[1084] Geißelgarten [Arash, Roya]

[Arash]

Im Frühjahr des Jahres 1084 wurde Miriam, der Elysiumsdienerin eine Nachricht der Geißel übergeben.
Diese war auf einfachem Pergament geschrieben mit einer durchaus geübten Handschrift, die einige Schwünge an den Buchstaben enthielt und scheinbar recht leichthändig aufgebracht worden war. Wie als würde dem Führer der Feder dies Spaß machen.

Werte Roya,
Neugeborene vom Clan des Mondes,

Ich bin bereit eure Bitte nach einem Treffen nachzukommen.
Trefft mich zum nächsten Vollmond um Mitternacht an der Fontana Rossa.

gz.
Arash,
Neugeborener vom Clan des Tieres
Geißel Genuas.

An besagten Tag stand der Mond hell am Himmel und erleuchtete den Platz des Brunnens. Das Fahle Licht des Himmelskörpers lies das Wasser in einem eigentümlichen silbernen Schimmer erscheinen. Eine leichte Brise wehte, während auf dem Beckenrand ein junger, schmächtiger Mann zu sitzen schien. Gekleidet war er in lockerer Kleidung, an der verschiedenfarbige Stoffstreifen angebracht waren, die lang genug waren um im Wind leicht zu flattern, wäre dieser stärker gewesen. Das schwarze Haar war nicht gekämmt und etwas zerzaust, was aber nicht von den beiden Hornansätzen ablenken konnte die durch die Haare deutlich sichtbar Richtung Himmel stießen.

Seine Haltung schein nach außen hin vollkommen entspannt zu sein und nur wer genauer hinsah konnte erkennen, dass der sehnige Körper unter den Schichten an lockerer Kleidung angespannt war. Wie ein Wildtier das jederzeit zur Flucht oder zum Angriff bereits war.

Ein Bein stand auf dem Boden, während das andere angewinkelt auf dem Rand des Beckens abgestellt worden war. Der Blick der Geißel lag dabei in dem silbrig schimmernden Wasser.

[Roya]

Leise knirschten die Kiesel unter den braunen, unbedeckten Füßen, der nicht sonderlich hoch, noch sonderlich klein gewachsenen Gestalt, die langsam entlang des Weges von Ravecca her dem Brunnen näherkam. Obwohl sie zeitig am Elysium angekommen war, war Jener, den sie dort zu treffen gedachte, bereits anwesend. Entsprechend wanderte ihr Blick aus grauen Augen ruhig über die Person am Brunnen, sie interessiert musternd, als diese offensichtlich wieder wohlauf war.

Dennoch beschleunigte die Malkavianerin ihren Schritt nicht, sondern bewegte sich weiterhin bewusst auffällig, so dass sie von Arash bereits im Vorfeld gesehen und gehört werden konnte, derweil sie ihren eigenen Blick in Richtung des Weges absenkte. Offenbar hatte sie kein Interesse daran, die Geißel herauszufordern und entsprechend vorsichtig näherte sie sich dem Gangrel weiter an, blieb jedoch in einiger Entfernung zu Arash stehen. Geduldig wartete die Malkavianerin bewusst ab, bis er ihr gewahr worden war und neigte ihr Haupt alsdann vor ihm. Erst als er sie zu sich winken würde, wäre sie die letzten Schritte nähergekommen, ihre Körpersprache derweil weiterhin in einer eher defensiveren Haltung verweilen lassend.

