[1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Il Canzoniere
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Ob ihrer Entrüstung ließ er gar ein wissendes und irgendwie sogar verstehendes Lächeln für sie erkennen. War das ganze gar eine Analogie dafür wie weit sich die Kainiten fern von Gottes Licht befanden?

Nach den wenigen Worten mit Gabriel verabrschiedete Ferrucio diesen, würde sich jedoch nicht sonderlich darum kümmern ob dieser hier bleiben würde, ins Hauptschiff hinübergehen um dort zu beten oder gar die Kirche gen Platealonga verlassen würde. Er schritt stattdessen rasch zum Beichtstuhl hinüber und verriegelte Allegras Kabine mit einem einfachen, offenbar gehärteten, Riegel. Keine komplexen Mechanismen waren es, die diesen hölzernen Sarg schützten, nur rohe, passive, Gewalt.

Als dies getan war, schritt er gemessen zum anderen anderen der Kabine, sah sich noch einmal genau um, ob hier auch niemand spionierte und stieg dann in die andere Kabine ein.

Im inneren war es düster. Nur durch einige Spalten im Holz drang überhaupt der Verdacht auf Licht hinein, aber ohne ihre übernatürlichen Kräfte, hätte Allegra auch die Hand vor den Augen nicht sehen können. Sie hörte wie jemand - sie hoffte es wäre Ferrucio - auf der anderen Seite einstieg. Einige Löcher in der Holzwand vor ihr waren wohl hineingebohrt worden um miteinander sprechen zu können. Sonst wirkte auch diese hölzerne Barriere recht massiv. Fingernägelspuren waren auf dem Inneren zu erkennen. Allegra war offenbar nicht der erste Gast...

Offenbar erwartete der Malkavianer die Eröffnung von ihrer Seite. Schweigend lauschte er auf das was sie von sich zu geben hatte. Würde sie eröffnen, würde er mit einem "Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit. - Amen." antworten.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Gänzlich abstreifen kann Allegra ihre Nervosität nicht, aber in einem dunklen engen Raum eingesperrt zu sein macht ihr nicht so viel zu schaffen wie manchem anderem jungen Kainiten. In einem Grab eingeschlossen zu sein und über den Tod zu reflektieren war eine wichtige Praxis im Haus Kappadozius, und diejenigen Küken die darüber den Kopf verloren schafften es nicht bis zum Freispruch.

Da es keine Ikone gibt (und selbst wenn es sie gäbe, man sie im finsteren Beichtstuhl ohnehin nicht gesehen hätte), richtet Allegra sich ersatzweise in Richtung des Altars aus - die Sünden werden von Iesous Christos vergeben, der Priester ist bei diesem Sakrament der Heilung lediglich sein Werkzeug und Stellvertreter.

Die Kappadozianerin schweigt ebenfalls zunächst und wartet ab, ob der Priester den ersten Zug machen will. So belauern sie sich in der dunklen Stille, einige sehr lang gezogene Sekunden lang da nicht einmal Herzschläge und Atemzüge einen Zeitmesser bieten.
Erst als sie sich sicher sein kann, dass Ferrucio die Eröffnung von ihr erwartet und sie ihm nicht versehentlich ins Eröffnungswort fällt, spricht sie im vulgären Italienisch, den kalabrischen Einschlag nicht verbergend - eine Beichte sollte in der Zunge des Herzens vorgetragen werden, ohne die vornehmen Floskeln, Glättungen und Beschönigungen die im alltäglichen Umgang unter Kainiten erwartet werden:

"Tata, erhell' mein'n Geist un' mach, dass ich mich an die ganz'n Sünd'n erinnere, wo ich begang'n hab seit meiner letzt'n Vergebung."

Sie wartet die Antwort ab, ehe sie fortfährt - ihr Gesicht immer noch in die Richtung des Altars gerichtet.

"Ich hab' mich an mein'm Nächst'n vergang'n, indem ich in nem Moment der Schwäche mein'm Zorn erlaubt habe mich zu übermann'n un' darüber meine Pflicht zur Liebe von mein'm Nachbarn zu vergess'n."

