[1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

[August '23]
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Agnellina
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Agnellina »

Das Streicheln ihrer Hand ging weiter, während ihre Augen fest auf Arash ruhten und ihn beobachteten. Es schien sie nicht zu stören, dass er ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Von ihr war nichts zu hören und sie bewegte nur die Hand so gleichmäßig und ruhig, dass es monoton blieb und im Hintergrund versank.
Sie beobachtete Arash genau, verfolgte seine Interaktion mit dem Wolf. Seine Beute. Wie leicht würde er zubeißen können. Er tat es nicht. Keine Beute. Ihre Augen verfolgten jeden Schritt, jede Bewegung der beiden. Als sich Arash erhob und der Wolf seine goldenen Augen dem Keiler zuwandte, blieb sie weiterhin hocken. Sie sah den Wolf an, verstand seine Anzeichen und die Bereitschaft, die Beute zu übernehmen. Ihre Beute zu übernehmen. Langsam kam ihre Hand zur Ruhe und stellte die liebkosenden Bewegungen auf dem Wildschwein ein. Agnellina sah zu, wie Arash sich abwandte und aufbrach. Sie hörte sehr wohl das Rascheln, machte die Stellen aus, an denen das Rudel des Wolfes aus dem Unterholz heraus zu ihm stieß.
Ohne Eile beugte sie sich noch einmal über den Keiler, zu dessen Gehören hin, wisperte etwas in die vom Tod ertaubten Ohren.
Dann griff sie nach dem Maul des Tieres, öffnete es, umfasste einen der Hauer und brach ihn mit einiger Mühe heraus. Auch den zweiten auf der gegenüberliegenden Seite brach sie heraus. Sie nahm die beiden Zähne, steckte sie ein und stand auf. Mit einem Blick zum Leitwolf nickte sie und überließ dem Rudel die Beute. Sie gab dem Leitwolf den direkten Weg zum Keiler frei, indem sie sich in einem Bogen von diesem entfernte.
Als sich das Unterholz hinter ihr geschlossen hatte, schlug sie den Weg ein, der sie in die Richtung bringen würde, die ihr Bruder gewählt hatte.
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Arash
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Arash »

Arash hatte sich nicht beeilt den Ort zu verlassen und seine Spuren zu verwischen. So konnte seine Clansschwester ihn im nu wieder einholen. Er blieb allerdings nicht stehen, während sie zu ihm aufschloss. Die Jagd war erfolgreich gewesen. Er hatte heute Nacht gesehen was er sehen wollte. Hatte ihr gezeigt was er ihr zeigen wollte. Es war nun an ihr zu entscheiden, ob sie bleiben wollte, oder ihren eigenen Weg gehen. Er drängte sie hierbei zu nichts. Genua war keine einfache Domäne und er sicher kein einfacher Kainit. Aber welcher Kainit war schon einfach. Im Gegensatz zu den meisten anderen Clans hielten es Gangrel zumindest mit der Politik und den Intrigen im Clanseigenen Umfeld eher gering. Dort draußen gab es wichtigere Dinge um die man sich kümmern musste, als auch noch eine Intrige gegen seine Clansgeschwister zu führen. Insbesondere, wenn man im Rudel jagte und jeder auf den anderen acht gab.

"Weißt du wieso ich dem Wolf unsere Beute überlassen habe?" fragte er schließlich ohne zu ihr zu sehen. Er wusste das sie da war. Seine Ohren verrieten es ihm. Dafür musste er sie nicht sehen. Das Tier schwang noch in ihm. Deswegen war stehen bleiben keine Option. Er musste sich noch bewegen und die Sonne würde auch bald auch aufgehen.
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Agnellina
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Agnellina »

„Hmm.“, klang es zunächst nur träge als leise Antwort zurück. Es dauerte eine Weile, bevor sie dieses gebrummte Ja auch mit einer ausführlicheren Antwort versah, die er hören wollte.

