[1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

[Oktober '23]
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Agnellina
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Hm.“, machte sie und schwieg kurz. Dann nickte sie und meinte „Danke.“ als hätten seine Aussagen ihre neugierigen Fragen ausführlich beantwortet.
Sie behielt ihn gut im Auge, taxierte die ganze Zeit, wie weit sie gehen konnte und wie er reagierte. Dass sie gute Laune hatte, war sehr deutlich. Sie wirkte unbefangener als zu Beginn, obgleich sie sorgfältig eine gewisse körperliche Distanz einhielt und wachsam blieb.
„Ihr habt den wohlwerten - oder verehrten“, fragend pausierte sie kurz, was die richtige Anrede sein würde, „Toma erwähnt, einen alten Herold. Ich kenne nur den wohlwerten Ducas als Herold. Was ist mit dem Alten geschehen?“
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Asim
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

"Nichts zu danken.", meinte Asim freundlich und lächelte etwas. Er widerstand ihrem Blick diesmal mühelos. Vielleicht auch, weil sie jetzt viel fröhlicher wirkte. Es war eine interessante Gemütsänderung. So richtig konnte er sie aber nicht einschätzen, auch wenn er es gerne getan hätte - sie blieb ein Rätsel.
"Er ist tot.", meinte Asim dann unerbittlich als sie ihn auf Toma ansprach. Ein bisschen tat es ihm leid, dass er sie vielleicht verschreckte. Aber es ließ sich nicht ändern. Die Tatsache war hart. "Er hat glaub ich mit den Tedesci pakiert. Aber das hat ihm wohl nicht gut getan. Mit dem wohlwerten Gabriel haben wir wahrscheinlich einen besseren Herold.", überlegte er,"Ich konnte mich schon vergewissern, dass er sehr pflichtbewusst ist. Ich trainiere ihm im Nahkampf."
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Agnellina
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

Die Todesmeldung schien sie in keiner Weise zu treffen.
„Stadtleben ist sehr gefährlich.“, stellte sie mit einem Schulterzucken fest.
In ihrer Vorstellung malte sie sich einen solchen Unterricht zwischen dem Sarazenen mit dem schnellen Messer und dem farbbesprenkelten Handwerksmeister mit seinen bunten Scherben aus. Sie lächelte bei ihren Gedankenbildern dazu.
„Habt Ihr Freude dabei?“
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Asim
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

"Ja. So ist das.", stellte Asim fest und zuckte mit den Schultern. Viel mehr hätte er von ihr auch nicht erwartet. Obwohl sie ihre Menschlichkeit zu bewahren schien, gefährlich lebten sie immer. Ihre nächste Frage entlockte ihm ein Lächeln, dass noch schöner war. Es war ehrlich und herzlich, wie eine Erinnerung an eine bessere Zeit. "Ja. Er hat nicht viel Talent, aber er bemüht sich. Es gibt schlechtere Arten seine Zeit zu verbringen. Und ich lerne auch von ihm.", berichtete er freudig. "Was ist mit euch? Habt ihr irgendeinen Mentor? Oder irrt ihr ganz alleine durch die Dunkelheit?", sprach der Sarazene mit einem Anflug von Poesie.
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Agnellina
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Ach, so ein Irrgarten ist Genua gar nicht mehr. Am Anfang war die Stadt sehr überwältigend. Jetzt finde ich mich ganz gut zurecht. Das andere ist da deutlich schwieriger, diese ganze Form beim Sprechen und so. Von einem Mentor mag ich nicht reden, das wäre wohl zu stolz von mir, eine Freundlichkeit derartig bedeutend zu machen. Aber in diesem Punkt hat mir jemand sehr großzügig die Hand gereicht und mir seine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich bin demjenigen sehr dankbar für seinen Rat und schaue auf das, worauf er mich hingewiesen hat. Bisher war das recht hilfreich. Ich denke noch über eine angemessene Vergeltung nach.“
Agnellina zog kurz nachdenklich den Mund schief.
„Gibt es besondere Geschichten, lehrreich oder unterhaltsam, dort, wo Ihr herkommt?“
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Asim
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

