[1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

[Oktober '23]
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Ilario
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Namen haben Macht, insbesondere jene die die wahre Natur der Dinge benennen." Er sah in die Dunkelheit hinaus und nickte. Es war eine einfache und komplizierte Wahrheit zugleich die Harl hier nannte. Ilario zog sie weder in Zweifel noch hakte er nach, von Ahnenkind zu Ahnenkind verstand er nur zu gut welche Grenzen dem Malkavianer gesetzt sein mochten. Ob sie ihm nun bewusst waren oder er sie eher intuitiv begriff.

"Das nahm ich auch nicht an, dass ihr hier jagen wollt. Es ist hier auch eine andere Art zu jagen und wenn ihr dies in meinem Jagdgebiet tätet, erführe ich davon. Hier aber, an diesen Klippen, seid ihr an einem wirklich guten Ort um Genua zu begreifen. Nicht seine Niederungen oder wie es IST, aber wie es sein will... wie es sein wird. Erhaben und machtvoll, nicht länger nur Spielball, sondern wahrer Teil der schattigen See."

Langsam würden sie es begreifen, die Seelords und alteingesessenen Prinzen der See: Mit Genua hatten sie sich keinen Puffer oder Außenposten geholt, sondern einen weiteren Raubfisch der sein eigenes Revier verteidigen und ausbauen würde.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Harl
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Für einen wie Harl klang es wie eine Verlockung, wie eine Herausforderung, dieses ‘...dann erführe ich davon’ und er nahm Ilarios Worte genau so mit, für später. Die gefährlichste Waffe eines Jägers ist die Geduld. Deshalb gefielen sie ihm, diese Worte und wie der Ancilla sie aussprach.

“Ja”, erwiderte Harl. Er wandte sich nicht von Ilario ab, doch er sah für einen Moment an diesem vorbei und hinaus auf diese See, von der sie sprachen.
“‘s war ein Grund, warum ich hier herauf kam”, sagte er. “Es gibt andere schöne Städte an der Küste. Kenne ein paar. Doch diese… .” Er machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten.
“...diese ist wie …Würfel, die noch nicht gefallen sind. Der Flug eines Pfeils, bevor er getroffen hat oder nicht. Doch gerade jetzt… werden die Würfel geworfen, der Pfeil von der Sehne gelassen.”
In einer sachten Geste beschrieb Harl genau diese Bewegung eines Würfelspielers oder Runenwerfers, der gerade seinen Wurf machte. Und dann hielt er mitten in der Bewegung inne, unterbrach sich selbst.

“Aber ‘s hat auch Gegenspieler. Und so frei ist der Wurf nicht, nh. Der höchst verehrte Prinz im kalten Krieg mit Blutsverwandten. Der hoch verehrte Seneschall mit einem Ruf und Schatten, die größer sind als er selbst. ‘s wirkt verkantet, für einen wie mich.” Er schloss behutsam die knotigen und von einigen Schwielen verunstalteten Finger um die angedeuteten Würfel in seiner Hand.

“Was denkt Ihr darüber? Ihr kennt sie länger schon, diese Stadt. Ihre Herrschaft. Ihr seid nicht ...lose, ungebunden, neu hier wie ich.”
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)

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Ilario
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Diese Stadt wirkt noch immer wie ein Neubeginn, zieht Neugeborene aus allen Ecken Italiens und darüber hinaus an. Ob aus freien Stücken oder weil sie entsandt werden. Dieser Würfel fällt schon sehr lange, doch sein Fall gewinnt an Wucht. Es wird spanend zu sehen was dieser Würfel wohl zeigen mag und welche Auswirkungen dies dann wiederum haben wird.
Hier in Genua laufen viele Fäden zusammen, in dieser scheinbar so jungen und an Chancen reichen Domäne. Doch Genua hat eine Geschichte, älter als die damals neubegründete Domäne der höchstvererhten Weißen Prinzessin. Und auch sie, meine höchstverehrte Herrin hat eine Geschichte, älter als die Domäne. Ebenso wie viele jener die ihre Interessen hier in Genua vertreten oder bedroht sehen. Jeder neugeborene Kainit der hierherkommt trägt eine Geschichte in sich, mit sich, älter als er selbst. Den meisten ist dies nichteinmal bewusst..."

