[1082] Blutsverflechtung [Asim, Benjamin]

[Benjamin]

Über verschlungene Kanäle hatte Benjamin eine Nachricht seines Blutsbruders erhalten und das Gesuch nach eine Treffen wurde umgehend beantwortet. Asim könne in drei Nächten wiederkommen, dann wäre Benjamin zugegen. In besagter Nacht lag die Saba spärlich durch ein paar Laternen beleuchtet im Hafen vor Anker. Einem aufmerksamen Beobachter könnte die gedungene Silhouette eines Vogels in der Takelage auffallen. Der Steg ist ausgelegt und Benjamin würde auf den Besuch an Deck warten. Ansonsten befindet sich momentan niemand anderes auf dem Schiff.

Benjamin ist in die einfache Leinen gekleidet und barfuß. Er ähnelt einem der vielen Straßenjungen die man hier im Hafenviertel bei der Erledigung von allerlei Aufgaben antreffen kann. Er hat ein freundliches ehrliches Lächeln auf dem Gesicht als Asim den Steg zur Saba passiert.

[Asim]

Asim betrat das Schiff, ebenfalls lächelnd, war er doch froh einen so zuvorkommendes Clansmitglied an seiner Seite zu haben wie Benjamin. Deshalb wollte er auch unbedingt diese Sache mit ihm besprechen, damit er Benjamin nicht ins Handwerk pfuschte. Ein wenig war er über die doch sehr ärmliche Erscheinung des Assamiten verwundert, auch wenn er selber eher bescheiden auftrat. Doch die Kleidung eines Straßenkindes zu tragen war irgendwie gewagt. Wäre er älter könnte er ihn vielleicht nicht ernst nehmen, oder bezweckte Benjamin das am Ende? Er trat jedenfalls wie immer höflich auf, nickte anerkennend und sprach den anderen Banu Haqim ehrenvoll an. „Wohlwerter Benjamin…“, sprach er. „Ich habe Informationen von einem gewissen Bruder Gratiano, dass ihr in Mord verwickelt seid. Ein Nosferatu hatte mich für eine Gefälligkeit gebeten diesen Fall aufzuklären, das Massaker an einigen Mönchen von St. Andreas. Nun bin ich ratlos was wir beiden Parteien erzählen, damit ich nicht unwissentlich eure Pläne durchkreuze. Wir sollten uns beraten.“, erklärte Asim die Lage und war auf weitere Fragen vorbereitet. Es wunderte ihn immer noch, dass sein Kamerad so eine kaltblütige Tat begannen hatte, aber der Schein konnte nunmal trügen.

[Benjamin]

Die klaren blaugrünen Augen seines Clansbruders lagen auf Asim als dieser auf ihn zutrat und Benjamin den Grund seines Besuches erklärte. Eine direkte Reaktion auf die indirekten Fragen und Implikationen die der Bericht Asims im Raum stehen lies blieb jedoch erst einmal aus, lediglich ein Nicken war zu sehen und ein sachtes Seufzen entfloh Benjamins Kehle. Dann drehte sich Benjamin jedoch in Richtung einer Treppe die in den Bauch des Schiffes zu führen schien und gab Asim mit einem Wink seiner Hand zu verstehen dass er ihm folgen könne.

"Die Mönche von St. Andreas... selbst nach einer ganzen Dekade zieht die Sache immer noch ihre Kreise." sagte er und schüttelte den Kopf, mehr zu sich selber, als zu Asim. Nach diesen paar Worten verlagerte sich seine Aufmerksamkeit jedoch umgehend wieder ins Hier und Jetzt und er grüßte mit entschuldigendem Unterton seinen Blutsbruder wie es ihm zustand. "Entschuldige mein abpruptes Abwenden und meine fehlende Gastfreundschaft. Sei mein Gast Asim. Wenn es für dich keine Umstände macht, so kannst du mir gegenüber ruhig auf die Förmlichkeiten der Etikette verzichten. Wir sind unter uns. Es freut mich von dir zu hören, wenn auch unter derartigen Umständen. Ich hatte vermutet dass du nach unserem letzten kurzen Gespräch bereits wieder in eine andere Domäne beordert wurdest und abgereist wärest. Ein Umstand bei dessen Einschätzung, ich wohl offensichtlich falsch lag." er blickte kurz noch einmal mit diesem freundlichen Lächeln in Richtung Asims, so wie um sich zu versichern, dass dieser ihm folgte. Dann stieg er die Treppe hinab. und durch einen kleinen Gang in eine spärliche aber liebevoll eingerichtete Kammer. Asim sah eine kleine Schreibbank ein Bett sowie zwei Kissen, welche auf einem dick gewobenenen Teppich lagen, erkennen.

