[1085] Stiller Tanz auf neuem Parkett [Agnellina, offen]

[Agnellina]

Monate und Jahreszeiten waren ins Land gezogen, in welchen Agnellina die neue Stadt erkundet hatte. Heimische Gefühle hatten sich nicht eingestellt, doch eine gewissen Vertrautheit hatte sich in den vielen Nächten voller Streifzüge und Erkundungen durch jede kleine Gasse und über jede Breite Straße der Stadt aufgebaut. Die Welt der Sterblichen in ihrer Nachtruhe war ihr bekannt und jede Gasse hatte ihr eigenes charakteristisches Gefühl aus Boden, Enge, Geruch und Geräusch bekommen. Die Gangrel wusste nun, wo sie leise sein musste und wo sie in Schatten lauern konnte. Wo auch in der Nacht wache Ohren und Augen waren, wo es gemütlich und gesellig war. Die Stadt war vertraut geworden.
Doch dieser eine Ort, den hatte sie sich aufgespart, die Mauern nur von außen mehrfach umrundet.
In dieser Nacht nun war es so weit, dass sie die Tore des Elysiums passierte und den Ort des Friedens und der Zusammenkunft betrat.

[Drita]

Vertraut war ihr das Elysium schon immer gewesen. Natürlich war es am Anfang schwieriger gewesen, doch im Laufe der Zeit waren die Gespräche, das Flüstern, die Augen, die Einem folgten oder auch die Stunden der Einsamkeit zur zweiten Haut geworden. Von da an, war es nur noch eine Frage von Nuancen in welchem Elysium man sich bewegte. Für viele Kainiten war so ein Wechsel, als würde man einen Süßwasserfisch in Salzwasser schwimmen lassen - schnell tödlich, weil sie sich nicht anpassen konnten. Aber es gab unter ihren welche, die wie Aale waren und in beiden Wassersorten überdauern könnten. Diese Kainiten waren glatt genug, um sich nicht gleich von der nächstbesten Schlinge umwickeln zu lassen.

Drita war so ein Aal, der in den heiligen Hallen zuhause war und dafür das Leben unter den Sterblichen nur sekundär in Betracht zog.

Sie musste auf der anderen Seite des Elysiums rein gekommen sein, hatte etwas bei Miriam abgeholt und schritt nun langsam in Richtung des Elysiums. Wallend folgte das schwarze Kleid ihren Schritten. Ob sie die Gangrel bemerkt hatte? Unwahrscheinlich, denn Drita warf keinen Blick in Agnellianas Richtung.

[Agnellina]

Was hatte sie erwartet? In ihren Gedanken glich ein Elysium mehr einem Ort des sommerlichen Getümmels, einer zum Festplatz geschmückten Weide. Auf jeden Fall etwas helleres, festlicheres, freundliches. Sie hatte es nicht so edel erwartet. Der Garten war wunderschön, ohne jeden Zweifel. Es war so ganz anders als die Bauerngärten, welche die Hausbesitzer mit Nahrung versorgten oder der kleine Garten der Hebamme, deren Kräuter in prachtvollen Farben blühten und die Luft mit Düften anreicherten. Agnellina berührte die wuchernden Rosen behutsam, holte sie mit der Berührung in ihre Wirklichkeit. Gegen die seltsam gezähmte Bewachsung ringsum kamen sie ihr etwas vorwitzig vor. Wilde Schönheiten.

Agnellina verbrachte Zeit auf dem Weg, lief ihn langsam, sah sich um, war einfach ganz im Hier und Jetzt und erfreute sich an dem, was sie sah.
Als sie sich dem Gebäude näherte, strich sie unsicher ihre Locken zurück. Sie entdeckte die dunkel gewandete Gestalt, als diese sich gegen den hellen Stein des Gebäudes abzeichnete. Die Gangrel setzte die Füße zügiger als zuvor voreinander. Die Dame entfernte sich von ihr. Agnellina blieb kurz unschlüssig stehen, sah zwischen dem Gebäude und dem verlassenden Gast hin und her. Sie dachte nach. Erinnerte sich an die Monate alten Worte, welche ihr eine Person beschrieben hatten. Verglich das in der Erinnerung gemalte Bild mit dem, was sie nun sah. Dies war jemand anderes. Aber wer?
Ihre Füße hatten den Weg der Fremden schon eingeschlagen, bevor sie der Frage im Kopf noch weiter nachgegangen war. Ein freundliches, aufgeschlossenes Lächeln lag in ihrem Gesicht.

