[1083] Auf der Suche nach Zerstreuung [Liviu, Vincente]

[Il Cavaliere]

Vincente und die verbliebenen Angestellten des Theaters hatten Glück, sie konnten aus dem Hinterausgang in die Nacht entkommen. Niemand hielt sich dort auf oder stellte ihnen nach. Leiser Nieselregen kam auf und legte sich kühlend auf Gemüter und Straßen.
An der Vordertür bietet sich Liviu das Bild eines ziemlich verängstigten Hausdieners, der soeben einen kleinen Trupp Bewaffneter eingelassen hatte. Sechs Bischofsgardisten sowie ein Geistlicher fortgeschrittenen Alters sind auszumachen, die Gardisten sichern den Raum während der Priester sich an den Diener des Theaters wendet. "Wo ist der Herr des Hauses mein Sohn? Sprecht frei, ihr braucht keine Angst zu haben. Wir werden euch vor ihm beschützen." Der Mann sprach mit Eifer, aber auch mit frommer Gewissheit. Er war sich seiner Sache sicher und seine Stimme trug keinen Zweifel in sich.

[Liviu Cosma]

„Guter Mann, wir haben geschlossen und das schon seit längeren. Wenn sucht ihr und vor allem, vor wenn wollt ihr uns beschützen. Die Gerüchte haben schon dafür gesorgt, dass die Tore sich geschlossen haben, und zu welchem Zweck seid ihr in so großer Zahl hier erschienen?“

Während er mit den Eindringlingen sprach, dachte er fieberhaft nach wie er noch den Hausdiener vor den Schergen in Sicherheit bringen konnte.

„Ihr und eure Männer werden sicher durstig sein und wenn ihr erlaubt, werde ich den Hausdiener in der Nachbarschaft etwas Wasser und Brot für euch holen lassen. Ihr könnt dann in der Zwischenzeit die Räume durchsuchen oder was immer auch beliebt.“

[Vincente Carlos]

Als Vorsichtsmaßnahme teilte Vincente das Geld auf verschiedene Personen auf, die es dann später, wenn sie in Sicherheit waren, gerecht unter allen aufteilen sollten. Dabei achtete er darauf, dass diejenigen, denen er Geld gab, nicht alleine durch die Gassen laufen würden, sondern von kräftigen Männern begleitet wurden. Es wäre eine Schande, wenn Diebe sich den stattlichen Betrag aneignen würden.

Bevor alle in der Nacht verschwanden fragte er noch, ob Liviu wisse wie man sie ggf. erreichen und kontaktieren konnte, falls es Bedarf gab. Oder ob sie ein Zeichen ausgemacht hatte, um mit dem Herrn in Kontakt zu treten, wenn sie nicht im Theater waren.

Eine Zeit lang drückte er sich noch unauffällig in den Schatten herum, um sicher zu gehen, dass nicht noch mehr unliebsame Personen in Erscheinung traten. Dann ging er, einen kleinen Umweg nehmend, der ihn nicht am Eingang des Theaters vorbei führte, in Richtung Bordell. Er hoffte, dass Liviu dort schon bald eintreffen würde und der Schrecken dieser Nacht damit ein Ende fand. Während sich der Nieselregen auf Haupt und Schultern legte, horchte er unentwegt nach Rufen und Lärm der Gardisten.

[Il Cavaliere]

Der Geistliche ging gar nicht auf das Angebot etwas zu trinken ein. "Gerüchte?! Daran ist viel mehr als der Volksmund plappert! Wir sind hier, weil Licht und Stimmen bemerkt wurden und kamen in der Hoffnung den Signore Adamo anzutreffen. Ist er zufällig hier? Oder wisst ihr wo er ist? Wie schon gesagt, ihr müsst keine Angst haben. Wir können euch beschützen."
Fragend blickte der Mann zuerst zu dem verbliebenen Diener, dann sag er Liviu an und sein Blick wurde kritischer. "Ihr seid keiner von Adamos Knechten. Wer seid ihr und was tut ihr hier?"
Während der Kleriker seine Fragen stellte, waren die Bischofsgardisten sehr aufmerksam. Sie schienen jederzeit mit einem Angriff aus dem Hinterhalt zu rechnen, die Hand am Schwertgriff und ziemlich angespannt. Einer flüsterte unentwegt, wiederholte wohl eine Art Gebet.

[Liviu Cosma]

Liviu schaut sie fragend an. „Nein er ist nicht hier und was ist denn so gefährlich an Signore Adamo? Bitte schaut euch um, wenn ihr möchtet. Natürlich sind hier Stimmen, die Schauspieler könnten seit Monaten nicht mehr auftreten und wissen nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen sollen. Der Hausdiener zeigt mir gerade die Räumlichkeiten und wir versuchen eine Liste der Ausstattung zusammen zu erstellen."

