[1083] Kunst des Wahnsinns [Angelique, Atessa, Roya]

[Roya]

Roya hatte Atessa zu einem Ritt im Frühjahr eingeladen gehabt, nach welchem einige Monate ins Land gezogen waren, bevor eine Nachricht von der Malkavianerin die Toreador erneut erreicht hatte. Dieses Mal hinsichtlich des Kennenlernens ihrer Clansschwester Angelique, die Roya im Vorfeld darum gebeten hatte, die Beiden miteinander bekanntmachen zu dürfen. Entsprechend zeitig hatte sie sich in dieser Nacht am Piazza Sarzana eingefunden, zu welchem sie die Beiden geladen hatte.

Der Piazza Sarzana, im Süden der Stadt unweit der Porta di Castello, war ein von Häusern, steinernen Bögen und ummauerten Hügeln des Kastells eingeschlossener Platz. Er war von den Resten alte römischer Mauern umstanden, die nur zwei Durchlässe in Form von Triumphbögen besaßen. Einer von ihnen, der durch eine schmale Mauergasse zum Sitz des Bischofs führte, stand noch, während der andere, der auf die Via Ravecca hinaus ging, schon vor einer Ewigkeit zerfallen war. Roya hatte die Umgebung mehr als einmal abgegangen, um sicherzustellen, dass sie trotz der vielen Feste, die in Genua in diesem Jahr stattfanden, hier ungestört sein würden.

Erst als sie zufrieden war, hatte sie sich an den kleinen Pavillon gelehnt, den Blick hin auf den Rand des vertrockneten Brunnens geworfen, über den großen Findling hinweg, zum einzigen Eingang gerichtet, der für Vertreter ihrer Art Sinn ergeben mochte. Entgegen ihrer großen Aufmerksamkeit für den Ort des Treffens waren ihren dunklen Kleidern über ihrem hellbraunen Körper noch immer nur wenig Liebe zuteilgeworden. Vielmehr sammelten sich in diesen noch immer die Andenken des diesigen Jahres. Vielleicht sogar noch bedeutend länger. So man sie gewaschen hätte, hätten sie wohl vor Dreck getrieft. So aber waren sie hart unter all den Schichten von Diesem und Jenem, dessen Ursprung sich nur schwer, so überhaupt denn, je vollständig herausfinden ließ.

[Angelique]

Angelique trat um den Findling herum. Ungesehen war war sie dort hingelangt, es sei denn, jemand wäre ein Meister der Auspizien.

In ihrer paranoiden Art hatte sie im Vorfeld alles nach Hinterhalten und zufällig vorbeischauenden Sterblichen abgesucht, bevor sie nun aus dem Schatten des Janussteins trat, der so etwas wie ihr Maibaum mit Vergonzo war.

"Schiavo, Blutschwester", sagte sie.

Sie war in ihren ledernen Pilgerumhang und dem großen Schlapphut gewandet.

[Roya]

Roya lächelte wissend, als sie ihre Clanschwester nicht durch den Durchgang, sondern aus dem Schatten des Janussteins heraustreten sah. Dann drückte sie ihren Rücken durch, als sie sich leicht von dem Pavillon abstieß, um aufrechter zu stehen und Angelique schließlich freundlich zu zunicken.

Als diese die Araberin grüßte, neigte sich deren Haupt etwas zu Seite, ob der ungewöhnlichen Wortwahl und ihre grauen Augen musterten kurz ihr Aussehen, bevor sie mit gewohnt rauer, aber mit den Jahren hörbar besserem Italienisch antwortete, auch wenn dieses noch immer weit davon entfernt war, perfekt zu sein. „Willkommen, wohlwerte Schwester im Blute. Mögen der Mond deinen Weg erhellen.“ Sie gab ihrem Gruß Raum und ihnen beiden die Möglichkeit einander näher zu kommen.

„Ich freuen mich dich wiederzusehen. Ich hoffen dir ergehen es gut? Du genießen die vielen Feste in der Stadt in diesem Jahr?“ Ihre Frage war unverfänglich und offen gestellt. Etwas Smalltalk, bis die Toreador sich bei ihren einfinden würde.