Ihr mondgeküsster, brauner Körper war vollständig mit mehreren Lagen dunklen Stoff bedeckt, wobei ihre Füße, ihre Hände und ihr Gesicht die einzige Ausnahme hierbei bildeten. Dennoch wirkte sie gesamt im besten Fall dreckig, im schlimmsten Fall schmutzig. Erde, Schlamm, Dreck, Blut und womöglich gar schlimmeres klebten in wilden Schichten übereinander. Die Meisten davon waren seit langem wieder und wieder angefeuchtet und getrocknet worden durch die warme Seeluft Genuas. Verkrustet und aufgesprungen, abgeplatzt und wieder übertüncht, bis sich ein wildes Sammelsurium an Farben und Lagen darauf gebildet hatte. Auch der schwere, silberfarbene Schmuck den sie trug, war mehr und mehr von dieser Patina überzogen worden, so dass dieser inzwischen stumpf und glanzlos wirkte.

[Arash]

Er hatte die Schritte bereits von weitem kommen hören. Er war sich nicht sicher was er erwarten sollte. Vermutlich war sie auf dem Hoftag gewesen. Dort hatte er das Mondkind allerdings nur flüchtig wahr genommen. War seine Aufmerksamkeit damals doch auf andere Dinge gerichtet gewesen.

Als die Schritte nahe ihm verstummten richtete er den Blick seiner grünen Augen auf die junge Frau vor ihm. Er musterte ihre Erscheinung eindringlich und manch einer würde vermutlich den intensiven Blick bemerken der kein Details auszulassen schien. Der vielleicht sogar tiefer als Kleidung Haut und Knochen ging. Hinab in die Seele. Schließlich lud er sie mit einem Wink ein näher zu treten. Lies dabei aber die Stille zwischen Ihnen noch etwas länger bestehen. Er schien es nicht eilig zu haben. Im Gegenteil schien er auf etwas zu warten. Auf eine Regung? Darauf das sie begann? Schwer zu sagen. Schließlich begann er aber tatsächlich zu sprechen.

"Ich grüße euch Roya vom Clan des Mondes. Ich hörte ihr wolltet mich sprechen. Was ist es also das euch zu mir führt?"

Die Stimme war sanft. Unterlegt mit dem Schnurren einer Katze. Eines Raubtiers. Eines Jägers der seine Beute umschlich, ohne sich zu bewegen. Der Blick blieb weiterhin auf die Malkavianerin gerichtet.

[Roya]

Unter den langen und weiten Gewändern war die Figur der äußerlich Ende Zwanzigjährigen nur schwer zu erahnen. Sie war nicht sonderlich kräftig, noch sonderlich dürr gebaut. Einzig ihre beschmutzten Hände, auf der unter den Schichten von Dreck, schwarze Punkte und Linien zu erahnen waren, waren von sehniger Natur. Als Arash sie näher zu sich kommen ließ, folgte sie seinem Wink, wobei ihr Gang nun hörbar leiser und geschmeidiger wurde. In zwei guten Schritten Abstand blieb sie zu dem Gangrel stehen.

Sein Schnurren schien sie nicht weiter zu beunruhigen. Vielmehr wanderte ein neugieriger Blick auf seine Lippen, insbesondere seinen Hals, der jene ungewöhnlichen Laute erzeugte. Auf seine Worte hin, nickte Roya schlicht. „Ich bin Roya, Neugeborene des Clan der Malkavianer, Kind von Jamal ibn Nalut, singender Stern des Westens, Ancilla des Clan der Malkavianer.“ Sie hatte ihm dies zwar bereits in ihrem Schreiben genannt, doch sie stellte sich ihm noch einmal offiziell vor. Ihre Stimme klang dabei rau, wie Wäsche, die auf einem Reibeisen gewaschen wurde.