"An größere Orte hab ich mich schon nach dem Kuss gewöhnen können. Eigentlich ist es toll, so eine Stadt. Viel abwechslungsreicher als das Land...und man trifft interessante Leute. Oder seht ihr das anders?", fragte er.
"An die Geschichten meiner Kindheit erinnere ich mich kaum noch. War meistens auf dem Feld, die Ziegen hüten. Ich hab hier eine interessante Erzählung gehört. Das Rolandslied, über den großen Paladin von Karl dem Großen. Aber es ist sehr blutig und wir "Heiden" werden dort sehr böse dargestellt und in Massen getötet. Seid ihr noch Christin? Wie haltet ihr es mit der Religion? Ich bete selten, aber ich bin Allah dankbar, dass er mich mit diesem Fluch gesegnet hat. So konnte ich meine Familie vor der Sklaverei retten...und ich selber bin auch frei gekommen. Denkt ihr manchmal darüber nach ob diese Welt eines Tages enden wird - ein Gericht wie Christen und Muslime glauben?", fragte er frei.
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Agnellina
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Ich weiß es nicht. Ich möchte es gern herausfinden.“
Was schreckte schon Blut, Tod und Bosheit in Liedern und Geschichten? Ohne diese Finsternis würden die meisten Maren wenig unterhaltsam und noch weniger lichtbringend sein.
„Ein Lied? Würdet Ihr es mich lehren?“, bat Agnellina begierig und voller Neugier.

Sie runzelte die Stirn, als er auf die Religion kam.
„Wieso noch?“ Da war er wieder, der verständnislose Blick, der seinen Gedanken nicht folgen konnte und nicht wusste, welcher Richtung der vielen Ansätze und Fragen er folgen sollte. „Ihr habt Eure Familie gerettet? Wie das?“

Sie hatte so viel mehr Fragen, aber sie wollte nicht unhöflich sein.

„Ob diese Welt endet? Nein, darüber denke ich eigentlich nicht nach. Sollte ich? Tut Ihr es?“
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Asim
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

Er nickte, hatte verstanden. Also hatte sie sich noch kein Urteil gebildet.
"Ich bin kein Dichter. Aber ich kann die Handlung wiedergeben. Vielleicht sucht ihr euch mal jemanden, der das Lied in seiner ganzen bösen Schönheit wiedergeben kann.", erklärte Asim sich bereit.
"Naja, der Kuss kann den Glauben an einen gerechten Gott erschüttern, oder? Wie der Tod eines Kindes...das ganze Leid in dieser Welt. Wie kann Gott, oder Allah es zulassen? Wo er doch so liebevoll ist und uns seine Kinder nennt?", meinte Asim. Eigentlich konnte wenig seinen Glauben erschüttern. Aber er hatte doch schon Einwände gehört.
"Ich habe jetzt Geld. Früher waren wir bettelarm. Aber als Nachtschatten ist das kein Problem mehr.", sprach der Sarazene knapp. Erst kürzlich hatte er einen Händler seinen Willen aufgezwungen. Einfach so.
"Manchmal. Die meisten Menschen fürchten sich davor. Beten für ihre sündigen Seelen, so wie die Priester sie lehren.", sagte Asim traurig. Er blickte sie an. Agnellina wirkte auch eher bäuerlich. Dann hatte sie vielleicht ganz andere Sorgen kennen gelernt - den Kampf um das tägliche Brot.
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Agnellina
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Dann erzählt mir die Handlung. Geschichten fangen von allein an, für mich zu klingen, wenn sie gut sind.“, forderte sie ihn pragmatisch auf. Am Inhalt war sie wohl mehr interessiert als an einer effektvollen Präsentation.

Ihre warmen braunen Augen erforschten sein Gesicht aufmerksam auf der Suche nach Gefühlsregungen. „Habt ihr denn eine solche Erschütterung erlebt?“, fragte sie mit mitfühlendem Ton. Dann zögerte sie kurz. Sie legte den Kopf ein wenig zur Seite, ihre Haare fielen zurück und ihr Ohr lag frei von Strähnen bis auf eine widerspenstige Locke, die ihr über die Wange fiel. „Gott sagt oft fürchte dich nicht.“

„Nun ist das kein Problem mehr.“, wiederholte sie seine Feststellung und ihr Blick ging wieder über die Stoffe seiner fremdländischen Kleidung. Doch es glomm weder Sehnsucht noch Neid in ihrem Blick auf. Eitelkeit war vielleicht nicht die Sünde, der sie zuerst anheim fallen würde. „So seid Ihr also der Sklaverei entkommen und nun ein feiner Herr. Ein Banu Haqim.“ Das Wort klang fremd aus ihrem Mund, unsicher wie ein Fremdwort ausgesprochen.
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Asim
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Re: [1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

