[1083] Hafenfest - Fische in Nord [Drita, Angelique, Vincente, Liviu]

[Angelique]

"Ja, das sollten wir tun", seufzte Angelique. "Ich hatte viel Spaß, aber dieser Homo Novus hat alles verdorben mit ihrer Eroberereinstellung.
So müssen sich also die Griechen gefühlt haben, als die bäurischen Römer ihre Kultur erobert hatten.

Ich hoffe, diese impertinente Arroganz wird der bald ausgetrieben. Die hat nichts für Genua geleistet, glaubt aber, sie verdiene alle Anerkennung wie ein Kalif der Sarazenen, allein durch ihre ererbte Stellung. Genau solche Leute sind der Untergang jeder Zivilisation."

Angelique verließ also mit Liviu das Hafenfest. Sie wünschte sich, sie wäre stark genug gewesen, die Neue ins Hafenbecken zu werfen, wie es einst Brimir mit ihr getan hatte!

[Liviu Cosma]

Liviu folgte Angelique und verließ mit mir das Hafenfest. Als sie der Menge entkommen waren und sie unter sich waren setzte er das Gespräch fort

„Zum Glück haben wir nicht die Aufmerksamkeit der Jahrmarkts Besucher auf uns gezogen und nimmt es den jungen Piraten nicht übel. Er ist sein jugendliches Feuer und seine Begleitung wird ihn zusätzlich angespornt haben. Er hat mir letztens in aller Stille geholfen die Künstler des Theater vor den Wachen des Bischof zu retten. Er kann also auch anderen und hoffe er gerät nicht zu sehr in dem Einfluss seiner Begleitung.“

„Dennoch habe ich oft das Gefühl schon zu lange in der Stadt zu weilen und mich wundert schon lange nichts mehr. Im Gegenteil man fängt an hinter jeder Kleinigkeit einen Plan zu vermuten und obwohl ich sehr glücklich über den Einsatz in Votori bin, so beginnen sich auch Zweifel in mir breit zu machen.“

Eine kurze Pause
„Was ist, wenn man mich nur aus der Stadt bekommen und mich beschäftigt wollte, damit ich keine Pläne in der Stadt störe ? Mich wundert auch das die Unterstützung für Votori nicht für andere Bedrohungen genutzt wurde und seit meiner Ankunft hat sich nicht viel verändert in Genua.“

Er lachte
„Man hat mich damals auf die Suche nach freien Ghule geschickt, obwohl ich davon keine Ahnung oder mich jemals damit beschäftigt hatte. Ich war damals komplett überfordert, habe sehr unüberlegt meine Fähigkeiten eingesetzt und erblindete für einige Monate. So etwas vergießt man nie.“

[Angelique]

"Oh, nein, dem Piraten nehme ich das nicht übel. Ich weiß genau, wer da als fremder Emporkömmling Zwietracht säen und die Gemeinschaft Genuas spalten und schwächen will. So offen habe ich feindliche Agenten selten handeln sehen.
Manchmal ist es tatsächlich einfach so, wie man denkt, es sind manchmal einfach nur intrigante Pläne von intriganten Leuten.

Es ist genau wie mit dem allerwertesten Oberschurken der Magister. Ich verstehe einfach nicht, wieso solche Ehrgeizlinge von der Prinzeps geduldet werden. Die nutzen nichts und schaden viel, wie Dorftrottel am Brunnen. Ilario in seinem Arbeitseifer wäre ein besserer Obermagister als dieser nutzlose Popanz."

Sie seufzte. "Sinnlose Aufgaben sind Beschäftigungstherapie, die verhindert, dass man Günstlingen in die Quere kommt."

[Liviu Cosma]

„Ja und obwohl es der Höchst verehrte Prinz immer betont die Einheit und die Gemeinschaft fördern zu wollen, sind es diese Emporlinge denen es besonders leicht gemacht wird. Aber ich scheine schon zu lange in Votori gewesen zu sein. Was gibt es Neues in der Stadt? Wo kann man die neuen antreffen und wo finde diese Kulturen Höhenpunkte statt, die auf den Hoftagen berichtet wurden?“

„Feindlich Agenten“ – er lacht kurz “wie kommt ihr darauf und dabei stehe wir doch alle unter besondere Beobachtung wegen der Tedesci. Dabei sind Intrigen allgegenwertig und ich halte nichts von einem General Verdacht gegenüber allen Neugeborenen. Damit schwächen wir die Einheit und gerade als Heiler habe ich oft erlebt das die Gerüchte über eine schwere Ansteckende Krankheit oft schlimmer wütet als die Krankheit später selbst. In der Angst und Panik davor werden Taten begangen, die nichts mehr mit christlicher Nächstenliebe zu tun haben. Deus misereatur animae suae.“ Er bekreuzigt sich an Erinnerung an die unschuldigen Opfer.

[Vincente Carlos]

Vincente nickte Liviu zum Abschied freundlich zu und sah ihm hinterher, als dieser hinter Angelique und ihren Männern hinterher eilte.

Was für ein seltsamer Abend, dachte er.

