[1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

[Juni '23]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

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Irgendwann, als Liviu die Themen zu wechseln begann und kaum ein Platz dazwischen blieb, hob Giada die Hand und fuhr schlicht und einfach hinein.

“Werter Liviu! Eines nach dem anderen. Ich will Euch Antwort geben, doch dies ist zu viel und zu viel auf einmal, um nicht atemlos und überhastet zu werden.” Sie machte eine schlichte, wohl beschwichtigende Geste. “Der Reihe nach.”

“Wer den Aushang geschrieben hat, das soll dem Schreiber überlassen bleiben. Ich habe meinen Namen dort stehen lassen, weil alles, was die Kainiten hier in Genua aufweckt, nur gut sein kann. Und wenn mein Name dort Gespräche wie dieses jetzt ermöglicht, dann ist es mir recht.”

Sie nickte Liviu einmal zu. “Was Ihr erlebt habt in Euren zwanzig Jahren in Genua, ist das ewige Auf und Ab in der Gesellschaft der Nacht. Was die wohlwerte Iulia Cornelia oder der werte Gabriel zum Schutze der Grenzen Genuas gemacht haben, das will ich indes nicht so eilig von der Hand weisen wie Ihr. Auch Hilfen, die Ihr nicht mit Euren Augen sehen oder mit Euren Händen in Votori greifen könnt, mögen Hilfen sein. Ich habe die wohlwerte Iulia Cornelia als unverbrüchlich loyal zur höchst verehrten Aurore von Genua erlebt. So oder so wäre nicht an Euch oder mir, über ihr Betragen zu urteilen. Wir haben uns in die Hierarchie in der Nacht einzufügen.”

Giadas Worte hier klangen streng, jedoch nicht mehr zornig. Sie schien diese Dinge, von denen sie sprach, die Hierarchie oder den Stand ernst zu nehmen.

“Eure Unzufriedenheit ist zu bedauern. Doch Ihr seid Eures Glückes Schmied. Und eben so habt Ihr Euren Vasalleneid geschmiedet. Eben so wird sich Euer Schicksal fügen. Ich sage Euch jedoch: Wann immer Ihr die Gesellschaft entzweit, schwächt Ihr sie auch. Eure Unzufriedenheit spielt den Tedesci in die Hände. Stellt Euch nicht derart freiwillig auf die Seite der Feinde Genuas.”
Auch das war mit ernster Strenge gesprochen. Die Worte Giadas waren ruhig und kühl geworden, vielleicht sogar eine Spur müde gegen all dies, was Liviu vorbrachte.

Doch zumindest zunächst überging sie Livius Bitte nach einer Umarmung einfach und antwortete auf die beiden anderen Bitten:

“Hader wie dies um Adamo können wir sicherlich in der Zukunft untereinander besprechen, sofern Ihr Euch tatsächlich als ein …Sprecher oder Ältester für den Clan der Rose in Genua hervor tut. Ich will Eure Bereitschaft dazu jedoch gern in Erinnerung behalten. Vielleicht solltet Ihr auch beizeiten die verehrte Drita darauf aufmerksam machen. Als Eidwahrerin wird sie bezeugen, dass Ihr Euch einsetzen wollt.”


Sie ging dann auch relativ geschäftsmäßig zu der nächsten Frage über:

“Ich kann Euch unterrichten. Sofern der werte Vincente einverstanden ist, könnten wir sogar einen gemeinsamen Unterricht beginnen, bei dem er und Ihr einander gegenseitig inspirieren könnt. Die Etikette, wenn einmal die harten Grundlagen gemeistert sind, ist eine Kunst, welche sich am besten in der Vielfalt üben lässt. Ich würde Euch solange lehren als bis ich zufrieden bin oder Ihr befindet, dass Ihr Euch sicher genug in der Gesellschaft der Nacht bewegen könnt. Der Preis dafür ist ein Gefallen, welchen ich sogleich umsetzen wollen würde: Für die Dauer dieser Lehren - und dies mögen Jahre und Jahre sein - werdet Ihr mit Eurem Haus der Heiler von Votori und Euren Kenntnissen helfen, die Männer zu unterstützen, welche die Straße gen Mailand sicher halten. Dort wird gekämpft und was Ihr geben könnt, wird gebraucht. Wenn Ihr nicht die Mittel für solche Unterstützung habt, werde ich Euch Jungen zur Ausbildung schicken.”

