[1081] Warme Freuden [Atessa, Paolo]

[Paolo]

Paolo hatte Atessa einen Besuch im Badehaus angeboten und so lud er sie nun denn in eines ein. Er hatte sich jenes aus Ravecca ausgesucht. Im Herzen des Sesterie stand es am Rande der Obsthaine, im Sommer und Frühjahr wäre es umschmeichelt von dessen vollen Bäumen und dem süßen Duft der Äpfel. Nun im Winter, waren die Bäume kahl und ihre Äste hoben sich kaum von dem dunklen Nachthimmel ab, so dass von der sonstigen Farbpracht nichts blieb, dennoch war es vermutlich der beste Ort nach Mascharana, wo er nie reingekommen wäre. Es war trotz der Jahreszeit ein ansprechender Ort, meinte her und wartete nun in einer kalten Winternacht vor dem Häuschen, das hell erleuchtet war und aus dem bereits Gespräche und Gelächter erklangen. Es war zwar bereits spät, doch gerade jetzt kehrten die Menschen hier ein um sich ausgelassen zu amüsieren. Auch auf eher unsittliche Arten.

[Atessa Federizzi]

Die Rose folgte der Einladung, getrieben von Neugier und der Hoffnung, ihr Bedürfnis nach Ästhetik befriedigt zu bekommen. Ravecca kam ihr gelegen, dort waren sie wenigens einigermaßen gepflegt und nicht unansehnlich.
Ein schlichtes rotes Kleid schmiegte sich an ihren Körper, dünne schwarze Fäden waren darauf eingestickt, die wie Wellen über den Stoff flossen und sich gelegentlich an einzelnen Punkt trafen. Ein dickerer Winterumhang lag auf ihren Schultern und umhüllte sie. Wie bei allen ihrer Art war das eigentlich nicht nötig, doch es galt den Schein zu wahren.

Atessa trat allein aus der Dunkelheit, sah sich um und ging dann auf den Ravnos unumwunden zu. "Die Nacht zum Gruße, werter Paolo." Ein Nicken folgte ihrer Begrüßung. "Eine wunderbare Gegend habt ihr uns ausgesucht, wenngleich der Winter den Zauber der Obsthaine etwas trübt."

Ein leichtes, charmantes Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie ihren Gegenüber musterte.

[Paolo]

"Ja leider. Aber für uns wird die Schönheit der Natur seit vielen Jahren getrübt." Er wollte es hier nicht so direkt aussprechen, aber ohne Sonnenlicht verblasste einfach alles. "Nichtsdestotrotz haben auch die Wintermonate ihren Reiz." Vor allem die langen Nächte für Kainiten...

"Ein warmes Bad regt doch die steifen Glieder erst so richtig gut bei Kälte." Ihre Körper waren zwar immer kalt, was daher immer denselben effekt eines warmen Bades hatte, aber dennoch.

"Ihr seht im Übrigen ganz bezaubernd aus." In der Tat war die Rose ein Hingucker, mit der schönen Kleidung und sicher auch ohne sie. Paolo lächelte sie charmant an und senkte den Blick ein wenig.
Er schaute an sich selbst herab. "Ich habe leider nicht die Mittel oder den Blick für ein so eleganten Auftritt wie ihr." Dennoch war er immerhin sauber und gepflegt. Seine Kleidung war von einfacher bürgerlicher Art, sein Tuch in dieser Nacht von einem dunklen Blau.

Schließlich öffnete er die Tür zum Eingangsbereich des Badehauses und hielt sie ihr zum Eintreten offen.

[Atessa Federizzi]

"Oh die Natur und Schöpfung hat auch weiterhin einiges zu bieten." Sie klang vergnügt, als sie an Paolo vorbei zog und durch den Eingang schritt. Ein leichter Duft von Lavendel folgte ihr, wenn man denn Gerüche wahrnahm. Ein kurzer Seitenblick fiel auf Paolos Ohr - war dort noch immer Watte drin, wie sie es einst am Hof der Wunder gesehen hatte?

