[1085] Gott [Harl, Toma]

[September '23]
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Harl
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[1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Harl »

Zwischen Sancto Pedro de Arena und dem im Stillen so umkämpften Dörfchen Votori gab es eine lange, abschüssige Küstenlinie. Ein abschüssiger Weg schlängelte sich an ihr entlang, die Küstenstraße, die den Namen “Straße” kaum recht verdiente.
Bei Tage jedoch war der Ausblick auf das türkisblaue, ligurische Meer von hier aus atemberaubend. Bei Nacht konnte die schwarze See mit ihren im Mondschein silbergrauen Wellenkämmen gefährlicher wirken. Unergründlicher.

Aus dieser See kroch Harl in einer solchen Nacht. Es war kühl - kalt für lombardische Verhältnisse, denn der Jahreswechsel stand kurz bevor und die guten Christenmenschen erzählten sich die Geschichte von der Geburt des Heilands, um sich gegenseitig die Seelen zu erwärmen.

Doch hier draußen war es kalt und windig. Der Strand, an welchen Harl an Land kroch, war steinig, felsig und zerklüftet. Von oben war er nur schwer zu sehen und es gab keinen Pfad hier herunter. Man musste sich seinen eigenen Weg suchen, wenn man vom Land her hierher wollte, durch etwas winterkahles Gestrüpp und einen steilen Hang herunter. Harl war es egal, denn er hatte den Ort nicht gefunden, um ihn vom Land her zu besuchen.

Mit kalten, blassen Händen zog er angespültes Treibgut heran: Ins Meer gefallene Äste, vielleicht auch Teile von dem einen oder anderen Schiffswrack, Seetang und die toten, leeren Schalen zarter Muscheln. Hier war einer dieser Orte, wo die Strömung sich in ein paar Riffen fing und das Meer ausspieh, war es aus seinem launischen Griff freigab. Harl fand die zerfetzten Reste von einem alten Netz, ein von Salz und Wasser abgeschliffenes Stück Treibholz, schwarze Austernschalen, deren Inneres selbst im schwachen Licht schillerte, grün bis violett.

Er begann, seine Funde zwischen zwei höhere Felsen zu zerren, wo der Wind sich brach und heulte. Dort schichtete er sie auf, verkeilt zwischen Stein, wellenumspülten Grund und offenem Himmel.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Dies waren Gebiete, die sie so gut wie nie aufgesucht hatten. Dennoch verband sie etwas mit dieser Küste. Auch wenn es nur Holz war, was sie fühlen konnten, immerzu, spürten sie ihre eigene Anwesenheit hier. Wie eine Markierung.
Wie hätten sie das je in Worte fassen können, was mit ihnen geschehen war, wie es sich anfühlte geteilt und doch eins zu sein. Überall zur selben Zeit.

Doch sie waren nicht deswegen hier. Sie hatten kein Ziel. Das Tier brauchte einfach nur Freiheit. Sie tätschelten den Hals des Pferdes, das ihnen nun schon so viele Jahre treu zu Diensten war und ihr Unleben gerettet hatte.
Es war deutlich massiger und größer, als seine nicht unsterblichen Artgenossen. Ihr Blut hatte es stärker gemacht und immer mehr verändert. Würde ihr spezielles Blut eine noch größere Veränderung auslösen in Zukunft?

Sie waren also einfach nur durch die Nacht geritten. Im hellen Mondlicht war die karge Landschaft am Rande der Küste gut einzusehen gewesen.
Für ein paar Stunden waren sie unterwegs gewesen, bis sie sich an den kleinen Klippen der abfallenden Steinküste eine Pause gönnt hatten.

Toma saß an der Kante des Hangs, der den Küstenstreifen überblickte und hatte aufs Meer hinaus gesehen, als sie einer Bewegung unter ihnen gewahr wurden.
Ohne sich zu bewegen beobachteten sie was da unten vor sich ging, während das Pferd weiter hinter ihnen Blätter von einem Baum zupfte.