Nach dieser Eröffnung wartet sie einen Moment ab, für unvermeidliche Rückfragen zum Vorfall.
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Il Canzoniere
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Malkavianer auf der anderen Seite der Dunkelheit schien ihr alle Zeit der Welt zu geben. Offenbar hatte er es weder eilig,noch wollte er ihr die Chance nehmen zuerst auf dieses oder jenes zu sprechen zu kommen. Als sie also begann, schwieg er und lauschte geräuschlos, die Sünden der anderen durch sein Ohr zu Gott herantragend. Und erst als sie stoppte und damit in eine Art erwartende Kommunikation mit ihm trat, schälte sich seine Stimme aus dem dunkeln:

"Wie lange ist deine letzte Beichte her?" kam es zuerst noch recht förmlich, als wolle er sich ein Bild über das Ausmaß der Misere machen.

"Du musst vorsichtig sein. Unser Zorn stammt aus der Hölle selbst, in uns eingepflanzt um uns dorthin zu leiten. Gut das du darüber sprechen möchtest. Was genau hast udu im Zorn getan?" wisperte seine Stimme, beinahe erschrocken über die fremden Sünden, aber auch aufmerksam und mit einer kühle die so gut in diese hohen, kalten Kirchen passte, weniger aber in die enge, dumpe Holzkiste in der sie steckten. Auch er bevorzugte sicher eine offene Beichte.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Meine letzte Beichte war, also die war..." Die Kappadozianerin spielt im Dunkeln an einer vorwritzigen Locke und denkt angestrengt nach. "Ich bin mir grad nich ganz sicher. Ich schätze ne halbe Stunde, höchstens ne ganze nach dem Matutin letzte Nacht?"

Dass sie erst am Vorabend ihre Beichte abgelegt hat lässt sie ganz beiläufig einfließen, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. Sollte diese Offenbarung Ferrucio stutzig machen, würden Allegras Gedanken und Erinnerungen offenbaren dass sie die reine unverfälschte Wahrheit war.

"Was nun meinen Moment des Zorns angeht... Nun, ich trat in einem Zustand der Reinheit in die heilig'n Hall'n von San Giorgio, un' ließ mich von Gabriel dazu provozier'n ihn sogleich zu besud'ln. Ich hab mich dazu hinreiß'n lass'n, ihn zu beschimpf'n un' mich dabei in meine Wut reinzusteigern."

Sie macht ein raues, pfeifendes Geräusch, das bei einer menschlicher wirkenden Kainitin ein scharfes Ausatmen gewesen wäre.

"Eine Erklärung - wenn auch natürlich keine Entschuldigung - is, dass er mich an die Missetaten der notgeilen Plünderer in den Diensten der Caitiff, die sie beschönigend 'Söldner' schimpft, erinnert hat. Und dann die Dreistigkeit besaß, in den heilig'n Hall'n nen Handel dazu anzubiet'n, als ob das hier der Tempel von Jerusalem wäre und der Mercator unter den Geldwechslern un' Wucherern in sein'm Element wär."
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Il Canzoniere
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nach einem kurzen Moment des Schweigens hörte Allegra eine Spur Freude in der Stimme des Malkavianers. Als ob nach all der Zeit endlich jemand etwas getan hatte was er eigentlich von jedem erwartete.

"Du hast heute bereites gebeichtet? Das erfreut mich zu hören. Wie häufig kommst du dieser Pflicht nach?" hakte er dann nach, wie um sicher zu gehen das dies wirklich aus einer Regelmäßigkeit geboren worden war und nicht aus einem politischen Trick heraus.

Auch bezüglich der Thematik die sie ansprach, war er offenbar milde gestimmt "Wenn du auf Kirchenboden geflucht hast, wirst du - nach unserem Gespräch hier - den Rest der Nacht im Gebet verbringen und Gott um ergebung bitten. Und auch eine Entschuldigung dem Herold gegenüber sollte nicht schaden." wobei der letzte Satz wohl eher eine Empfehlung als eine Bedingung zu sein gewesen schien.