Hier nun schwieg Giada eine Weile, denn die Fragen waren beantwortet, die Geschäfte vorgeschlagen. Nur eine Sache war geblieben. Als sie dann sprach, waren die Worte leise. Der Tonfall war merkwürdig, beinahe traurig - melancholisch vielleicht?

“Werter Liviu, wenn Ihr mich umarmen wolltet, so müsstet Ihr es können. Und Ihr müsstet es überstehen können, denn ich wollte nicht Genua einen treuen Vasallen schulden müssen.”
Nichts daran klang bedrohlich. Im Gegenteil klangen die Worte eigentlich freundlich, wenn auch diese merkwürdige, kühle Trauer darin lag.

“Es gibt solche, die mich umarmen und die ich umarme. Wenn Ihr einer von ihnen sein wollt, dann müsst Ihr Euch entscheiden.”
Die Magistra hob behutsam den Rosenkranz an, den sie sonst einfach an ihrer Seite trug. Und an seinen Perlen entlang zählte sie auf:

“Wer mich umarmt, das ist mein Ehemann, dem ich das Heilige Versprechen der Ehe gab, ihn zu lieben und zu ehren als bis der Tod uns scheidet. Und mein Versprechen haltend umarme ich ihn, halte und stütze ihn.”
Sie sprach nicht aus, was es bedeuten würde, würde Liviu an diese Stelle treten wollen. Sie sah ihren Gegenüber nur still und unverrückbar direkt an.

Zu der zweiten Perle sagte sie: “Wen ich von Herzen umarme, sind meine Kinder. Es mag Furcht in ihre Herzen sähen, doch so lernen sie. Und noch größere Furcht soll es allen bringen, die sie bedrohen.”
Die Magistra lächelte ein trauriges, düsteres Lächeln und sah Liviu weiter an. Auch hier sprach sie nicht aus, was es bedeuten müsste, eines ihrer Kinder zu sein. Oder zu werden?

Ihre Finger wanderten über die dritte Perle: “Wen ich umarme und wer mich umarmt, das sind auch die Opfer meines Hungers. Und wenn sie in meinen Armen von ihrer Schwäche umfangen werden, dann halte und stütze ich sie, dass sie nicht fallen müssen.”
Die Magistra strich mit dem Finger über diese dritte Perle und erklärte auch hier nicht weiter. Es bedurfte hier wohl auch keiner Erklärung.

“Und zuletzt ist da die Umarmung der Lust. Unsere Körper sind tot und die alten Leidenschaften mit ihnen. Doch wir kennen neue und können sie teilen. Ich bin nicht kalt dagegen. Doch wer mir ein Liebhaber sein will, der müsste mich herausfordern können.” Und ohne den Blick von Liviu zu nehmen setzte sie hinzu: “Und dies ist kaum der rechte Ort für derlei.”

Die Magistra öffnete die Hand, über der nun der Rosenkranz hing. Es schien als würde sie Liviu herausfordern, ihn zu ergreifen und eine der Perlen zu wählen.
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Liviu Cosma
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Eure Leute werden sicher nicht abgewiesen, aber das Lazarett bei der Söldnerschule wäre vielleicht der geeigneter Anlaufpunkt. Ich habe endlich die Rückmeldung erhalten, dass wir es in den nächsten Monaten aufstellen können, und dort ist man mehr auf Verletzungen von Kämpfer ausgelegt. An beiden Orten sind eure Leute willkommen! Bitte gibt mir bei ersten Mal Bescheid, damit ich alles entsprechend vorbereiten kann.“

Er scheint kurz etwas verlegen
„Aber bitte erlaubt mir am Anfang noch allein unterrichtet zu werden, da ich mich etwas früher darum hätte kümmern müssen und der werte Vincente auch zu meinen Schülern gehört. Daher fände ich es etwas unpassend.“

„Ihr solltet euch aber weniger Sorgen um die Neugeborene machen und gerade bei dem werten Vincente, der werten Allegra, dem werten Paolo blicke ich sehr beruhig in die Zukunft. Sie werden ihren Weg machen und eine Bereicherung für Genua sein. Außerdem solltet ihr mich lange genug kennen, dass es nicht um meine Person geht, sondern um meine Familie und euch steht offen einen Gesprächspartner aus meiner Familie frei zu wählen.“

