[1084] Bekannte bei Mondschein im Apfelhain [Paolo, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Der Winter hatte zum Jahreswechsel in Genua Einzug gehalten. Die Temperaturen waren niedrig, aber immerhin war es noch trocken, zumindest wenn man in einer Hafenstadt von trocken sprechen konnte. Für Kainiten war diese Jahreszeit doch die schönste Zeit. Der Apfelhain lag ruhig da, die Blätterlosen Bäume ermöglichten eine bessere Sicht, als in den Sommermonaten und das fahle Mondlicht verlieh dem Ort eine merkwürdige Ausstrahlung. Vor exakt einer Woche hatten sich hier zwei Raubtiere getroffen und waren im Konflikt auseinander gegangen. Was wohl diese Nacht bereithalten würde? Es war bereits spät als eine Person am Rand des Hains, an der ersten Baumreihe vorbeihuschte und sich umsah.* Den Blick durch die kleinen Wege gebildet aus beinahe Spalierstehenden Bäumen gleiten ließ und auch die Baumkronen beachtete. Seine Schritte waren vorsichtig und doch ging er mit einer gewissen Zielstrebigkeit zu einem Punkt mit gutem Überblick aber außerhalb der Ansammlung von Bäumen. Nicht durch den Hain, eher darum herum und blieb an einem einzelnen Haus, mit überhängendem Dach stehen und lehnte sich dort an die Wand, jederzeit zum Sprung bereit und doch so, dass ihm vorerst niemand in den Rücken fallen konnte. Dort wartete er. Verborgen vor neugierigen Augen.

*

Spoiler!

Wahrnehmung + Aufmerksamkeit
Geschick + Heimlichkeit

[Paolo]

Auch sie waren vorsichtig in dieser Nacht. Natürlich. Gabriel war nicht allein, auch er hatte Ghule. Ihre waren nutzlos im Kampf und es wäre unklug sie gegen einen Brujah zu riskieren. Sie hätten keine Chance und dann wäre niemanden von ihnen geholfen.
So schlichen sie allein durch den Obsthain, der ein trauriges Bild dieser Nächte abgab. Kahl und von Frost bedeckt. Hier und da saßen Krähen und Drosseln auf den Ästen, die zu dieser Zeit gar nicht hätten wach sein dürfen. Sie hatten sie dazu gezwungen.

Auch ihre eigenen Augen suchten nach Gabriel und auch sonst jemanden der sich vielleicht irgendwo versteckt hielt.*

Gabriel bemerkte die Tiere auch, als er den Blick nach oben wandte, ohne Blätterdach waren sie nicht verborgen und gerade das Krächzen der Krähen war kaum für jemanden zu überhören.

Die Geräusche der Tiere führten sie dann ebenfalls zum Rande des Hains. Sie versuchten sich noch zunächst verborgen zu halten.

Das war ihnen zu nah an den Häusern.

Sie sahen Gabriel an der Hauswand stehen, aber gingen nicht direkt zu ihm. Konnte es sein, dass sich jemand im Haus versteckt hielt? Bereit auf ein Zeichen des Handwerkers hin hervorzuschnellen?

Sie lauschten in die Umgebung und plötzlich hörten sie das Wiehern eines Pferdes, laut und nah und trotzdessen dass sie wissen sollten warum, drehten sie sich eiligst herum und machten Instinktiv einen Satz rückwärts, krachten dabei gegen den Stamm eines Baumes, was die Vögel darüber aufschrecken und auffliegen; und Toma selbst ein dumpfes "Uh" ausstießen ließ. Auf dem feuchten Gras ausrutschend, ober des plötzlichen Hindernisses, schlitterten sie auch noch an dem Baumstamm herab und landeten auf dem Hintern.

Spoiler!

*Wahrnehmung+ Aufmerksamkeit + Auspex 1 sw 6
9, 8, 7, 6, 6, 4, 3, 1 = 4 Erfolge

Heimlichkeit+Geschick sw 6:
Patzer

[Gabriel Ducas]

Aus dem Schatten des Hauses verfolgte Gabriel die Gestalt, die sich dort näherte und mit gezückter Augenbraue sah er den merkwürdigen Bewegungen zu, die der Schatten da im Mondlicht vollführte, als Paolo dort scheinbar wegrutschte. Kurz folgten seine Augen den Vögeln, die lautstark ihren Unmut über den nächtlichen Tunichtgut kundtaten, der da so rüde, aber ungewollt an ihrem Baum rüttelte. Vorsichtig und in einem kleinen Bogen umrundete er den Baum an welchem Paolo halt gemacht hatte. Immer darauf bedacht seinen Rücken zumindest durch einen der Bäume zu schützen. Mit einem Sicherheitsabstand blieb er stehen und beobachtete einen Moment, was er vorher nur aus den Schatten hatte wahrnehmen können, sah sich noch einmal um ehe er begann zu sprechen.

