[1085] Gott [Harl, Toma]

[Harl]

Die erste Reaktion war im Reflex, Harl stemmte sich gegen den Griff und war zu schwach. Die zweite war eine der Erfahrung, denn er war nicht zum ersten Mal in einem Griff gefangen. Bleiche Arme, Klauen. Gummiartige Tentakel. Das Gefühl, wenn das eigene Fleisch zerreißt.

Er packte seinerseits zu, ein Arm um Tomas Schultern. Und wahrscheinlich würde Toma nun wenigstens kurz diese Reihen an dreieckigen, scharfen Haifischzähnen aufblitzen sehen als Harl die Zähne bleckte. Um zu beißen?

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KK + Handgemenge: 3 8 4 7 - 2 Erfolge

[Toma Ianos Navodeanu]

Da beide Kainiten demselben Drang unterlagen, sah womöglich auch Harl noch die ausgefahrenen Fänge in Paolos Mund. Jedoch war Toma zunächst überrascht davon, dass sich dieser Mann nicht wehrte gegen ihr plötzliches heranziehen, sondern sie auch noch enger fasste, was ihnen die Zeit gab, die scharfen Zähne des anderen in dessen Mund aufblitzen zu sehen.

Schnell ließen sie den Arm des Mannes wieder los und stießen ihn von sich. "Halt!"

Es hätte sie nicht gestört, wenn dieser unbekannte Kainit ihr Blut getrunken hätte, aber das Risiko dabei ausgetrunken zu werden, war es ihnen dann doch nicht wert. Sie wussten nicht mal ob das vor ihnen ein Kainit war. Die Zähne waren nicht normal für Kainiten, aber das waren ihre eigenen für eine lange Zeit auch nicht gewesen.

[Harl]

Rauschen von Brandung an harten Felsen. Druck der Wassermassen in der Tiefe. Überleben oder sterben. Der Druck, das Rauschen, sie schwollen an…

…und wieder ab. Harl stolperte im Sand zurück, fiel beinahe, fing sich mit einer Hand ab. Angespannt, halb geduckt stand er da und lauschte. Auf… und ab. Wellen rollten an den Strand und wichen wieder zurück. Auf und ab.

Er sah den Mann vor sich an. Zeigte seine Zähne, kurz. Sie waren wieder normal, vielleicht nur ein Alptraum aus dem Meer.

“Du bist stark”, sagte er leise, anerkennend. Die Gefahr war nicht vorüber, sie war nur nicht mehr so direkt wie ein eisenharter Griff.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma hatte sich instinktiv angespannt und in eine defensive Haltung begeben. Es konnte jederzeit geschehen, dass dieser Mann ihn doch plötzlich ansprang. War er gar ein Feind der Domäne? Ein Spion der Deutschen? Irgendwas völlig anderes?

Sie hassten es noch immer, wenn sie mit Du angesprochen wurden, aber hier wusste ohnehin keiner wer hier eigentlich wem gegenüber stand, oder?

"Und du kein Mensch...Wer oder was bist du? Deine Zähne sind ungewöhnlich."

[Harl]

“Deine auch”, vermutete Harl, der Tomas Zähne wahrscheinlich nicht gesehen hatte. Nicht in der Nacht, nicht so schnell und nicht gezeigt.

Doch Toma war stärker gewesen, also antwortete er. “Ich bin Harl.” Der Name rollte wie die Wellen, schwappte nass an den Strand, von der Tiefe hervorgewürgt.

“Ich bin… neu geboren durch Blut. Das vom Clan von Mond und Gezeiten.” Er neigte den Kopf etwas wie um zu lauschen, doch da war nichts zu hören außer dem Rauschen von Wind und Wellen, vielleicht noch das Wispern von Gräsern und Sträuchern landeinwärts und die kleinen Geräusche der Nacht.

“Wer bist du?”