Ilario lächelte und wiederholte die Geste des Würfelnden oder des Runenwerfers von Harl. "Und so kommt in Genua vieles zusammen, kulminiert in einem Geflecht, einem Spiel so vieler Interessen und uralter Fehden. Es ist ein Ort des Verzweifelns oder der Freude, je nachdem wie man zu solchem Spiel steht. Oder nein, es ist beides: Eine bittersüße Melange freudigen Verzweifelns und verzweifelter Freude." Düster lächelnd sah er in Harls zerschundenes Antlitz, von Ahnenkind zu Ahnenkind, verstehend. "Willkommen in Genua."
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Harl
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Von Ahnenkind zu Ahnenkind wusste Harl, dass dieser Ilario Contarini ihm vielleicht die wahrste Antwort gegeben hatte, die man sich unter Umständen wie diesen geben konnte. Jeder trug eine Geschichte mit sich. Die wenigstens wussten es. Noch weniger hatten eine Hand an der Schreibfeder - oder auch nur einen Finger.
Noch dazu hatte der Ancilla nicht versucht, seine Fänge in ihn zu schlagen, als er den Köder ausgelegt hatte: ‘lose, ungebunden’. Vielleicht später. So oder so, das konnte vieles heißen, aber es schloss immerhin ein paar Dinge aus. Ein paar Dinge, die Ilario Contarini nicht war: Voreilig. Hastig. In Bedrängnis? Er wirkte wie einer, der sich sein Nest gemacht hatte. Sein Netz gewebt hatte?

“Danke”, sagte Harl mit derselben Sorte von Wahrhaftigkeit, die Ilario ihm gab. Ein Willkommen war wertvoll und es verdiente alle Achtung und ehrliche Dankbarkeit. Noch mehr, wenn es von einem kam, der tatsächlich die Tür ein Stück weit öffnen konnte, weil dies seine Heimat war, ganz gleich ob Nest oder Netz oder beides zugleich.
Harl mochte es, wenn die Dinge ins Gleichgewicht kamen. Es war eine Sache der See, auf und ab, die früher oder später immer den Ausgleich fand. Eine Sache des Wassers, das lehrte, das alles verbunden war. Oder war es das Blut, das das lehrte? Beides?

“‘ch werde einen Weg finden, es zu vergelten. Genuas Willkommen. Und Euer Willkommen”, sagte er. Es schien ihm nur natürlich, dass dies so sein würde. Auf und Ab. Bitter und Süß, so wie der Ancilla gesagt hatte.
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ich bin sicher das werdet ihr." Ilario nickte hier bekräftigend, als würde er dem Wort des anderen einen gewissen Werte beimessen. Als würde es ihn binden.
"Ihr zeichnet euren Weg, wertes Kind der Zauberin. Doch wo seht ihr euch in einigen Jahren, wo in Dekaden? Gesetzt ihr bleibt in Genua... Wo liegen eure Stärken die ihr einbringen könntet in das Gefüge dieser Domäne?"
Eine vielschichtige Frage, mit vielen Ebenen. Was wollte Harl? Was sah er als seine Stärken und welche waren es wirklich? Was würde eine Antwort, und sei es eine Lüge, über die Pläne seiner Ahnen mit ihm aufzeigen? Denn Ilario Contarini glaubte , nein er wusste, dass ein Ahnenkind niemals dem Gespinst des Blutes entkommen konnte. Ob bewusst oder nicht.
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Harl lauscht den leisen Klängen nach. Die Fragen, die der andere stellte, trugen weitere Fragen in sich, die besser verborgen waren. Je älter Kainiten wurden, desto mehr verloren sie die Fähigkeit zur einfachen Arglosigkeit. Keiner konnte sich das leisten.


Der Malkavianer witterte im Wind und meinte dann: “Die Antwort für die letzte Frage liegt… am nächsten. Ich bin Jäger. Strandläufer, manchmal. Bote zwischen unsereins, auch. Wenn ich bleiben will, sollte ich mich nützlich machen. Ich kann Fährten finden. Unbeachtet bleiben. Gehen und tauchen, wo andere es nicht können. Dies ist eine Domäne an der Küste. ‘s passt nicht schlecht. Als Liktor könnte ich nützen, denn auch die gehen zwischen zwei Welten. Sehen zu, dass niemand Wellen schlägt. Alle Seiten gewinnen daran, dass die Stille hält. ‘s würde mir gefallen, so eine Aufgabe.”

Das waren einfache Feststellungen, die er aussprach. Keine Prahlerei, keine Schönrederei.
Dann jedoch wiegte er den Kopf.

“Wenn ich bleibe, wenn diese Küste mich empfängt, dann kann ich für sie jagen. Ich kann die Brücke sein, hinab, in die Tiefe. Vielleicht könnte ich als eine Geißel dienen. Stadt oder Land. Land oder Meer. Das Dazwischen kann ich bieten.”

Er hob flüchtig die Hand, um mit den Fingerspitzen seiner rauhen, kräftigen Hände einen solchen Weg zu zeichnen - wie eine Anspielung auf Ilarios Titel.