"Eine Caitiff? Von wem sprichst du? Was ist genau vorgefallen?" ging er dann auch hier tiefer in das Thema hinein.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra zögert kurz, ehe sie Antwort gibt.

"Nun, ich seh' meinen Beichtvater regelmäßig. Hab' ihn aus meiner Heimat mitgenomm'n. Ich sollte erklär'n, in den byzantinisch'n Landen, wo ich herkomm', is' es üblich sich einen bestimmten Beichtvater zu erwähl'n, der dann auch intim vertraut is' mit dem eigenen Werdegang un' spezifische Ratschläge geb'n kann. Also halt genau sag'n kann wie man die Seele heil'n kann."

Auf die Buße geht sie noch nicht ein - das würde folgen, wenn Allegra die Absolution erhielt. Vorher interessierten den Malkavianer wohl erst noch die anderen Details des Vorfalls.

"Naja, die Caitiff Angelique. Mir is aufgefall'n, dass ihr zunehmend die Kontrolle über ihre Normannenbande entgleitet. Vielleicht hat sie seit ihrem Fall nich mehr genug Blutsdiener um nen Auge auf sie alle zu hab'n, vielleicht steckt auch was anderes dahinter.

Jedenfalls zieh'n mittlerweile einige ihrer Männer durch Platealonga, greifen sich wehrlose Frauen un'... Es sin' derbe Worte, besonders für in ner Kirche, aber ich weiß nich wie ich sonst sag'n soll. Jedenfalls betreib'n sie mit ihnen Notzucht un' lass'n sie dann fall'n.

Hab da nachgeforscht und wollte einen von denen mitnehmen un' etwas aushorch'n, worauf ich nen Drohbrief von der Caitiff erhalt'n habe."


Etwas raschelt im Dunkeln, als Allegra aus ihrem Gewand ein kleines Papier zieht.

"Gabriel hat Anspielung'n auf den Vorfall gemacht, die nur mir un' der Clanslosen bekannt sein könn'n. Die Caitiff gibt sich damit wohl nich mehr damit zufried'n, mich zu bedroh'n, sondern geht auch herum un' verspritzt ihr Gift in die Ohr'n derjenig'n Kainit'n, die ihren Worten immer noch Glaub'n schenk'n."

Die Kappadozianerin seufzt, nachdem sie sich Luft gemacht hat und endlich offen über die Sorgen sprechen konnte, die sie umtrieben.

"Angelique will offenbar nich, dass jemand die Nase zu tief reinsteckt in die Unordnung in ihrem Söldnerhauf'n. Wahrscheinlich hat sie darum Gabriel auch dazu angestiftet, mir eine besonders zeitraubende und undankbare zusätzliche Aufgabe zu geb'n, damit mir gar nich erst die Zeit bleibt mich darum zu kümmern. Dabei müsste man das Geschwür der Wollust und Sünde herausschneiden, ehe es noch stärker wuchert un' ihm noch mehr Frauen zum Opfer fallen. Wehrlose sterbliche Frau'n, wie ich selbst es noch bis vor kurzem war."
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Ah." kommentiert der Malkavianer ihren Ausflug ob ihres Beichtvaters. Er klang dabei nicht sonderlich so als würde es ihn überraschen. Eher als ob er sich soetwas nun schon gedacht hatte. "Und, hast du deinem Beichtvater deine Vitae zu trinken gegeben und ihn damit dir huldig getan, worauf er seine Objektivität verloren hat oder hast du ihm keinen Blutseid auferlegt und bedrohst damit die sechste Tradition, die Stille des Blutes?" hakte er, noch immer mit jenem freundlichen Ton der aus ihm eine andere Person zu machen schien als jenem Ferrucio aus den dunklen Analen der Domänenchronik. Es schien beinahe alswürde er dieses Dilemma kennen. Aber immerhin waren sie hier zur Beichte. Und der Vates schien zielgerechet dort zu Fragen wo es Sünden zu finden gab.

