[1085] Bed and Supper [Agnellina, Rivana]

[Agnellina]

„Allegra?“ Agnellina überlegte einen Augenblick. „Allegra Aldighieri? Die dürre Händlerin mit den prachtvollen Stoffen, bei denen ein Bienenfresser vor Neid um die Farben erblassen würde?“

Agnellinas Ton bei der Beschreibung klang neutral. Es war ihr Bild von Allegra, und das war eben als besonders farbenfroh in Erinnerung geblieben, sodass sie es mit den prächtigen Vögeln gleich setzte, bei denen sogar die Weibchen ein Prachtgefieder hatten.
Ihre Augen wanderten ohne Scheu über Rivana, mit einer forschenden Neugier. Sie fühlte im Bauch, dass es mehr war als das Aussehen, aber konnte es nicht mit dem Verstand greifen. Keine Augenweide traf es nicht so recht. Es war, wie ihr vorhergesagt worden war: Wenn du ihnen begegnest, wirst du es wissen. Agnellina war fasziniert. Ohne Frage war Rivanas Leben von ganz anderen Herausforderungen gezeichnet.

„Was ist geschehen? War sie unfreundlich zu dir?“

Agnellina nach den Wechsel zum einfachen Du hin.

„Herrn Amalric kenne ich nicht. Wer ist das?“

[Rivana]

Bei Agnellina`s Umschreibung nickte Rivana bestätigend.
So erzählte Rivana was passiert war:
Ich war so töricht, ihr mit unverhülltem Gesicht entgegenzutreten, dass sie den Anblick nicht gewöhnt war, zeigte sie dementsprechend lautstark. Ich dachte, sie würde jeden Moment speien und auch unser Gespräch war begleitet von ihrem würgen.
Also du siehst, es war nicht Unfreundlichkeit in dem Sinne, eher eine unangenehme Situation.
Aber mir ist durchaus bewusst, dass das eine mögliche Reaktion auf einen Nosferatu ist. Nur ist es mir dieses Mal so stark vor Augen geführt worden.
Rivana hielt inne und dachte.
Sollte ich so viel Preisgeben?

[Agnellina]

Nachdenklich sah Agnellina sie an. Sie legte den Kopf etwas schief. Eine sofortige Antwort kam nicht.
„Ich weiß nicht, ob das eine mögliche Reaktion auf einen Nosferatu ist. Du bist die erste, die ich kennen lernen darf.“
Wieder zögerte sie kurz, doch sprach sie dann aus, was sie dachte. Sie klang sanft, weder lag eine Belehrung in ihrer Stimme noch war eine Beleidigung in ihrer Intention. Sie versuchte einfach ihre Gedanken zu äußern.
„Eine nässende Wunde verbindet ein Mensch. Ein Geschwür deckt ein Mensch ab. Eine Verwachsung verbergen sie unter Stoffen und Binden. Ein Elysium ist ein Ort, an dem Manieren und bestes Benehmen erwartet werden, wurde mir gesagt. Ein Ort des Friedens, des Austausches… ein bisschen wie eine Mischung aus Marktplatz und Besuch des Gottesdienstes am Sonntag. Eben sehr öffentlich und mit vielen Augen auf einem.“
Agnellina sprach es nicht direkt aus und ließ diese zwei Gedanken so nebeneinander stehen. Eine Entblößung von derartigen Makeln an so einem Ort erschien ihr unpassend und sie konnte nicht nachempfinden, wie Rivana auf diese Idee gekommen war. Doch zugleich hatte sie eben auch nur vage die Vorstellungen von einem solchen Ort. Als eine Badestube stellte sie sich ihn eigentlich nicht vor.
Sie fragte mitfühlend: „Hast du gehofft, die werte Allegra Aldighieri sei ein Bader und könnte dir Linderung verschaffen?“

[Rivana]

Rivana war sofort klar, worauf Agnellina hinaus wollte.
Aber sie hatte keine Lust groß darüber zu diskutieren bzw. philosophieren , ob das jetzt eine kluge Entscheidung war oder eben nicht.
Rivana war in erster Linie ihr keine Rechenschaft schuldig und so versuchte sie, das Thema umzulenken.
“Genug von mir erzähl mir was von dir.” bat sie Agnellina in der Hoffnung, dass sie diesen Wink verstand.
“Ich war keineswegs auf Linderung aus.” sprach sie peinlich berührt weiter. "Sagen wir es so, dass die Werte Allegra Aldighieri mich eher überrascht hatten, nachdem ich die Maske kurz abnahm, es war mein erster Aufenthalt im Elysium. Ich wusste von der Etikette, aber für einen kurzen und ruhigen Moment musste ich die Maske kurz abnehmen. Ich war dann so überfordert durch die ganze Situation, dass ich auch nicht auf die Idee kam, die Maske wieder anzulegen.”