[Drita]

Drita ging ihres Weges. Unbeirrt davon, ob ihr jemand folgte. Schließlich erreichte die Lasombra den Pavillion - das Ziel ihres kurzen Fußmarsches. Bevor sie diesen aber betrat, blieb sie stehen und drehte den Kopf nach hinten, als hätte sie die 'Verfolgerin' schon die ganze Zeit wahr genommen. *

Nun wurde auch das Gesicht erkennbar, dass auf der einen Hälfte von einer schwarzen Maske verdeckt wurde. Wache, kalte Augen richteten sich auf die Gangrel. Ein Lächeln zeichnete sich auf den schwarz geschminkten Lippen ab.

Kein Wort verließ die Lippen der Frau im schwarzen Kleid, auf deren Brust ein silbernes Christienkreuz prangerte. Doch das warme Lächeln, fand sich dann in einer Geste wieder: Eine Einladung vollführt mit der offenen Hand. Drita selbst machte sich dann auf den Pavillon zu betreten und sich zu setzen, gespannt, ob die Fremde ihr nach kam, oder nicht?

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* Aufmerksamkeit + Wahrnehmung:
Pool 6 | Diff 6
9, 8, 6, 5, 4, 2 => 3 Sux

[Agnellina]

Auch wenn sie sich keine gesonderte Mühe gab leise zu sein, waren ihre Schritte aufgrund der nackten Füße natürlich weniger zu hören als es durch festes Schuhwerk auf den Bodenplatten der Fall wäre. Doch außerhalb des tiefsten Winters war es für Agnellina normal auf die Bekleidung der Füße zu verzichten. So war sie es ihr ganzes Leben lang gewohnt gewesen und das hatte sich danach nicht geändert.
Als Drita den Pavillon erreichte und sich umwandte, stutzte Agnellina kurz über das unerwartet maskierte Gesicht. Sie nahm es ohne Argwohn oder Abscheu hin, aber ihre Augen wanderten beim Näherkommen darüber und ihr Blick verriet neugieriges Interesse.

Sie folgte der Einladung. Im Eingang des Pavillons hielt Agnellina an und sah sich um. Dann erst trat sie einen Schritt weit hinein. Sie suchte den Blickkontakt und zeigte ein freundliches Gesicht.

„Guten Abend.“, sagte sie ruhig und versuchte die Aufregung, die sie verspürte, aus ihrer Stimme herauszuhalten, „ich würde mich gern vorstellen, wenn es recht ist.“

Sie wartete ab, ob es - wie gefragt - recht war und schien auch bereit sich bei einer abschlägigen Antwort sofort zurück zu ziehen.

[Drita]

Die Lasombra lächelte nochmal warm, als Agnellina den Blickkontakt suchte. Die Maskierte hielt dem neugierigen Blick stand, ohne an Stolz zu verlieren.

"Guten Abend", erwiderte Drita mit einer Stimme, die man aus irgendeinem Grund gerne wieder hören wollte und der es leicht fiel die Aufmerksamkeit zu erlangen. *

Dann, ohne etwas weiter zu sagen, nickte sie und unterstrich die Erlaubnis um Vorstellung mit einer offenen Handgeste, ehe die Hände auf dem Schoß gefaltet warteten.

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* Vorteil: Bezaubernde Stimme (hier ohne Effekt)

[Agnellina]

Dem inneren Ruck folgend straffte sich Agnellina und kam noch einen Schritt näher, um dies nicht mehr oder minder auf der Türschwelle abzuhandeln. In diesem einen Schritt fuhr ihre Hand über ihren Rock. Mit dem freien Eingang des Pavillons in ihrem gerade gehaltenen Rücken sank sie in einen Knicks und senkte dabei den Kopf in eine Verneigung.

„Ich bin Agnellina. Neugeborene aus dem Clan des Tieres.“

Die wenigen Worte sprach sie deutlich und langsam aus, sodass sie gut verständlich waren. Agnellina wartete einen Moment ab, dann hob sie den Kopf und suchte wieder den Blickkontakt.

