[1085] Zarte Knospen [Roya, Drita]

[September '23]
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Roya
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[1085] Zarte Knospen [Roya, Drita]

Beitrag von Roya »

Langsam stiegen die Temperaturen in den Nächten der Küstenstadt Genua an, und die Rosen im Garten wuchsen zu dicken Knollen heran, bis sie schließlich aufplatzten, um ihr fragiles, rotes Blätterkleid zu offenbahren. Die Malkavianerin war noch immer gerne hier, war dies doch einer der wenigen Orte des Friedens für ihre Art. Eine Gelegenheit bekannte Gesichter anzutreffen, oder auch Neue, die es seit dem Hof vor sieben Jahren nach Genua gespült hatte.

Das Elysium selbst, welches Roya seither in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen besucht hatte, hatte sich derweil kaum verändert. Einzig die Jahreszeiten, welche gekommen und gegangen waren, hatten das Bild des Gartens verändert, wie ein Künstler es tat, der die Welt mit seinen Farben malte.

Roya war in diesr Nacht wie so oft in dunklere Stoffbahnen gehüllt, die ihrerseits mehrere Lagen an diverser Farbtöne trugen. Dunkles braun-grau von mehrfachen Schlammschichten am Saum, die sich zu einem festeren Ring verbunden hatten. Mittelbraune Erdemischungen unterschiedlichstem Alter und Konsistenz auf Höhe der Knie, der Ellenbogen, der Brust und des Rückens. Dunkelrot-braune Kleckse von getrocknetem Blut vor allem entlang der Ärmel, aber auch der Brust. Verwischt und vermengt durch Hände, die das Gröbte auf und an ihnen, zurück auf die Kleidung gebracht hatten und dort miteinander vermengt hatten. Trotz all dem, was für Mancheinen unaussprechlich sein mochte und sichtbar an ihr klebte, war sie von einer fremdländischen Schönheit gezeichnet, die es schwer machte, sie nicht ansehen zu wollen.

So stand die Malkavianerin unter dem Rosenbogen nahe des Eingangs von Mascharana her allein da. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, die Knospenvielfalt inmitten ihrer unzähligen Augen und Dornen bestaunend, dabei den von einem dunklen Tuch bis auf ihr Gesicht vollständig umhüllten Kopf weit in den Nacken gelegt, die leuchtenden Sterne im dunklen Meer der Nacht, welches vom Licht des Mondes erhellt wurde, aus ihren grauen Augen heraus, andächtig betrachtend.
Am Ende einer Nacht sollten deine Füße dreckig sein, dein Haar zerzaust und deine Augen leuchten.
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Drita
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Drita »

"Geh und bereite Alles vor. Ich komme alleine zurück."

Ertönte eine Stimme, die Roya sicher auf dem Hof in härterer Strenge vernommen haben konnte. Sie war damals kälter gewesen, als sie Adamo zurecht gewiesen hatten. Aber schon damals hatte sie dieses... Etwas... das man nicht greifen konnte, was aber dafür sorgte, dass sie präsent war.

"Jawohl." Eine Männerstimme.
Dann Schritte, die sich entfernten.
Schritte, die Näher kamen.

Der Eingang zum Torbogen öffnete sich und herein kam die Person, zu der die Stimme gehörte. Gekleidet in einem schwarzen, wogendem Stoff, etwas silbernem Schmuck, passend zu dem Kreuz aus ihrer Brust. Das Gesicht bedeckt mit einem Schleier unter dem eine schwarze Halbmaske ihre linke Gesichtshälfte bedeckte. Die Haut unter der Augenöffnung war mit Kohle kaschiert, genau, wie das freie Auge - dieses jedoch deutlich sachter.

Drita hielt inne, legte den Blick auf die fremdländische Kainitin und nahm den Schleier vom Gesicht. Damit offenbarte sie, dass die Maske tatsächlich mit dem Oberkiefer abschloss.
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
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Roya
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Roya »

Die grauen Augen der Malkavianerin hatten sich gesenkt und zur Tür hingewandt, als diese sich geöffnet hatte, bevor sie ihren Kopf zur Seite neigte, die Neuankommende nachdenklich musternd. Als sie Jene einen Bruchteil später wiedererkannte, wich sie instinktiv vor ihr zurück. So weit bis sie schließlich beinahe mit ihrem Rücken die Spaliere berührte. Dann senkte sich ihr Kopf, wie auch ihr Körper, derweil sie sie sich so weit wie es ihr möglich war, an den Rand presste, um der Anderen den Weg freizugeben, um ihr nicht in eben Jenem zu stehen.
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Drita
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Drita »

Drita beobachtete das Kaninchen vor der Schlange, musterte Royas Verhalten und blieb einen Moment lang stehen, um dies zu tun. Dann setzten sich ihre Füße wortlos in Bewegung. Sie hatte es nicht eilig vorbei zu gehen, zögerte es aber auf der anderen Seite auch nicht unnötig lange heraus.