"So... erst einmal sei gesagt dass es dich ehrt, dass du mit dieser Sache zu mir gekommen bist, auch wenn deine Sorge unbegründet ist. Willst du dich stärken?" fragte er während sie noch den Gang zur Kammer passierten. "Keine Sorge, der Mensch gäbe es dir freiwillig und nicht über den barbarischen Umweg eines Kelches. Falls dies für dich entscheidend wäre." schließlich traten sie in die Kammer ein. Und Benjamin würde nachdem seine Frage bezüglich des Blutes geklärt war die Tür schließen.

"Gut, jetzt können wir sprechen. Ja Ich habe einen Großteil dieser Mönche getötet." ließ er diese Tatsache für einige wenige Momente im Raum stehen fügte dann jedoch einen erklärenden Kontext hinzu. "Aber um die Sache einordnen zu können braucht man den ganzen Kontext. Bei den getöteten Mönchen handelte es sich fast ausschließlich um Blutsdiener des ehemaligen Herold Toma, Neugeborener der Tzemiscze. Er hatte sie glauben lassen, er sei ein Engel der den Mönchen von St. Andreas erschienen sei und hatte ihnen im gleichen Atemzug sein Blut gegeben. Gemäß des aschenen Paktes und den damals erlassenen Mengen an Blutsdienern hatte er sich dies bezüglich also schon mehr als nur schuldig gemacht. Hinzu kam noch eine andere Sache... ein Verrat an ihrer höchst verehrten Majestät. Er hat trotz der geltenden Blutsjagd weiter dem ehemaligen Blutsvogt Brimir, Ancilla vom Clan des Tieres die Treue gehalten und mit diesem gegen die Domäne Genua intrigiert. Dafür hat er, von ihrer höchst verehrten Majestät sanktioniert und von mir vollstreckt, mit dem Leben bezahlt." er hatt sich hingesetzt und Asim bedeutet es ihm, auf dem anderen bereigelegten Kissen, gleichzutun und nun schaute er fragend in dessen Richtung.

"Ich hoffe ich konnte deine offenen Fragen mit dieser Erklärung beantworten, ebenso gehe Ich davon aus, dass klar ist, dass diese Informationen der absoluten Verschwiegenheit unterliegen." er machte eine bedeutungsschwere Pause.

"Welcher Nosferatu hat dich denn mit der Aufklärung der Morde beauftragt? Ist es der werte Vergonzo, oder doch der wohlwerte Il Ghiotto gewesen?" erkundigte er sich noch interessiert. Die Antwort auf diese Frage schien jedoch nicht so unwichtig zu sein wie der Tonfall ebenejener einem Glauben machen konnte.

[Asim]

Asim folgte gespannt in den Bauch des Schiffes. Was der Seufzer zu bedeuten hatte? Benjamin schien etwas entnervt, wenn auch nicht erzürnt, dass er ertappt worden war. Zum Glück war es ja ein Clansbruder, der ihn durchaus mochte. Nachdem Benjamin ihn aufforderte die Etikette fallen zu lassen, wechselte er auch zum "du", was er selten tat. "Unbegründet? Hast du dann schon einen Plan?", wollte er wissen. Er war immer noch ein wenig verstört, wegen dem Mord, aber Benjamin schien ja eine Erklärung zu haben, wie er bald mitteilte.
Erst einmal nahm er das Angebot mit dem Blut dankend an. "Einen guten Tropfen", schlug Asim nicht ab, Blut war wertvoll und sein Gastgeber meinte es nur gut. Geduldig wartete er Benjamins Geschichte ab. Er vertraute ihm schon sehr und auch heute schien er ein weiteres mal sich dieses Vertrauen zu verdienen.
Er setzte sich und nickte erleichtert, als Benjamin fertig war. "Das erklärt wirklich eigentlich alles...nur nicht wie ich weiter vorgehen soll. Vergonzo, der Nosferatu, erwartet irgendeine Antwort und ich würde ihn ungern verärgern, könnte er doch noch sehr nützlich sein. Und dieser Mönch...nun, ich denke ihn könnte ich ohne Gefahr im Stich lassen, aber es wär vielleicht klüger ihn eine Version des Geschehens zu erzählen, die die Ermittlungen beenden. Was meinst du?", meinte Asim ernst, aber äußerst freundlich.