„Nicht im Dunkeln sehen zu können ist wohl wahrlich einer der größten Scherze den Gott sich erlaubt hat.“ da lag keine Amüsiertheit in der Stimme. Er kannte das Gefühl nur zu gut. Wie oft hatte er mühsam gefertigte Mosaike zertreten, weil es eben Nacht war. Gott hat wahrlich einen bösartigen Sinn für Humor, wenn er unsereins in die Nacht verdammt und uns nicht einmal vernünftig sehen lässt. ging es ihm durch den Kopf. „Die Nacht zum Gruße…“ begrüßte er den Wanderer „…ich hoffe ihr konntet euren, durchaus berechtigten Zorn, verarbeiten?“ Gabriel war durchaus angespannt aber dennoch machte er keine Anstalten die aktuelle Situation ausnutzen zu wollen.

[Paolo]

Noch immer nutzten sie ihre Blutskräfte, die sie die Schritte Gabriels um sie herum wahrnehmen ließ.*
Großartig...der Brujah hatte es gesehen...
Eilig standen sie wieder auf und wandten sich zu ihm um, dabei jedoch ebenso Abstand haltend.

Jemand anderes hätte über diesen Kommentar vielleicht noch lachen können oder zustimmend nicken. Denn ja, es war ein übler Scherz Gottes, aber wenn Toma eines war, dann verdammt stolz. Dass Gabriel ihren kleinen Fauxpas gesehen hatte und es nun auch noch kommentierte...egal wie neutral er es auch meinte...stach tief in ihr Ego. Und dann sagte er auch noch: "Ich hoffe ihr konntet euren Zorn verarbeiten?"

Wir haun dir unseren Zorn gleich ins Gesicht!

"Halts Maul!" riefen sie stattdessen andere Worte mit hörbarer Aggression in der Stimme und den Händen zu Fäusten geballt.

Der Rationale Teil in ihnen dachte sich, dass das ganz schön unhöflich gewesen war.
Der bestialische Teil dachte sich hingegen: Verdient! und jetzt aufs Maul!
Doch das konnten sie ihm noch ausereden in ihrem inneren wortlosen Dialog. Es war unser Fehler, nicht seiner.**

Willen obsiegte Wut.
...Für den Moment.

Sie wollten ihn zwar wirklich sehr sehr gern schlagen aber sie mussten mit ihm reden.

Mit einem wenig amüsierten Ausdruck blickten sie auf Gabriel und verschränkten die Arme vor der Brust.

"Verzeihung, aber unser Zorn ist nicht verraucht, er schwelt noch.
Also: Warum habt ihr das getan?" kamen sie dann auch gleich zum Punkt warum sie überhaupt hier waren. Hoffentlich hatte der Brujah einen sehr guten Grund dafür, warum er ihren Namen an den Assamiten weitergegeben hatte.

Spoiler!

**Raserei aufgrund von Kommentaren (sw 4)
- 1WK um Raserei-Trigger-Schwelle zu heben (5)

*Wahrnehmung+Aufmerksamkeit +Auspex 1 sw 6
10, 8, 8, 7, 4, 3, 1, 1 - 2 Erfolge

[Gabriel Ducas]

Als ihm so rüde der Mund verboten wurde, zuckte der Gelehrte zusammen und hätte wohl fast schon wieder Fersengeld gegeben. Da der Wandler sich jedoch nicht anschickte ihn anzugreifen, blieb er, zwar jederzeit zum Sprung bereit, stehen. Für einen Brujah hatte er mit erstaunlicher Geduld beobachtet wie sich die Person vor ihm vom nassen Boden erhoben und ihn angeschnauzt hatte. Auf ihre letzten Worte nickte Gabriel und brummte bestätigend. „Berechtigterweise.“ wenn jemand Zorn verstehen konnte, dann wahrscheinlich jene, denen man ein feuriges Temperament nachsagte. Er verschränkte die Arme nicht, sondern hob sie langsam und beschwichtigend. Diesmal sollte es mal ein anderes Ende nehmen als die letzten drei Treffen. Es war Zeit reinen Tisch zu machen, auch wenn sein Gegenüber vermutlich wenig erfreut darüber sein würde.

