[1085] Zarte Knospen [Roya, Drita]

[Roya]

Roya neigte auf die Erklärung hin den Kopf zur Seite, dachte nach oder schenkte kurz dem Labyrinth jene Aufmerksamkeit, die Drita ihm zu vor geschenkt hatte, bevor sie erneut zur dieser sah. „So ihr helft den Schwachen?!“ Sie nickte verstehend, auch wenn ihre Worte dabei eher einen fragenden Unterton hatten. „Das ist gut. Edel.“ Sie lächelte und verneigte sich leicht vor ihrem Gegenüber. „Danke. Für die Erklärung.“

[Drita]

"Nicht immer ist derjenige, der einen Eid bricht, der Stärkere." gab Drita als neutrale Antwort. "Manchmal passiert das aus einem Zustand der Schwäche oder des Zwangs heraus. Aber ein Eid... ein Gefallen... ... ist etwas Heiliges. Wenn unser Wort keinen Wert mehr hat... wer sind wir dann noch?"

"Ob es immer Edel ist, weiß ich nicht. Aber Genua braucht eine Instanz, die dafür sorgt, dass Gefallen wieder Bedeutung haben. Der Ruf Genuas, was das betrifft... ... ist gelinde gesagt schwach. Es gibt viel, an dem ich arbeiten muss, um das wieder aufzubessern, aber erst einmal gilt es den Wert innerhalb der Domäne wieder her zu stellen. Und dies funktioniert am Besten, indem möglichst viele meine Dienste in Anspruch nehmen. Wenn ihr also einen Gefallenhandel eingehen wollt... ich bin bereit ihn zu bezeugen."

Drita wendete sich wieder dem Gang zu und machte einige Schritte, dieses Mal jedoch den Kopf zu Roya geneigt, um sie dabei zu betrachten.

"Erzählt mir doch ein wenig über euch. Ich bin gespannt, diejenige kennen zu lernen, die unser Prinz von jetzt auf Gleich dazu auserkoren hat Hilfsgeißel zu werden. So lange vor dem Hof wart ihr noch gar nicht in der Domäne, oder?"

[Roya]

Roya neigte ihren Kopf zur Seite auf das ungewöhnliche Gesuch ihres Gegenübers hin. „Nein. Nicht lange.“ Bekräftigend schüttelte sie ihr Haupt, bevor sie ihre Hand auf Höhe ihres Herzens ablegte. „Mein Erzeuger gab mir ein Schreiben für den Prinzen. So ich kam aus Hipponium, um es zu bringen.“ Die Malkavianerin ließ ihre Hand sinken und zuckte leicht mit den Schultern, als wäre dies das Selbstverständlichste der Welt, was ein Nachkommen gegenüber seinem Vorfahren tat.

„Genua ist schön. Die Domäne hat viele Flüsse. Sie ist fruchtbar. Sehr gut, um Pferde zu züchten. So ich fragte den Prinzen, ob ich bleiben darf. Und die weiße Prinzessin sagte ja. So ich nannte in fünf Jahren Fürsprecher und ich gehe der Aufgabe nach, wie sie es mir sagte.“ Erneut bewegten sich ihre Schultern auf und ab. „Aber ich weiß nicht, was sie in mir sah oder auch warum sie mir die Aufgabe gab.“ Sie zuckte wiederholt nur unwissend.

„Vielleicht, weil ich nicht zu ihr kam, um nur von ihr zu nehmen. Weil ich sagte, was ich ihr geben kann dafür, dass ich bleiben darf. Dass ich lernen würde, so sie nicht benötigt, was ich bereits kann. So es hat ihr vielleicht gefallen, dass ich nicht undankbar bin. Das ich weiß, das nichts kostenlos ist.“ Erneut bewegten sich ihre Schultern unwissend auf und ab. „So ich lerne. Gebe mein Bestes. Aber die Domäne ist groß. Sehr groß. Mit sehr viel Meer. Aber ich bin nicht gut auf dem Wasser. Nur zu Land. Zu Pferd. So ich bin bemüht zu tun, wie sie es mir sagte.“ Ein zuversichtliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als das Schulterzucken dieses Mal ausblieb.