[Agnellina]

Ein Schulterzucken begleitete Rivanas Erklärungen. Agnellina war offenkundig weder an Vorwürfen noch an Rechtfertigungen interessiert.
„Was soll ich dir von mir erzählen? Ich mag Sommernächte lieber als Winternächte, auch wenn sie sehr kurz sind. Ich kann gut zuhören. Ich mag den Geruch von einem ausgebrannten Lagerfeuer.“
Agnellina lächelte und zuckte erneut mit den Schultern.

[Rivana]

Rivana lauschte interessiert ihren Worten, es war erfrischend ein zwangloses Geplänkel ohne Ziel oder Zwang. Auch wenn ihr gegenüber den Anschein macht, dass sie ihr etwas überdrüssig war. Aber auch solche Gespräche schätzte Rivana sehr. Nachdem Rivana die letzten 2,5 Jahre nur durch die Stadt und das Umland gewetzt war, genoss sie sichtlich diesen Moment der Muße.
Ja die Sommernächte sind um einiges Schöner als die Winternächte und ein prächtiges Lagerfeuer ist auch nicht zu verachten. pflichtete Rivana Agnellina bei
Wer weiß, vielleicht sitzt man mal beisammen. sprach sie lächelnd mit einem einladenden Tonfall weiter.
Rivana beobachtete jede noch so kleine Regung in Agnellinas Gesicht und prüfte, welche Reaktion diese Einladung wohl auf sie auslösen könnte.

[Agnellina]

Agnellina schüttelte sich demonstrativ nach der freundlich ausgesprochenen Einladung. Ihre anschließenden Worte stellten klar, dass es nicht an der Vorstellung lag, mit Rivana irgendwo gemeinsam zu sitzen, sondern eher am Gedankenbild von lodernden, warmen Flammen.
“Beisammen sitzen, meinetwegen gern. Doch ganz sicher nicht an einem prächtigen Lagerfeuer.“
Zwischen dem Duft einer ausgeglimmten Feuerstelle und den prasselnden, alles verzehrenden Flammenzungen, welche das innere Raubtier schreckten, lagen für sie Welten. War ein Lagerfeuer zu sterblichen Zeiten eine Quelle von Wärme und Schutz in der dunklen Nacht, so stand Agnellina nun in den unsterblichen Zeiten auf der entgegen liegenden Seite und fühlte die abschreckende und bedrohliche Wirkung desselben.
“Hast du fünf Jahre Zeit bekommen oder hat er das bei deinem Blut anders bemessen?“, fragte sie und ihr Daumen deutete in Richtung der A Tarda Ora.

[Rivana]

Rivana wurde klar, dass dies nicht die Reaktion war, die sie sich erhofft hatte, von einem prächtigen Lagerfeuer zu sprechen. Dennoch fand sie es angenehm, bei einem zu sitzen und einfach nur dem Klang vom knackenden oder knisternden Holz zu lauschen oder die Funken bei ihrem wilden Tanz zu beobachten, wie sie in der Luft langsam erloschen.
Rivanas blick ging Richtung A Tarda Ora und antwortete:
"Ja, ich habe 5 Jahre Zeit bekommen” Wie viel Zeit hast du bekommen?
fragte Rivana neugierig nach und bemerkte, dass sie noch gar nicht an so etwas gedacht hatte.

[Agnellina]

Agnellina nickte leicht. “Fünf Jahre. Dann muss ich zwei gefunden haben, die sich für mich aussprechen. Du auch? Hast du eine Vorstellung, wo du jemanden findest?“
Sie tänzelte ein wenig unruhig auf der Stelle hin und her und ihr Blick streifte an Rivana vorbei die Umgebung. Sofern sie nach der Katze Ausschau hielt, wurde sie enttäuscht, denn das Tier ließ sich natürlich nicht mehr blicken.

[Rivana]

Rivana horchte auf, als Agnellina von den Fürsprechern begann zu reden.
Sie selber hatte noch keinen gefragt, hier in Genua kannte sie gerade einmal eine Handvoll Kainiten. Doch bevor sich Rivana entschied wen sie dafür fragte, wollte sie doch schon ein paar mehr kennenlernen um ein Gefühl zu bekommen wer die Richtigen für sie sein könnten.

“Ich habe noch niemanden gefunden” sprach Rivana und ihr Blick glitt bei Agnellina vorbei auf die Feuerkörbe die den Vorplatz wo sie sich befanden ausleuchteten.
“Eine Vorstellung wo ich jemanden finde habe ich auch noch nicht” sprach Rivana weiter und ergänzte noch interessiert dazu “Hast du den schon wen gefunden?”