[1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

[August '23]
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Allegra Aldighieri
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[1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Ein klammer Herbstregen geht auf Mascharana runter und überzeugt die wenigen Menschen, die sich des Nachts rausgewagt hätten, dass es doch besser wäre drinnen zu bleiben. Dennoch ist eine junge Frau unterwegs, in einen sackleinenen Überwurf gemümmelt, der schon ganz dunkel gefärbt ist vor Feuchtigkeit und die überschüssige Nässe beständig tropfenweise über die untere Kante abgibt. Im südöstlichen Sestiero, weitab sowohl von Santa Maria als auch von der östlichen Stadtmauer, steuert sie den Klippenrand an und blickt auf die See hinaus. Der Mond spiegelt sich auf dem dunklen Meer, aber doch tanzt, hüpft und oszilliert er unter dem ständigen Niederprasseln der Regentropfen.

Das Schauspiel scheint es der Frau wert zu sein, sich hier draußen noch nasser regnen zu lassen, anstatt endlich auf dem schnellsten Weg heimzugehen, sich ans Herdfeuer zu setzen und an ihren möglichen Gemahl zu schmiegen.
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Agnellina
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Agnellina »

Das unfreundliche Wetter kam ihr zu pass. Die feine Gegend war so wie ausgestorben und viel leichter zu durchqueren. Die ersten Wege hier waren schwierig gewesen. Zwar erschien es zunächst so, als würde sich die Stadt hier endlich öffnen, die Gebäude wieder deutlich mehr Raum lassen und sie nicht mehr durch Enge erdrücken, sondern eher durch zunehmende Pracht. Sie hielt sich nicht gern hier auf. Dieses Viertel war nicht ihres, wenngleich ihr die Luft und Weite hier besser gefiel. Doch die Luft klang seltsam und das irritierte Agnellina jedes Mal aufs neue. Auch roch es anders. Ganz anders, nicht wie auf der nördlichen Seite der Mauer mit dem Wald oder wie dem Geruch des Menschenstalls, den die dicht besiedelten Stadtteile hatten. Sie wusste inzwischen, dass es vom Ende der Welt kam. Hinter der zweiten Kirche brach das Land einfach ab, die Steine waren wie zerschnitten, gebrochen und zerklüftet und tief unten rauschte und fauchte das Wasser. Sie hatte bisher keinen Weg hinunter gefunden, der sicher wieder hinauf führen würde. Vielleicht in dieser Nacht, wenn der Regen ihr mehr Freiraum gab, einen Weg zu finden.
Sie näherte sich den Klippen von Seiten der südlichen Kirche her. Ein brauner Stoff aus Wollfilz, der sowohl schon als Decke wie auch als wärmender Umgang gedient hatte, diente in dieser Nacht als Regenschutz.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Dass es da noch eine Verrückte gab, die sich bei diesem Wetter hinaus wagte, konnte Allegra nicht entgehen. Sie dreht ihren Kopf herum, sobald sie der Fremden gewahr wird, und starrt ihr nach. Betont langsamen und lässigen Schrittes folgt sie ihr, und beobachtet ihre Suche entlang der brüchigen Klippenkante.

Agnellina mag das Verhalten der anderen Verrückten an eine Katze erinnern, die um einen am Boden pickenden Spatz in einer spiralförmigen Bahn indirekt aber immer näher kommend heran pirscht. Als sie näher heran ist, wirkt die Fremde auch außergewöhnlich blass, selbst für eine solch klamme Nacht - und ihre Augen haben etwas vom starren, gebrochenen Blick einer Leiche, der man nicht die Augen verschlossen hat.