[Toma Ianos Navodeanu]

Ah...also doch. Dennoch minderte diese gewonnene Erkenntnis Tomas Neugier nicht sofort. Dieses wahrscheinliche Mondkind war interessant und wer sie kannte, wusste dass sie ihre Finger nie bei sich lassen konnten, wenn jemand oder etwas ihr Interesse weckte.
Sie machten wieder einen Schritt auf Harl zu und begannen ihn neu zu begutachten und dabei langsam um ihn herum zu gehen.

"Ein Kind des Mondes? Ihr seid mir fremd...wann seid ihr angekommen. Seid ihr vorstellig geworden, Harl?" Sie wiederholten den Namen, der ihnen nicht vertraut war, um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig verstanden hatten.

Dann besannen sie sich wieder darauf, dass sie nicht mehr Toma hier draußen waren. Sie hörten auf ihn zu mustern und legten stattdessen ein breites Grinsen auf.

"Ich bin Paolo, ein neugeborener Wanderer."

[Harl]

Harl verfolgte die Schritte des Fremden mit. Als der andere begann, auf und ab zugehen, hielt er es ebenso: Eine Art, sich gegenseitig zu messen, in Schritten, in der Art, auf und ab. Das plötzliche Grinsen und der Wechsel im Verhalten entgingen ihm wohl nicht, denn er blieb stehen, als Paolo stehen blieb. Und er lächelte, als Paolo grinste. Und für den Moment sahen sie vielleicht beide so aus als wären sie zwei normale Leute.

Doch das hielt nicht lange. “Paolo”, rollte Harl den Namen von seiner Zunge. Er klang gegen das kehlige ‘Chhhawrl’ rungeschliffen und eigentlich ganz hübsch, wie ein Flusskiesel. “Fremd, ja”, bestätigte er dann.

“Vorstellig… ja. Im Haus zur Späten Stunde. Bei einem Mann mit Gedanken in seinen Händen. Fingerspitzen. Bunten Steinen. Gabriel Ducas. Kenn ...t Ihr ihn?” Er war auf Paolos "Ihr" und "Euch" umgewechselt, so gerade eben noch.

[Toma Ianos Navodeanu]

Mit Gedanken in seinen Händen....das verwirrte sie zunächst, doch als Gabriels Name fiel, war es ihnen klar. Die Art wie Harl sprach war interessant. Nicht so wie Menschen heute auf der Straße sprachen. Er musste wahrscheinlich selten sich unter diesen umtun und schon einige Jahrzehnte alt sein oder einfach wunderlich. Oder beides.

"Ja. Der neue Herold ist mir bekannt. Ihr seid also hier um zu bleiben? Woher kommt ihr?" Sein Name klang weder italienisch noch fränkisch, etwas nordisches oder eine Eigenkreation?

Sie kamen nicht umhin auch sein Augen zu mustern, deren eines blind oder immerhin beschädigt wirkte.

[Harl]

Die Art oder die Menge der Fragen schien Harl zu belustigen. Er gab jedenfalls eine Art Glucksen von sich, etwas feucht, mit einem wässrigen Rumpeln in den Lungen.

“Neuer Herold, hu? Wusste ich nicht”, kommentierte er das “neu”. “Kannte bislang gar keine.” Eine Pause. “Herolde.” Das schob er nach, weil der Satz sonst kaum Sinn ergab. “Ich bleibe. Wenn sie mich lassen.” Er zuckte mit den Schultern.

“Wenn ich dafür bezahle. Heh. Wie Miete. In Blut oder Zeit oder Sachen.” Harls Lächeln war eher hässlich, passend zu dem Gedanken einer Blutpacht. “Kennt Ihr wahrscheinlich, hn? Was wollten sie von Euch?”

[Toma Ianos Navodeanu]

"Hm...nur das was ich geben kann. Seltsame Vorfälle in der Domäne zu berichten. So wie ein halbnackter Mann der in der kühlen Nacht etwas Seltsames an einem Strand baut. Was werkelt ihr da und welche Aufgabe hattet ihr erhalten?" Fragten sie und schauten auf das unfertige Konstrukt.