„Der Banu Haquim kam zu mir und fragte nach Namen ehemaliger Verbündeter des gejagten Blutvogts. Die Betonung liegt hierbei auf ehemalige. Im Rahmen meiner eigenen Recherche wurde mir unter anderem euer Name als ein solcher von zwei Quellen bestätigt.“ er hob noch einmal beschwichtigend die Hände. „Auch diese sagten jedoch ehemalig. Ich habe also lediglich weitergegeben, dass es sich bei euch vermutlich um einen ehemaligen Verbündeten Brimirs handelt. Das Benjamin gleich damit loszog und euch aufgrund dieser Information vermeintlich niederschlug war…“ zwar erhellend. er machte eine kurze Pause um seine Gedanken zu verscheuchen. Halt die Klappe Gabriel Ducas! schellte er sich gedanklich „…nicht beabsichtigt.“ der Gelehrte hielt den Blick aufrecht und zuckte bei dieser sachlichen Schilderung mit keiner Wimper. Erst nach diesen Worten kam wieder etwas Leben in den Körper und er zuckte leicht mit den Schultern. „Ich kann euch versichern, dass mein Zorn darüber fast zu einem Kampf zwischen mir und Benjamin geführt hätte. Immerhin wart ihr als einzige Person offen, was das Schicksal meiner Clansgeschwister anbelangte. Doch ich schweife ab. Was möchtet ihr darüber hinaus wissen?“ Gabriel blieb, weiterhin angespannt, stehen und sah seinen Gesprächspartner fragend an.

[Paolo]

Paolo blickte Gabriel starr an. Die ganze Zeit während er sprach, nicht mal so als würden sie die Worte im Kopf durchgehen oder abwägen oder überhaupt eine Reaktion zeigen, bis auf ein Zucken der Augenlider. Es war viel mehr als würden sie durch ihn hindurchstarren oder bis auf seine Seele blicken.

Plötzlich pressten sie jedoch die Augenlider zusammen und hielten sich eine Hand davor, als wären sie geblendet worden?

"Ah!"

Kurz darauf öffneten sie sie wieder und blinzelte Gabriel irritiert an. Die Augenlider wurden schmal und wieder groß.

Zunächst gaben sie nur ein missmutiges Grummeln von sich, während sie sich im Hain umblickten und auf ihre eigene Kleidung.

Dann schlossen sie erneut die Augen und öffneten sie wieder.

Sie bemerkten nicht wie Blut aus ihrem rechten Ohr lief.

Gabriel mochte vielleicht schon glauben, dass der Wandler ihm gar nicht zugehört hatte, also dieser dann aber doch noch antwortete:

"Wer waren diese zwei Quellen? Wir waren nie zuvor Verbündete von Brimir. Wir wurden einst von ihm gegen unseren Willen gebunden. Er ließ uns jedoch wieder gehen und wir tauschten danach noch den ein oder anderen Gefallen, auf einer respektierlichen aber auch neutralen Weise, die wir jedem Handelspartner zukommen lassen. Aber ehemalige Verbündete? Nein."

Sie verzogen das Gesicht.
"Das ist also der Grund wofür wir vernichtet wurden? Falsche Gerüchte?

Aber warum handelt gerade ihr mit dem Banu Haqim solche Informationen? Ihr wart doch gerade erst neu in der Domäne?"

-

Spoiler!

Auspex 2 - Patzer

[Gabriel Ducas]

Das Starren war ihm sichtlich unangenehm. So im Fokus zu stehen mochte er nicht und er ertappte sich dabei leicht über seine Schulter zu gucken, erwartete Paolo das jemand Gabriel von hinten Angriff?* Als sein Gesprächspartner plötzlich aufschrie und sich die Hände vor die Augen hielt, fragte er besorgt. „Was ist mit euch? Geht es euch gut?“ Hier stimmt etwas nicht. dachte er bei sich und sah sich um. Es war wohl schwer zu sagen was ihn mehr irritierte. Der starrende Blick oder die Vitae die begann aus dem Ohr zu fließen. Genau sagen konnte er es vermutlich nicht einmal selbst. Doch Paolo hatte weitere Fragen und diesen räumte er zumindest vorerst Priorität ein. Das Schicksal meinte es wahrlich nicht gut mit dem Wandler. Von Benjamin erschlagen. Von Brimir gebunden. Was ihm wohl sonst noch alles widerfahren ist? Und wen hatte der Blutvogt eigentlich nicht gebunden? nachdenklich musterte er die Reaktionen und öffnete plötzlich weit die Augen als ihm scheinbar eine Idee kam.