War da was? Sie blickten in die Schatten zwischen den Felsen dort unten und waren sich nicht sicher, aber meinten, dass sich da was bewegt hatte? Vielleicht nur Gestrüpp oder ein Tier.

Instinktiv blickten sie genau hin. Verstärkt durch die Macht ihres Blutes, schälten sich die Schatten von den Felsen und offenbarten mehr Konturen, die vorher nicht sichtbar gewesen waren.*

Hu...ein Mensch? Sie konnten deutlich die blasse Haut reflektiert vom Mondlicht schimmern sehen und die grobe bipedale Form. War er tot?
Hm...nein, er bewegte sich. Aber was machte ein halbnackter Mensch dort unten? Etwas verstecken?

Sie wollten eigentlich ungern hinunter klettern und damit riskieren aufs Gesicht zu fallen, aber ein einzelner Mensch so unbewacht war natürlich eine reizende Beute und wenn er was Geheimes und damit verbunden, was Verbotenes dort tat, war das doch mehr als interessant.

Zunächst beobachteten sie den Mann weiterhin.
Wie war er eigentlich dorthin gekommen? Sie sahen kein Boot.

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Harl
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Harl »

Mit kräftigem Körpereinsatz und in den steinigen Grund gestemmten Füßen zog und zerrte dieser Mann gerade ein noch mit Wasser vollgesogenes und darum schweres Stück Treibholz zwischen die beiden Felsen. Er stemmte sich mit der Schulter dagegen, zischte und presste die Zähne aufeinander und wuchtete es mit Mühe aufrecht. Es drohte, sofort wieder zu kippen, doch er hielt dagegen und versuchte wohl alles, um es irgendwie dort zwischen den beiden Felsen zu verkeilen.


Als das schließlich irgendwie gelang, schob und scharrte er mit seinen bloßen Händen losen Sand und Steine um den Fuß des Treibholzes herum, so dass es vielleicht etwas fester stand. Doch es war recht offensichtlich, dass der nächste Sturm in Wind und Wellen es wieder umreißen und wahrscheinlich ganz fortreißen würde.

Und dennoch mühte der Mann sich beträchtlich. Er hielt auch nicht lange inne, musterte sein “Werk” nur eine kurze Weile und begann dann, zwischen den abgeschliffenen Steinen des Strandes herum zu suchen. Er nahm diesen und jenen in die Hand, hielt ihn hoch, wog ihn, warf ihn wieder fort, suchte sich den nächsten. Offenbar war er auf der Suche nach irgend etwas bestimmtem.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma spielte einen Moment mit dem Gedanken dem Mann einen Stein an den Kopf zu werfen. Vielleicht könnten sie ihn direkt damit bewusstlos schlagen, aber wahrscheinlicher war, dass es nicht gelang.

Sie fanden es sonderbar was er da baute. Oder markierte er etwas?

Stattdessen standen sie also auf und suchten sich einen möglichst sicheren Weg hinab in diese Senke auf einer Seite, die dieser Mann nicht gerade einsah.

Jedoch gab es keinen richtigen Weg. Man konnte nur mehr oder weniger gut an der felsigen scharfkantigen Wand herunterklettern. Immerhin waren die Felsen groß genug, dass man sie gut greifen konnte. So kamen sie unbeschadet unten an.

Sie schauten sich dann um was der Mann nun tat und ob er sie bemerkte. Dabei gingen sie auch einfach zielgerichtet auf ihn zu.
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Harl »

Mittlerweile hatte der Mann einen dunklen Stein in der Hand und sah ihn sich an, fuhr mit den Handflächen und dann mit den Fingern darüber. Faustgroß, in etwa, dunkel und mit hellen Adern durchsetzt.