In Allegras Köpfchen lief auch auch schon das Programm für die nächsten Minuten, während ihr das Blut im Munde zusammenlief. Nahe genug kommen um die fremde Frau zu packen - ihr den Mund zuhalten bis der Biss ihren Widerstand bricht - und dann ihre blutleere Leiche mit Haut und Haar dem Poseidon opfern, für den sie sich so günstig positionierte. Ja, das würde Allegra sehr gut gefallen.
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Agnellina
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Agnellina »

Die nackten Füße liefen recht sicher über das Gestein der Klippen. Geübt fanden die Füße Tritt und liefen sicher wie andere auf ausgetretenen Steigen. Agnellina schenkte der Gestalt im Regen zunächst keine Aufmerksamkeit über die Bemerkung der Anwesenheit hinaus. Sie wandte sich gen Westen, irgendwann würde dort der Hafen kommen und diese Grenze zwischen Land und Meer würde weicher werden.

Die nasse Gestalt entfernte sich nicht, obwohl sie selbst nicht trödelte. Im Gegenteil, der Abstand wurde kleiner. Agnellina witterte alarmiert und aus dem anerzogenen Instinkt heraus, sich so zu fokussieren. So atmete sie regelmäßig, konzentrierte sich auf ihre Umgebung und fand einen festen Stand. Ihr Blick wanderte über die nasse Gestalt unter dem groben Leinen.
Agnellinas dunkle Augen fixierten sie, nahmen den Blick wahr und die bleiche Haut. Irritation zeichtete sich auf ihrem Gesicht ab. Ihre Zehen spreizten sich, versuchten sich in den Felsen zu klammern.
Sie richtete sich auf, wenngleich sie nur durchschnittlich groß war. Angst zeigte ihr Haltung nicht. Sie blieb still.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra wird etwas ungeduldig und vielleicht übermäßig hastig, als die unbekannte Frau in die Domäne Ilarios eindringt. Es ist zwar kein Mensch zu sehen, aber dennoch wollte sie kein Risiko eingehen und dabei ertappt werden, wie sie offensichtlich die Domäne des Elysiumhüters verletzte. Da war es besser, schnell zuzuschlagen und die Leiche schnell verschwinden zu lassen, denn was Ilario nicht weiss macht Ilario nicht heiss.

Als Agnellina sich umwendet, ändert sich dieser Plan, und Allegra erstarrt auf der Stelle. Die Kappadozianerin ist ein Stück kleiner als die Gangrel, und deutlich zierlicher - ein schmales Persönchen, das in einem direkten Duell Sterbliche gegen Sterbliche eher Angst davor haben müsste, dass Agnellina ihr etwas antut.
Von solcher Angst ist aber nichts zu spüren. Ihr Blick hat weniger etwas von einer Menschin, die von einer größeren und stärkeren Menschin konfrontiert wird, und mehr von einer Katze, die einen schmackhaften Spatz studiert, der sich ihr plötzlich zuwendet und sich aufplustert. Einer Katze, die nur darauf wartet, dass der Spatz entweder seine Aufmerksamkeit wieder abwendet, oder ihr in Tatzenreichweite entgegenhopst. Einer Katze, die jemand aus dem Totenreich zurückgeholt und in eine widernatürliche Travestie ihrer selbst verwandelt hat, mit grabeskaltem Fell und leichenstarrem Blick.
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Agnellina
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Agnellina »

"Der Himmel weint schon. Lasst ab und macht die da oben nicht noch trauriger.", drang die Warnung mit freundlicher Stimme gesprochen in Allegras Ohr.
Agnellina würde nicht angreifen, sich aber zur Wehr setzen.
Der Regen störte sie nicht und geduldig wartete sie, wie sich ihr Gegenüber entscheiden würde. Die meisten Beutelschneider zogen Gedränge und Ungesehenheit vor, eine direkte Konfrontation war selten ihr Wunsch. Die Hände unter dem Mantel hatten zwar keine Bratpfanne griffbereit, doch die Stimme und Haltung des Körpers ließ sie in geistiger Form zumindest erahnen. Die abgezehrte Gestalt vor ihr musste mit Widerstand rechnen.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra setzt ein freundliches Lächeln auf und hebt entwaffendend die leeren Hände, aber in ihren toten Augen blitzt immer noch die gefräßige kainitische Katze auf, die in Agnellina einen schmackhaften sterblichen Spatz sieht.*

"Wie soll ich den Himmel traurig machen? Habt ihr etwa Angst vor einer unbewaffneten jungen Frau wie mir?"