„Selbst das Angebot des wohlwerten Nubis habe ich damals schweren Herzens an den wohlwerten Adamo weitergereicht, er war damals der Clan Älteste in Genua war und entsprechen gebührte ihm die Ehre.“
Man merkt, dass es ihm nicht leicht gefallen ist das Angebot weiterzureichen

Sehr, sehr nachdenklich
„Bitte entschuldigt die etwas indiskrete Frage, aber es gibt drei Personen, die ich immer für ihre Hingabe sehr bewundert habe und zum Teil auch eine Art Vorbilder für mich in Genua wurden. Es ist der wohlwerte Nubis, der wohlwerte Tankred und eure Person. Wie kam es dazu, dass man gerade euch als Ketzer diffamierte?

Dann nach einer kurzen Atempause wirkt er etwas unschlüssig, wie er sich nun verhalten soll. Er spielt verlegen mit seinem Ring, verbeugt sich dann tief vor der wohlwerten Giada und seine Hand geht Richtung des Rosenkranzes. Er blickt kurz auf ihre Hand mit dem Rosenkranz, legen seine Fingerspitzen auf ihn und er konzentriert sich auf seinen Tastsinn. Am Ende bleibt nur sein Zeigefinger auf eine Perle zurück.

Seine Worte zeugen von tiefem Respekt und Anerkennung für Giada und sind emotional.
„Wieder einmal verneige ich mich vor eurer Weisheit und ich zolle euch meinen tiefsten Respekt! Mir gebührt aber nicht die Ehre euer Ehemann oder euer Kind sein zu dürfen. Gleichzeitig gehört mein Blut der verehrten Maria di Caltagirone und mein Herz dem höchst verehrten Prinzen von Genua."

"Dennoch habt ihr einen besonderen Rosenkranz hier und wenn ihr erlaubt, spüre ich noch eine weitere, ehr unauffällige Perle. Sie wirkt etwas dezent, dennoch scheint sie besonders robust und langlebig zu sein. Sie könnte für eine Freundschaft stehen, die auf dem Elysium im Jahr 1064 begonnen hat. Erst etwas zaghaft, aber dennoch ist sie mit der Zeit stetig gereift.

Ihr wart stets ein guter Zuhörer und habt mir im Vergleich zu vielen anderen immer frei geantwortet. Mir meine eigene Offenheit euch gegenüber nie angekreidet. Ihr wart geduldig, verlässlich und die gemeinsame Zeit mit euch ist immer etwas Besonderes, die ich sehr genieße. Ihr seid zu einem Meister, einem Freund geworden, mit dem ich über alles reden kann und deren Meinung ich über alles schätze. Vergebt mir daher meine sentimentale Seite, aber ich habe das Gefühl wir kommen in eine raue See mit ungünstigen Winden und Stürmen. Daher wäre es mir eine Freude euch drücken zu dürfen, wie es bei den Menschen Brauch ist, wenn gute Freunde in schweren Zeiten auseinandergehen. Zum Dank für die gemeinsame Zeit, als Zeichen der Verbundenheit, des Respekts und dem Vertrauen in euch. Als Zeichen meiner festen Unterstützung für euch und in der Hoffnung euch bald wieder sehen zu dürfen.“


Spoiler!
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Gut. Reden wir über die genauen Abläufe für die Heilung von Pilgerern und Wächtern, sobald es soweit ist”, stimmte Giada zu dieser Sache zu.

“Meine Sorgen über jene Neugeborenen, die Ihr nennt, sind die meinen. Ich teile Eure Zuversicht nicht. Ich habe bereits zu viele Wiederholungen alter Fehler gesehen - ganz ähnlich wie das, was Ihr an Euch selbst hier bereits genannt und erkannt habt.” Doch auch dies ließ sie dann eben damit ruhen, so wie Liviu in den Themen eilig voran sprang.

Dass jemand sie als einen Ketzer bezeichnen konnte, ließ in jedem Falle ihre Augenbrauen in die Höhe wandern. Doch dann zuckte ihr Mundwinkel zu einem kalten Lächeln.
“Wer derlei spricht, wirft mit Dreck. Ich vermute, dass Ihr eine Antwort auf diese Frage nach dem Warum in unseren Stunden zur Etikette finden werdet. Diese sind eng verwoben mit Gesellschaft und Politik. Sagt mir, wer solcherlei ausspeiht und ich sage Euch das Warum.”