Und in dem Moment, als die Schlange weit genug von dem Kaninchen weg war, um es glauben zu lassen, dass sie nicht zubeißen würde, blieb die Ancilla kurz stehen, drehte den Kopf nach hinten und machte eine einladende Geste, ihr zu folgen.
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Roya
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Roya »

Roya hielt in dem Reflex sich sogleich wieder aufrichten zu wollen inne, bis sie passiert worden war. Erst dann hatte sie verstohlen der Älteren nachgeschaut, nur um ihren Blick aus grauen Augen als gleich instinktiv erneut gegen Boden zu schlagen, als diese sich anschickte den Kopf nach hinten zu drehen.

Flink sah die Malkavianerin auf die darauffolgende Geste hin, nach links und rechts, nur um sich zu versichern, dass auch wirklich sie damit gemeint worden war, bevor sie sich geschmeidig in eine aufrechtere Körperhaltung begab.

Dennoch hielt sie ihr Haupt und ihren Blick höflich gesenkt, während sie der Einladenden einen guten Schritt, wenn nicht sogar fast zwei, schweigsam folgen würde. Nicht direkt in ihrem Rücken gehend, denn vielmehr schräg seitlich zu ihr versetzt.
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Drita
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Drita »

Als Roya sich suchen umblickte, nickte Drita, um ihr zu zeigen, dass sie diejenige war, die die Ancilla meinte.

Dann blieb der Blick der Ancilla nach vorne gerichtet. Das bedeutete aber nicht, dass die Aufmerksamkeit der Alten nicht auf der Malkavianerin lag. Es war ein Test und erst als Drita zufrieden mit dem Ergebnis war, blieb sie stehen. Sie waren ins Labyrinth gegangen, fernab der Blicke irgendwelcher Wachen und Beobachter.

Drita blieb plötzlich stehen. Hier drehte sie sich um, nickte knapp, wie zur Erlaubnis, aber sie selber schwieg... wartete.
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Roya
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Roya »

Roya war der Fremden schweigsam ins Labyrinth nachgefolgt, den Abstand dabei zwischen sich und ihr etwas größer werden lassend, als sie nicht länger neben ihr gehen konnte. Obwohl sie sich durchaus leiser bewegen konnte, gab sie sich eher Mühe, dass sie gehört wurde. Ihre Geräusche waren nicht penetrant oder gar wie die eines Trampeltiers, denn vielmehr bewusst gesetzte Schritte, welche die Steine unter ihren blanken Füßen in einem angenehmen Rauschen wegrollen ließen, wie Sandkörnchen, die vom Meer an den Strand gespült und anschließend wieder zurückgezogen wurden. Derweil bewegten sich ihre dunklen Kleider gleich dem sachten Windhauch, der Genua vom Meer aus umspülte.

Die Malkavianerin blieb gute drei Schritte von Drita entfernt stehen, als diese angehalten und sich umgewandt hatte. Auch wenn ihre grauen Augen stets von links nach rechts und wieder zurückgewandert waren, gerade oder ins Besondere in den Hecken, blieb sie nicht wenig später als Jene, der sie gefolgt war, stehen. Wachsam oder womöglich auch auf der Hut, gerade an einem Ort wie diesem. Für einen Moment betrachtete sie die Umgebung und wartete ab, oder versuchte dabei gar zu ergründen, was das Nicken wohl bedeuten mochte.

Erst als dieser vergangen war und Drita nicht selbst das Wort ergriff, wandte Roya sich vorsichtig an die Fremde, ihren Blick dabei gesenkt haltend, während sie dabei ihre Hand auf ihr Herz legte. „Ich bin Roya, Neugeborene des Clan der Malkavianer, Kind von Jamal ibn Nalut, singender Stern des Westens, Ancilla des Clan der Malkavianer.“ Ihre Stimme klang rau, wie von Jemandem, der nicht viel sprach, während ihr Italienisch, welches sie langsam und überlegt formte, einen fremdländischen Akzent inne hatte. Ihre grauen Augen ruhten nie, als sie wachsam die Umgebung im Auge behielt, ins Besondere jedoch ihr Gegenüber, welches sie hierhergeführt hatte.
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Drita »

Vielleicht lauschte Drita den absichtlich lauten Schritten. Aber vielleicht flüsterten die Schatten ihr auch die Anwesenheit zu. Wer mochte schon sagen, wozu die älteren Lasombra in der Lage waren, außer die Herren der Schatten selbst? Jeder Schritt von Drita war mit bedacht gesetzt. Sicherlich nicht so verspielt, wie das Meer, dass die Füße der Malkavianerin zeichnete. Nein. Bei Drita hatte jeder Schritt eine Bedeutung - eine die Selbstsicherheit, königliche Würde und eine gewisse Dominanz ausstrahlte.