Dann folgte er Drita, als diese ihn an den Rand des Festes führte, ihren Begleiter noch immer am Rand seines Bewusstseins spürend. Als sie ihm den Geldgewinn übergab war er kurz erstaunt, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass man ihm tatsächlich für seinen Beitrag etwas geben würde. Andere Kainiten hätten dies sicher nicht getan. Also dankte er ihr und ließ die Beutel unter seiner Kleidung verschwinden, wo tückische Diebe nicht an die Münzen herankommen würden.

Ganz konnte er seine Zunge jedoch nicht für sich behalten, weshalb er sich anschickte Drita eine Frage zu stellen: „Ihr würdet Furcht also Liebe vorziehen?“

[Drita]

"Liebe...."

Drita verzog ein wenig das Gesicht. Nicht einmal angewidert oder spottend. Nein. Der Ausdruck war eher... ungläubig.

"... gibt es in unserer Welt nicht... oder nur ganz selten. Und genau so selten ist sie aufrichtig - wenn sie nicht durch Blut erzwungen ist. Die meiste Liebe, die ihr in der Nacht erfahrt... ist geheuchelt."

Drita schüttelte den Kopf.

"Furcht hingegen... ist in der Regel real... wenngleich eher flüchtig, wie Lust oder Zorn. Vielleicht ist dies der wahre Fluch, den wir anheimgefallen sind: Das wird nur noch den Gefühlen trauen können, die am kürzesten bestehen?"

Drita rieb sich das Kinn und ließ den Beutel ebenso verschwinden.

"Furcht jedenfalls... war schon immer ein guter Handelspartner... sie sorgt dafür, dass der Gegenüber sich an sein Wort hält. Wenngleich ich nicht darauf bestehe, dass mich jeder fürchten muss. Es geht auch anders... und eigentlich bevorzuge ich die ehrlichen Wege... die Geschäfte verlaufen in der Regel... loyaler... und dauerhafter."

[Vincente Carlos]

Vincente zuckte kurz mit dem linken Ohr, als wollte er eine Bremse daran hindern es sich dort gemütlich zu machen. Dann drehte er den Kopf ein paar Mal von rechts nach links. Für Außenstehende mochte es so aussehen, als wollte er ein paar verspannte Nackenmuskeln lockern. Er selbst wollte sich jedoch Zeit verschaffen – und wohl auch ein paar Gedanken von einem Ohr zum andern wälzen.

So recht konnte – und wollte – er nicht glauben, dass er Kasib nur mochte, weil dieser sein Erzeuger war und ihm von seinem Blut gegeben hatte. Sicherlich wären sie unter anderen Umständen auch einander nahe. Hoffte er. Wobei, wie sich herausgestellt hatte, auch bei seiner Erschaffung nicht von Uneigennutz die Rede sein konnte.

„Kurze Gefühle“, fragte er nach. „Für viele dürfte die Liebe zu den kurzen Gefühlen zählen. Auch ohne, dass es überall Versuchungen gibt“, scherzte er. Dann wurde er wieder ernster. „Herrschaft oder Ansprüche die nur auf Furcht basieren scheinen mir so …“, er leckte sich nachdenklich über die Lippen, als könne er die Worte darauf schmecken, „riskant. Es schreit so nach wütendem Mob und Pechfackeln, so wie in den Geschichten. Sicher, die geliebten Herrscher wurde von anderen gelegentlich platt gemacht, aber wenigstens nicht vom eigenen Volk... “ Er ließ die Augen über die Stände und die Menge wandern. „Dennoch dachte ich, dass... uhm... Zuneigung und Gefährtenschaft... uhm... angenehme Begleiter durch Jahrhunderte sind? Warum diese dann nicht suchen und eingehen? Und ist auch nicht beim Handel der attraktive Partner nicht womöglich einer, der bessere Konditionen und Preise bekommt als ein missgestaltetes Scheusal?“

[Drita]

"Wie gesagt... Furcht für die, auf die man sich nicht verlassen muss... oder will... für den Rest gibt es andere Optionen. Ich bevorzuge loyale Partner."

Drita nickte und schaute ebenfalls über die Waren. Nichts davon schien in den Augen der Ancilla wert zu sein, es länger zu betrachten. So führte sie den Gang auch schon von dem Stand weg.

"Gefährtschaften und Zuneigung sind gefährlich. Oftmals decken sie einen lange geplanten Verrat. Diejenigen, die man am liebt, können einen am schlimmsten verletzen. Ich persönlich halte... gegenseitigen Nutzen für die bessere Option. Abgedeckt durch offene Gefallen. Jemanden dem ich lebend mehr nütze als durch meinen Tod... oder durch Schaden, den ich erleide... ist viel wert. Was wiederum den Wert der Gefallen in unserer Gesellschaft verdeutlicht. Also ja... ich schätze attraktive Partner. Wobei sich Attraktivität bei mir in der Glaubwürdigkeit des Wortes wieder spiegelt und nicht im Aussehen."

[Seresa]

Zusammenfassung:
Drita, Angelique, Vincente und Liviu waren auf dem Hafenfest in Platealonga, wo sie einander begegneten, mit einander sprachen und Spiele spielten, bevor sich ihre Wege in dieser Nacht trennten.