[Angelique]

Geduldig korrigierte sie die sich immer noch einschleichenden Fehler Royas, solange kein anderer in der Nähe war und sie sie damit bloßstellen würde.

Dann seufzte. "Ja, sehr. Ich werde immer ein Kind bleiben und deshalb liebe ich Feste. Aber ich war auf einem, wo ich meine berühmte Neutralität in den Wind schoss.
Selbst Jesus würde im Zorn die Peitsche nehmen und Allegra in die Fresse hauen!

Sie hat mich für ein ihr unbekanntes Kind gehalten und mir Drogen versetzten Honigkuchen gegeben.
Ich habe schon Menschen getötet, die so was mit Kindern machen. Sie hat mir unverfroren gesagt, dass ihr das Leben unschuldiger Menschen nichts bedeutet.

Das hat mir in der Tat das Fest vermiest."

[Roya]

Roya neigte ihren Kopf langsam von der einen zur anderen Seite, ob der Aussagen der Malkavianerin, bevor ihre grauen Augen mitfühlend über ihren kindlichen Körper strichen und letztlich an ihren kleinen Händen hängen blieben, diese nachdenklich betrachtend. „Du wollen das tun, wohlwerte Schwester im Blute? Die Peitsche nehmen? Allegra in die Fresse hauen?“ Die Formulierung ging Roya hörbar nicht einfach über die Lippen, aber ihre raue Stimme war weder abwertend noch verurteilend gegenüber ihrer Verwandtschaft. Vielmehr war es als hätte Angelique mit ihren Worten ein gewisses Interesse ihres Gegenübers an ihr geweckt, als Roya Angelique in diesem Moment mit anderen Augen betrachtete. „Oder was würden du gerne mit Allegra tun, um ihr eine göttliche Lektion zu erteilen?“

[Angelique]

"Ich erzähle jedem, der es hören will oder auch nicht hören will, was sich zugetragen hat. Ich persönlich tue ihr gar nichts, solange sie sich an meine Warnungen hält.
Alle seltsamen Vorkommnisse, Blasphemien oder ungeklärten Todesfälle, vor allem an Kindern, werden von mir genau untersucht werden.

Sie ist ein schlechtes Vorbild und versucht dadurch Menschen zu aufrührerischen und sündigem Verhalten zu verführen. Das kann ich nicht dulden. Ihre eigene Verdammnis kann sie jubelnd und trötend auf einem Bollerwagen zur Hölle beschleunigen, aber es geht einfach nicht, dass sie unschuldige Sterbliche anstiftet und verführt.
Wenn sie nicht lernt, sich zu mäßigen, wird Malkavs Fluch über sie kommen.

Kinder bedroht man nicht auf Angeliques Wache!"

Die kleine Vampirin wirkte sehr unnachgiebig bei ihren Worten. Und Roya hörte Malkavs Wahrheit im letzten Satz. Diese Nuance wäre jedem anderen Vampir entgangen, aber Angelique war wahnsinnig sauer auf Allegra.

[Atessa Federizzi]

Auf der Straße die Richtung Ravecca führte nährten sich zwei Gestalten. Die eine, gehüllt in einen Reiseumhang und in ein darunterliegendes Kleid, erinnerte Roya durchaus an die Gestalt von Atessa. Sie trug ein Tuch, das ihre Haare bedeckte aber das Gesicht lag frei und war nicht durch eine Kapuze verborgen.

Im Gegensatz zu ihrer Begleitung, die sich förmlich in den Umhang verkrochen hatte.

Sobald Atessa die beiden Gestalten erblickte, wandte sie sich der Person neben sich zu, wechselte einige Worte und ging ab da alleine weiter - ihr Gefährte verblieb im Abstand, um nicht zu stören.

