[1082] Spr 6:22 wenn du dich legest, daß sie dich bewahren; aufwachest, daß sie dein Gespräch seien [Giada, Liviu]

[Giada Salvaza Rossi]

Im Anschluss an die Begebenheiten von hier und von hier

Livius Erwachen war ein schlichtes. Als er die Augen aufschlug, konnte er den Schmerz seiner zahlreichen Verletzungen spüren. Doch es war dunkel und es war still. Er lag auf …einer Liege? Seine Finger konnten jedenfalls Stoff über einem Lager auf Stroh ertasten. Es war nächtlich kühl und roch ein wenig erdig und ein wenig nach … Wie eine Werkstatt oder das Lager einer Werkstatt vielleicht.

Der Hunger war immens, die Verletzungen schmerzhaft und nichts sonst regte sich um Liviu her.

[Liviu Cosma]

Ein unermesslicher Hunger weckte Liviu und während sein Geist wach war, schien der Rest seines Körpers noch wie gelähmt zu sein. Er war gefangen in einem Albtraum und sein Tier faucht und heulte den Nachtgeistern entgegen. Die Nachtmare, Alben schienen auf sein Ende zu warten und er schaute sich hilfesuchend um.

Wo war er und was war eigentlich passiert? Leidet er unter Sinnestäuschungen und in seiner Not rief er den allmächtigen Herren und Schöpfer an.

„Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,
ich armer, elender, sündiger Teufel bekenne alle meine Sünde und Missetat, die ich begangen mit Gedanken, Worten und Werken, womit ich dich jemals erzürnt und deine Strafe zeitlich und ewiglich verdient habe.“

[Giada Salvaza Rossi]

Die Dunkelheit antwortete ihm nicht. Und zuerst blieb es auch einfach so wie zuvor. Doch dann war da ein leises, vorsichtiges Geräusch, Holz auf Holz. Liviu konnte auf einmal etwas sehen, denn da gab es ein schwaches, kleines Licht hinter einer viereckigen, kleinen Öffnung ein paar Meter von ihm entfernt. Da war jemand und sah hinein, sah ihn an und zog dann erschrocken wieder die kleine Klappe zu, die es dort wohl gab.

Dann wieder lange, zähflüssig in die Länge gezogene Momente der Stille. Auf einmal begann ein Poltern, Rumpeln und Rumoren. Jemand, nein, etwas schrie. Jemand anderes sagte etwas. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen, doch dahinter war nur wieder Dunkelheit, in der sich etwas bewegte. Es war nur ein kurzer Moment mit der Tür, etwas schweres wurde mit einem dumpfen Geräusch in Livius Kammer geworfen.

Es schrie erbärmlich und es roch nach Blut. Herb und blass - nicht menschlich. Ziege? Schaf? Die Tür wurde wieder zugezogen und die kleine Klappe erneut geöffnet. Dieses Mal fiel ein schwacher Lichtschein durch das Loch herein und spendete Liviu etwas Helligkeit. Er konnte das Tier am Boden sehen, tatsächlich eine Ziege. Sie lag dort, weil ihr die Beine mit einem groben Strick zusammengebunden worden waren. Jemand hatte ihr die Seite aufgeschnitten, so dass dort Blut aus einer oberflächlichen Wunde im struppigen Fell glänzte. Sie zappelte erbärmlich und schrie in jäher Panik erneut in Todesangst. Beinahe klang er menschlich, dieser Schrei.

[Liviu Cosma]

Es musste die Hölle sein und während sein Tier nach Hunger verging, machte sich dieser fürchterliche Geruch breit. Es wurde immer stärker und er musste husten und würgen. Dieser Ort gewann immer mehr an Schrecken und eine Panik macht sich ihn in breit. Er würde hier elendlich zu Grunde gehen, während man ihn mit dieser Ziege und ihrem widerlichen Blut verhöhnte.

Seine Schreie, sein würgen würde immer stärker und während er in seinen wachen Momenten den Herrn anflehte ihn von seinen Quallen zu erlösen, herrschte das Tier die Nachtgeister weiter an und ließ seine Wut an den Stoff und das Lager aus. Am Ende befürchtete er, würde das Tiere seine Wut auf sich selber richten und er würde sich hier vor Hunger und Ekel selbst vernichten.

