfarbe kam vielleicht nun nicht mehr nur vom gezielten Bluteinsatz.

"Weswegen seid ihr denn hier in Genua?"

[Atessa Federizzi]

Atessa hielt seinen Blick, jedes Mal wenn Paolo sie ansah. Sie wirkte amüsiert über sein verhalten und seine Gesichtsröte - er war nicht der Erste, der in ihrer Nähe die Farbe wechselte.

Als Paolo geendet hatte, nickte sie anerkennend.

"Nichtsdestotrotz habt ihr einen Bärenangriff überstanden - das schafft gewiss nicht jeder. Und eure...Mutter muss eine sehr durchsetzungsstarke Persönlichkeit sein, wenn sie einen Bären vertreiben kann. Ist sie mit euch zusammen nach Genua gereist?"

Atessa kicherte leise.

"Kennt ihr Salerno? Eine Stadt, viel weiter im Süden, die ich einst mein Zuhause nannte. Nun, es herrschten einige Unruhen dort vor einigen Jahren und es schien mir ein guter Zeitpunkt ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. Ich erfuhr, dass Genua ein guter Ort für einen Neuanfang sei und so setzte ich über. Es war eine längere Reise auf See, so blieb ich bärenfrei. Ich gestehe aber, dass ich mich deutlich wohler fühle, wenn ich festen Boden unter den Füßen habe! Ich gebe den Takt lieber selbst an, als mich von Wellen durchschütteln zu lassen."

Sie warf dem Ravnos ein vergnügtes Zwinkern zu.

"Und bisher fühle ich mich hier durchaus wohl. Für das allabendliche Vergnügen finden sich genügend... Möglichkeiten. Spiele, egal welcher Art, liegen nicht so sehr in meinem Interesse aber ich genieße durchaus gesellige Abende. Lediglich die Heilerschule vermisse ich an manchen Tagen."

Die junge Rose zuckte kaum merklich mit den Schultern.

"Was hat Euch zurück in die Heimat gezogen? Wenn ich mich recht entsinne hattet ihr hier eure Wurzeln, bevor Eure Reise begann?"

[Paolo]

"Nein. Sie lebt schon einige Jahre nicht mehr." antwortete Paolo, weiterhin in einem unverfänglichen Stile.

"Eine Schifffahrt kann auch ganz andere Gefahren bergen, wer weiss was da auch so in er Tiefe lautert. Vielleicht etwas das schlimmer ist als ein Bär." Er lachte amüsiert, aber vielleicht hatte er ja recht ohne es zu wissen. Zumindest Haie gab es. "Ganz davon abgesehen dass das über Bord gehen sehr unangenehm wäre. Ich bevorzuge auch das feste Land, auch wenn das Meer dennoch sehr faszierend ist und man schneller reisen kann."

"Von Salerno hörte ich nur und dieser Heilerschule, aber war nie da. Ich kehrte zurück, naja weil ich irgendein Ziel brauchte. Wir haben ja noch so viel Zeit vor uns...Ich dachte, es war einfach lange her, seit ich zuhause war, also wollte ich sehen was sich verändert hatte. Es ist schön zu sehen wie Genua wächst."

[Atessa Federizzi]

Atessa kicherte leise, als Paolo über die Tiefen des Wassers sprach.

"Ihr habt gewiss Recht, ich möchte gar nicht länger drüber nachdenken, was sich in dieser Schwärze alles verbergen kann. Die Dunkelheit bringt allzu oft Bestien hervor." Ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen. Sie schien vergnügt über das Gespräch mit dem Ravnos.

"Ich hatte wohl Glück es unbeschadet überstanden zu haben, aber sei's drum." Sie winkte ab. "Aber solltet ihr einmal die Möglichkeit bekommen, die Heilerschule zu besuchen, scheut Euch nicht. Nun, so ihr Euch denn für die Medizin oder gelehrte Schriften interessiert, als ehemaliger... Mönch?" Atessa schien in ihren Erinnerungen an den Hoftag zu graben? Dann zuckte sie sanft mit ihren Schultern.

"Gewiss, die Stadt wächst und gedeiht? Gedenkt ihr dieses Wachstum zu unterstützen, bevor es Euch womöglich weiterzieht?"

[Paolo]

"Ja sehr gern. Also sowohl die Stadt unterstützen, als auch eure Heilerschule besuchen. Ich bin nicht besonders bewandert in Medizin. Also ich lernte natürlich die Herstellung von Tinkturen und Salben. Kann Kräuter voneinander unterscheiden, aber ein besonderes Interesse am Heilen von Leiden habe nicht über die eigentliche Not hinaus. Was getan werden kann um zu helfen ist gut...äh, alles andere liegt ohnehin in Gottes Hand.