Sie würden genug Zeit haben ihren Dialog zu beenden, ohne das die Toreador davon etwas mitbekam. Ein charmantes Lächeln lag auf den Lippen der Rose, als sie sich den Mondkindern näherte und im respektvollen Abstand zum stehen kam. War das Wut in den Augen des Kindes? Oder Eifer?*
Sie schenkte Angelique ein Nicken, ebenso wie Roya, wenngleich nicht ganz so tief.

"Die Nacht zum Gruße, ich hoffe ich habe mich nicht verspätet?"

Ihr Blick kam auf Roya zum ruhen, wartend, neugierig. Sie wollte nicht zuviele Worte wechseln, ohne das die Vorstellung beendet worden war.

Spoiler!

Gefühle erkennen: 10, 9, 7, 5, 5, 4 (3 Erfolge)

[Roya]

Royas Lächeln hatte etwas Warmes, Herzliches, als könnte sie den Gedankengang ihrer Schwester nur allzu gut nachvollziehen, doch lag ihm auch etwas Trauriges inne. „So du wollen warten, obwohl du bereits mit deinen eigenen Augen gesehen haben was sie tun?“ Fragend blickte sie auf die Malkavianerin. „Du müssen verstehen, ich wundern mich: So du glauben Allegra werden ändern ihr Verhalten nach deiner Warnung, was seien der Grund, du dann noch wollen erzählen Anderen, was sie haben getan? Sie seien dann doch bereits auf einem guten Weg, oder? So du glauben sie gelernt haben aus deiner Warnung und deiner Lektion, es seien dann nicht ungerecht von dir, so du sie erneut verurteilen für eine Tat, die sie nicht wiederholen werden?“

Noch immer lag ihr Blick nachdenklich auf ihrer Schwester, bevor ihre grauen Augen kurz in Richtung des Eingangs flackerten, als sie die Neuankömmlinge dort erblickte, sie kurz lächelte und wieder ernster in Richtung Angelique zurücksah. Dieser leiser, vertrauter zu flüsternd. „So du aber nicht glauben, Allegra werden ändern, was seien Grund du zögern? Wie viele Kinder…“ Ihre Hände öffneten sich, als sie diese berührte, wie Händler es bei Zeiten taten, so sie etwas zählten. „Wie viele Menschen, du glauben werden sterben bis du es werden erfahren? Wie viele Unschuldige, wie du sie nennen, bis du werden tuen, was nötig seien und sie lehren?“

Ihre Stimme enthielt keine Aufforderung oder Anklage, wohl aber eine sachte Erinnerung daran, dass das Blut jener, die durch Angeliques Zögern oder auch Zurückhaltung, sowie das hoffen darauf, dass sich womöglich Andere Allegra annehmen würden, auch an ihren Händen kleben würde, da sie es besser hätte wissen müssen. Vor allem, da sich ihre Art nur selten von verbalen Warnungen aufhalten ließ. Sie ließ Angelique noch den Raum und die Möglichkeit zu antworten, so sie dies wollte, würde aber vorerst selbst nichts weiter hierzu sagen, auch weil die Toreador über kurz oder lang ihnen zu nahe sein würde und Roya nicht wissen konnte, ob Angelique dieses Thema vor dieser ausbreiten wollte.

Roya nickte höflich in Richtung der Rose, als sie letztlich dann nahe genug war, bevor sie mit ihrer Hand eine einladende Geste zu ihnen beschrieb. Als Atessa geendet hatte, ergriff Roya das Wort. „Willkommen, wohlwerte Atessa. Mögen der Mond deinen Weg erhellen.“ Sie gab wie bei der Malkavianerin zuvor, ihrem Gruß Raum, bevor sie den Kopf schüttelte. „Du seien nicht zu spät. Du kommen richtig.“ Sie schenkte der Toreador ein Lächeln, bevor sie auf Angelique deutete.

