[1086] Vorbereitung [Arash, Harl]

[Harl]

Harl mochte solche Klänge, die von fernen Ländern erzählten, wo das Leben einen anderen Rhythmus hatte, wo die Sterne anders standen und der Wind andere Gerüche mit sich trug. So folgte er dem Vierten ein wenig langsamer und war sich nicht sicher, ob er wollte, was der andere wollte, sich zeigen und das Lauschen zerbrechen.

Doch er hatte Handel gemacht und der andere war kein Feind. Harl war nicht länger allein. Hier waren andere und sie wollten ihre eigenen Dinge.

Es fühlte sich an als würde er aus der Tiefe heraus auftauchen. Das Gewicht der Wasser wurde geringer, die Bewegungen leichter. Es war als würde er aus den Schatten heraus fließen, in die keiner blicken wollte. Und dort kauerte er.

Arash stand ein paar Schritt weit entfernt und sah in eine andere Richtung, also versuchte Harl, seine Zunge um ein paar der Silben zu legen, die er eben gehört hatte:
“Zdraveĭte”, sagt er. Es klang wie ein s-droo-wu-eeh-te, nicht ganz richtig, aber die Melodie der Sprache war nicht ganz verschwunden. Hallo.

[Arash]

Arash wirbelte herum, als er das Wort in seiner Heimatsprache hörte. Zwar klang es nicht richtig. Die Betonung war falsch, aber die Melodie war geblieben. Mit gefletschten Zähnen und rotglühenden Augen blickte er in die Dunkelheit, bis er Harl offenbar erkannte und sich seine Aggression wieder legte. Die Zähne wurden nicht mehr gefletscht und auch seine Augen verloren ihr rotes Glimmen.

"Harl!" knurrte er. "Ich habe mir schon gedacht, dass du das bist. Scheinbar war der Jäger immer auf der Hut. "Gut das ich dich treffe. Es gibt Neuigkeiten. Lass uns ein paar Schritte gehen." Arash machte eine einladende Handbewegung und setzte sich sogleich auch in Bewegung. Weg vom Dorf, weg vom Wasser. Ins Landesinnere.

[Harl]

Harl duckte sich tief, als Arash herumwirbelte. Das Glühen dieser Gangrel-Augen war etwas, das er kannte, das er fürchten gelernt hatte. Vielleicht war es so, damit es Furcht sähte? Ein brennender Blick.

Doch solange es nicht schien als wäre etwas im Argen, ließ er seine Glieder wieder entspannter werden. Er stand auf und gesellte sich zu Arash. “Neuigkeiten”, sagte er. “Deine Leute?” Er machte eine Geste zurück, in die Richtung der drei Späher oder Waldläufer.

[Arash]

Arash nickte. Ob das nun auf die Waldläufer oder Neuigkeiten bezogen war, lies der Gangrel wohl erstmal offen. "Ja. Emma scheint sich inzwischen eher in Richtung Nervi zu orientieren. Die werte Roya hat dort Löcher gefunden, von einem Kainiten der sich dort tagsüber eingegraben hat. Das passt zu dem was sie hier bereits getan hat." er knurrte wieder. Wütend aber vermutlich eher auf Emma, als auf Harl. "Wir müssen das Jagdgebiet eingrenzen, wenn wir sie stellen wollen." Diese Information lies er kurz in Harls Verstand sickern. Gab dem Malkavianer Zeit sich selbst ins Bild zu setzen, bevor er fortfuhr. "Irgendwelche Ideen für einen Köder?"

[Harl]

Darüber dachte Harl eine Weile nach. Er ging stumm neben Arash, nackte Füße auf kühlem Waldboden. Er trug noch immer die hastig übergeworfenen, gestohlenen Kleider, doch scherte sich wohl herzlich wenig darum, wie das aussehen musste.

“Ich weiß zu wenig”, meinte er dann. Wieder ein paar Schritte. Dann fragte er:

“Warum Nervi.” Er hob einen Hand und dann die zweite, weit von der anderen entfernt wie um die weite Entfernung nach Nervi anzudeuten.
“Wie sehen die Spuren aus.” “Wo genau sind sie. Wie dicht beieinander. Was ist dort in der Nähe. Weshalb dieser Ruheort und nicht ein anderer. Was verrät es als Ruheplatz von Emma und nicht einem anderen.”
Er zählte diese Fragen herunter, leise, methodisch. Wahrscheinlich konnte er noch weitere hinzufügen, doch er tat es nicht. Er wusste zu wenig und das war nun deutlich genug.

“Ein Köder ist alles, was die Beute genug will, dass sie es schlucken will. Und dann schluckt.” Er sah Arash von der Seite her an.
“Jeder will etwas. Wenn Emma ein Jäger ist, dann ist ein Köder etwas Gestohlenes. Etwas, das ihr gehört hat. Dass sie nicht verteidigen konnte. Heh. Hn.” Sein Blick ruhte bleich und durchdringend weiter auf Arash als wüsste er bereits, wie er diesen Ködern würde, wenn er musste. Doch Harl musste nicht, denn sie gingen Seite an Seite. Also sprach er es nicht aus.

“Jeder hat Schwächen. Achilles’ Ferse.”

[Arash]

"Warum Nervi, ist auch was ich mich frage." erwiderte Arash ohne vorerst weiter auf Harls Fragen einzugehen. "Eigentlich ist es sinnlos für sie, außer sie kommt aus Richtung Rapallo. Möglicherweise ist es also auch ein anderer Kainit." Er zuckte mit den Schultern. "Der Bericht von Roya deutet auf Emma hin." er legte den Kopf langsam von links nach Rechts. "Löcher gegraben zum Übertagen. Sie hat Roya beobachtet, ohne das Sie denjenigen der sie beobachtet hat ausfindig machen konnte. Keine weiteren Spuren. Alles Sachen, die ich bereits bei der Jagd auf Emma festgestellt habe."

