[1083] Hüterin des Gefallens [Drita, Benedetto (SL)]

[Drita]

"Ich kann euch eines versichern, verehrte Geißel und Hofchronist: Ich bin vieles... aber nicht verärgert oder... leicht zu verärgern. Ich lasse mir jedoch nicht gerne... 'Tatsachen' ohne Fakten oder... Bedeutung vorwerfen."

Drita lächelte abermals warm und freundlich. Sie beließ die Frage nach der Via Regalis als das, was sie war: Rhetorisch. Ebenso ließ sie das Fortwischen alter Geschichten von Benedetto geschehen, aber ihr Blick sagte, dass sie beide wussten, dass unter Kainiten vieles vergessen wurde, aber sicher keine alten Geschichten, die irgendwann zu einem Nachteil werden konnten.

Wie auch Benedetto schwang Drita weg von den Sticheleien und dem Herantasten an den Anderen, hin zu einem kooperativen Gehabe.

"Da habt ihr sicher recht. Ich führte schon das eine oder andere Gespräch darüber mit den Neugeborenen. Teilweise waren die Geschichten erschreckend. Aber... ich muss auch sagen, dass der Zuspruch gegenüber der Idee recht groß war. Größer als ich erhofft hatte. Einige Neugeborenen wollen etwas ändern und hoffen auf meine Unterstützung dabei. Sie brauchen nur jemanden, der sie dabei führt."

Als Überleitung öffnete Sie die Arme.

"Ich biete euch an, eure Nachrichten auf meinen Kontaktwegen nach Venedig zu bringen, damit sie in die Hände eures Clans dort kommen: Familie Giovanni. Ihr habt sicher von ihnen gehört? "

[I Tarocchi]

Benedetto blinzelte ein bisschen perplex zu diesem Angebot und meinte dann beinahe ein wenig vergnügt: "Ich sorge doch lieber selbst für meine Nachrichten. Oder tretet Ihr etwa offiziell für die höchst geschätzten Clansgeschwister auf?" Er leckte sich einmal über die Lippen.

Letztendlich schlug er dann allerdings ein ganz anderes Thema vor: "Die Neugeborenen wollen immer, dass sich etwas ändert. Weil sie nicht verstehen, wie sich die Dinge verändern. Sie denken in Monaten, in Jahren, vielleicht auch einmal in Jahrzehnten. Sie wollen, dass jemand sie anführt, weil es einfacher ist, zu folgen. Doch wenn Ihr das tut, was nutzt es Euch? Ihr und ich und auch der verehrte Ilario Contarini und der verehrte Ferrucio haben nun die Amtspflichten der Harpyien auf unseren Schultern lasten. Vielleicht sollten wir uns ein wenig beraten, was meint Ihr?"

[Drita]

"Es scheint mir, als würde es doch etwas geben, was mich von meinem Bruder unterscheidet." Drita lächelte breit und zufrieden. "Meine Abkommen mit eurem Blute lassen mich tatsächlich... als offizielle Repräsentantin auftreten. Und in dieser Funktion versichere ich euch, dass eure Nachrichten sicher und ungelesen in die Hände der Zielpersonen kommen."

Sie nickte bedacht. "Ein guter Vorschlag. Wenn wir alle vier unabgesprochen aggieren werden wir wie ein aufgeschreckter Haufen Hühner wirken. Nichts, was jemand unseres Alters anstreben sollte. Darf ich daher nochmal die Frage stellen, ob eure Fehde mit dem verehrten Ilario etwas persönliches ist oder ob dies nur den gleichen Interessen geschuldet ist?"

[I Tarocchi]

Auf ihr neuerliches Angebot hin, Botschaften für ihn zu tragen, wirkte er nur ein wenig pikiert. Die ebenso wiederholte Frage wegen Ilario wischte er mit einer Geste beiseite wie eine lästige Fliege. "Wenn ihr nicht ewig in Ilarios Schatten stehen wollt, dann kümmert euch weniger um seine Befindlichkeiten. Der neue Blutvogt hat jetzt sicherlich auch ganz neue Sorgen und Ziele." War da ein süffisantes Lächeln seitens der neuen Geißel? Er zwinkerte mit seinen Schweinsäuglein ein paar Male und vielleicht war es auch gar nichts gewesen.
"Warum interessiert Ihr Euch so sehr für irgend etwas, dass man Euch wohl auf die Nase gebunden hat? Vielleicht solltet Ihr Euch lieber fragen, weshalb Eure Quelle möchte, dass Ihr Euch mit solchen Annahmen in Eurem Gepäck einmischt. Ich jedenfalls frage mich, was Ihr davon wohl habt."

[Drita]

"Es war nicht seine Intension, sondern meine. Ich will wissen, welche Konflikte in Genua herrschen, vor Allem die zwischen uns Ancillae... oder zwischen den Ahnen und den Jüngeren. Es wäre nachlässig von mir mich nicht zu informieren und unbewusst in etwas hinein zu geraten. So ein Domänenwechsel... ist immer ein kritischer Moment für unsereins. Meint ihr nicht?"

Der letzte Wechsel von Benedetto war wahrscheinlich schon so lange zurückliegend, dass der Mönch sich nicht mehr daran erinnerte.

"Ich glaube ich muss eine Sache deutlich erwähnen: Ich mag Vieles sein, aber sicher Niemand, der sich all zu leicht vor einen Karren spannen lässt. Und meine Bündnisse stehen noch nicht fest. Was jedoch absolut unverrückbar ist, ist meine Aufgabe als Delegierte eures Clans hier in Genua als Ansprechpartnerin für den höchst verehrten Prinzen zu fungieren. Ich schlage daher vor, dass wir kooperieren, statt uns zu bekämpfen. Konflikte sind immer schlecht für das Geschäft. Was also stellt ihr euch vor, was wir als Harpyien gemeinsam tun?"

