[1086] C'era una volta il Platealonga [Angelique, Allegra]

[Allegra Aldighieri]

Über das Elysium geht ein Schreiben an Angelique ein. Seit ihrem letzten Zusammentreffen mit Allegra hat diese sich in der Schreibkunst stark verbessert. Die Rechtschreibung ist ebenso sauber und tadellos wie das Schriftbild, mit einer femininen Verspieltheit.

Wohlwerte Angelique, Neugeborene des Clans des Mondes,

ich muss Euch dringend in der uns beiden bekannten Sache sprechen.

Lasst Euch versichern, dass der Abend ganz anders verlief als von mir geplant - ich wollte Informationen haben, nicht überhastet mit einem ausgewachsenen Mann als Gepäck durch die Gassen hetzen müssen.

Trefft mich in drei Nächten um Mitternacht im Elysium. Was ich in Erfahrung gebracht habe, ist zu ungeheuerlich, um es dem Papier anzuvertrauen.

Allegra Aldighieri, Neugeborene des Hauses Kappadozius

[Angelique]

Oh, ja, Angelique war sogleich in drei Nächten zur Stelle. Überpünktlich, noch vor Mitternacht, wartete sie im Garten.
Sie war immer noch empört genug, ihre eigene Paranoia bezüglich des unglücklichen Zwischenfalls vor einiger Zeit hier, zurückzustellen.

Wie sie es Arash versprochen hatte, war sie im Kleidchen und ganz die kleine Lady, die sie ihrem hohen Alter nach auch sein sollte.

[Allegra Aldighieri]

Auch Allegra erscheint zum Treffpunkt - nicht ganz so überpünktlich, aber doch ein wenig vor der Zeit.

Kein einziges buntes Tuch ziert sie. Stattdessen trägt sie ein langes schwarzes Kleid, und hat ihre sonst so stolz offen getragene Lockenpracht mit einem schwarzen Netz gebändigt.

Auch die Grundfröhlichkeit, die sie sonst so auszeichnet, ist komplett abwesend. Stattdessen schaut sie Angelique mit einer gewissen Grimmigkeit an, als sie ihr gewahr wird, und nickt ihr förmlich tief zu.

"Die Nacht zum Gruße, wohlwerte Angelique. Es ist gut dass Ihr die Zeit gefunden habt, auch wenn der Anlass unerfreulich ist."

[Angelique]

"Shiavo, werte Allegra von Hohen Haus Kappadokiens. Ich bin begierig zu erfahren, was hinter dem so skandalösen Verschwinden eines Sterblichen steckt, von dem selbst die schlauen Gassenjungen des Hofes der Wunder zu tratschen wussten.

Diese Sterblichen dienen in Bereichen, die man als mein Revier betrachten würde, um mal die Termini der Gangrel zu bemühen. Es wäre ungezogen, wenn diese Entführung unbedacht die Sterblichen auf uns und unsere Kräfte aufmerksam macht.

Ich brenne also auf eine gute Geschichte, junge Dame!"

Sie war ganz das süße Kind, aber manch Sterblicher und sogar manch Vampir schauderte oft von unheimlichen Kindern, besonders wenn sie sich süß gaben.

[Allegra Aldighieri]

Allegra greift ins Leere beim Versuch, an einer Locke zu spielen - ein Manierismus von ihr, wenn sie nachdenkt.

"Sterbliche, die man für solche Dinge einspannt, sind wie Hunde. Sie beißen und sind umso gefährlicher, je größer sie sind - und wenn niemand hinter ihnen steht, glauben sie dass sie machen können was sie wollen."

Die Kappadozianerin macht eine kurze Pause - eine menschlicher wirkende Kainitin hätte an dieser Stelle durchgeatmet.

"Eude ist Teil einer Gruppe Söldner. Einer Gruppe Söldner, die sich regelmäßig junge Frauen schnappt und sie schändet, zu ihrem eigenen Vergnügen. Junge, einzelne Frauen, denen niemand glaubt, weil Eudes Gruppe sich gegenseitig deckt."

Allegras Augenbrauen verengen sich, und sie blickt stinkwütend.

"Ihr Name war Esther. Und sie konnte sich an niemand anderes wenden als an mich, um Gerechtigkeit zu erfahren.
Eigentlich wollte ich nur weitere Namen aus ihm rausprügeln, von seinen Mittätern. Aber als ich ihm ins Gesicht geschaut habe, in diese trügerisch lieben blauen Augen, und dann auch noch erfahren habe, dass er ein Eheweib hat, dass er auf solche Art und Weise betrügt, mit jungen Dingern die er mit Gewalt dazu zwingt sich zu fügen... da hat die rote Wut mich übermannt."

[Angelique]

Angelique sah sie durchdringend an. "Ist er noch am Leben? Wenn ja, dann will ihn sehen und die Wahrheit auf meine Weise herausbekommen.
Wenn nicht, gibt es eine andere Möglichkeit, es aus Euch selbst herauszulesen, wenn ihr es zulasst. Natürlich nicht hier im Elysium, wo ich meine Orakelkräfte nicht einsetzen werde.

Aber sagt mir, warum liegt Euch plötzlich das Wohl der Sterblichen am Herzen, wenn Ihr doch vorher keine Skrupel zeigtet, selbst Kindern Gift zu reichen? Dieses Oxymoron ist mir unverständlich. Erleuchtet mich bitte."