Und jene Eigenschaften lagen auch in den Augen, die Roya musterten, während sie sich verneigte. Weiterhin schweigen, auch nachdem die Worte des Mondkindes verklungen waren. Die Ältere genoss die Stille zwischen den Beiden offensichtlich, schwelgte darin, aber nicht zu lange, um es als Übertreibung zu sehen. Eine klare Grenze war gezeichnet worden.

"Drita, Ancilla vom Blute Lasombra, Wächterin der Eide"

Dann wieder Stille, als würde sie besonders dem letzten Teil der Vorstellung Zeit zum Atmen geben, wie einem guten Wein. Anschließend folgte die Geste des Erhebens. Es unterhielt sich schlecht, wenn ein Gesprächspartner verneigt verweilte - auch, wenn das die Ventrue sicher anders sahen.

"Eure Aussprache ist besser geworden. Sicherer."
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Roya
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Roya »

Royas Augenbrauen bewegten sich nachdenklich in Richtung ihrer Nase, als die Stille nach den Worten Dritas Einzug hielt. Die Malkavianerin legte ihren Kopf zur Seite, musterte ihr Gegenüber und zuckte letztlich mit den Schultern, bevor sie sich vor dieser verneigte. Womöglich störte sie, dass die Vollständigkeit der Vorstellung Dritas ausblieb. Oder aber ihr war die Bedeutung der Wächterin der Eide fremd. Vielleicht war es beides. Oder auch keines davon und es bezog sich einzig auf das Lob der Aussprache, welche sie jedoch bereits auf dem Hof beherrscht hatte, wodurch Roya verwirrt war.

„Danke.“ Das Wort war schlicht und einfach gesprochen, wenn auch nicht ohne Wertschätzung gegenüber der Aufmerksamkeit Dritas. „Ich bin neu. Und ich möchte bleiben. So ich gebe mir Mühe. Lerne.“ Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. „Orte, Sitten, Bräuche, Ämter, Namen.“ Dann bewegten sich ihre Schultern erneut leicht auf und ab, als sie damit betonte, was doch selbstverständlich sein sollte. „Vieles mehr.“

Sie machte eine kurze Sprechpause, in der sie sich noch immer flüchtig umblickte, auch wenn ihr Fokus auf Drita verweilte, diese interessiert musternd. „So du bist Wächterin der Eide, ja?“ Sie legte ihre andere Hand entschuldigend auf ihre Brust und jene die dort bereits lag, ob ihrer Unsicherheit. „Ich weiß nicht, was das ist. So ich frage mich, ob du mir sagen würdest, was es ist, verehrte Drita? Ob es ein Titel ist, der dir gegeben? Ein Amt, dass du trägst? Anerkennung von deinem Weg?“ Neugierig betrachtete sie die Fremde. „Etwas ganz anderes?“
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Re: [1085] Zarte Knospen [Roya, offen]

Beitrag von Drita »

Vielleicht waren es Nuancen, die Drita da heraus gehört hatte, die sicherer klangen, als auf dem Hof. Vielleicht hegte sie auch einfach nur die Vermutung, dass dem so war... oder sie hatte der Malkavianerin einfach keine genaue Beachtung geschenkt. Doch die folgenden Sätze gaben Drita Recht in der Annahme, dass Roya die Sprache weiter gelernt hatte.

"Es gibt immer viel zu lernen, wenn man neu in einer Domäne ist." Drita lächelte aufmunternd. Sie machte eine offene Geste mit der Hand.

"Nehmen wir doch den Ort hier als Beispiel. Das Elysium ist Venedig ist soviel... anders.... als dieses hier. Und so geht es mit fast allen Dingen weiter: Sitten, Bräuche, Ämter... Namen. Und vieles Mehr."

Die Lasombra schaute sich ein wenig im Labyrinth um. Offensichtlich gefiel ihr der Stil dieses Elysiums.

"Wächterin der Eide: Es ist das, was ich tue. Kein Amt... noch nicht jedenfalls. Ich achte darauf, dass geschlossene Handel eingehalten werden... bezeuge den Abschluss eben jener, wenn man mich darum bittet... bezeuge ebenso den Verkauf oder Kauf von Gefallen... unterstütze beim Eintreiben offener Schulden." Die Hand der Ancilla wanderte zusammen mit der anderen hinter den Rücken.

"Und... ich berate im Vorfeld darüber ob ein potenzieller Geschäftspartner seine Schulden zurück zahlt... sich an sein Wort hält... oder ob er... einer Schuld nicht würdig ist. So kann man bereits vorher ein bessere Gefühl für den Wert eines Handels machen."
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