„Ich habe in der Hofnacht eine Aufgabe von der weißen Prinzessin erhalten.“ Ihr italienisch war einfach, langsam und gewissenhaft gesprochen, während es trotz all der Jahre noch immer einen hörbar südländischen Einfluss besaß. „Sie sagte, ich soll die Geissel bei der Überwachung der Grenzen unterstützen.“ Ihre grauen Augen wanderten über seinen einstmals geschundenen Körper, doch verschwieg sie ihm den zweiten Teil ihrer Aussage bewusst, war er nun offenkundig nicht mehr von Bedeutung. „So ich wollte sprechen mit dir.“

[Arash]

Auf Arashs Zügen erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln, als er ihre deutlich leiseren Schritte hörte. Jemand der wusste wie er sich bewegte. Das schien ihm zugefallen oder zumindest ihn zufrieden zu stellen. Er lies sie dabei allerdings keine Sekunde aus den Augen. Auf ihre Vorstellung hin nickte er und stand dann auf. Ein lautlosen Seufzer ausstoßend. Seine Bewegungen waren dabei fließend und lautlos. Nicht einmal seine Kleidung raschelt bei dieser Bewegung. Ein langsames Blinzeln später begann er vor der Malkavianerin auf und ab zu gehen. Hierbei konnte sie auch deutlich sehen, dass sein Kopfhaar an seinem Hals in ein braunes dichtes Fell überging, welches unter der Kleidung weiter zu gehen schien. "Und welche..." er nahm den Blick noch von ihr dabei. "Qualitäten sieht der höchstverehrte Prinz Genuas in dir, dass due mir helfen sollst?"

Der Klang der Stimme des Gangrels hatte einen tieferen Bariton angenommen und das Knurren war nun deutlich zu hören. Es stieß der offenbar sauer auf, dass seinen Fähigkeiten nicht getraut wurde und er in den Augen des Prinzen Hilfe benötigte. Dann schien er sich aber zusammen zu reißen und ein letztes Zähnefletschen, was wirklich beängstigend aussah, da sogar sein Gebiss eher nach einem Raubtier aussah, als das eines Menschen, auch ohne das er seine Fänge entblößte, beendete das auf und ab gehen.

Er blieb schließlich zwei Schritte von ihr entfernt stehen. Immer noch den Blick auf sie gerichtet. "Und was denkst du, wieso du geeignet bis mich zu unterstützen?" Die zweite Frage war weit weniger aggressiv gestellt, trotzdem war das Schnurren aus seiner Stimme verschwunden und hatte einem Unterschwelligen Knurren Platz gemacht.

[Roya]

Royas Kopf neigte sich leicht zu Seite, ob dem unstetigen auf- und abgehen der Geissel, bevor sich ihre Augenbrauen zusammenzogen, ob seines unerwarteten Knurrens. Dennoch war die Malkavianerin eher interessiert denn abgeschreckt von ihm, während sie ihn aufmerksam wie ein Tier las, um einzuschätzen, ob es einen im nächsten Moment angreifen würde oder sein Gebaren nur dem eigenen Schutzreflex geschuldet war. Im Augenblick verblieb sie selbst vorsichtig und eher zurückhaltend, während sie mit den Schultern zuckte.

„Ich weiß nicht.“ Die Antwort war geradlinig und direkt, weshalb es nicht nur ehrlich wirkte, sondern auch war. „Ich sagte der weißen Prinzessin, ich bin gut im Umgang mit Pferden, Falken und Hunden. Ich bin erfahren sie großzuziehen, ihnen gehorsam beizubringen und sie für die Jagd auszubilden. Ich kann sie auch pflegen, so sie krank sind.“ Sie klang stolz darauf, dies alles zu können. „So die weiße Prinzessin sagte, ich soll die Geissel bei der Überwachung der Grenzen unterstützen.“ Erneut zuckte sie nur leicht mit den Schultern.

[Arash]

Arashs Blick veränderte sich, während Roya von ihren Fähigkeiten sprach. Aus dem lauernden Jäger wurde ein interessierter Jäger. Trotzdem war die nächste Reaktion ein weiteres wütendes Schnauben, bevor er sich wieder auf der Ummauerung des Brunnens niederlies. Diesmal aber in der Hocke, so dass sie trotzdem ungefähr auf Augenhöhe waren. Gleichzeitig würde er aber eine Möglichkeit haben auszuweichen oder anzugreifen, je nachdem in welche Richtung er seinen Körper lehnen würde. Der Gangrel schien keinerlei Probleme mit dem Gleichgewicht zu haben und legte die Arme auf einen Knien ab, bevor er fortfuhr.

