[1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

[Juni '23]
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Paolo
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[1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Die warmen mächtigen Körper der Pferde fühlten sich gut unter seinen Fingern an. Es war ein schönes Gefühl ihren kräftigen Brustkorb zu befühlen, wie er sich hob und senkte, die starken Muskeln an den Flanken zu spüren. Pferde waren schon besonders starke, grazil und elegante Geschöpfe; und relativ intelligent.
Der Kainit gab ein guturales murrendes Geräusch von sich und das Pferd schien darauf zu antworten, indem es laut schnaubte und den Kopf hob.
Das eigentlich gefährliche Raubtier in Menschengestalt neben dem Fluchttier lächelte und tätschelte dessen Seite. Es hatte keine Angst, obschon es diese haben sollte. Doch Paolo dachte nicht daran, den Tieren etwas anzutun.
Er führte sie auf eine Wiese, die noch unberührt war vom Ausbau der Stadt im Norden Platealongas, wo sich ‘Nord’ zum Teil des Sesteries gefügt hatte. Eine Straße, die mehr ein ausgetretener breiter Weg war, führte hier von Maddalena zur platea longa oder war das jetzt auch schon als Teil dieser zu sehen?

So hing er diesen unbedeutenden Gedanken nach, während die Tiere grasten und herum trotteten und er ihre Bewegungen studierte, als plötzlich zwei Männer von der Straße her auf sie zukamen und winkten.

Paolo runzelte irritiert die Stirn und sah ihnen entgegen. Sollte er sie kennen?

“Hey! Paolo! Machst ja jetzt doch was mit Pferden?”

Die Männer hatten Hunde dabei. Die Tiere gingen erst mit einem erfreut dreinschauenden Ausdruck auf ihren Hundegesichtern auf Paolo zu, so wie ihre menschlichen Gegenstücke neben ihnen, bis sie dann aber stehen blieben und den Ravnos mit einem Neigen der Köpfe vorsichtig ansehen.

Die Pferde kümmerte die Anwesenheit der Menschen und Hunde hingegen nicht.

Paolo lächelte, breit, freundlich, aber für einen guten Menschenkenner fehlte doch die Aufrichtigkeit dahinter.

Ein einzelnes “Ja.” war die Antwort auf diese Frage.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Du könntest dir damit eine goldene Nase verdienen”, meinte der kleinere der beiden Männer, die sich nun zu Paolo gesellten. Der größere der beiden fummelte eine mit Kork und altem Seil ummantelte Tonflasche von seinem Gürtel los, entkorkte sie und bot sie dem Ravnos an. Die kleine Meute Hunde, die nun wohl einfach zu den beiden gehörte, wuselte um die Beine der Menschen und Tiere herum. Eine Hündin hatte auch den runden Bauch und die Gereiztheit von einer, die in ein paar Wochen werfen würde.

“Sich mit Pferden hier allein rumzudrücken, is’ gefährlich”, sagte der größere der beiden dann. Er meinte es wahrscheinlich gutmütig, aber wenn ein Mann, der so groß und breit und vernarbt war wie er so etwas in der Nacht auf der offenen Straße zu einem sagte, dann konnte es auch wie eine Drohung klingen. Er hatte eine Handaxt am Gürtel hängen, die nur deshalb klein aussah, weil er selbst so groß war. Doch er hatte nichts getan außer Paolo die Flasche anzubieten - dem Geruch nach ein Wein oder Most. Fruchtig roch es.
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Paolo
Ravnos
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo musterte die Männer und erkannte endlich anhand ihrer Stimmen, wer sie waren. Die Hundeleute, natürlich. Er sah auf die Hunde herunter. Das war auch schon wieder Monate her, oder?

"Ach, meinst du die klaut mir jemand?" erwiderte er in einem palaverhaften Ton, auch wenn ihm gar nicht danach war.
Ihm dröhnten die Ohren auch noch von was ganz anderem und das dumme Gelaber der Männer konnte er jetzt eigentlich nicht gebrauchen.

Paolo lehnte die Flasche mit einem "Danke" ab.
"Hatten gerade schon genug...deshalb jetzt die frische Luft..." Ja...ja genau.

Er wandte das Gesicht ab und verzog jenes von diesem ganzen Umstand genervt.