Als Liviu sein Anliegen um die Umarmung wiederholt, hatte Giada einen neuerlichen Grund, ihre Augenbrauen zu heben. Und dann auch kurz ihre Hand.
“Wir sind keine Menschen mehr, werter Liviu Cosma. Diese Gesten aus unserer Vergangenheit wieder und wieder hervor zu zerren, tut uns nichts Gutes. Wenn Ihr Eurem Hunger und jenem urtümlichen Verlangen in Euch geradeheraus in die Augen blickt, dann fragt es einmal: Wann willst du einen anderen umarmen?”

Sie senkte die Hand. “Die Antwort, welche jenes tierhafte Verlangen, die Verdammnis unseres Fluches, uns gibt, ist diese: Um zu trinken. Um zu ringen und zu siegen. Um zu würgen und sich zu behaupten.”

Sie sah Liviu ernst an. “Die freundliche Geste unter Menschen ist unter unseresgleichen etwas gänzlich anderes geworden. Und auch, wenn ich zuversichtlich bin, dass ich mich selbst im Zaum halten kann, erscheint mir falsch, der Selbstlüge von unserer Menschlichkeit zu frönen.”

Dennoch neigte sie den Kopf. “Ich will jedoch erwidern, dass ich Euch schätze, werter Liviu. Ich liebte die Herausforderung unseres Schachspiels. Eure Sorge um Genua und seine Menschen ist echt. Ein Herz wie das Eure ist wahrhaftig selten in der Nacht. Solange es noch nicht verdunkelt oder gebrochen ist, ist es vielleicht eine der wertvollsten Kostbarkeiten, die wir alle in unseren Reihen kennen können.” Etwas in Giadas Stimmung schien mit diesen Worten umzuschlagen, zurück in diese Düsternis, die ihr in dieser Nacht anzuhaften schien. Es sah nach etwas aus wie Trauer als etwas in ihrem Blick zu erlöschen schien. Ihr Lächeln wirkte melancholisch und düster als sie dann damit schloss:

“Wäre diese Welt eine bessere, wären nicht Verdammnis und unser Blutfluch, Lüge und der Erste Verrat, Gottlosigkeit und Frevel bereits in ihren Beginn gewoben worden, so gäbe es keinen Grund für meine Zurückhaltung. Doch wir beide sind, was wir sind. Und wir sind Teil eines Geflechts der Macht und Hierarchie in der Nacht. Es ist an uns, dem zu genügen oder es wird uns verstricken, erdrosseln und ersticken. So ist unsere Welt gemacht.”
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Liviu Cosma
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

“Gehört das zur Jugend nicht dazu? Wir lernen am besten aus Fehlern oder durch die richtigen Vorbilder. Doch wenn sollen die Neugeborenen nacheifern und ich finde den damaligen Vorschlag des wohlwerten Nubis noch immer sehr scharmant. Dass die Neugeborenen den Amtsträger zur Hand gehen und so Einblick in deren Aufgabe und dem Hintergrund dazu bekommen dürfen. Aber was mache ich mir den Kopf zu einem Thema, das mich offiziell nichts angeht und man mich auch nicht dabeihaben möchte.“

„Nun das sollte doch nicht schwer sein zu erahnen. Der verehrte Ferrucio hat mir empfohlen mich von euch und anderen Ketzern in Genua fernzuhalten. Dennoch seid ihr in sehr guter Gesellschaft, die meisten von ihnen habe ich als ausgezeichneten Partner für privaten und offizielle Angelegenheiten für die Stadt Genua vorher kennen und schätzen gelernt.“


Dann lächelt er freundschaftlich

“Hin und wieder sollten wir uns aber an unsere Vergangenheit als Mensch und auch Neugeborener Gast erinnern. Einen anderen Blickwinkel einnehmen um nicht in unserem eigenen Gedanken, Vorstellungen und unsere Wahrnehmung gefangen zu sein. Das Schlimmste, was man bei der Untersuchung von Gegenständen machen kann, sind die Eindruck zu interpretieren und zu bewerten, statt sie einfach nur wiederzugeben. Aber allein mit der unbewussten Wahl der Worte wird den Eindrücken schon eine persönliche Not geben.“