"Angelique ist eine Autarkis, keine Caitiff. Ähnlich widerlich, aber der Caitiff wurde ohne Clan gezeugt, alleine in der Nacht und verachtenswert. Auslöschenswert. Ein Autarkis wurde hingegen von seinem Clan verstoßen, womit seine Anzahl an Feinden die des Caitiffs noch übertrifft." korrigierte er die Kappadozianerin ob dieses kleinen, aber feinen Unterschieds. "Ein Caitiff hatte einfach nur das Pech von einem Versager gezeugt worden zu sein. Nennt sich aber jemand Autarkis, betont er damit seine ureigene Unfähigkeit sich an die einfachsten Gesetze der familiären Ordnung zu halten." ergänzte er dann die Tatsache um eine Begründung.

"Was deine Geschichte um jene normannischen Söldner angeht: lasst jenes Papier in der Kabine, wenn du sie verlässt. Ich werde dem Nachgehen. Solltest du Recht behalten mit jener Sache, werde ich dir diesen Gefallen tun und mich um jene Sünder kümmern." nahm er ihre Offenbarungen in einer Weise an die einem erfahrenen Puppenspieler gut zu Gesichte stehen würde.

"Welche Fehde genau hegst du mit dem werten Gabriel?" öffnete er dann den nächsten Punkt seiner Beobachtungen. Kein Thema würde unausgesprochen blieben, so wie es schien.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Mein Beichtvater unterliegt dem Blutsband.

Ich weiß, 'sis nich ideal, aber ein ungebundener Beichtvater wäre für unsereins sowohl unnütz als auch gefährlich. Unnütz, weil man vor ihm Geheimnisse hab'n müsste un' nich die ganze Wahrheit offenlegen kann, un' gefährlich, weil selbst wenn man die kainitischen Geheimnisse verklausuliert, ein aufmerksamer und fähiger Beichtvater die Widersprüche früher oder später zusamm'npuzzl'n könnte un' würde."


Allegra greift erneut ins Gewand und holt einen häßlichen geschnitzten Holzvogel hervor.

"Ich weiß noch mehr über die Schänderbande. Eine junge Frau, die ihr Opfer wurde, hatte sich mir anvertraut - damit bin ich überhaupt auf die Spur gekommen. Einer von ihnen is' ein 'Jeph', dunkelbraunes kurzes Haar, bärtig, groß un' kräftig.

Diese Schnitzerei hatte das arme Ding umklammert, während die Söldner sich an ihr vergingen. Es sin' darauf sicher Eindrücke gespeichert, die sie in Worten nich oder nich so gut wiedergeb'n kann"
- Allegras Tonfall wird warnend - "aber es sin' sicher sehr verstörende un' sehr unschöne Eindrücke.
Aber man kann daraus sicher einiges an weiteren Informationen zieh'n - un' es is ein besseres un' belastbareres Indiz für die Missetaten als das bloße Wort von einer Sterblichen.

Wenn Ihr denkt, dass die Schnitzerei nützlich sein könnte un' ihr die darin gespeicherten Schrecken nicht fürchtet, kann ich sie Euch gerne ebenfalls hinterlassen. Es geht mir dabei auch nich um Gefallen oder Belohnungen oder den Zwist zwischen Euch un' der Autarkis - nich in diesem Fall. Es geht mir darum, dass das Geschwür gestoppt un' herausgeschnitt'n wird, so bald wie möglich un' so gründlich wie möglich, ehe ihm noch mehr junge Frau'n zum Opfer fall'n un' als unverheiratete Mütter in der Gosse enden, während ihre Peiniger schäbig lachend bereits das nächste Opfer such'n um ihre Wollust ungestraft auszuleb'n."


Allegras Augen verengen sich im Dunkeln, und ihre Brauen ziehen sich zusammen - Männer, die sich an wehrlosen jungen Frauen vergehen, das ist ein Thema, das ihre Wut hervorkitzelt.