"Wie machen sich die Hunde denn jetzt?" fragte er schließlich als er sich wieder zu ihnen umwandte. Kein Grund negativ aufzufallen...
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Gut, gut”, sagte Stefano und sah zu Massino herüber als wäre der es, der ein endgültiges Urteil abgeben konnte. Und das tat dieser auch: “Ich hatte ein paar Erfolge mit ihnen”, meinte er, nicht ohne eine Art von verschlagenem Stolz. Was auch immer das für “Erfolge” sein mochten, es klang nicht so als ginge es um allzu rechtschaffene Dinge. Aber dann wieder trieben sich die beiden offensichtlich auch gerade bei Nacht auf der Straße herum, mit Waffen am Gürtel und Hunden um sich her.

Die Hunde waren es auch, die mit einem Male still wurden. Das Wuseln endete. Augenpaare richteten sich auf etwas entlang des Weges, irgendwo in der Dunkelheit. Ein leises, warnendes Grollen entfuhr der Kehle der Hündin.
Massino und Stefano sahen einander alarmiert an. Doch die Reaktion der beiden war ebenso etwas merkwürdig. Anstatt zu den Waffen zu greifen, befahl Massino die Hunde zu sich. Der Hündin legte er auch kurzerhand die Schlaufe eines Stricks um den Hals.

Stefano mit seiner massigen Gestalt stellte sich halb vor Paolo auf, wie ein großer Beschützer oder vielleicht einfach ein wandelnder Sichtschutz.
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Paolo
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo blickte verwundert aber auch neugierig drein, als die Männer so reagierten, als wüssten sie bereits was geschehen würde, wer da kommen würde?
Auch wenn sich Stefano vor ihn stellte, neigte er sich so zur Seite, dass er an diesem vorbei spähen konnte. Das Grollen der Hunde ließ auf einiges schließen. Jemanden den sie nicht mochten, den sie nicht kannten oder den sie fürchteten.

Er warf einen Blick auf die Pferde zurück, die nun auch die Köpfe vom Gras erhoben hatten und mit zuckenden Ohren in dieselbe Richtung schauten.
Der Kainit ging zu ihnen hin und legte die Hand auf jeweils eine Flanke zwischen ihnen und blickte zu ihnen auf. "Ruhig."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Bald darauf konnte man das Geräusch von Hufen hören. Ein Pferd kam den Weg entlang, zu schnell für die Dunkelheit, durch die es lief. Die Hunde drückten sich ins Gebüsch oder hinter die Beine ihrer beiden Herren.
Stefano sprach halb zur Seite oder über die Schulter zu Paolo: “Einfach den Kopf unten halten. Die Herrin wird sich nicht freuen, dass hier noch einer ist, aber naja. Kann ja mal passieren. Spiel’ einfach mit. Du bist der Kerl mit den Hunden, das ist schon gut.”

Das Pferd wurde scharf angehalten, sobald es in dem kleinen Lichtkreis bei Massino und Stefano ankam. Schweißgebadet war es, ausgelaugt von einem harten Ritt, mit weit geblähten Nüstern und Schaum am Maul. Hübsch war es dennoch, eine wendige Fuchsstute, die eifrig schien und trotz Schweiß und Dunkelheit noch aufgeregt auf der Stelle trat.
Die Reiterin konnte Paolo in der Tat bekannt vorkommen: Giada Salvaza Rossi saß in Lederkleidung auf dem Pferderücken, die Zügel in der Faust und eine Hand wie zum Gruß für die beiden Männer erhoben. Für einen Moment konnte man meinen, dass die Dunkelheit ihr bis in den Lichtkreis hinein folgen wollte. Irgend etwas schien ihr anzuhaften. Doch in der Abruptheit ihrer Ankunft und dem Flackern des Lichts konnte es sich auch um eine Täuschung handeln, nur ein Zeugnis der nun umgeschlagenen Stimmung. Keiner der beiden Männer oder der Hunde konnte oder wollte dem Blick der Magistra begegnen, so wie sie nun über die kleine Gruppe sah.
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Paolo
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo kniff die Augen zusammen, als er durch die Dunkelheit spähte um die Gestalt dahinter zu erkennen und tat dies auch dann.
Giada.
Er wandte sich wieder um, den Pferden zu, diesen Moment nutzend sich auf die Begegnung vorzubereiten. Er hatte nun wirklich nicht damit gerechnet hier draußen einen Kainiten zu treffen und nun gehörten die auch noch zusammen. Die Männer und Giada. Er versuchte sich daran zu erinnern, wo sie sich wohl zuletzt getroffen hatten und was erzählt wurde.