[Giada Salvaza Rossi]

Es gab jedoch keine Gnade und kein Ende. Wann immer der Hunger Livius klaren Verstand überwältige und die Bestie sich an der Beute satt soff, wurde die Tür erneut aufgerissen und ein weiteres schreiendes, zappelndes Tier wurde herein geworfen. Und erst dann, wenn der Hunger nicht mehr die Bestie in den Vordergrund drängte, wenn es endlich, endlich still würde in der Kammer, endete es auch.

Wie lange dauerte diese Hölle an, im Auf und Ab zwischen beißendem Hunger und abstoßendem Ekel? Zwei Ziegen, drei, vier?

Doch bis dahin sammelten sich um ihn her die ausgeleerten Kadaver von in Panik und Blutarmut jämmerlich verendeten Tieren. Tote Ziegenaugen starrten gebrochen ins Nichts. Es stank nach Ziegendreck, nach ihrer Angst, nach ihrem Blut.

[Liviu Cosma]

Mit jeder weiteren Ziege wurde der Ekel größer und das ganze nahm irreale, unwirkliche Züge an. Sein Tier stürzte sich auf das Blut, während er anschließend versuchte zu würgte und sich zu übergeben. Die Reste des widerlichen Geschmackes loszuwerden.

Nach der dritten Ziege kam in der Wach Phase ein hysterisches Lachen dazu und man hört ihn ruf. „Das hat euch der Teufel erzählt, aber ich werde mich deine dunklen Heerscharen nicht anschließen.“ Gefolgt von Schmerzensschreien, während er sich gebrochene Knochen der Ziege in die Arme und Beine rammte um sich selbst zu verletzten.

[Giada Salvaza Rossi]

“Was bei allen Heilig–” Giada unterbrach sich selbst, bevor sie einen unüberlegten Fluch aussprechen konnte. Sie hämmerte mit der Faust gegen die schwere Tür und rief:

“Werter Liviu! Wenn Ihr reden könnt, dann müsst Ihr doch bei Sinnen sein! Was TUT Ihr da! Ihr führt Euch auf wie im Veitstanz!”

[Liviu Cosma]

Das Tier faucht, knurrt der Dunkelheit entgegen und stürzt sich auf eine weitere Ziege, um den Hunger zu stillen. Dieser Körper ist so leer und allein für die Verletzungen sind die Ziegen nur wenige Tropfen für ein ausgedörrter, verdurstendes Monster.

Gefolgt von einer wachen Phase, die Liviu wie ein Albtraum vorkamen und allein der Geruch, der widerliche Geschmack machte ihn langsam fertig und ließ ihn immer tiefer versinken in dieser Horrorvorstellung. Hörte der Geschmack auf, wenn er seine Zunge verstümmelte? Was könnte er machen, um den Geruch nicht mehr ertragen zu müssen und während er drohte sich seiner Wahnvorstellung hinzugeben hörte er eine Stimme von draußen. Erst sehr schwach, aber wie ein Lichtstrahl, der aus der Dunkelheit hervorbricht. Ganz klar strahlte es ihm entgegen und kam ihn wie ein Wunder vor. Endlich schien es wieder Hoffnung zu geben.

"Gepriesen sein der Herr im Himmel. Ihr habt mich gefunden! Schnell holt Hilfe, man hält mich hier gefangen und foltert mich mit Ziegenblut. Ich weiß nicht wie lange ich das noch aushalten und es war mir eine große Freude eure Stimme noch einmal zu hören.“ Das Ganze wird von einem husten und würgen untermauert

[Giada Salvaza Rossi]

“Folter Euch mit Ziegenblu– Was..?!” Da war ein Rumpeln und Rumoren und die Tür knallte auf, als Giada hindurch stürmte. Hinter ihr stand ein Mann mit arabisch anmutenden Gesichtszügen und brauner Haut, in einfacher Kleidung mit einem Strick in der Hand. Irgendwo weiter hinten schrie eine Ziege.

Giada trat über die nun zerrissenen Kadaver von Ziegen auf Liviu zu. Ihr Blick war argwöhnisch und sie bemaß Livius Erscheinung mit der Vorsicht, mit der man eben jemanden betrachtete, der jederzeit wieder in Raserei verfallen könnte.


Dann jedoch bot sie ihm den Arm und die Hand an. “Wenn Ihr bei Sinnen seid und nicht ein Sklave Eurer Roten Bestie, dann erhebt Euch und kommt mit mir”, sagte sie.

[Liviu Cosma]

Schwerfällig und verletzt griff er nach der Hand und wankte Giada hinterher. „Habt ihr die Wächter überwältigt? Wer war die Teufel, die mich brechen wollten?“