Bei der Armbewegung verrutscht der Überwurf etwas, und die Gangrel kann im Mondlicht die darunter lauernde Explosion aus Farben erahnen. Wenn das hier eine Beutelschneiderin war, dann war es die am teuersten und auffälligsten gekleidete, die Agnellina je gesehen hatte, nichts was man erreicht indem man zufälligen Mondscheinspaziergängern die Kupfermünzen abnimmt.

"Ganz im Gegenteil, ich mir Angst um Euch. Hier draußen so menschenallein... im kalten Regen... kann man sich so leicht den Tod holen."

Bei diesen Worten muss sie unwillkürlich grinsen - ein etwas makaberes und unlebend wirkendes Rigor-Mortis-Grinsen - und pirscht einen weiteren Schritt auf Agnellina zu.
Spoiler!
*Emotionen verbergen: Manipulation + Ausflüchte (6): 1 Erfolg Link zum Würfelbot
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Agnellina
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Agnellina »

Sie lauschte der Erwiderung und hatte die Bewegung der Hände im Blick. Als der Überwurf den Aufzug an Farben zu Tage treten ließ, musste Agnellina ihre Annahme überdenken. Ihr Lächeln verblasste etwas, hielt sich nur schwach.

"Habt Dank für Eure Sorge. Ich bin gut behütet. Kann ich etwas für Euch tun?", fragte sie höflich und war begierig darauf, den Kontakt so kurz wie möglich zu halten.

Agnellina nahm das Heranpirschen wahr und sie reagierte ohne nachzudenken darauf. Leichtfüßig wie bei einem Tanz glitten ihre Füße über den Stein, ihr Körper folgte der Bewegung geschmeidig. Sie wich noch während Allegras Bewegung aus, behielt den Abstand bei, ohne sich weiter zurückdrängen zu lassen.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra stutzt einen Moment, während sie Agnellina während des Pirschschrittes kurz aus der Nähe sieht. Bei dem klammen Wetter wirkten alle etwas blass, aber diese Unbekannte... besonders. Nicht so wie ein Mensch, dem kalt war, eher so wie jemandem, der sich schon lange keine Sorge mehr darum machte sich im klammen Regen etwas einzufangen.

"Wer seid Ihr, deren Herz stillsteht und die doch spricht und wandelt?" Etwas mißtrauisch beäugt Allegra die Gangrel. "Ich kenne Euer Gesicht nicht und habe es nie auf der Insel der Seligen gesehen. Weiß jemand von denjenigen, die es wissen sollten, das Ihr hier in der Stadt seid? Und wem davon habt Ihr es erzählt?"

Ein lauernder Unterton liegt in ihren Fragen. Einen ungebetenen Gast zu ertappen und abzuliefern wäre ein guter Ausgleich für das entgangene Mahl.

Spoiler!
Wahrnehmung + Aufmerksamkeit: 5 Erfolge (Link)
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Agnellina
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Re: [1084] Des reflets changeants sous la pluie [Agnellina, Allegra]

Beitrag von Agnellina »

„Wer, der was?“, fragte sie und versuchte zu verstehen, was ihre Gegenüber von ihr wollte.
„Ich bin Agnellina.“, bot sie dann zunächst lediglich einen Namen an. Abwartend fixierte sie die kleine Frau mit den seltsamen Worten vor sich. Nein, woher sollte man sich auch kennen. Und Agnellina war sich sehr sicher, auch im sterblichen Leben noch nie eine Frau wie diese vor ihr gesehen zu haben. Gewiss hätte sie sich an jemanden wie sie erinnert.
„Ich bedauere, werte Dame, ich kenne diese Insel nicht. Es ist also recht unmöglich, dass Ihr mein Gesicht oder mich kennt. Es tut mir leid, wenn ich Euch kennen sollte, ich tue es leider nicht. Aber es klingt sehr hübsch, dieser Name der Insel. Ist sie weit von hier entfernt oder liegt sie nahe?“
Sie schenkte ihr ein verlegenes Lächeln.
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