Wissen...ja, bewahre ich aber gern. Es gibt so viel was ich noch nicht weiss in dieser Welt."

Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke des Badehauses. Um sie beide herum schwirrten Stimmen der anderen Gäste, platschen von Wasser und der Geruch der Kiefernzweige.

"Zunächst werde ich den anderen helfen dieses neue Gasthaus zu erbauen. Wenn es mir möglich sein sollte die Stadt noch anderweitig zu unterstützen werde ich das tun. Wie steht es mit euch? Worin liegen eure Möglichkeiten?"

[Atessa Federizzi]

Atessa zuckte mit den Schultern. "Im Heilen von Leiden sind gewiss andere besser auch besser als ich." Schien es ihr selbst nicht so wichtig zu sein? "Aber das Feld ist groß und ungemein interessant." Wieder fiel ihr Blick auf Paolo, seine Oberarme, seine Brust. In wie weit Gott dabei seine mächtigen Finger im Spiel hatte, schien für die junge Rose wenig relevant zu sein.

"Unser Vorteil ist..." sie sah sich um "... wir sind doch noch recht junge und haben noch Zeit, um Weiteres zu lernen. Solltet ihr auf späteren Reisen über etwaiges medizinisches Wissen stolpern, denkt an mich." Der Gedanke schien sie zu vergnügen.

"Was mich betrifft, so gehe ich zunächst der... Bitte des wohlwerten Macarios nach. Das anstehende Bauprojekt bedarf gewiss von vielen Unterstützung. Dann werde ich weitersehen, wie ich sinnstiftend für Genua wirken kann. Aber mein wohlwerter...Bruder deutete den Bau eines neuen Gasthauses an. Wie geht es voran?"

[Paolo]

"Das werde ich gern tun."

"Ja soweit ich das sagen kann ist es noch in der Planungsphase. Wisst ihr vielleicht ob sich jemand der Suche nach dem Übeltäter angenommen hat?"

Paolo drehte den Kopf zu ihr, betrachtete auch ihren Körper kurz im Schein, der verteilten Kerzen und Lampen im Badehaus. Soweit dieser aus dem Wasser und hinter dem Rand des Zubers sichtbar war.
Sie war wirklich wunderschön.

"Ihr hört das sicher öfter. Dass ihr eine sehr schöne Frau seid und die Männer müssen euch zu Füßen liegen. Das macht euch das..."Leben" vermutlich recht einfach?" Es war für sie sicher ein leichtes so manchen mächtigen oder auch nicht mächtigen Mann um den Finger zu wickeln, in seinen Augen. Für Jagd oder auch andere Pläne.

[Atessa Federizzi]

"Es hat seine Vorteile, sicher. Ob es dadurch einfacher ist - das ist vermutlich eine Standpunktfrage. Aber ich kann mich nicht beschweren. Und gewiss habt ihr bei den Damen auch keine großen Schwierigkeiten, so gut wie ihr in Form seid? Atessa hielt kurz inne und ließ den Blick erneut über seine Oberarme streifen. Und danke für das Kompliment."

Sie lächelte. Kein schüchternes Lächeln, dass eine junge Frau, während sie vom Kompliment errötete, einem Mann zugeworfen hätte, vielmehr war es ein wissendes, zufriedenes Lächeln. Sie war sich ihrer Reize und vorallem ihres Charmes scheinbar bewusst.

Die Toreador streckte ein Bein leicht nach oben, warmes, dampfendes Wasser rann von ihrem kalten, toten Schenkel.

"Übeltäter? Oh! Ich erinnere mich, der wohlwerte Liviu erzählte mir davon, dass das Haus zuvor einem Feuer zum Opfer fiel. Soweit mir bekannt, wurde der wohlwerte Arash zum Ort des Geschehens geschickt. Ob er dauerhaft nach etwaigen Tätern suchen soll, weiß ich nicht. Das war noch vor meiner Zeit hier in Genua und ich habe mich damit nicht weiter beschäftigt. Sicher wissen die, die hier schon länger verweilen mehr darüber. Ich würde euch raten den werten Baumeister Faro zu fragen, er scheint mir... stets gut informiert zu sein. "

Sie zwinkerte Paolo zu. Welcher Verborgene war nicht gut informiert?

"Ist der Schaden beträchtlich?"