[1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

[Oktober '23]
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Agnellina
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Agnellina folgte der einladenden Geste. Sie ließ sich auf ihre Knie nieder und setzte sich auf die Unterschenkel, drückte dabei ihre Füße in den Boden. Ihre Aufmerksamkeit und ihr Blick fokussierte sich mal während Royas Ausführungen mal auf die erzählenden Lippen, mal auf die bewegende Hand und dann wieder direkt in ihr Gesicht.
Als Roya ihr den Stein hinhielt, nahm Agnellina ihn zögernd in ihre Hand und wog ihn darin. Sie fühlte das kleine Gewicht und betrachtete die Kanten, wie auch die farbige Maserung des Steins.
“Danke sehr.“, sagte sie leise und wertschätzend ob dieser Geste. Sie wandte kurz den Blick zurück in Richtung der Ortschaft, aus der sie gekommen war und lauschte in die Dunkelheit, wenngleich sie vermutlich nur das Rauschen der Wellen hören würde. Dann sah sie Roya wieder direkt in die Augen, der Blick wirkte klein, von unten her, Unheil schwanend.
“Erwartet mich Ungemach?“, fragte sie mit leiser Stimme.
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Roya
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

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„Das hängt ganz davon ab, wer du bist. Wer dich zeugte. Wer dich freisprach. Und wem du die Treue geschworen hast.“ Ruhig lagen die Augen der Malkavianerin auf ihrem Gegenüber. „Oder auch, ob du dich und dein Kommen angemeldet hattest.“

Ihre Hand deutete weiterhin offen und einladend in Richtung der Fremden. „Du darfst noch einmal versuchen dich vorzustellen. Dieses Mal jedoch vollständig.“ Ihre Worte wirkten freundlich und doch lag unter der rauen Stimme eine Bestimmtheit, die kein Nein dulden würde.
Am Ende einer Nacht sollten deine Füße dreckig sein, dein Haar zerzaust und deine Augen leuchten.
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Agnellina
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Agnellina »

Agnellina schluckte, wisperte eindeutig zu sich selbst: „Ich kann das.“ und stand auf. Den Stein behielt sie in der rechten Hand, ihre Finger umfassten ihn fest und sie drückte ihn gegen den Bauch, als sie mit dem Kopf verneigte und dabei zugleich knickste. Andächtig sahen ihre Augen zu Royas Hand. Das sterbliche Handgeben selbst war bei ihr verschwunden, diese Muskeln zuckten nicht mehr in der Erinnerung an die Abläufe bei der Begrüßung. Hier hatte sich das Raubtier breit gemacht, welches keinerlei Wunsch nach einer Berührung eines anderen in sich trug, diese sorgfältig vermied und den gebührenden Abstand zum anderen Raubtier einhielt. Doch das Knicksen als weibliche, servile Höflichkeitsgeste war erhalten.

„Ich bin Neugeborene vom Clan des Tieres und werde Agnellina genannt.“, antwortete sie konzentriert. „Tomei zeugte mich. Freigesprochen wurde ich in Novara.“ Sie hielt kurz inne und sortierte die Bezeichnungen im Kopf. Dabei tippte ihre linke Hand einmal leicht gegen ihre Stirn, wo die Spitze des Zeigefingers etwas vom Ruß verwischte. Dann führte sie die Hand mit dem Umweg über die Schulter zur Brust und tippte dort auch einmal gegen, bevor sie sie wieder sinken ließ.
„Vom höchstverehrten Prinzen von Novara, dem verehrtem Ancilla Marciano Rusconio vom Clan der Schatten.“ Vollständig. dachte sie und bemühte sich den für sie ziemlich bedeutungslosen Wust an Namen und Bezeichnungen zu memomieren.
„Kind des Fürsten Totila von Mailand, Ahn des Clans der Nacht aus der Linie des Boukephos, Herr der Lombardei und Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung.“
Agnellina holte zwei Atemzüge lang Luft.
„Ich bin mit Segen und Erlaubnis in der Domäne, denn ich habe mich vorgestellt und um die Gastfreundschaft gebeten, wie es die Traditionen und Gesetze fordern.“
Sie verharrte kurz schweigend, richtete sich dann wieder aus der Verneigung auf und sah Roya an. Die rechte Hand sank ebenfalls, doch die Finger betasteten und streichelten die Unebenheiten des Steines darin.
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Roya
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Roya »