“Mein Herz gehört der Tiefe. Doch mein Ursprung liegt an Land, eh. Wenn auch nicht sehr fest. Selbst da war ich oft draußen, auf dem Meer. Doch Genua wendet sich dem Meer zu.”
Harl hielt hier inne und sah auf dieses Schwert an Ilarios Seite, auf den schönen Stein, den fein umwundenen Griff.

“Denkt Ihr, das kann gelingen, verehrter Zeichner der Wege? Ihr habt Euren eigenen Weg hier …gefunden, wart Jahrzehnte oder ein Jahrhundert vor mir beim ersten Schritt. Was ist Euer Rat?”
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Liktoren... werden immer gebraucht seit ich hier bin, und ihr wärt als Jäger besser dafür geeignet als so Mancher der das Amt bereits innehatte. Beweist euch und ihr werdet euren Weg dahin finden."

Düsternis umwölkte seinen Blick, als der Schatten von längst vergangenen Nächten sprach. "Vor langer Zeit führte mich mein Weg in die Tiefe. Eine andere Zeit, ein anderes Meer. Die Tiefe birgt Schrecken und Geheimnisse, nicht alle davon gehören auch an das Licht der Oberfläche. Ich betrachte mich als Kainit des Landes und seiner Schatten, und habe wenig Verlangen danach mich unter die See zu begeben. Eure Verbindung in die Tiefe könnte Genua tatsächlich von Nutzen sein... Wisst ihr, dass man meinen sehr verehrten Ältesten auch Herr der Tiefe heißt?"

Ein Lächeln blitzte auf im blassen Antlitz des Lasombra, als Harl nach Rat fragte. "Es kann euch gelingen werter Harl. Mein erster Rat lautet: Haltet unsere höchstverehrte Herrin nicht für lieblich und nett, wie es viele Neugeborene aufgrund ihres Äußeren oder ihres Beinamens tun. Sie ist der älteste und mächtigste Kainit im Umkreis. Ich habe sie einst das verfaulte Herz eines Nosferatu mit bloßer Faust herausreißen sehen. Mein zweiter Rat lautet: Hütet euch vor den Ränken der Ancilla, allen von ihnen." Was ihn selbst natürlich mit einschließt, wie Ilarios Lächeln auch deutlich machte. "Wir verbliebenen wirken nicht auf den ersten Blick so gefährlich wie Brimir, und doch sind wir noch hier und spinnen unsere ganz eigenen Netze. Ferrucio, Benedetto und ich, sieht kurzem auch Drita..."
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Es war die ehrlichste Antwort, die einer wie dieser Schatten einem wie ihm geben konnte, schätzte Harl. Er hatte die Nase etwas in den Wind gehoben, witterte aus Gewohnheit den Gerüchen in der Nacht nach, der fahlen Kühle des wandelnden Toten ihm gegenüber.

"Ja... der Herr der Tiefe", sagte er jedoch zunächst als eine Antwort auf Ilarios Frage. "Ich könnte so einen ...Beinamen... nicht überhören." Er wiegte den Kopf ein wenig, entschloss sich dann erneut, Ilarios Wahrheit in Worten mit einer anderen zu vergelten: "Ich kenne nicht das Strahlen dieser weißen Prinzessin. Doch von der Finsternis der Tiefe weiß ich ein wenig. Genug, um zu fürchten wie alle, die überleben wollen. Einer wie er, mit diesen Titeln und Namen? Kein Seelord, kein Blutjäger trägt solche ...Echos mit sich ohne Taten. Und doch ist er nicht ...Fürst von Genua. Er ist Seneschall."
Harl hob kurz die Hand und machte einen sachten Deut zu Ilario.
"Das und Eure eigenen Worte sagen viel über die Macht der Weißen Prinzessin."

Er senkte die Hand wieder und auch den Kopf.
"'ch werde sehen, dass ich mich beweise. Jagen." Das konnte klingen wie ein Versprechen, doch es klang merkwürdig zufrieden. Für Harl war es auch ein Grund zur Zufriedenheit, denn die Dinge fügten sich ineinander. Und weshalb auch nicht?
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Re: [1086] Tiefe Brandung [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Das tun sie, doch Worte bilden selten ab, wie verschachtelt die Wege der Macht wirklich sind." Meinte Ilario kryptisch, um dann zu dem zufrieden klingenden Versprechen des Jagens nur zu nicken. Dann verabschiedete er Harl und sah er wieder zur See hinaus.



Zusammenfassung:
Harl und Ilario treffen einander zufällig an den Klippen Mascharanas. Sie sprechen über Genua, Macht, Beinamen und Titel sowie die Möglichkeit für Harl sich durch Taten zu beweisen. Der Malkavianer verspricht dies durch Jagd zu tun.
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