Über den Köder dachte er weiter nach. "Sie sucht Wissen. Immerhin ist sie eine Nosferatu. Möglicherweise können wir ihr auch etwas stehlen." Der Gangrel grübelte und ging dabei weiter. Harl war da, dass war ihm klar und sicher konnte der Malkavianer seine Überlegungen einstreuen. Aber gerade sprach er ihn nicht direkt an.

[Harl]

“Wissen.” Harl gab ein vages Schnaufen oder Seufzen von sich. “Zu weit. Kann alles sein. Politik-Sachen? Kriegt sie hier nicht. Vielleicht Sachen über dich. Du bist ihr Gegenstück hier.”
Er rieb sich das Kinn. “Doch sie hat deine Ghule bislang nicht angerührt. Warum nicht? Sind offen und einfach genug. Vielleicht… hn. Vielleicht will sie die Konfrontation nicht auf die Spitze treiben. Kann es nicht. Darf es nicht?” Er überlegte halblaut, schien aber auch nicht zu erwarten, dass Arash unmittelbar antwortete.

“Savona hat nicht viele …hn. Kainiten. Brimir tot, sagst du. Diese Emma. Konrad il Tedesco. Der Fürst selbst, Ancilla. Keine Ahnen, von denen ich weiß. Sieht beschissen aus für einen Krieg. Wäre der kürzeste Krieg aller Zeiten. Aber sie haben eine …ugh… eine Front aufgemacht. Warum, hn? Warum?”
Er zupfte sich an seinem Bart und zuckte dann mit den Schultern. “Schlaue Fragen, die keine Jagd machen.”

“Kannst du rausfinden, ob sie Ghule hier hat? Tiere, meine ich. Wenn sie hier draußen läuft, dann kann gut sein, dass sie welche hat. Und dir liegt’s im Blut, das Fragen. Wenn eine wie sie mit gebundenen Jägern läuft… hn. Fliegt? Vielleicht hat sie auch Augen oben… .” Er sah sich mißtrauisch um.

“...wenn wir sowas finden und packen können. Das ist ein Köder.”

[Arash]

Arash machte eine Ausholende Handbewegung, bevor er antwortete. "Die Front haben sie aufgemacht, weil sie sich zu den Tedesci zählen. Ventrue von Jenseits der Berge, die nach Italien drängen. Und nicht nur Genua, sondern auch Mailand unter Druck setzen." er zuckte mit den Schultern. "Außerdem wurde das Kind des Prinzen vor einigen Jahrzehnten wie ein Hund mit dem Bogen erlegt, als er im Zuge des fünftägigen Krieges, versucht hat ein Dorf einzunehmen. Ist ihm nicht gelungen. Man könnte also Rache vermuten."

So legte Arash Harl vorerst sein Wissen um Politik vor die Füße. Es war nicht viel und vieles war Vermutung. Aber eventuell auch eine Erklärung. Dann legte er nachdenklich den Kopf schief. "Hrm. Die Wölfe...sind aber eher entbehrlich...Mernschen?" er schüttelte mit dem Kopf. "Menschliche Ghule nicht das ich wüsste, aber das wäre interessante Beute. Es gibt weiter die Straße Richtung Savonna einen Wehrturm, der mit Soldaten besetzt ist. Ich vermute dort einen ihrer Ghule oder Blutsdiener. Das würde aber sehr die politischen Strömungen auch in der sterblichen Welt in Wallung bringen." er schüttelte erneut den Kopf. "Keine gute Idee. Aber ich werde die Tiere fragen. Das letzte Mal als sie hier war, hatten alle Tiere Angst vor ihr. Ein unsichtbarer Schatten. Aber sie spricht mit ihnen."

[Harl]

“Interessant”, meinte Harl zu diesen Erläuterungen um Savona. Und schien es wirklich so zu meinen. “Wie offene Messer. Unter Ventrue… heh. Selten. Sie halten sonst dicht untereinander.”

“Ich kannte auch solche. Tedesci. Auf Korsika. Bis Pisa kam… .” Er machte eine Geste mit dem linken Arm wie eine Welle, die über das Gesagte - oder über Korsika - hinwegspülte.

Doch Arashs Kommentare über Ghule, die menschlichen und die tierischen, ließen ihn wohl aufhorchen. Und er fragte nach: “Würde es für dich einen Unterschied machen, ob sie dir deine Menschen-Ghule stiehlt oder deine Tier-Ghule?”

[Arash]

Arash zuckte auf Harls Worten hin mit den Schultern. "Sie kann mir nichts nehmen, was ich nicht habe." Er hob eine Hand mit zwei Fingern. "In Genua sind uns Gangrel nur zwei Ghule oder Blutsdiener erlaubt. Deswegen sind meine Waldläufer auch nicht eingeweiht, sondern nur mein Ghul Violetta." Weiter ging er neben Harl her. "Wo wäre also der Unterschied? Ich hatte schon einige Tierghule. Einen Bären, Wolf, Rabe, Otter..." er zuckte mit den Schultern. Tierghule haben oft einen eingeschränkten nutzen und ich kann Tiere auch ohne mein Blut dazu bringen zu tun was ich möchte. Ganz ohne Zwang." er zuckte erneut mit den Schultern. "Sollte sie sich an meinen Ghulen vergreifen, werde ich sie ohne umschweife töten."

Er sagte dies absolut trocken und ernst. Der Gangrel machte hier scheinbar keine halben Sachen.