[1086] Am Fontana Rossa [Agnellina, Asim]

[Agnellina]

In den langsam dunkler werdenden Herbstnächten des Jahres 1086 gab es diese eine Nacht, in der sich Agnellina ganz bewusst Zeit für den kunstvollen Brunnen im Elysium und dessen Erkundung nahm. Ungestört und fasziniert hatte sie die umgebenden Wege verlassen, sich auf dem Boden einige Schritte vor das Kunstwerk gesetzt und ließ in Ruhe die Diskrepanz von Sehen und Riechen auf sich wirken. Ihre Augen sahen dünnes, sprudelndes Blut plätschern. Ihre Nase, mit der sie tiefe, ruhige Atemzüge nahm und den Geruch, der in der Luft ringsum lag, einsog, roch schlichtes Wasser. Hin und wieder schloss sie für einen Moment die Augen. Hörte und roch das plätschernde Wasser. Dann hielt sie bewusst die Luft an, hörte und sah das rinnende dünne Blut, dass doch keines war. Sie bemerkte die grundlegende Unruhe in sich bei diesem Anblick, den Appetit bei diesem Anblick. Dieses Spiel faszinierte sie. Sehen. Riechen. Sehen und riechen zusammen. Sicher war jetzt schon, wie das Verlangen ihr auf diese Spielerei der Sinne vorgab, dass sie in dieser Nacht keinesfalls in der Stadt bleiben würde. Ein seltsames Spielzeug für die Sinne, dieser Brunnen.

[Asim]

Asim war mal wieder im Elysium, wohl um neue nützliche Bekanntschaften zu machen. Gabriel, Benjamin und dieser bucklige Nosferatu Vergonzo waren erstaunlich zuvorkommend gewesen, hatte man ihn doch gewarnt vorsichtig zu sein, in dieser für ihn doch eigentlich noch fremden Domäne. Vielleicht war das eine Art Solidarität zwischen dem jungen Vampirvolk? Auch als Muslim war es bisher nicht zu Scherereien gekommen, weder mit Menschen oder Kainskindern, was schon irgendwie erstaunlich war, waren die zwei Erben Abrahams nicht unbedingt dafür bekannt friedlich miteinander umzugehen.
Am Brunnen erblickte er ein Mädchen, oder eine junge Frau, die ganz darin vertieft war sich an dem Kunstwerk zu erfreuen. Er lächelte, trat dann aber vor aus den Schatten bevor ihm vorgeworfen werden konnte zu starren. "Friede sei mit euch, Gnädigste.", meinte er freundlich und nickte leicht. Hier in der Gesellschaft von Kainskindern musste er seine Fremdländischkeit nicht so verbergen und so zeigte er sich offen in sarezenischer Kleidung, mit einem einfachen Turban, den er nur hin und wieder anlegte. Er ließ erstmal das fremde Kainskind entscheiden, ob sie eine Konversation beginnen wollte, oder nur den Gruß erwiederte, wie es höflich war.

[Agnellina]

Mit einem schnellen Satz war sie auf den nackten Füßen und aufgesprungen, als seine Stimme erklang. Vergessen der Brunnen und sein künstlerisches Spiel des Wassers, vergessen alles Sinnesspiel. Geistig ins Hier und Jetzt geholt reagierte sie mit Hinwendung zur Störung oder vermeintlichen Gefahr, und wog einen Moment ab, um zwischen Flucht und Angriff zu entscheiden. Ihre wachen, braunen Augen musterten ihn. Agnellinas Gesicht zeigte Irritation über das, was sie sah.
„Frieden.“, erwiderte sie zögerlich und zeigte ihm die leeren Handflächen.
Ihre Augen wanderten über seine fremde Kleidung, den vermeintlich dicken Kopfverband und die fremdländischen Züge seines Äußeren. Kurz irrlichterten die Augen über die Umgebung hinter ihm, um zu schauen, ob er allein war. Dann nahm sie ihn wieder in den Blick.
Sie knickste leicht und neigte den Kopf, ohne den ihn aus den Augen zu lassen.
„Guten Abend.“

[Asim]

Asim war etwas besorgt als er die Reaktion der Fremden in sich auffnahm - fast als hätte er sie überfallen. Sie beruhigte sich aber dann und grüßte ihn. Er nahm ihre Gestik in sich auf und musterte sie unaufällig. Die bloßen Füße gaben ihr etwas Unschuldiges in seinen Augen, wie den Hirtenmädchen seiner Heimat, oder Eva nackt im Paradies, auch wenn er kein Christ war. "Verzeiht, ich wollte euch nicht ängstigen...", meinte er dann sanft. Wär sein Herz nicht untot, er hätte sich in so ein Mädchen verlieben können, auch wenn sie streng genommen keine große Schönheit war.