Doch als Toma sich näherte, drehte er sich um, nicht ganz in seine Richtung. Er blieb etwas abgewandt, schien eher zu Lauschen als zu sehen. Auf einmal hatte er einen Stein in der Hand als wäre es eine Waffe so wie Kain mit einem Stein seinen Bruder erschlagen hatte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schaute recht unbekümmert auf den Stein. Der würde sie kaum umbringen können, dennoch wollten sie ihn dennoch nicht abbekommen, wenn es sich vermeiden ließ. Die sonderbare Haltung des Mannes fiel ihnen auf. Warum sah er nicht hin wenn sich jemand fremdes näherte? Er war doch nicht blind? So könnte er kaum hier draußen gelandet sein und überlebt haben. Dieser Kerl war aber auch eine seltsame Erscheinung. Gut sah er nicht aus, aber so als könnte er zäher und gefährlicher sein als er zunächst wirkte.

"He. Ich bin nur neugierig was ein Mann hier allein in der Dunkelheit in dieser Senke baut. Kein Grund mit Steinen zu werfen."
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Harl »

Jetzt wandte er sich ihm zu oder vielleicht folgte er damit auch einfach Tomas Stimme. Er wog den Stein in der Hand, schien wortwörtlich abzuwägen.

Dann gab er sich einen Ruck. “Warum… baut ein Mann in der Dunkelheit ein Ding aus der See?”, fragte er. Seine Stimme klang kehlig und rauh, doch vor allem war es die Sprechweise, die merkwürdig war. Ein eigenartiger Rhythmus, auf und ab, der sonst nicht in die italienische Mundart gehörte.

“Warum kommt ein Mann in der Dunkelheit, um es zu sehen?”, fragte er dann. Wieder wog er den Stein in der Hand. Und erneut gab er sich wohl einen Ruck und hielt diesen Stein Toma hin.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Vermutlich hatten beide Kainiten dieselbe Idee, natürlicherweise dieselbe Gier, die vor allem Toma überhaupt dazu veranlasst hatte sich diesem Mann zu nähern und nicht daran dachte, dass sie auch einem Kainiten gegenüber stehen könnten.
Nicht jeder wirre Obdachlose der in Müll und Trümmern wühlte war gleich ein Untoter, eher war das doch sehr unwahrscheinlich.

"Zufall."

So griffen sie nach dem Stein aber nur um ihn diesmal doch auf den Mann einschlagen zu lassen...
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Harl
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Harl »

Ein Sekundenausschnitt:

Harls Plan war ein ganz ähnlicher. Er drückte ihn in Tomas Hand, nur um in derselben Bewegung dessen Unterhand zu greifen. Seine Hand, kalt, sandig, feucht von all der Zeit im Wasser, glitt über die Haut.

Es war nur ein kurzer Moment. Intensiv, Sandkörner unter den tastenden Fingern. Er konnte die feinen Härchen spüren, die Paolos Unterarme bedeckten. Wollte die Hitze der Muskeln spüren, die Linie von Adern und Venen an der helleren, zarteren Innenseite des Unterarms. Er wollte den Druck des Blutes spüren, das die Muskeln versorgte. Wie stark war der Mann? Wie---

Harl griff noch einmal nach. Fühlte... etwas anderes als er wollte. Kalt. Es war kalt.

“Ssssshhhh…”, gab er von sich, ein Zischen wie Gischt und Meerschaum.

Spoiler!
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1085] Gott [Harl, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Überrascht von dem plötzlichen Griff, ließen sie den Stein fallen und griffen ihrerseits zu, sodass sich die beiden Männer ungewollt eine Art nordische Begrüßung gaben.

Toma hingegen realisierte nicht sofort, dass die Hand des Mannes, die sie da einfach betatschte genauso kalt war, wie ihre eigene Haut. Oder viel mehr, erschien es ihnen auch nicht ungewöhnlich, dass ein halbnackter, nasser Mann, der in der Nacht herumlief, kalt war. Aber fror er denn nicht? Doch zu vielen Überlegungen hatten sie in diesem kurzen Moment keine Zeit.

Toma zog den seltsamen Kerl an sich heran...

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