"Was Gabriel angeht - nun, er gab mir die Aufgabe, alle Kainiten der Domäne der Beichte zuzuführen.
Ein sehr löbliches Unterfangen, aber sowohl zeitraubend als auch etwas, wofür ich mich wenig eigne. Ich bin weder besonders durchsetzungsstark noch besonders beredsam, un' noch dazu bin ich bloßer geduldeter Gast. Die einzig'n, die ich erreich'n kann, sin' die die der Pflicht zu Beichte ohnehin bereits nachkomm'n - un' diese bedürf'n nich meiner Ermutigung.

Die ganz'n ander'n? Sie sträub'n sich, sin' abhold, und dann sind da auch noch Kainiten wie Vergonzo die sich ganz off'n verweigern. Un' ich habe nix, um sie zu überzeug'n - als Vasallin hätte ich zumindest für die frisch Eingereisten wenigstens meine Fürsprache anzubiet'n. Wahrscheinlich werde ich schon vor der nächsten Hofhaltung, wo ich zur Vasallin aufsteig'n könnte, für mein unweigerliches Versag'n, alle Kainiten zu überzeug'n, verscheucht - un' dann liegt die Aufgabe wieder jahrelang brach."


Die Kappadozianerin seufzt.

"Ich denke, das is' der Plan des Herolds. Dass er Euch offen Unterstützung zusagt mit wohlfeilen Aushängen im Elysium, und dann die Aufgab'n die dabei helf'n ablädt auf Gäste wie mich, die zwar unnütz bei ihrer Erledigung sin' aber die ihm erlaub'n zu sag'n, er hätte sie jemandem zugewies'n un' seine Pflicht getan. Un' wenn sie dann unweigerlich scheitern, gibt er der Unfähigkeit des Gastes die Schuld, und gibt den schwarzen Peter weiter an den nächsten ungeigneten Gast wie Rivana oder Agnellina, nur um sag'n zu können er kümmere sich un' dass Eure Anliegen wichtig für ihn wär'n."
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Ein gebundener Priester ist kein Priester nach der Ordnung Melchisedeks sondern nach jener Aarons. Er wird aus dir ein goldenes Kalb machen und dich verehren, da der Fluch der in unserer Vitae lauert ihn verdorben hat. Du wirst mit solch einem Beichtvater nicht das heilige Land betreten und auch keine Erlösung finden. Auch die Beichte gegenüber eines aaronitischen Priesters zählt nicht als solche. Ich fürchte also das du in den letzten Jahren ins Leere geredet hast." gab er nachdenklich und auch ein wenig beunruhigt an. Als ob es ihn nervös machen würde wenn jene Vitae die Heiligkeit des Priesteramtes beschmutzte.

"Du benötigst einen freien Beichtvater. Solltest du keinen haben oder finden, einen solchen dem du vertraust, kann ich dir einen weisen oder mich selbst anbieten. Ganz wie du es lieber hast." offenbarte er dann immerhin mehrere Optionen, ehe er sich dem anderen Thema zuwandte.

"Was meinst du mit darin gespeichert?" ging sein Tonfall ein wenig fragend in die Höhe, als wisse er nicht genau was Allegra damit meinen könnte. Nichtsdestotrotz schien auch der Inhalt des berichteten sein Interesse zu erwecken: "Ich werde nach jenem Jeph Ausschau halten und mit ihm ein Gespräch führen, sollte ich ihn finden. Willst du mir selbiges mit der jungen Frau ermöglichen? Offenbar hast du mit ihr gesprochen?"