„Einen Moment. Ihr sagtet, ihr hättet mit dem Baumeister gesprochen, richtig? Hatte auch er Kontakt zu Brimir?“ es war ihm anzusehen, wie er im Kopf die verschiedenen Informationen wendete und scheinbar nach etwas absuchte.

*

Spoiler!

Gewahrsein: [7, 6, 3, 3] Nope.

[Paolo]

Mittlerweile hatte auch Toma bemerkt, dass Blut aus ihrem Ohr lief. Sie betasteten es und blickten mit einem kritischen Blick auf ihre blutbefleckten Finger.

"Hm..." Natürlich waren sie gar nicht so glücklich damit, aber weniger wütend darüber als bei ihrem Missgeschick zuvor. Sie waren einfach verwirrt.

"Die heutige Nacht...ist einfach nicht unsere Glücksnacht..."

"Hm...ah, der werte Vergonzo...Wir wüssten zumindest nicht, dass er Kontakt zu Brimir hatte. Irgendwann im Laufe seiner Anwesenheit in er Domäne sicherlich, aber ob nun jüngst..."
Während sie sich ihre Finger am Saum ihrer Tunika abwischten, runzelten sie dir Stirn, als ihnen ein Gedanke kam.
"Aber...wollt ihr damit sagen, dass er einer der Quellen ist?" oder warum sollte das gerade relevant sein?
Gabriel hatte auch nicht ihre letzte Frage beantwortet.

[Gabriel Ducas]

Die Augen verengten sich wieder nachdenklich und die Schultern sanken nach unten als er den Kopf schüttelte. „Nein. Nein ist er nicht.“ sagte er seufzend und mit der linken Hand rieb er sich einen Moment die Stirn, als ob er etwas aus seinem Kopf pressen wollte. „Es war nur eine Theorie…“ einen Augenblick hing er dieser wohl noch nach, ehe er eine kurze wegwischende Geste mit der Hand machte, wie um die Gedanken beiseiteschieben zu können.

„Warum ich mit ihm handele? Das ist einfach zu beantworten. Er ist der Einzige, der Handel versteht. Bei den Spitzen der Gesellschaft bekommt man meist nur hohle Phrasen und im Anschluss Belehrungen wie einfältig und dumm man doch ist. Andere halten mich für uninformiert, denken sie wüssten bereits alles oder würden als einzige die Wahrheit kennen. Beim Rest muss man der Gegenleistung hinterherlaufen.“ abgesehen von einer Prise Sarkasmus blieb die Stimme bei dieser Auflistung sachlich. „Ihr wart eine Ausnahme. Daher habe ich eure vermeintliche Vernichtung auch nicht frohlockend entgegengenommen. Ja ich war neu in der Domäne. Doch was sollte das ändern? Neu heißt nicht, dass ich nichts anzubieten hätte.“ das klang schon fast als wäre er beleidigt, doch er fing sich recht schnell und kehrte zum sachlichen Teil zurück. „Meine Informationen waren nicht falsch. Im Rahmen eurer Schilderungen könnte man durchaus sagen, dass ihr, im Verlauf der Geschichte ein Bündnis mit ihm hattet. Zwar war dieses aufgezwungen aber wir wissen beide wie das Band funktioniert. Aber das sind Wortklaubereien. Das ihr euch jedoch darüber hinaus mit ihm getroffen habt…“ erneut ein kurzes Achselzucken. „…nun sagen wir, mir fehlten zu diesem Zeitpunkt ein paar Informationen. Es war und ist bedauerlich, dass ich diese so erlangen musste. Meine Quellen muss ich jedoch vorerst für mich behalten. Es würde nur ablenken, wenn die Aufmerksamkeit zu früh auf sie fallen würde und sie haben noch einiges zu geben.“ ein eisiges und berechnendes Grinsen huschte Gabriel bei seinen letzten Worten über die Lippen. Etwas das so wohl kaum jemand gesehen hatte und auch gleich wieder verschwand als er Toma ansah. „Sind eure Fragen diesbezüglich beantwortet?“ es klang nicht ungeduldig und versuchte zumindest alle Fragen zu beantworten.

[Paolo]

"Wir wollen die Quellen wissen. Inwiefern sollte dies ablenkend sein? Wovon?" Ihnen gefiel diese Geheimnistuerei nicht. Nicht, dass sie es nicht genauso gemacht hätten, aber es gefiel ihnen offensichtlich nicht am anderen Ende solcher Aussagen zu stehen. Womöglich war es auch von wenig Bedeutung, da es veraltete und falsche Informationen ohnehin gewesen waren, aber es ließ sie nicht los, nicht zu wissen, wer da hinter ihren Rücken über sie redete.