"Und sorgt Euch nicht um Eure Kleidung. Ich denke in einem Badehaus ist diese eh zweitrangig." Wieder dieser amüsierte, vergnügte Unterton aus dem Mund der jungen Rose.

Atessa drehte sich zurück zu Paolo um und wartete, dass er folgte. "Seid ihr schon öfter hier zu Besuch gewesen?" Sie musste zugeben, sie war ein wenig aufgeregt. Wen und was würde es zu sehen geben?

[Paolo]

Diesmal stag nichts in Paolos Ohr, soweit Atessa es sehen konnte.
Was ihr vielleicht auffallen mochte war aber dass er ihr mehr die andere Seite zuwandte, wenn er ihr zuhörte.

"Ja das stimmt wohl." erwiderte der Ravnos und lächelte ebenso ein wenig amüsiert.

"Nein, tatsächlich ist es das erste mal, aber die anderen Badehäuser der anderen Sesterie schieden meiner Meinung nach eher aus. Obwohl Mascharana sicher einiges zu bieten hätte, aber zumindest ich, bin nicht die Kundschaft, die sie dort sehen wollen würden. Bei euch mag das sicher anderes sein."
antwortete er weiter, während er das Haus betrat.

Das Badehaus, hatte einen kleinen Vorraum in dem eine ältere feiste Frau saß, die das Geld entgegen nahm und Tücher austeilte. Daneben gab es einen kleinen Raum wo die eigene Kleidung abgelegt werden konnte. Auf den einfachen Holzbänken lagen bereits ein paar Stapel Kleider von Menschen. Es gab keine Trennung von Mann und Frau. Eigentlich gab es dafür unterschiedliche Zeiten zu denen gebadet wurde, aber das nahm man zu später Stunde nicht mehr so genau und wollte man auch nicht.

Es war lange her, dass er in einem Badehaus gewesen war, dass er überhaupt ein wirkliches warmes Bad gehabt hatte und nicht eines in einem Fluss, Meer oder hinter dem Haus im zu kleinen Zuber. Immerhin schwitzte er ja auch nicht mehr, also war die Notwendigkeit dessen auch geringer geworden.

Paolo lächelte Atessa unter dem Absenken des Blickes leicht an, als es daran ging sich zu entkleiden. Ihm war das nicht wirklich peinlich, aber unter Fremden war es doch auch nun mal etwas...fremd. Und er hatte das Gefühl, dass die Rose ihn durchaus abschätzen würde.

Eigentlich gab es kaum einen Grund für ihn seinen Körper zu verstecken. Er war gut trainiert durch alltägliche körperliche Arbeit. Besaß keine Narben oder andere Makel der Haut. Die kainitische Blässe ließ die Adern bläulich darunter hervorscheinen, was ihn aber nicht verunstaltete, nur etwas gebrechlicher bzw. kränklicher wirken ließ, wie sie alle. Die Haare auf Brust und Scham sahen sauber gepflegt aus, nicht wild gewachsen. War Paolo so in die Nacht geholt worden oder kümmerte er sich jede Nacht so gut um seinen Körper? Aber neben dem allen wirkte sein Bauch ungewöhnlich rundlich für seine sonst schlanke und sportliche Gestalt. Er war nicht dick, aber hatte einen etwas aufgeblähten Bauch.
Was dazu noch herausstach war der weisse Leinenverband um seinen Hals, der zum Vorschein kam, als er das Tuch ablegte.

[Atessa Federizzi]

"Oh, ich bin zuversichtlich, dass ihr eine ausgezeichnete Wahl getroffen habt." Wieder klang Vergnügen in ihrer Stimme mit, während sich die Rose umsah und begriff, welche Art von Badehaus dies war. Wenn auch nur ein oder zwei ansehnliche Exemplare zu finden waren, war dieser Abend bereits ein Erfolg, ganz gleich, ob ihre Begleitung von der interessanten Sorte war.