Roya nickte leicht, nachdem Agnellina geendet hatte und erhob sich ebenfalls. Dass Reste des Sandes dabei in und an ihrer Kleidung kleben blieben, störte die Malkavianerin dabei wenig. Stattdessen legte sie ihre einstmals ausgestreckte rechte Hand flach auf ihre Brust. „Ich bin Roya, Neugeborene des Clan der Malkavianer, Kind von Jamal ibn Nalut, singender Stern des Westens, Ancilla des Clan der Malkavianer.“ Entgegen Agnellinas Vorstellung folgte bei Roya kein Prinz, der sie freigesprochen hatte, als wäre dies ein Umstand, der für sie nicht länger relevant war. „Meine Aufgabe ist es, die Geissel zu unterstützen.“ Aufmerksam musterte sie ihr Gegenüber, ins Besondere, wie deren Finger mit dem Stein spielten. „So du bist neu in Genua, ja?! Hasst du die Tedeschi ebenso wie der Enkel von Totila? Oder gehörst du ihnen an?“ Ihre Frage klang wertungslos, ganz so, als würde sie weder das eine noch das andere präferieren. Dennoch wirkte sie weiter interessiert an der nun nicht mehr ganz Fremden.
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Agnellina
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Agnellina »

Die Lippen wiederholten tonlos den Namen ihrer Gegenüber und versuchte auch den Rattenschwanz an folgenden Bezeichnungen stumm nachzusprechen.
Ihre Augen hafteten auf Roya und ihren Bewegungen, doch sie wich nicht zurück und zeigte auch keine Drohgebarden, sondern stand still. Bis auf das Unruhe verratende Zucken ihrer rechten Hand. Der Daumen, der Zeigefinger und der kleine Finger hielten den Stein fest, die restlichen beiden Finger strichen monoton in kleinen sich wiederholenden Bewegungen über die Struktur.
„Dies ist der zweite Frühling, den ich in Genuas Landen erwachen sehe.“, grenzte sie ihre Anwesenheitszeit ein. “Ich hasse nicht. Hass zerfrisst Herz und Seele.“, erklärte Agnellina. Nicht entrüstet, doch sie wies dieses Gefühl bestimmt von sich. “Die Tedeschi kenne ich nicht und auch den Enkel von Totila kenne ich nicht. Ich bin vom Clan des Tieres. Denen gehöre ich an.“, versuchte sie Royas Frage zu beantworten, die sie weder im Sinn noch im Ausmaß wirklich begriff.
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Roya
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Roya »

Roya gab einen nachdenklichen Hm-Laut von sich ob der Aussage, dass Agnellina den Gangrel angehöre. Ihr Kopf war dabei zur Seite geneigt, während sie sie musterte. Doch die Malkavianerin fragte nicht weiter nach, sondern zuckte nur mit den Schultern und beließ es schließlich dabei. Stattdessen interessierte sie eine andere Aussage der Gangrel weitaus mehr, ihr verschmiertes Kreuz dabei betrachtend. „So du sagst du hasst nicht? So aber Jemand kommt und deine Herde auf grausame Weise richtet. Ihr Blut nutzen, um böse Dinge zu tun. Würdest du dann noch immer nicht hassen?“
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Agnellina
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Agnellina »

Mit angespannter Haltung verharrte sie weiter vor ihr und ließ sich mustern. Das Lächeln der Zufriedenheit und guten Laune hatte in den letzten Minuten der Mimik von Besorgnis und Unruhe Platz gemacht. Die Unruhe fand in den Bewegungen der Finger ihr Ventil und so war der Rest relativ starr.
Sie antwortete nicht sofort, schien sich die geschilderte Situation zunächst vorzustellen.
„Ich wäre wütend. Ich wäre traurig. Ich wäre verärgert. Aber ich glaube nicht. Ich würde nicht hassen wollen. Ich weiß es nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Tote Schafe, ja. Aber böse Dinge mit ihrem Blut? Wir trinken es und es nährt uns. Die Menschen kochen und backen es, es nährt sie auch. Vergießen wäre eine Verschwendung. Vielleicht die Vliese ruiniert, auch schade... doch alles nur Dinge, die die Sterblichen brauchen.“
Agnellina dachte nach, aber es fiel ihr nichts ein. Schafe waren Tiere, denen man in ihren Augen nichts schlechteres als ihre anstrengende Haltung durch ihr beständiges Streben den Tod und Weg zu Gott zu suchen nachsagen konnte. Schafe waren mit Unschuld und Artigkeit, aber weder mit Klugheit noch mit sonderlichem Geschick gesegnet, sodass man sie aufmerksam hüten und hegen musste.
Sie zuckte mit den Schultern und hob die Hand mit den Stein, sodass dieser auf der offenen Handfläche zu liegen kam. Sie lockerte ihren Griff darum, doch nicht so, als würde sie ihn Roya zurückgeben wollen. Vielmehr präsentierte sie mit ihm den Quell ihrer Ungewissheit und brachte ihre Frage wieder auf.
„Nun weißt du, wie man mich ruft und wessen Blut ich bin, Mütt… werte Roya. Ich habs dir ehrlich gesagt. Was wirst du nun tun?“
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Roya
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Roya »