Während sie ihr Kennen lernen mit schlichtem Bauchgefühl regelte, war ihr nicht entgangen, dass er sie eingehender und irgendwie anders prüfte. Sie hatte - zugegeben halbherzig und von Vorfreude, Erkundungsgeist und Spieltrieb abgelenkt - nach ihm gesucht und dabei diesen Teil seines Reviers durchstöbert. Der Wald gefiel ihr, sie fühlte sich hier wohl. Es war ungestört und roch gut, bot alles von Zuflucht über Nahrung und Unterhaltung.
Das Kräftemessen war ein Anknüpfen an Vertrautes. Sie konnte sich austoben, ausprobieren und gleichzeitig den Bruder so nahe spüren. Der Tanz zwischen Spiel und Beschnuppern, disziplinierte Selbstbeherrschung um den anderen nicht tatsächlich zu verletzen und zugleich das Vertrauen, dass der andere ebenso auf seine wilde Seite und seinen Gegner achtete, war ein intensives Spiel von Sinnen und Gefühlen gewesen. Der erste Tanz war etwas ganz besonderes. Er hatte geprüft, herausgefordert und sortiert, geordnet. Es war kein ewiges Urteil, aber es war ein besonderes Urteil eben weil es das allererste zwischen ihnen war. Weitere Tänze würde es wohlmöglich geben, doch unter anderen Sternen, unter anderen Bedingungen und mit anderer Musik als jener der Neugier und der Unschuld des ersten Spiels.
Sie hatten den Hunger geteilt. Agnellina hörte in ihrem Inneren das Geräusch seiner Schritte, die so zielgerichtet waren. Ja, Worte hatten ablenkt, es war keine stille, disziplinierte Jagd gewesen, weil sie selbst so voller Fragen war. Aber dennoch mit Erfolg beschieden, mit dem gemeinsamen Mahl. Innerlich schnurrte es befriedigt in ihr, sie fühlte noch immer die Wärme im Bauch, die so schön träge und ruhig machte. Erinnerte sich an den Strom, der wie an einem Felsen geteilt ihn und sie zugleich genährt hatte. Genießerisch hing sie den Gefühlen nach, während ihre Beine einfach liefen. Es war eine gute Nacht. Das Tier in ihr war zufrieden, sie war zufrieden. Am liebsten hätte sie sich wirklich einfach ins Mondlicht geworfen und diesem inneren Frieden für eine Weile genossen. Beide Seelen waren gerade im Einklang, waren zufrieden und harmonierten. Für Agnellina war der Morgen gerade noch endlich fern. Sie war friedlich ruhig und genussvoll aufgekratzt zugleich.

„Dein Revier, deine Regeln.“, wiederholte sie alte Worte träge und leise. Er legte die prüfende Messlatte, Tomeis Kind sprang bereitwillig. „Dienst am Freund. Dienst für die Stille. Dienst an der Beute.“
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Arash
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Arash »

Arash lies ihr die Zeit zu antworten. All die Begebenheiten zu verarbeiten, die diese Nacht gebracht hatte. Er selbst dachte noch immer an ihre erste Begegnung heute Nacht. Das Kräftemessen. Das Abtasten. Es war mehr gewesen als ein reiner Wettstreit. Bei so etwas kam man dem Anderen körperlich so nahe, wie sonst kaum. Aber auch die Geister, Gedanken und Seelen verbanden sich. Gefühle bildeten sich. Gerüche wurden ausgetauscht. Beute gehörte dem Jäger und Jäger gehörte der Beute. Es war eine gute Nacht gewesen.

Schließlich nickte er langsam. "Du bist gut unterrichtet worden, Tomei Kind." Sie war so anders wie die Anderen und doch näher am Tier als er es zu sein schien. Seine Zunge fuhr über seine Lippen. Er würde sich tatsächlich freuen, wenn sie bliebe. Aber er würde sie auch nicht zwingen zu bleiben. "Nicht alles sind meine Regeln. Wir sind weit ab von den Siedlungen, aber ein blutleeres Wildschwein mag trotzdem auffallen. Verletzungen können Verdacht auf uns lenken. Aufmerksamkeit die niemand möchte. Ich übergeben meine Beute immer entweder den Wölfen oder Violetta. Dann wird alles verarbeitet. Das Fleisch, dass Fell, die Hauer, die Innereien. Unsere Spuren müssen verwischt sein. Immer. Nicht immer gelingt das. Aber es muss immer unser Antrieb sein." Kurz lies er Stille einkehren.