„Ich weiß das dies mehr als nur eine freundschaftliche Geste ist und für mich ist es auch eine Art euch meine Verbundenheit, Respekt und mein Vertrauen zu zeigen. Meine tiefsitzende Verehrung und Wertschätzung für euch, da ich das Gefühl habe, das wir am Ende nicht mehr die alten sein werden. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber je mehr ich mich verstricke umso scheint ein Teil meiner Person dabei zu sterben. Je größer wird mein Wunsch ein letztes Mal die Sonne spüren zu wollen.“


Sehr melancholisch öffnet er seine Arme und legt gleichzeitig seinen Kopf etwas zur Seite, damit präsentiert der Giada bei der Umarmung seinen blanken und ungeschützen Hals.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Untermalung

“Dann beginnt die Lehrstunde hier und jetzt.” Livius Worte über Ferrucio hatten ihre Stimme hart werden lassen. “Jene, die älter sind, die in Macht und Rang über Euch stehen, werter Liviu Cosma, werden alles tun, dass dies so bleibt.”

Giada legte ihre Hände so ineinander, dass die Ketten des Rosenkranzes darüber glitten und sie zusammen hielten.

“Sie werden alles tun, dass Ihr Euch Ziele unterhalb ihrer Ränge sucht. Sie werden Euch stets entzweifen wollen, denn Bündnisse unter unsereins sind überaus gefährlich. So sendet Euch ein Älterer gegen andere, dass Ihr Euch beschäftigt und zugleich die anderen beschäftigt und dass es Unruhe und Zwist gibt, denn so ist dies leicht, das Teilen und Herrschen.”
Sie bekreuzigte sich einmal und ihre Stimme wurde eine Spur milder.

“Er mag mich Ketzer heißen. Ich jedoch sage: ‘Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein’. Ich will ihm vergeben, der blinde Lüge spricht, weil er glaubt, es zu müssen.”

Als Liviu dann jedoch letztlich das dritte Mal auf seinem Wunsch zur Umarmung beharrte und seine Kehle entblößte, verharrte die Magistra einen Augenblick still. Sie sog das Bild vor sich in ihr auf, Livius schöne Gestalt, die süßen Worte, die bloße Kehle.

Dreimal hatte er den Wunsch gesprochen, bei der Zahl von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Zweimal hatte sie ihn abgewiesen, mit der Zahl des Kreuzes, die Zahl der Kleinsten Gemeinschaft, die Zahl der notwendigsten Zeugen vor dem Heiligen Schwur. Die Zwei war schwach gegen die drei und so trat Giada vor, in drei langen Schritten.

Auf einmal war sie dicht an Liviu heran, dicht genug für die Umarmung. Und sie schlang ihre Arme um ihn. Er konnte die Schwere jenes Rosenkranzes spüren: eine eiserne Kette mit Perlen aus Metallen, aus Steinen, aus Gebeinen. Er konnte auch die Kraft spüren, die Giadas Umarmung bedeutete und die weit über jedes Maß hinaus ging, was ein Mensch sonst erreichte.
“Die zweite Lehre”, raunte sie ihm zu, “ist diese: Niemals mißachte meine Lehre oder meine Warnung. “Und so heißt es in den Versen: ‘Wie habe ich nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer und mein Ohr nicht geneigt zu denen, die mich lehrten!’”

Und mit diesen Worten grub sie ihre Fänge in diese entblößte Kehle - in diese Geste, die nur eines bedeutete und nur eines verlangte. Süßester Genuss entfaltete sich von diesem Kuss der Kainitin und Giada trank, um nicht auch nur einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen.
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Liviu Cosma
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

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Alone in the rain in Genua

Liviu war zuerst erschrocken als seine Zeichen des tiefen Respektes, der Hochachtung für die wohlwerte Giada sich in eine Lektion verwandeltet. Panik kam in ihm auf, aber zu fest war ihre Umarmung. Er schaffte es nicht sich loszureißen und sammelt seine Energie, um sich nicht in dem Gefühl der Leidenschaft zu verlieren, während sie von ihm trank. Er durfte diese Lektion nicht entweihen in dem er sich der Ekstase des Kusses hingab und die letzte Kontrolle über sich verlöre.