„Ich dürfen dir vorstellen, meine wohlwerte Schwester im Blute, Angelique aus dem Hause Malkav, Orakel von Genua.“ Dann sah sie auf ihre Clanschwester und deutete in Richtung der Rose. „Wohlwerte Angelique, das seien die wohlwerte Atessa Federizzi, Neugeborene aus dem hohen Blut der Rose. Kind des Romian d'Lucacello, Kind der Caramia da Napoli, letzter Schwurmeister Roms, Ahn aus dem Blut der Rosen.“

Royas Worte wirkten deutlich flüssiger, als sie die Abstammung von Angelique, als auch die Atessas rezitierte. Offenbar fiel es ihr bedeutend einfacher, bereits gehörtes zu wiederholen, denn ihre eigenen Gedanken in grammatikalisch korrekte Sätze zu formulieren, auch wenn über die Jahre eine spürbare Verbesserung stattgefunden hatte und sie auch in dieser Nacht die Korrekturen ihrer Clanschwester dankend angenommen hatte, sich nicht dafür schämend, etwas noch nicht oder noch nicht richtig zu können, solange sie selbst bemüht war, an diesem Makel zu arbeiten.

[Angelique]

"Ein guter Punkt! Ein sehr guter Punkt!", gab Angelique zu. "Aber diese Warnung war eine Formalie gewesen. Ich weiß, dass solche Leute nur durch Angst vor Strafe von weiteren Verbrechen absehen.

Ich habe sie noch kein Verbrechen an Menschen tun sehen oder davon Kenntnis bekommen. Rein formal hat sie versucht, ein sterbliches Kind zu vergiften, aber das war ja nur ich und es ist kein Schaden entstanden.
Ist sie so unendlich dumm, trotz der Warnung weitermachen, wird sie wünschen, nie in die Nacht geholt worden zu sein.

Aber solltest du ihr Lehren erteilen wollen, um Unschuldige zu schützen, würde ich dich eher ermuntern, als hindern. Du weißt ja nun von diesen Dingen, die ich auch beschwören würde, und es steht dir frei, Allegra an Körper und Geist zu ruinieren und Lektionen zu lehren wie einst Hiob. Du hast das Feuer der Jugend und bist wie ich einst. Nur zu! Zeige es der Grabschänderin!"

All dies sagte Angelique unverhohlen, sodass auch die ankommende Atessa hören konnte von den Übeltaten der Allegra, noch bevor sie vorgestellt wurde.

Als Roya sie vorstellte, machte sie artig einen Knicks und war wie ausgewechselt nicht länger der grimmige Giftzwerg, sondern ein süßes kleines Mädchen.

"Schiavo, wohlwerte Atessa Federizzi, Neugeborene aus dem hohen Blut der Rose. Kind des Romian d'Lucacello, Kind der Caramia da Napoli, letzter Schwurmeister Roms, Ahn aus dem Blut der Rosen. Möge der Mond deinen Weg erhellen!"

[Atessa Federizzi]

Die Rose schien durchaus überrascht zu sein von dem was sie da aus dem Mund der kleinen Malkavianerin hörte.

Dennoch lauschte sie der Vorstellung Angeliques durch Roya.

"Und die euren Wege ebenso, werte Angelique, aus dem Hause Malkavs!" Sie nickte dem Mädchen erneut zu. "Es freut mich das Orakel Genuas kennenlernen zu können. Mein wohlwerter Clansbruder preiste einst eure Fähigkeiten und berichtete mir über eure Ergebnisse bei der, nun, Untersuchung irgendwelchen Schleims?!"

Die Rose schien sich selbst nicht ganz im Klaren, was sie davon halten sollte. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte entschuldigend, bevor sie den Blick zwischen beiden Mondkindern hin und her schweifen ließ.

"Ich danke euch für die Vorstellung, werte Roya." SIe lächelte und nickte der Araberin zu, bevor sie sich wieder dem Orakel zuwandte.
"Ich kam nicht ganz umher Teile eurer Unterhaltung hören zu können. Habe ich es richtig verstanden, die werte Allegra hat versucht sterbliche Kinder zu vergiften und so euren Groll auf euch gezogen?" Atessas Blick wanderte zu Roya. "Werdet ihr ihr also eine Lektion erteilen?" Immerhin hatte Angelique ihre Clansschwester dazu regelrecht ermutigt.