"Beherrscht du die Kunst mit Tieren zu kommunizieren, oder wie gelingt es dir sonst dich ihnen zu nähern und sie zu trainieren oder zu behandeln? Wir wirken im allgemeinen doch recht abschreckend auf andere Tiere. Sie spüren das Raubtier in uns, was vielen Menschen so vollkommen abgeht." auch die Stimme hatte sich verändert. Sie war weicher geworden, hatte aber immer das tiefe grollen in sich, dass sich wie ein Grundton unter jedes Wort legte.

Seine Zunge fuhr über seine Lippen, bevor er seinen Kopf schief legte. "Welche Erfahrungen in der Jagd bringst du mit? Insbesondere auf Kainiten?" Die Fragen schienen ihn wirklich zu interessieren. Ihr einfaches Italienisch schien ihn nicht zu stören.

[Roya]

Royas Kopf lag noch immer zur Seite geneigt, als sie Arash und sein Betragen weiterhin betrachtete wie ein exotisches Tier, welches sie in dieser Form zuvor noch nie gesehen hatte. „Ich bin keine Geissel.“ Ihre Stimme war kaum lauter, als sie sein musste, während sie in seine Richtung blickte. „So ich habe nicht das Recht zu jagen.“ Ruhig lagen ihre grauen Augen auf ihm. „Und ich habe auch nicht vor Geissel zu werden.“ Sie ließ diese Worte einige Momente so stehen, bevor sie auf seine ersten Fragen einging. „Ich denke Tiere spüren, so man ihnen etwas böses will. Ich will ihnen nichts böses. So sie tolerieren mich.“ Roya zuckte mit den Schultern

[Arash]

Arash zog seine Augenbrauen zusammen und betrachtete Roya kritisch, während sie auf seine Fragen antwortete. Das Grollen in seiner Kehle wurde etwas tiefer und er schnaubte noch einmal, als sie fertig war. Seine Hand beschrieb eine wischende Bewegung. "Du hast nicht das Recht der Vernichtung. Aber die Jagd selbst. Das Finden der Beute wird deine Aufgabe sein." Seine Stimme war weiterhin nicht aggressiv. Viel eher schwang etwas Enttäuschung darin mit.

Dann aber schien ihre Antwort auf die Tiere sein Interesse zu wecken. "Interessant. Tiere sehen in euch also kein Raubtier und scheuen nicht vor euch zurück?" Er blinzelte noch einmal langsam. "Davon habe ich noch nie gehört. Weißt du wieso das so ist?" Neugierig betrachtete er die Malkavianerin.

[Roya]

Ihr Kopf neigte sich langsam zur anderen Seite hinüber, betrachtete die Geissel noch einen Moment stumm, bevor sie mit ihrer rauen, wenn auch nicht unfreundlichen Stimme antwortete. „Nein.“ Mehr sagte die arabisch anmutende Frau nicht hierzu. Vielmehr ließ sie ihren Blick auf das rote Mosaik des Brunnens wandern, auf dessen Kante er hockte, als hätte etwas dort ihre Aufmerksamkeit erregt, bevor sie zurück zu ihm sah.

„Ich mache mich im Moment mit der Domäne bekannt. Räumlich und auch personell.“ Ihre grauen Augen wanderten über seine Brust, bevor sie an seinen Lippen hängen blieben. „Du kannst dir sicher denken, was ich mich frage.“ Ihre Hand legte sich auf der Höhe ihres Herzens ab, als sie ihm versicherte. „Ich will dich nicht reizen.“ Tatsächlich fehlte ihrer Stimme jene Herausforderung. Vielmehr lag Interesse darin. „So ich frage dich, ob du darüber sprechen möchtest?“