„Vielleicht sollten wir uns setzen bevor ich euch die Geschichte erzähle…“, meinte Asim und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Als er es sich bequem gemacht hatte fing er an.
„Vor vielen Jahren ging Kaiser Karl der Große mit seinen Rittern auf einen großen Feldzug nach Spanien um es von den Sarazenen zu befreien. Sieben Jahre lang zog seine mächtige Armee durch das Land und eroberte alle Städte und Burgen, nur Saragossa, das gut befestigt auf einem hohen Berg gelegen lag, trotzte ihm noch. Doch der Sarazenische König fürchtete sich und verspricht viel Tribut und sein Übertritt zum Christentum, wenn Karl mit seinem Heer zurück nach Frankreich zieht. Von den Kämpfen ermattet, drängt man den Kaiser das Angebot anzunehmen. Nun mussten die Franken einen Boten zu den Muslimen schicken. Roland, Karls mächtigster Paladin, schlägt seinen Stiefvater Ganelon vor. Dieser, von Neid und Missgunst zerfressen, vermutet Roland will ihn beseitigen. Deshalb verschwört er sich mit dem heidnischen König und verrät ihm wo die Muslime das christliche Heer auf den Rückmarsch in einen Hinterhalt locken können, zumal die Nachhut von Roland befehligt sein wird.
Der Plan geht auf, bei Roncesvalles kämpfen Christen gegen ein zahlenmäßig deutlich überlegenes muslimisches Heer. Als die Nachhut befehligt von Roland und seinen Freunden, dem klugen Oliver und dem kriegerischen Bischof Turpin droht übermannt zu werden, will Oliver, dass Roland in sein Horn Olifant bläst und Kaiser Karl mit dem Rest der Armee zur Hilfe holt. Doch in seinem Übermut weigert sich Roland. Die Franken kämpfen heldenhaft, doch langsam wendet sich das Blatt. Jetzt ist es zu spät für die Rettung, doch Roland bläst ein letztes Mal in Olifant, damit die Franken gerächt werden. Von der Anstrengung stirbt er und die Engel tragen die Märtyrer direkt ins Paradies.
Vor der Hauptmacht der Franken flieht die heidnische Horde und ertrinkt in ihrer Panik im Fluss Ebro. Doch Baligant, Emir von Babylon, will seinem Vasallen, den König von Saragossa zur Hilfe eilen. Als er auf das fränkische Heer trifft, das grade seine Toten betrauert, sind die Heiden wieder in der Überzahl. Doch der Kaiser erschlägt Baligant im Zweikampf und die Horde wird zerschmettert. Saragossa muss sich ergeben. Nun bleibt nur noch Ganelons Verrat zu rächen. Bei seinem Prozesse scheint er erst die Oberhand zu haben, kann er doch geschickt argumentieren, dass sein Verrat ein Akt der legitimen Rache an Roland ist. Doch die Gegenseite argumentiert, er habe immer noch seinen Lehensherren Karl verraten. Es kommt zum richterlichen Kampf, den die gute Seite gewinnt. Ganelon wird von Pferden in Stücke gerissen und obendrein Dreißig seiner Mitverschwörer hingerichtet.“, erzählte er. Gut, dass sie wohl mehr an der Handlung denn an einen allzu künstlerischen Vortrag interessiert war. Immerhin gelang es ihm grob das Geschehen des Liedes zu umreißen, mit allen seinen Übertreibungen und dramatischen Kniffen.
„Nein, ich war eigentlich immer recht zufrieden mit meinem Los. Als man mir die Ketten der Sklaverei anlegte war ich froh im Wissen damit meine Familie vor den Schulden zu retten. Ich lasse mich nicht leicht unterkriegen.“, meinte der Sarazene selbstbewusst.
„Ja…er sagt fürchte dich nicht. Außer seine Feinde, die sollten sich fürchten. Und wer ist jetzt der Feind Gottes? Christen oder Muslime? Es ist schon eine komische Welt.“, sprach er, vielleicht etwas offener als es gut war.
„Ja…es ist wohl kein Problem mehr. Zumindest nicht aktuell…wo die Welt noch tausend Jahre zu bestehen scheint. Für den Moment bin ich gesegnet. Hab mehr als ich mir je erträumen durfte, als Kind.“, fügte Asim hinzu und klang offen dankbar.
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