"Du bist der Kerl mit den Hunden" hatte der Mann gesagt. Ja, der Kerl mit den Hunden. Das war einfach. Er hatte nichts davon gewusst. War nur der unschuldige Kerl mit den Hunden.

Er wandte sich wieder um, aber trat nicht irgendwie hervor aus Stefanos Schatten. Er sah einfach nur zu Giada auf, mit hochgezogenen Augenbrauen. Ein Blick der sagen mochte: "Sieh an. Was für eine Überraschung."
Und überließ es ihr ihn anzusprechen und die Situation mit ihren Leuten zu klären.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ihr!” Giada fuhr Paolo an und zugleich tänzelte das Pferd auf der Stelle, so dass sie es mit einem harschen Ruck an den Zügeln zurückhalten musste. Für einen Augenblick rang sie um Fassung und sah aus als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie erschrocken, zornig oder argwöhnisch werden sollte.

Wann immer Giada in so einer Wahl gesteckt hatte, war es am Ende immer der Zorn gewesen, der gesiegt hatte. Die beiden Männer schienen das zu erwarten oder zu fürchten, denn sie hielten die Köpfe unten. Einer der Hunde bellte nervös aus dem Gebüsch heraus.

Doch dann geschah etwas unerwartetes: Die Magistra hielt inne. Es war absurd und nie dagewesen, doch man könnte meinen, dass es Resignation war, die ihre Miene leer werden ließ. Sie schwang sich vom Pferderücken, denn das Tier blieb weiterhin unruhig. Erst, als seine Herrin neben ihm stand und die Zügel nach wie vor festhielt, wurde es ruhiger.

“Herrin”, versuchte Massino es von der Seite her. “Das ist Paolo. Der, von dem ich erzählt habe. Der mit den Hunden geholfen hat.”
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Paolo
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo musterte Giada von oben und unten. Ihre Erscheinung und ihre Wut. Es lag ihm natürlich fern sie noch mehr aufzubringen, so musste er jetzt vorsichtig sein.

"Guten Abend, verehrte Signora." Er neigten den Oberkörper zu einer höflichen Verneigung, die natürlich, ebenso wie seine Worte so gewählt war, dass sie neben den Sterblichen nicht seltsam wirkte und da Giada hier als Herrin und vermutlich wohlhabende Dame auftrat, war die Anrede vielleicht genehm genug.

"Wir hatten noch nicht das Vergnügen einander kennen zu lernen und verzeiht, wenn mein Hiersein euch nun überrascht. Wir haben uns ganz zufällig getroffen." Heute wie auch zu Beginn. Doch würde sie ihm das glauben?
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Tiere unter Menschen [Giada, Paolo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ja, was für ein Zufall.” Der Tonfall dieser Worte war vollständig flach. “Ein Fremder, Genuageboren, kommt ohne einen echten Leumund hierher. Wer ihn wohl geschickt hat? Ob er vielleicht nur für diesen Zweck geschaffen wurde? Niemand in der Fremde spricht für ihn. Er meidet mich jahrelang, während er sich doch in der Domäne umtut. Und nun finde ich ihn mit meinen Leuten und meinen Hunden.”
All das klang gefährlich flach und tonlos, so als würde alles andere gerade mit Macht zurückgehalten werden. War die Nacht ein wenig tiefer und schwärzer geworden? Klang das Bellen des Hundes aus dem Gebüsch mittlerweile nicht schon etwas schriller? Es war eine Kunst für sich, wie die Magistra eine Drohkulisse aufbaute, indem sie weniger machte anstatt mehr. Es war die Art, wie sie auftrat, wie sie näher kam. So, wie sie ihren Blick auf Paolo richtete, konnte es so erscheinen, als würde sie ihn und seine Spielchen durchschauen so wie sie die Schatten selbst durchschaute. Sie sprach es nicht aus, doch es war offensichtlich, dass sie etwas von Paolo erwartete. Eine Erklärung? Ein Geständnis?

Die beiden Männer - ihre Männer? ihre Gefolgsleute? - traten beiseite. Weder Stefano noch Massino wollten sich wohl ausgerechnet jetzt zwischen ihre Herrin und ihren Freund stellen.


-1 BP für Schattenspiel 1
Einschüchtern (Schattenspielbonus und mit Spezi): 8 2 5 10 9 6 5 1 2
Gesperrt

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