Dann wurde ihr Gesicht jedoch ernster. „So du sagst, wer einen Eid bricht, könne auch der Schwächere sein?“ Fragend sah sie auf Drita, rückversichernd, dass sie diese Richtig verstanden hatte. „So aber der Stärkere, nicht einfordern kann, was ihm zusteht, wie kann er dann der Stärkere sein?“ Fragend neigte sich ihr Haupt auf die andere Seite, als ihr die Logik dahinter offenbar fremd erschien. Entsprechend berührte sie vorsichtig die Stelle zwischen ihrer Brust, als sie respektvoll nachhakte. „Du weißt, ich bin fremd. So ich verstehe nicht, wozu ich einen Wächter der Eide in Genua brauche?“

Roya wirkte noch immer nachdenklich, gar sichtlich verwirrt, über diesen Umstand. „Ist es, da die Alten ihre Gefallen gegenüber den Jungen nicht einlösen wollen? Oder ist es, da die Alten zu schwach sind ihre Gefallen gegenüber den Jungen einfordern zu können?“ Beides schien in den grauen Augen Royas keinen Sinn ergeben zu wollen, denn ihre Brauen hatten sich zur Mitte ihres Gesichts hin in Falten gelegt. „Wie kommt es, dass Gefallen in Genua keine Bedeutung haben?“ Das Ganze verwirrte die Malkavianerin sichtlich immer mehr. „Mit was zahlt man sonst in Genua?“ Völlig verständnislos sah sie in Richtung der Wächterin der Eide, ohne dabei jedoch den direkten Blickkontakt zu ihr zu suchen.

[Drita]

"Hipponium", wiederholte sie. Drita klang dabei ein wenig überrascht, aber fast schon erfreut. "Habt ihr gute Kontakte in die Heimat? Wie geht es dem höchst verehrten Burgred du Valorbiquet?" Offensichtlich war das ein Thema, was sie später nochmal aufgreifen würde.

"Ja. Ich glaube ebenfalls, dass unser höchst verehrter Prinz Effizienz schätzt. Mindestens so sehr wie Loyalität." Das was Roya über Genuas Größe sagte war richtig. Drita nickte. Es machte Sinn mehr als eine Geißel zu haben... oder dieser Einen zumindest Hilfe zu zu teilen. Wahrscheinlich würde es noch mehr brauchen, als die Beiden. Aber das würde man sehen.

"Ich halte meine Augen auf dem Meer offen... und würde euch entsprechende Hinweise zur Hand geben, wenn ihr das wünscht. Auf der See fühle ich mich so, wie ihr wahrscheinlich auf dem Rücken des Pferdes."

Dann lächelte Drita und schüttelte den Kopf. "Der Hintergangene kann durchaus der Stärkere sein, aber manchmal... sind den Stärkeren die Hände gebunden. Wie auf dem Hof, als Aurore ihrem Baumeister erst etwas zugesprochen hatte, sich dann aber enthalten musste, als euer Ältester es ihm verboten hat. Und sie ist wahrlich die Stärkere... ohne Zweifel. Aber als Eidwahrerin würde ich ein Hintergehen mitbekommen... die Glaubwürdigkeit desjenigen würde sinken... ... bis sein Wort Nichts mehr wert ist. Weder hier... noch anderswo. Ich baue gerade ein Netzwerk in andere Domänen auf, um Informationen einzuholen... oder eben zu verbreiten."

"Ob ihr meine Dienste braucht? Weiß ich nicht... ich biete sie euch dennoch an, als Schutz... Versicherung, für euch und euren Gegenüber... was den Wert eures Wortes für ihn sicher erhöht, weil auch er die Sicherheit genießt. Aber ihr habt auch die Möglichkeit den Wert eines Gefallens von jemanden bei mir im Vorfeld zu erfragen. Zu wissen, ob jemand ein Eidbrecher ist, kann eure Handelsposition massiv steigern."

Drita schien bei diesem Thema voll in ihrem Element zu sein. Vielleicht war ihr wahres Zuhause doch eher das Handelsparkett, als das Meer. Ihre Augen glänzten freudig. Dann aber legte sich ein Schatten über ihre Mimik.

"Genuas Ruf ist über die Grenzen hinaus nicht der Beste. Hier können Eide ungestraft gebrochen, das Einlösen von Lebensschulden verweigert werden..." Sie schüttelte Abfällig den Kopf. "... das muss enden. Das wird enden. Ich werde dafür sorgen, dass der Gefallen in Genua wieder Wert hat."