[Agnellina]

„Agnellina.“, sagte sie, „Ich bin Agnellina.“
Sie behielt den Kopf erst einmal gesenkt, doch den Blick hielt sie nur mit Mühe auf seine Brust gerichtet, während sie sich vorstellte und bemüht war dem Zeremoniell dabei zu folgen.
„Agnellina, Neugeborene vom Clan des Tieres. Kind von Tomei vom Clan Gangrel.“
Nur einen Atemzug lang hielt sie darüber hinaus inne, dann sah sie ihn wieder an.
Sie wartete auf eine Erwiderung der Vorstellung, musterte ihn dabei sehr offen und interessiert. Die Binde, welche so seltsam und dick um den Kopf geschlungen war, konnte sie nicht recht einordnen. Eine seltsame Stelle für Verwundungen, überlegte sie. Vielleicht eine sehr unglücklich beigebrachte Bisswunde. Sie zog Luft ein, witterte prüfend nach Spuren in seinem Geruch.
Schließlich fragte sie mitfühlend: „Was ist euch geschehen?“

[Asim]

"Asim, Neugeborener des Clans der Jagd, Kind von Febin ibn Hamit von den Banu Haqim.", grüßte er zurück wie es sich gehörte. Ihre Frage ließ ihn erstmal ziemlich verwirrt wirken, bis ihm doch auffiel, dass sie seinen Turban angesehen hatte. Er musste ein wenig lachen und nahm ihn ab. "Nichts, das ist nur eine Kopfbedeckung, wie sie bei den Sarazenen üblich ist.", erklärte er grinsend. Wie süss. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht so naiv war, wie sie in diesem Moment wirkte. Sonst hätte ihr wohl niemand den Kuss geschenkt.

[Agnellina]

Sie haderte eine Weile mit dem Gedanken, die ihr allzu schnell auf die Zunge kommen wollten. Letztlich rang sie sich zu einer offenkundigen Feststellung durch. „Wir sind in Genua.“
Interessiert legte sie den Kopf schief.
„Mir wurde erzählt, der Clan der Jagd sei in unseren Landen nicht heimisch. Wenn ich jemanden davon treffen würde, dann käme derjenige von weit her.“

[Asim]

"Ja...aber unter den Kainskindern haben wir gewisse Freiheiten uns anzuziehen wie wir wollen, oder? Sonst würdet ihr bestimmt auch Schuhe tragen.", meinte er, da er in ihrer Feststellung eine leichte Kritik zu erkennen glaubte. Hoffentlich nahm sie es ihm nicht krumm. Asim musste wieder Lächeln als sie den Kopf schief legte. Wie ein Hündchen - dachte er. Aber vermutlich hatte es einen kräftigen Biss.
"Es geht, ich bin von Sizilien. Vor einigen Jahrhunderten haben die Sarazenen die Insel von den Byzantinern erobert.", erklärte er,"Und jetzt ergeht es uns genauso mit den Normannen."
"Naja, wenn es euch eine Freude macht, würde ich mich anders anziehen. Aber wenn mir die Freiheit bleibt, würde ich gern unter uns mich weiter wie ein Sarazene kleiden.", machte der Banu Haqim ihr ein großzügiges Angebot.

[Agnellina]

„Ist nicht an mir, irgendwem etwas vorzuschreiben. Aber gucken die Sterblichen nicht, wenn Ihr so durch die Straßen lauft?“, wieder wanderten ihre Augen über sein Gewand, mehr interessiert und neugierig, als bewertend. „Ich würde mich unwohl fühlen, wenn ich angestarrt würde. Was, wenn sie dabei was merken?“
Ihr Blick sank zu ihren bloßen Füßen hinab. „Ist das unhöflich? Sollte ich hier besser Schuhe tragen? Das wusste ich nicht. Ich habe den Hüter noch nicht getroffen und noch nicht fragen können, wie er es hier sehen möchte.“

[Asim]

"Hm, es geht. Ich hatte deswegen noch keine Probleme...und wenn könnte ich mich verteidigen. Unter Kainskindern schaut keiner.", meinte Asim optimistisch.
"Ihr wirkt vielleicht etwas ärmlich. Ich will euch aber auch keine Vorschriften machen. Es macht euch "Besonders". Wenn ich das sagen darf.", sprach er vorsichtig.
"Wollen wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen? Wir können uns dann weiter unterhalten.", schlug der Banu Haqim höflich vor. Er war sich noch nicht sicher, fühlte sich aber in gewisser Weise zu ihr hingezogen. Mehr als zu den Meisten Frauen. Ob da mehr entstehen konnte? "Sagt, habt ihr je von den Tedesci gehört?", wählte er das erste Thema. Er sollte da ja immer noch nachforschen.