[Benjamin]

Benjamin hört seinem Clansbruder aufmerksam zu und antwortet diesem schließlich. "Oh, mach dir darüber keine Sorgen. Dem Mönch kannst du die offizielle Version der Geschichte erzählen. Ein entflohener afrikanischer Sklave, der in der Nähe von Pontedecimo im Wald gehaust hat und von Wilderei gelebt hat. Vergonzo ist eine andere Geschichte. Erkläre ihm, dass Ich der Mörder gewesen bin und gib ihm einen groben Umriss davon was passiert ist. Wenn er mehr Informationen haben will kannst du ihn gerne an mich weiterleiten. Vergonzo ist ein Geschäftspartner. Und Geschäftspartnern begegne Ich wenn möglich immer gerne mit der Wahrheit." er lächelte abermals freundlich.

Dann steht Benjamin auf und klopft dreimal gegen die Tür um sich anschließend wieder zu setzen. "Der Mensch wird jeden Moment eintreffen, sodass du dich nähren kannst." erklärt er dann kurz, sodass es zu keinen Missverständnißen kommt.

"Da nun alles geklärt ist, gibt es sonst noch etwas bei dem Ich dir weiterhelfen kann? Hast du dich einleben können? Ich hoffe du verzeihst mir die Frage, aber welcher Strömung unseres Blutes gehörst du an? Kommst du aus Sizilien und den alten dort, oder hat dich Alhamut direkt geschickt?" er setzte sich wieder. "Ich hoffe du vergibtst mir meine vielen Fragen, aber Ich versuche zu verstehen wie Ich dir am besten unter die Arme greifen könnte."

[Asim]

"Gut, dann halte ich meinen Bericht bei dem Mönch knapp, sag die offizielle Version hat sich bestätigt und gebe Vergonzo die wahre Geschichte. Das wäre dann einfacher als ich es mir vorgestellt hatte.", meinte Asim erleichtert, dass es nicht noch komplizierter wurde.
Der Assamit nickte mit einem Lächeln als Benjamin ihn erklärte, dass sein "Blutbeutel" bald bereit war, sich schon auf ein Mahl freuend. Die Aromen von frischen Blut waren immer noch köstlich und kostbar in seinen Augen. Dieses sündige Mahl...
"Momentan nicht...außer vielleicht was meinen weiteren Aufenthalt hier angeht. Vergonzo und dir scheinen mit Notfalls zu unterstützen, aber eigentlich braucht man jemand etwas Älteres der für einen bürgt, oder?", fragte der Assamit,"Ansonsten gefällt mir es hier bisher gut. Ich kann nicht klagen." "Meines Wissens hab ich keine Blutverbindung zu Alhamut. Erzähl mir doch ein bisschen von dem Ort. Ich hab bisher nur von Hörensagen davon etwas mitbekommen.", entschuldigte sich der junge Vampir. "Frag mich nur aus, ich bin ein offenes Buch.", meinte Asim und breitete leicht die Arme aus um den Punkt zu unterstreichen,"Bis was Aussenstehende angeht natürlich. Aber auch da wehrt Ehrlichkeit meist am Längsten."

[Benjamin]

Asim bemerkte Benjamins ausdrucksstarkes Nicken als er erklärte, dass Vergonzo und er selbst ihn unterstützen würden. "Ich hoffe du bist dir bewusst darüber was Ich am Hoftag für dich in die Waagschale geworfen habe. So etwas würde Ich zwar jederzeit für einen Blutsbruder wieder tun, aber dennoch. Ich erwarte dass du unserem Clan weiterhin keine Schande machst. Mach dich nützlich und schau dass du ein wenig in der Gesellschaft herumkommst. Übe dich, Im Gegensatz zu mir, lieber einmal mehr in Zurückhaltung. Aurores Geduld ist, gerade und vor allem mit unserem Blut, von kurzer Dauer." die letzten Sätze sprach er mit einem Augenzwinkern, gerade als er sich auf seine nicht Zurückhaltung bezog. Dennoch war der Ernst in seiner Stimmung spürbar. Er hatte sich für seinen Clansbruder aus dem Fenster gelehnt, Gefallen aufgenommen. Aber das entscheidende für Benjamin schien wohl eher dass er sein Wort gegeben und für den Charakter des Jüngeren Assamiten gebürgt hatte.