Doch dann fiel sie in Schweigen und Gier kroch in ihre Augen, als Paolo begann, sich zu entkleiden.
Es war nicht diese Art Neugier, bei dem man einen kurzen Blick wagte, es schien eher, als klebten ihre Augen an seinen Armen, seinen Waden und kurz auch an seinem Bauch, wobei jener nur kurz betrachtet und anscheinend als weniger spannend deklariert wurde. Auch sein Schambereich schien sie herzlich wenig zu interessieren. Ein wölfisches, zufriedenes Grinsen huschte über ihr Gesicht.

Sie versuchte noch einen Blick auf seinen Rücken zu erhaschen, als ihre Aufmerksamkeit an dem Verband kleben blieb.

Atessas Ausdruck wurde fragend und sie deutete mit einer kurzen Geste auf den Stoff. "Seid ihr verletzt?" Sie schnupperte kurz. Sie wusste, dass einfache Verletzungen für die Ihren nicht so problematisch waren, wie für Sterbliche. Umso kurioser war das, was sie sah.

Und so hielt sie inne und wartete auf eine Antwort, bevor sie ihren Körper preisgab.

[Paolo]

Paolo kratzte sich verlegen am Kopf und band sich dann eines der Tücher erst einmal, um die Hüfte, bis sie in den Badebereich gehen würden.
"Äh...ja. Es ist etwas kurios. Die Wunde heilt nicht, aber es ist nicht schlimm. Also sie ist nicht groß und ich kann sie so abdecken..."

Atessa konnte das Blut, wenn denn da welches war, nicht riechen, da Paolo Abstand zu ihr hielt und die Wunde auch eindeutig verbunden war, aber eine sich nicht schließende Wunde würde sicher unter näherer Betrachtung bzw. Beschnupperung einen angenehmen Geruch nach Vitae verströmen.

"...aber ihr solltet mir dennoch nicht zu sehr zu nah kommen, wenn ihr hungrig seid." flüsterte er leiser. Sie waren hier allein, aber die Wände waren auch nicht besonders dick. Immerhin tönte aus dem Badraum bereits Gelächter und Wortfetzen, sodass sie wohl kaum jemand hören konnte.

[Atessa Federizzi]

Ein kurzes, irritiertes Stirnrunzeln war in Atessas Gesicht zu erkennen, als Paolo sich erklärte. Dann nickte sie nur kurz. Sie würde seinem Rat folgen und Abstand waren, war doch das Tier in ihr stets begeistert von dem süßen Duft - nur war das hier der falsche Ort, bedauerlicherweise.

Die Rose entledigte sich der Stoffe, die ihren Körper verhüllten und ein zierlicher Leib kam zum Vorschein, der vermutlich nie harte körperliche Arbeit hatte verrichten müssen. Schlank war sie aber nicht von athletischer Statur, ihre Hände waren glatt, doch kräftig.
Atessas Haut wirkte gepflegt und es waren keine Narben oder andere besondere Merkmale zu erkennen - die einst gesunde Bräune schien langsam zu verblassen.

Was allerdings nicht zum Vorschein kam, war Verlegenheit. Die junge Rose schien sich ihrer Reize bewusst und es schien ihr nicht peinlich zu sein, sich zu zeigen. Sie sah kurz zu Paolo, um zu sehen, wie er reagierte, dann richtete sie sich auf.

Ihre Kleider legte sie ordentlich auf einen Stapel und bedeckte sich mit einem der bereitliegenden Tücher, so wie es sich für eine Frau gehörte.

"Gibt es keine Heilung für Euer Leiden?" Sie wendete ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz dem Ravnos. Es schien als wartete sie nicht nur auf eine Antwort, sondern auch darauf, dass er vorging.

[Paolo]

Paolo betrachtete Atessas Leib für einen Moment ganz ungeniert. Sie waren ja auch schließlich hier um zu baden und dazu gehörte auch sich zu entkleiden. Es wäre also nicht unschicklich sie auch zu betrachten, oder? Seine Augen sagten deutlich, dass ihm gefiel was er sah. So eine schöne Frau und das für alle Ewigkeit.