„Aber entschuldigt, ich bin Signore Liviu und mit wem habe ich das Vergnügen? Die Knechte habe sich in ihre Not an mich gewandt. Durch die Gerüchte traut sich doch niemand mehr in das Haus und wenn das so weiter geht, wird das Theater wohl schließen müssen. Bitte, fahrt fort, ich und der Hausdiener werden ein anderes Mal mit der Liste anfangen, wenn ihr erlaubt.“

[Il Cavaliere]

"Die Schausteller? Sie sollten sich besser nach richtiger Arbeit umsehen und von diesem Treiben hier ablassen."
Er nickte einem der Gardisten knapp zu, wandte sich dann wieder an Liviu. "Es gibt schwere Anschuldigungen gegen Signore Adamo, schwere und noch schwerwiegendere. Doch damit soll euer Seelenheil nicht belastet sein, noch das der Diener. Ihr könntet des Nachts nicht mehr ruhig schlafen. Ruft bitte alle Bediensteten hierher und begebt euch nach Draußen. Wir werden dann Raum für Raum gründlich durchsuchen, während ihr außer Gefahr seid."

Der Geistliche musterte Liviu abermals* und hielt einen Moment inne. Er überlegte, kratzte sich am Kinn und fragte Liviu auffällig beiläufig: "Vielleicht kommt ihr im Anschluss mit ins Bischofskastell? Bei einem guten Frühstück lässt sich vieles besser erklären als in tiefer Nacht."

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[Vincente Carlos]

Vincente erreichte sicher das Bordell und tauschte die Dunkelheit der Nacht mit der Behaglichkeit und Wärme, die nur ein Freudenhaus verströmen konnte. Es war eines der besseren Häuser, bei dem zumindest der Anschein gewahrt wurde, dass man sich bei den hiesigen Mädchen keine Krankheiten holen würde. Und die Körper nach jedem Freier zumindest an den wichtigen Stellen gewaschen wurden.

Im Eingangsbereich lag ein Teppich, der schon bessere Zeiten gesehen hatte und bei dem viele Stellen fadenscheinig und abgewetzt waren. Spuren, dass es hier ein reges Kommen und Gehen gab, und das in mehrfacher Hinsicht. An den Wänden hingen ein paar billige, aber immer noch respektable Bilder. Vincente wusste, dass die anrüchigeren die Wände in den hinteren Zimmern schmückten. Als Anregungen für die Besucher.

Hier und da waren ein paar Kissen in Alkoven verteilt, auf kleinen Tischchen standen Blumen und Schalen, die einen angenehmen Duft verbreiteten. Sie sollten Viehzeug fernhalten und die Illusion von Sauberkeit und Reinheit heraufbeschwören. Viele Besucher hielten sich hier nie in diesem Wartezimmer auf. Seiner Erfahrung nach wollte kein Mann wissen, wie der Mann vor ihm aussah.

Vincente ließ den Blick schweifen und meldete sich dann bei einer rundlichen Dame, die das Haus führte.

[Liviu Cosma]

„Nur zu, macht eurer Arbeit und wir werden euch nicht bei eurer Arbeit stören. Ich und der Hausdiener werden draußen warten, falls ihr noch Fragen habt.“ Liviu und der Hausdiener machen sich mit ruhigen Schritten auf dem Weg nach draußen.

Nach dem sie außer Hörweite sind versucht Liviu den Hausdiener draußen etwas zu beruhigen. Spricht ihm leise zu und versucht ihn Mut und Zuversicht zu geben.

„Ich werde noch warten bis ich weiß, dass euch nichts passiert, und die See wird sich auch wieder beruhigend. Bereitet in den nächsten Tagen die Inventurliste vor damit unsere kleine Geschichte eine wenig Gewicht bekommt.“

Gemeinsam warten sie draußen auf das Ende der Durchsuchung.

[Il Cavaliere]

Es dauerte eine gute Dreiviertelstunde bis die Bischofsgardisten ihre Durchsuchung beendet hatten und samt ihrem klerikalen Anführer wieder auf die Straße traten. Wirklich etwas gefunden schienen sie nicht zu haben und so kam der Geistliche mit missmutiger Miene auf Liviu zu und schüttelte seinen Kopf bedauernd. "Der Signore Adamo versteckt sich anscheinend nicht hier, sollte er jedoch unerwartet auftauchen bitte ich euch um eurer Selbst willen: Geht schnell und kommt zum Kastell des Bischofs, gebt Bescheid."

Dann wollte er sich schon abwenden, ihm fiel jedoch noch etwas ein. "Möchtet ihr nicht vielleicht mitkommen um, wie vorhin gesagt, bei einem gemeinsamen Frühstück über das weitere Fortbestehen des Theaters zu sprechen?"

[Liviu Cosma]

„Habt Dank und wir werden euch informieren sollte der Signore auftauchen. Ihr entschuldigt, ich werde mich nun auch zurückziehen und zu diesen Zeit gehört man besser nach Hause. Danke für euer Angebot! Ich bin aber auf bitten der Schauspieler vorbeigekommen, um ihnen in ihrer Not beizustehen. Ich verstehe nichts vom Theater und werde eurer großzügiges Angebot weitergeben und es wird sicherlich jemand bei euch melden.“

Er wartet dann noch kurz bis die Wachen verschwunden sind und gibt dem Hausdiener kurz die Anweisung das Theater für heute zu schließen. Er wird versuchen eine Lösung für ihn und die Schauspieler zu finden. Dann macht er sich auf zum Bordell Jungfernhof um den werten Vincente über den Ausgang der Geschehnisse zu informieren.