Auf Asims Anmerkung dass man doch eigentlich jemand Älteres als Fürsprecher bräuchte antwortete Benjamin nur mit einem. "Was denkst du denn wie alt Ich bin...?" und schaute spitzbübisch in Richtung seines Gesprächspartners.

"Wer hat dich hierhergeschickt und gibt es einen genauen Auftrag? Wer von unserem Blut hat ein Interesse daran, Tedescische Spione auszuschalten?" fragte er anschließend nach.

"Nachdem du mir diese Frage beanwortet hast kann Ich dir gerne von der Festung hinter den Tausend Schleiern in den Kernlanden erzählen."

[Asim]

"Soll ich mich lieber in der Gesellschaft bewegen, oder zurückhalten? Irgendwie passt das eine nicht zum anderen.", konnte Asim sich nicht verkneifen zu bemerken und schmunzelte leicht. Aber er erkannte wohl das es ein Witz war.
"Wie alt bist du denn genau? Ich mag keine Schätzung wagen. Definitiv jünger als der durchschnittliche Ancilla, möchte ich aber wohl behaupten.", mochte er dann sagen, interessierte es ihn doch, damit er Benjamin besser einschätzen konnte. Es herrschte durchaus so etwas wie Kameradschaftlichkeit zwischen ihnen, trotz des Altersunterschied. Aber der war ja nicht so groß?
"Rabih dayr aldhdhahabi, Ancilla des Clans der Jagd, hat mich freigesprochen. Auf wen genau der Auftrag zurückgeht kann ich gar nicht mal sagen. Wenn ich mich recht erinnere, gab man ihn mir durch einen Diener.", behauptete Asim,"So bitte erzähl mir doch von der Festung."

[Benjamin]

Benjamin schmunzelte "Wie wäre es denn mit einem zurückhaltenden bewegen." er zwinkerte seinem Clansbruder zu.

"Es sind mittlerweile hunderfünftzig Jahre seit Ich gewandelt wurde und den steile Weg hinab in die nie enden wollende Welt der Dunkelheit begangen habe." interessiert blickte er Asim unter seinem Haarschopf hervor an. Wie würde sein Clansbruder auf diese Zahl reagieren?

"Meine Pilgerreise nach Al-Hamut habe ich angetreten als Ich bereits um die fünzig Jahre gewandelt war. Es war ein atemberaubender Anblick. Hat man sich erst einmal durch die umliegenden Wüsten passiert so folgt man einem verschlungenen Pfad hinauf in die Berge am Kaspischen Meer. Es ist ein atemberaubender Anblick. Die Festung bohrt sich durch die Wolken wie eine Steinnadel die die Dächer der Welt durchdringt. Es ist das erste und einzige Mal gewesen, dass Ich derart viele Mitglieder eines Blutes gemeinsam unter einem Dach versammelt gesehen habe. Die strategische Position, das Zusammenarbeiten der Kasten, die Wehranlagen und die Tatsache dass es schwer zu finden ist, selbst wenn man danach sucht, sorgen seit Je her dafür dass die ursprünglichen Abkommen Kains uns nicht vom Antlitz dieser Erde tilgen können. Etwas dass sie nur zu gerne tun würden. Und du tust gut daran dir eben das immer wieder ins Gedächtniß zu rufen. Wir sind das Mahnmal ihrer verkommenen Triebe."

"Du sprichst von einem Diener, ein Diener von wem?" fragte er anschließend freundlich nach.

[Asim]

"Also so wie bisher.", meinte Asim dazu und lächelte bei dem Zwinkern seines Clansgenossen.
Als Benjamin sein wahres Alter offenbarte war Asim erstmal etwas sprachlos. Jemanden duzen zu dürfen in dem Alter war für ihn schon eine Ehre. Immerhin sah er es so.
"Oh verzeih. Ich hab dich viel jünger eingeschätzt. Gilst du denn schon als Ancilla?", wollte er wissen, wissbegierig wie er war,"Diesen Status kann man ab hundert bekommen, nicht?"
Dann hörte er der Geschichte zu, immer noch recht aufgeregt. "Mir ist zu Ohren gekommen, die Kainiten in Alamut sind sehr viel...konservativer als unsere Clansgenossen in Sizilien. Stimmt das?", fragte er dann. Er bewegte sich ja immer noch auf dem Pfad der Menschlichkeit.

"Der Diener muss vom elden Rabih dayr aldhdhahabi kommen, dem Meister von Agrigent. Aber vielleicht auch noch von höherer Stelle. Aber das weiss ich nicht.", sprach Asim auf die freundliche Nachfrage.