[I Tarocchi]

Benedettos Blick weicht nicht einen Moment von ihr, während sie spricht. Klebrig und eng anliegend wirkt das, hier und da auch skeptisch, doch nie rundheraus ablehnend. Er ringt sich sogar ein Lächeln ab, als sie sachlicher wird, und beobachtet auch das mit dieser kalten, totenstarren Art, die ihm sein Äußeres wohl auch verleiht.

"Keiner von uns, die sich Ancilla nennen können, darf sich leicht einspannen lassen", bestätigt er mit einer gewissen Jovialität. "Ihr und ich, wir können gut zurechtkommen, so wie Ihr aufgestellt seid. Wenn Ihr es auch genau so haltet. Es ist selten genug, dass jemand Eures Blutes sich in die Dienste des Clans des Todes stellt." Er lächelt blass und mit bleichen Lippen.

"Die Aufgabe dieser Tage an uns, die sonst die Harpyien tragen würden, muss zudem auch getan werden. Und ich habe nicht viel mit den Neugeborenen zu tun", meint er dann. "Als Geißel jetzt ein wenig mehr, durch den werten Arash und die werte Roya. Ersterer hat sich mit seinem Versuch, sich zu einem Ancilla aufzuschwingen, wohl auch bei Hof gründlich blamiert. Der werte Vergonzo ist einer, der es wohl auch versuchen will. Besonders jetzt, wo der werte Liutprand weg und die werte Giada verschollen ist. Wisst Ihr etwas über deren Verbleib? Schließlich ist sie auch von Eurem Blut?" Er fragte das neugierig nach und blinzelte dabei wie eine fette Kröte am Teich, die im Begriff war, eine schillernde Libelle aus der Luft zu fangen.

"Naja, für Vergonzo rechne ich mir jedenfalls nicht viel aus solange er schon dabei scheitert, sich gegen den Büßer, den verehrten Hofgelehrten, durchzusetzen. Da kann er Steine aufeinander stapeln bis er schwarz wird."

[Drita]

"Das denke ich ebenso, verehrter Hofchronist und Geißel. Wir können sogar sehr gut zurecht kommen, wenn wir uns nicht aus versehen gegenseitig auf die Füße treten. Daher... in aller Offenheit und im Sinne einer hoffentlich friedlichen Nachbarschaft, möchte ich euch informieren, dass ich vor habe mich in Nord anzusiedeln und den Ausbau des Hafens voran zu treiben. Ich bin mir der Nähe zu euerer Domäne durchaus bewusst, aber ich denke ebenso, dass euch ein neutraler... Puffer... zwischen eurem Heim und der Stadt sicher lieber ist als einen potenziellen Gegenspieler im Nacken zu wissen?"

Vielleicht, um ihn diesbezüglich gleich anzufüttern und etwas wohlwollender zu stimmen, warf sie ihm die Brocken vor, die sie über den Verbleib der Lasombra wusste: "Ich für meinen Teil werde sehr intensiv mit den Neugeborenen zu tun haben und euch, sowie alle anderen kommisionarische Harpyien entsprechend über Bewegungen und Taten informieren. Was die werte Gyada betrifft so hatte vor ihrer Abreise eine Unterredung mit ihr über die offenen Schulden, die sie bei mir und ich bei ihr hatte. Dabei erzählte sie mir, dass sie nach Mailand zurück müsse. Genauere Details kenne ich nicht, aber ich weiß davon, dass wir unter Umständen nicht mehr mit ihrer Rückkehr rechnen dürfen. Auch hier machte sie keinen Angaben über Gründe."

Drita nickte auf seine Einschätzung betreffend der Neugeborenen hin. "Und einem Ancilla-Anwärter werden wir es sicher nicht einfach machen, selbst wenn es unter Umständen so aussieht, als würde jemand dies vorhaben. Keiner von uns profitiert von einem günstigen Eintritt in unsere Kreise. Ich denke auch da sind wir uns einig."

[I Tarocchi]

"Den Ausbau des Hafens? Soso. Na, wahrscheinlich muss das jemand in die Hand nehmen, der beständiger ist als dieser Benjamin oder Adamo oder Macario. Keiner davon hat sich mit Ruhm bekleckert." Er runzuelte die Stirn. "Das wird auch heißen, dass Ihr Euch ja doch um den Baumeister kümmern müsst. Soll der nicht den Hafenausbau antreiben? Da müsst ihr aufpassen, dass er Euch keine doppelten Wände und Böden unterjubelt, ha ha." Dieses "Lachen" am Ende wirkte ein wenig fehl am Platze und stand in einem etwas bizarren Kontrast zu Benedettos starrem, konzentrierten Blick.

"Wenn es Euch gelingt, Euch dort einzunisten, dann können wir wohl einen ...hm.. nachbarschaftlichen Kontakt pflegen. Burgus und das Kloster beliefern wohl gute Teile der genuesischen Seesoldaten am Piazzalunga."

"Wisst Ihr was? Sobald Ihr Euch da eingefunden habt, werden wir uns noch einmal treffen. Einmal im Jahrzehnt vielleicht, für dies und das. Wenn Ihr nicht vorhabt, einfach Ja und Amen zu allem zu sagen, was der neue Blutvogt ausbrütet, dann könnte sich das gut lohnen. Nachbarschaftlich, natürlich."