[Drita]

Drita schaute Agnellina tief in die Augen. Ihre eigenen zeugten von kalter Kontrolle, Beherrschung über das Tier - ein altes Tier, dass dort hinter den Seelenfenstern der Ancilla hauste.

"Mein Name ist Drita, Ancilla vom Blute Lasombra, Wächterin der Eide."

Sie deutete auf einen Sitzplatz gegenüber, faltete dann die Hände über dem Kleid, dass es fast schon artig wirkte. Die Einladung sich zu setzen war jedenfalls ausgesprochen - nonverbal.

"Einen guten Abend... und... willkommen in Genua? Zumindest habe ich bislang nicht von euch gehört. Ihr seid neu in der Stadt?" Ihr Blick wurde abschätzend. Ob die Gangrel schon vorstellig geworden war?

[Agnellina]

Agnellina ließ den Blick zu. Geradezu treuherzig erlaubte sie den tiefen Blick in ihre maronenbraunen Augen, sah frei und arglos zurück. Sie senkte zwischendurch die Lider und wandte den eigenen Blick schräg nach unten zum Boden, um kein Duell durch ein übermäßiges Starren von ihrer Seite aus aufkommen zu lassen oder ihre Gegenüber gar zum Kampf zu fordern.

Als Drita ihren Status nannte, dauerte es knapp zwei Wimpernschläge lang, bis Agnellina ihre Körperhaltung veränderte und dem Gehörten anpasste. Ihr Knicks wurde etwas tiefer.

Ihre Augen folgten der Handbewegung zu dem angebotenen Platz. Ihre Füße folgten der Bewegung etwas langsamer. Unsicher sah sie anschließend die Schritte zurück, welche nun bis zum Ausgang des Pavillons führten. Dann setzte sie sich. Ihr Finger krallen sich in eine Falte ihres Rockes, als sie die Hände im Schoß ablegte. Aber sie sah Drita direkt an und zeigte ein freundliches Gesicht.

„Vielen Dank, auch für das Willkommen. Das ist mein erster Besuch im Elysium. Mir wurde empfohlen, diesen Ort zu besuchen und mich hier vorzustellen. In der Stadt bin ich bisher sehr freundlich aufgenommen worden. Ihr seid Wächterin hier, sagtet Ihr? Wie bewacht man Eide?“, fragte sie.

[Drita]

Offenkundig war Drita solche Reaktionen gewohnt und nahm die plötzliche Veränderung mit einem gelassenen Lächeln hin, als wäre sie gar nicht notwendig - doch am Ende wusste jeder Kainit, dass eben dieses Verhalten bei verschiedenem Status Überlebens notwendig war.

Ohne Eile, folgte Dritas Blick Agnelina, die sich setzte.

"Es ist immer sinnvoll sich im Elysium vorzustellen. Aber nein. Ich bin nur häufiger Gast hier... nicht die Hüterin des Elysiums. Dies ist mein Clansbruder, der verehrte Ilario. Wenn ihr ihn kennen lernen wollt, könnt ihr Miriam am Eingang eine Nachricht für ihn hinterlassen. Sie ist seine sterbliche Dienerin."

Drita lächelte bei der letzten Frage.

"Indem man ihren Wert bewahrt... Als Zeugin von Handel... Begläubigerin von der Einlösung von Gefallen... oder Eintreiberin offener Schulden. Ihr könnt bei mir vor dem Abschluss eines Handels erfragen, wieviel Wert das Wort eures Gegenübers hat, ob er schon Eide brach... Gefallen unzureichend erwidert oder im Gegenteil immer zu seinem Wort steht. Ihr könnt mich rufen, wenn ihr einen Handel abschließen und sichergehen wollt, dass jemand davon weiß und sich beide Seiten daran halten. Sollte ich Zeugin gewesen sein und euer Handelspartner sich dennoch weigern, so stehe ich euch zur Seite, wenn ihr den Gefallen erwidert wissen wollt. Das Wort eines Eidwahrers hat, wie das Wort von Harpyien, schon Prinzen gestützt... oder gestürzt."