[Roya]

Roya schüttelte den Kopf, ob der Frage ihres Gegenübers, bevor sie nur mit den Schultern zuckte. Offenkundig hatte die Malkavianerin weder gute Kontakte in ihre Heimat, noch wusste sie etwas darüber, wie es dem Prinzen Hipponiums wohl ergehen mochte. Mehr noch wirkte ihre Bewegung fast schon gleichgültig, als wäre weder sie, noch er sonderlich traurig darüber gewesen, dass sich ihre Wege getrennt hatten. Dennoch schien es nicht so, als wäre sie von dort geflohen oder hätte gar böses Blut zurückgelassen. Vielmehr folgte man künftig schlicht unterschiedlichen Interessen. Wenig verwunderlich betrachtete man, dass er ein Nord und sie eine Südländerin war.

Auf ihr Angebot hinsichtlich der See sagte Roya vorerst nichts, wollte sie die Ancilla in ihrer Rede nicht unterbrechen. Auf Dritas Worte hinsichtlich ihres Ältesten bewegten sich die Augenbrauen der Malkavianerin jedoch näher zu ihrer Nase. Dann neigte sich ihr Kopf zur Seite, als sie der weitern Erklärung hinsichtlich der Eidwahrerin lauschte, bevor sie nachdenklich ihr Gegenüber musterte. „Was wirst du tun, so Jemand einen Gefallen nicht bezahlt?“ Interessiert musterte sie noch immer die Person, welche sich als Eidwahrerin vorgestellt hatte. „So ihm die Hände gebunden sind, wie du sagst.“

[Drita]

Drita nickte bedauernd mit dem Kopf. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sich hier ein Kontakt offenbart hätte.

"Es hängt von vielen Dingen ab. Sozialer Stand, Status, Via, Clan... Herkunft... Wert des Gefallens... ob ich selber Zeugin wurde oder es nur Hörensagen ist... ob man mich für ein Eintreiben der Schulden bezahlt."

Sie zuckte mit den Schultern. Es gab unzählige Faktoren, zu viele, um sie hier aufzulisten.

"Im besten Fall für den Schuldner, bleibt das Ausbleiben eine Randnotiz in seiner Akte. Ein Erwähnen bei dem nächsten Handel, bis das eine Ausbleiben einer Schuld in den zahlreichen ehrbaren Händel untergeht... oder von vorne herein, als Ausrutscher gewertet werden kann. Im schlimmsten Falle... sozialer Ausschluss, öffentliche Anprangerung. Gespräche mit Harpyien, die sich mit Freude auf solche Delequenten stürzen. Oder eben etwas dazwischen. Es gibt keine Pauschale Antwort auf eure Frage."

[Roya]

Roya schwieg einige Zeit, wog die Worte ihres Gegenübers dabei ab oder womöglich versuchte sie sie schlicht überhaupt zu verstehen. „Das klingt nach viel Politik. Aber so es dir Freude bereitet.“ Die Malkavianerin lächelte freundlich und verneigte sich leicht vor ihrem Gegenüber. „Danke. Für die Erklärung.“ Dann verblieb sie stumm. Abwartend, ob sie weggeschickt werden würde oder die Ancilla noch über etwas sprechen wollte.

[Drita]

"Nahezu Alles, was wir tun kann politisch gedeutet werden... manches ungewollt... manches unbewusst..."

Sie nickte dennoch auf die Aussage, dass es Drita wohl Freude bereiten würde. Ja. Das war ihre Spielwiese... da fühlte sich die Ältere wohl.

"Ihr sagtet, ihr seid gut zu Pferde. Fürchten die Tiere euch nicht? Seid ihr in der Lage sie zu... zähmen... an unsereins zu... gewöhnen?"

[Roya]

„Nein.“ Roya schüttelte den Kopf auf die Frage der Ancilla hin, offenlassend, ob sie dabei Ersteres, Zweiteres oder alles Beide zugleich meinte. „Ich denke die Tiere fürchten dich, solange du sie nicht an dich bindest.“ Ihre Worte klangen rau, aber nicht harsch, als sie mit den Schultern zuckte, ob der Schlichtheit dieser Tatsache.

[Drita]

Die Ancilla nickte abermals.

"Aber nachdem sie gebunden sind, seid ihr in der Lage sie zu dressieren? Und wenn ja... gilt dies nur für Pferde?"

Drita schien da offenkundig ehrlich interessiert zu sein. Vielleich sogar daran ein Talent in dieser Richtung eines Tages als Dienst in Anspruch zu nehmen.

"Ich selber habe kaum Erfahrung mit Tieren... oder wie man sie anleitet."