„Krebse fangen.“ Ein entspanntes Lächeln fand auf ihre Lippen, während sie hinter sich deutete. Einzig ihre grauen Augen spiegelten eine gewisse Achtsamkeit vor ihrem Gegenüber, als sie ihren Blick nicht dorthin wandern ließ. Dann zuckte sie leicht mit den Schultern. „Oder noch etwas mit dir sprechen, so du möchtest. Ich bin selbst erst…“ Roya nutzte ihre Finger, wie Kaufleute es taten, so sie etwas zählten. „Acht Jahre hier, so ich kann dir nicht viel erzählen.“ Offenkundig war die Malkavianerin jedoch nicht in Eile. Oder aber sie nahm sich die Zeit. „Aber die Nacht ist noch jung. So. Es liegt an dir.“
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Agnellina
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

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Langsam nickte Agnellina und ein wenig von der Anspannung verflüchtigte sich aus ihrer Haltung, als sie Royas Antwort hörte.
„Für wen fängst du die Krebse? Ich könnte versuchen dir zu helfen. Oder ich kann auch ganz still sein. Dann kannst du beides tun, Krebse fangen und reden. Oder hören die gut?“
Sie schob den Stein aus ihrer Hand in das um ihrer Oberbekleidung überkreuzt geschlungene, wärmende Tuch. Es bot mit der Wicklung zumindest für kleine Dinge ein wenig Platz. So hatte Agnellina die Hände wieder beide frei.
“Acht Jahre heißt, du hast dem Herold zwei Herzen bringen können.“, stellte sie fest und es klang anerkennend. “Und in meinen Augen siehst du ziemlich fremd aus. Du hast also einen längeren Weg hinter dir, auf dem du sicher einiges gesehen hast. Oder von diesem singenden Stern würde ich gern hören, von dem du gesprochen hast. Oder die Geschichte von den Tedeschi und dem Enkel.“
Neugierig schlug Agnellina diese verschiedenen Dinge vor, die ihr in Auge und Ohr gesprungen waren.
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Roya
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Re: [1086] Frühling in Genua [Agnellina, Roya]

Beitrag von Roya »

„Was interessiert dich denn am Meisten davon?“ Fragend blickte sie auf die Gangrel, ihr die Wahl lassend, worüber sie sprechen wollte. „Für alles ist die Nacht zu kurz. Aber eins zuvor, wieso sollte ich dem Herold zwei Herzen gebracht haben?“ Verwirrt blickte sie auf Agnellina. Dann schüttelte sie den Kopf. „Musst du etwa so etwas tun? Ist es deine Aufgabe? Und welche Herzen?“

Dann legte sie ihre Hand auf die Stelle, an der einst ihr Herz geschlagen hatte. „Ich kam einige Nächte vor dem Hof in Genua an. So ich wurde nicht von einem Herold empfangen, sondern von dem Prinzen selbst. Ich stamme von jenseits des Meeres. Einer Stadt im Gebirge, die sich El Djelfa nennt. Sie ist viele Nächte mit dem Schiff und noch mehr Nächte über karge Ebenen entfernt. Die Leute dort sehen alle mir ähnlicher denn dir.“

Dann sah sie auf den Strand leicht hinter sich. „Ich fange die Krebse heute für Tauben. Ich möchte sehen, ob sie im Winter, wo es wenig Korn gibt, auch Krebse fressen. So ich brauche nicht viele. Aber ob sie gut hören.“ Roya wog ihren Kopf nachdenklich hin und her, während sie ihr Gegenüber musterte. „Es heißt Gangrel können mit Tieren sprechen, so ich denke, du kennst die Antwort besser als ich.“ Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern, als sie nicht wusste, wie gut Krebse hörten oder nicht. Oder ob es ihnen vielleicht einfach egal war.
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