Er hatte vorerst gesagt was es zu sagen gab. Sie war am Zug.
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Agnellina
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Agnellina »

„Deine Regeln. Ihre Regeln. Ist egal.“
Sie dehnte die Muskeln beim Laufen, streckte sich den Rücken und die Schultern, drehte die Arme in den Gelenken. Ihre Stimme verlor ein wenig der Trägheit.
“Wir halten es mit dem Dachs und nicht mit dem Fuchs.“, rezitierte sie ihre Version seiner Erläuterungen über die Tischmanieren und die Frage, wie sauber man seinen Essplatz hinterließ, und versicherte dann, „Mache ich. Ich bringe dir keinen Ärger.“

„Aber wer ist Violetta? Wo finde ich sie?“ Offenbar noch jemand, dem sie sich vorstellen sollte. So viele Orte, so viele Namen und Gesichter. So viele Leute. So eine Domäne war aufregend.
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Arash
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Arash »

"Gut." Er nickte, lief aber auch einfach weiter. "Ich hoffe das du sie nie findest, sondern wenn sie dich." schmunzelte er. "Ansonsten hätte ich sie schlecht ausgebildet." er stieg über einen umgestürzten toten Baum hinweg. "Violetta ist eine meiner Ghulinnen. Sie führt die Waldläufer an, die mir folgen und spricht für mich zu ihnen. Sie kennt die Jagd. Sie kennt die Wälder und Berge. Du wirst sie irgendwann kennen lernen. In der Nähe von Votori gibt es einen abgelegenen Bauernhof, auf dem sich die Waldläufer sammeln. Dort findest du sie. Aber sei vorsichtig. Sie sind auf der Hut. Die Waldläufer wissen nichts von uns. Nur Tia und Violetta wissen bescheid. Ich stelle sie dir bald vor. Beide."

Dann blieb Arash stehen und blickte in den Nachthimmel empor. "Die Sonne wird bald aufgehen." Sein Blick wandte sich zu Agnellina. "Ich habe die Nacht genossen. Lass uns das wiederholen." Es wurde Zeit das sich ihre Wege trennten und beide die Unterschlüpfe für den Tag aufsuchten. Aber sie würden sich wieder finden. Bald.
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Agnellina
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Agnellina »

Seine Erläuterung war einer Gestalt, die sie nicht erwartet hatte und entsprechend zeigte es sich in ihrem Gesicht.
Sie sah ihn länger an, die Stirn nachdenklich gerunzelt, aber sichtlich ohne zu einem Ergebnis in ihren Überlegungen zu kommen. Fragen oder Bemerkungen zu dem, was ihr durch den Kopf ging, kamen ihr nicht über die Lippen. Dafür wurden ihre Schritte langsamer und der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich. Etwas an seinen Worten beschäftigte sie. Das er just stehen blieb und den Himmel betrachtete, sorgte dafür, dass die Entfernung zwischen ihnen wenig größer war als zuvor. Doch sie schloss nicht mehr an seine Seite auf.

Agnellina nickte, noch immer nachdenklich. Dann schenkte sie ihm ein letztes, warmes Lächeln. „Mögen die Winde uns bald wieder zueinander wehen. Gute Nacht und sichere Ruhe, Arash.“
Sie wandte sich ab, drehte dem Bruder direkt den Rücken zu und verschwand schnellen Schrittes zwischen Dickicht und Bäumen im dunklen Wald.
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Arash
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Re: [1084] Glücklich ist des Jägers Los, Sorgen hat er wenig [Arash, Agnellina]

Beitrag von Arash »

Arash drehte sich halb herum und betrachtete Agnellina mit einem Lächeln über die Schulter hinweg. "Sichere Wege Agnellina Tomei Kind. Wir werden uns wieder sehen."
Dann verschwand auch Arash in der Dunkelheit des Waldes.



Agnellina und Arash versuchen sich, wie versprochen, in dieser Nacht gegenseitig zu jagen. Hierbei gelingt Arash der Erstschlag, wobei aber das anschließende Gebalge eher zugunsten von Agnellina ausgeht. Im Anschluss jagen beide zusammen ein Wildschwein und sprechen kurz über das Jagdverhalten, nachdem Arash den Kadaver des Wildschweins einem Wolfsrudel überlassen hat, bevor sich beide vor Tagesanbruch trennen.
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