Obwohl natürlich Sarkasmus in ihrer Stimme lag, so schien sie tatsächlich irritiert und neugierig.

[Allegra Aldighieri]

Allegra schüttelt den Kopf auf die Frage nach dem verschwunden Söldner. "Eude hat meine Raserei nicht überlebt, und es gibt auch nicht mehr viel von ihm zu finden. Mein Blut ist sehr gut darin, unliebsame Leichen verschwinden zu lassen.

Aus mir selbst gibt es nicht viel zu erfahren, das Verbrechen von dem ich weiß fand bei Tag statt.
Ein weiterer Mittäter war ein Jeph, aber das ist vielleicht nur ein Spitzname. Kurzes braunes Haar, hat eine auffällige Lederschiene an der linken Hand.
Waren noch andere Söldner dabei, aber weder habe ich Namen noch Beschreibungen, noch weiß ich, wie tief sie wirklich mit drinstecken. Kann gut sein, dass zumindest manche nur Mitläufer sind die wegschauen, Männer die zulassen dass Böses passiert."

Bei der Frage nach ihrer Motivation schaut sie Angelique ernst an.

"Es gibt Dinge, die ich sehr ernst nehme. Die lustvolle Vereinigung zweier Liebender ist eine davon - und das, was Eude getan hat, sie sich mit Gewalt von einer Schwächeren nehmen, ist eine grauenhafte Pervertierung und Entartung."

Etwas leiser fügt sie hinzu:

"Und ich weiß sehr gut, wie es ist die Schwächere zu sein. Auf der jeder herumtrampelt, der niemand glaubt, auf die auch noch draufgetreten wird anstatt dass man ihr aufhilft.
Ich erkenne viel von mir selbst in Esther wieder. Und ich weiß, dass sie jemanden wie mich braucht, um die Dinge für sie wieder gerade zu rücken."

[Angelique]

Angelique runzelte die hohe Kinderstirn, als Allegra den Sachverhalt so schilderte.

"Ich würde gerne mit dem Opfer reden und mir die Zeugenaussage anhören.
Sollte ich das glaubwürdig finden, werde ich auch diesen Jeph aufsuchen und ihn befragen.

So eine Anschuldigung wiegt schwer. Umso mehr, da ich diese Söldner vermittel. Die Schrift sagt klipp und klar, dass so ein Verhalten außerhalb von Feindesland für Krieger verboten ist. Auch das weltliche Gewohnheitsrecht ist da eindeutig.

Umso mehr wiegt das schwer, da das unter meinem Banner passiert, wenn das wahr ist. Ich versuche seit Jahrzehnten einen guten Ruf für die Söldner des Bärenbanners aufzubauen und sie zu einem geachteten Stützpfeiler Genuas zu machen.

Ich lasse mir ungern durch faule Früchte den ganzen Obstkorb verderben."

Das kleine Mädchen seufzte. "Ich werde Euch helfen, da die Wahrheit ans Licht zu bringen und Schuldige zu bestrafen. Das ist meine Pflicht, wie ich es ja auch Euch angedroht habe, wenn Ihr Unschuldige zu Schaden kommen lassen solltet."

Sie grinste schief. "Ich habe auch inzwischen alles Mögliche getan, um Euren Fauxpas der Stille zu bagatellisieren, damit die Häscher des Bischofs nicht hellhörig werden."

[Allegra Aldighieri]

Allegra greift mit nachdenklicher Miene nach ihrer Locke - wieder ins Leere.

"Ich weiß nicht, ob Esther Euch viel erzählen würde. Ich habe selbst schon lange gebraucht, damit sie sich mir öffnet, und sie hat immer noch große Angst davor, dass ihr oder ihrer Familie sonst was angetan wird, wenn sie sie beschuldigt. Ganz abgesehen vom Gerede über sie selbst und ihre Tugendhaftigkeit."

Sie greift in ihr Gewand und holt einen ziemlich mißraten aussehenden geschnitzten Holzvogel hervor.

"Den hier hatte sie umklammert, während die Söldner sich an ihr vergangen haben. Vielleicht war der Eindruck stark und dominant genug, dass er sich Euren Orakelkräften offenbart - aber dann dürften es ziemlich verstörende Bilder und Empfindungen sein."

[Angelique]

"Nein, danke", wehrte Angelique ab. "Ich würde eher abgelenkt werden und nur Negatives dabei erfahren. Was nicht gesund wäre, wenn ich das emotionale Echo erleben müsste."

Sie seufzte. "Ich kann ihr vielleicht helfen mit meinen Blutkräften. In jeden Fall sollten wir dann wohl den potentiellen Täter befragen.
Ich werde meine Vasallen fragen, ob der Mann ihnen bekannt ist und wenn, denn werden sie ihn vorladen und befragen. Ich werde dabei sein und ... habe meine Möglichkeiten, die Wahrheit herauszufinden.
Sollte es sein, wie Ihr sagt, werte Kappadokierin, wird er bestraft."

Sie zögerte kurz. "In eigener Sache", meinte sie dann, "wir begannen unglücklich. Ihr könntet eine wertvolle Verbündete in mir haben, wenn Ihr meine Prinzipien achten würdet. Es würde Euch wenig kosten und viele Vorteile bringen, wenn Ihr darauf Rücksicht nehmen würdet."