Erst als sie sich das Tuch umschlung, sah er wieder direkt in ihre Augen.
"Äh. Ich denke nicht, aber wer weiss. Es gibt ja so ein paar Heiler, die...mehr können als der gemeine Medicus." erwiderte er und Atessa mochte vielleicht verstehen dass er die Salubri meinte.

Schließlich ging er zur nächsten Tür und öffnete diese.
Dahinter ging es dann in den Baderaum, der mehrere Meter groß war und einen großen Zuber für mehrere Personen besaß als auch sechs kleinere für maximal zwei Personen, oder drei, wenn man sich hineinquetschen wollte.

Im großen Zuber saßen vier Menschen und unterhielten sich lachend. Als die beiden Kainiten eintraten tauschte man höflich ein "nabend" aus und nickte sich zu ohne zu sehr jemanden anzustarren. Im ganzen Raum schwebte auch eine warme feuchte Dampfwolke, die es ohnehin erschwerte, viel sehen zu können.
Die Wärme war angenehm. Es roch nach frischen Piniennadeln, mit denen man wohl versuchte den Geruch von feuchtem Holz zu übertünchen.

In einem Glühofen kochte eine neue Fuhre Wasser und in einem der einzelnen Zuber saß ein junges Pärchen, dass wohl so einiges mit ihren Füßen gegenseitig unter der Wasseroberfläche anstellte und dabei kicherten.

Über die kleinen Zuber ließ sich ein Brett lege auf dem man auch Speiß und Trank stellen konnte, wenn einem danach war.

"Wollt ihr euch einen Zuber teilen? oder einen nur für euch?" fragte er und grinste dabei leicht verschmitzt, auch wenn er es versuchte zu kaschieren.

[Atessa Federizzi]

Ihr waren nur zwei geläufig in der hiesigen Domäne und einer davon erschien ihr, nun, sehr unerfahren. Sie dachte an den Faux Pas im Elysium, den sich Weihlaer geleistet hat und die sonderbare Vorstellung zum Hoftag.

"Nun, konntet Ihr Euch schon mit dem wohlwerten Nicolo austauschen?" Atessa selber hatte keinen Bezug zum Heiler, aber Macario hatte ihn ihr einst benannt.

Die Toerador folgte Paolo in den Baderaum und ließ ihren Blick über die Sterblichen gleiten. Sie starrte nicht aber schien auch diese zu mustern, soweit es eben ging. Die Arme, der Rücken, das was preisgegeben wurde, galt es zu genießen.
Ein zufriedenes Grinsen huschte über Gesicht, als sie das ein oder andere ansprechende Exemplar ausmachte, dann wandte sie sich der Frage des Ravnos zu.

"Da ihr vorhin mich selbst vor zu viel Nähe gewarnt habt..." Sie lächelte mit einer gespielt zierenden Note "... ist es wohl angemessener, wenn wir in getrennten Zubern Platz nehmen, meint Ihr nicht auch?"

Ob die Antwort anders ausgefallen, wenn Paolo unversehrt erschienen wäre? Vielleicht schon.

Die junge Rose ging in Richtung der beiden kleinen Zuber, die am weitesten von den Menschen entfernt waren und ließ sich langsam, betont langsam nieder. Sie nahm einen Atemzug und sog tief den Geruch ein, welch seltenes Vergnügen!
Dann sah sie Paolo zu, wie er Platz nahm. Es schien als beobachtete sie jede kleine Bewegung des Wanderers, vor allem die seiner Arme und Beine aber diesmal doch auch seinen Bauch. Was mochte die Ursache sein? Ein Leiden aus sterblichen Tagen oder etwas anderes?*

"Ihr habt eine wunderbare Wahl getroffen, werter Paolo."

Spoiler!

* Int + Medizin: 10, 10, 8, 7, 7, 6