Während er versuchte keine Mine zu verziehen machte sich mit dem Blut, das ihm verließ eine tiefsitzende Melancholie, eine Niedergeschlagenheit in ihm breit. Er musste an seiner Ankunft in Genua denken, die Niederlagen und den verzweifelten Versuchen etwas zu ändern. Bis hin zum letzten Hoftag und langsam wanderten seine Arme in Richtung Giadas Kopf, um sie noch fester an seinen Hals zu drücken. Der Wunsch das sie mehr und mehr von ihr trank bis zur Erlösung wurde immer stärker.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada trank. Süßes Blut, ein wenig schwach, ein wenig blass, doch so erfüllt mit Gefühlen, dass es sich anfühlte wie ein Rausch. Trauer und Melancholie, Herzensgüte, Hoffnungen - sie hatte wenig Sinn für irgend etwas davon und hätte man sie aufgefordert, solcherlei in diesen Geschmack hinein zu lesen, so hätte sie wohl kalt gelacht.

Doch sie konnte spüren, wie Liviu in ihren Armen mit sich selbst rang. Es überraschte sie. Diese Disziplin ging über das Maß dessen hinaus, was andere sonst aufbrachten. Er war weniger schwach als sie gedacht hatte und das war etwas, das sie genießen konnte. Doch es war zugleich eine Herausforderung und so trank sie weiter. Sie ließ ihre eigene Kraft anschwellen, hielt ihn und seinen kalten Leib - bis auf einmal nichts mehr übrig war, um es zu trinken.

Anders als sie es von Menschen her gewohnt war, hörte Liviu nicht auf, sich zu regen. Überrascht musste sie feststellen, dass er im Gegenteil begann, sich zu wehren, überwältigt von seinem eigenen Hunger und der Roten Raserei. Sie hielt ihn fest, denn trotz allem war seine Gegenwehr nur die eines schmalen Gelehrten, eines Heilers und Mönches. Doch sein Hunger würde nicht enden, so musste sie erkennen. Gerade machte sie sich bereit, um schlichtweg ihren Griff fester zu machen, um seine Arme und seine Rippen zu brechen und sein Genick auch, wenn es nötig war.
Doch genau da begann er, zu brüllen. Ein Teil von ihr wollte mit ihm in die Nacht heulen, die elende Wut herausschreien, die Verzweiflung, die Trauer.
Welche Trauer? Seine? Ihre? Sein Blut war so süß gewesen.

Giada war jedoch keine Närrin. Oder vielleicht war sie eine, süchtig nach dem dunklen Mond, gottverdammt, gefangen in den Mahlsteinen einer sich ewig drehenden Mühle, die doch selbst bei der tausendsten Drehung nicht einen Schritt voran gekommen sein konnte. Doch sie war kein Tier, sie war kein Opfer ihrer Gefühle, sie war nicht einmal ein Opfer der eigenen, roten Gier. Sie war satt wie selten.

Über das Brüllen und Fauchen hinweg rief sie: “Wache!” Anstatt zuzudrücken, hielt sie Liviu einfach weiter fest. Liviu, mit seinen schmalen, schlanken Händen, die so viel feiner waren als ihre eigenen. Liviu, mit seinem schönen Lächeln, das noch nicht in der Finsternis gestorben war.
Sie wollte ihn ansehen, noch während er sich verzweifelt in ihren Armen wand und drehte. Sie wollte ihn enger an sich drücken, doch als sie das tat, starrte ihr auf einmal die rohe, hässliche Fratze der Bestie entgegen. Sie hatte ihn unterschätzt! Natürlich trug er sie mit sich wie sie selbst es auch tat. Blanker, reißender Hunger blickte ihr entgegen und was war sie gegen solchen Hunger?

Nichts als Beute. Kaltes Entsetzen griff sie. Was war mit ihm geschehen? Sie konnte nicht nachdenken, schleuderte den Geliebten von sich, einfach weit von sich. Dann rannte sie, wusste nicht einmal wohin, nur fort von dieser Bestie, die nicht er war, die nichts mehr kannte außer Hunger und Gier. Sie rannte und sah sich nicht um.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1082] Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden [Giada, Liviu]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »


Giada und Liviu treffen einander zum Gespräch, welches auch recht einvernehmlich vonstatten geht. Beide sprechen über Adamo, doch auch über einen besseren Weg als Streitereien über diesen in der Zukunft. Liviu bittet Giada um Unterricht, diese will dafür seine Unterstützung in Fragen der Heilkunst. Doch als Liviu am Ende dreimal um eine Umarmung bittet und trotz Giadas Absagen sogar seine Kehle entblößt, entgleist das Gespräch. Giada trinkt von Liviu, welcher in Raserei verfällt und sie vertreiben kann. Er wird von Wachen des Elysiums niedergemacht.
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