Gegenüber ihren Ausführungen zu ihrer Aufgabe sowie Gabriel und seines angeblichen Spiels, gab es weniger Ärger in seiner Stimme als man hätte vermuten können. Stattdessen lediglich ein kurzes Schweigen ehe er Allegra einen größeren Hebel an die Hand gab: "Dann nutzt meinen Namen, nicht den euren, sagt der Hofgelehrte Ancilla lädt zur Beichte. Jener Ancilla der von Aurore selbst zum Beichtvater der Domäne erhoben wurde, jener Ancilla der Aurore selbst regelmäßig die Beichte abnehme. Sagt er wisse sehr genau wer sich darum bemühe eine gute Seele zu sein und wer dies verweigere. Er berichte undurchschaubaren, potentiell gefährlichen Monstren an die weiße Herrin, denn jene seien historisch fünfmal so häufig in Gesetzesbrüche und Ärger verstrickt als jene die anstrebten Teil der Gemeinschaft, Teil der Domäne zu sein." es gab eine kurze Pause, wie um jene Worte wirken zu lassen, dann fuhr er etwas leiser fort "So können wir uns gegenseitig helfen, ich euch bei der Erfüllung eurer Aufgabe und du mir bei der Wahrung meines Amtes. Solltest du wohl tuen und tatsächlich einige jener Unwilligen hierher zur Beichte geleiten, würde ich vor der weißen Prinzessin mein Wort für dich geben, dass du hier weiter verweilen sollst. Es würde dir sicher sehr helfen, nehme ich an."
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Allegra Aldighieri
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Re: [1086] Gang nach San Giorgio [Allegra, Gabriel, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Die junge Frau kann ich Euch gerne vorführ'n. Es war ein sehr belastendes Erlebnis für sie - ich wäre gern bei ihrer Befragung dabei. Zu mir hat sie Vertrau'n - un' ich könnte einschreiten, wenn es sie überfordert und überwältigt sich zurückerinnern zu müssen.

Was den Holzvogel angeht, nun, darin gespeichert halt. Der wohlwerte Liviu hat mir davon erzählt, wie die Autarkis Gegenstände in die Hand nehm'n un' die darin gespeichert'n Eindrücke un' Bilder ausles'n kann. Ich hätte daher angenomm'n, diese Fähigkeit sei bei allen Mondenkindern verbreitet. Wenn dem so wäre, dann wäre dieser Holzvogel sicher nützlich in Händen wie den Euren.
Aber wenn nich, dann kann ich ihn natürlich wieder mitnehm'n, bis ich jemand anderes Vertrauenswürdiges finde wo den gleich'n Trick drauf hat."


Es raschelt im Dunkeln, als Allegra langsam den Vogel wieder verstaut - lange genug, dass Ferrucio sie unterbrechen kann.

Danach faltet sie die Hände und rekapituliert laut.

"Bis vor einem Monat habe ich nich einmal gewusst, dass man Euch für den Zweck der Beichte aufsuch'n darf - keiner der beiden Herolde hat es für notwendig befund'n, mich darüber aufzuklär'n, außer jetzt wo es unbedingt notwendig war um die in eurem Namen erteilte Vorladung zu übermitteln. Wenn es auch ander'n Neugeborenen so ging bei ihrer Einreise, wird es genug verirrte Schafe geb'n denen nich einmal bewusst ist, dass es die Möglichkeit gibt.

Dann gibt es auch Neugeborene, die bereits zu Vasallen erhob'n wurden, ohne seit ihrer Einreise jemals einen Beichtvater geseh'n zu hab'n - der Sünder Vergonzo brüstet sich sogar ganz offen damit. Un' dieses vorgelebte schlechte Beispiel ermutigt andere, es dem Baumeister gleich zu tun.

Es ist also unter den Neugeborenen nich gut bestellt um den Glaub'n un' dessen Anseh'n in Genua. Man wählt ausgerechnet mich aus, um mich dieses Problems anzunehmen - ein bloßer geduldeter Gast, mit nichts handfestem in der Hand um andere Kainiten zu überzeugen, ohne Autorität gegenüber irgendwem und dazu nich besonders beredsam, überzeugend oder einschüchternd. Genau die am schlechtesten geeignete Kainitin, die man als Herold eigentlich nur dann herauspick'n würde, wenn man insgeheim eigentlich will dass die Aufgabe scheitert, aber vorgeb'n können will, dass man sich darum gekümmert habe.
Damit streichen dann fünf Jahre ins Land, ich scheitere, un' euer Anseh'n sinkt da es nich gelung'n is mehr Kainiten zur Beichte zu Euch zu bewegen. Un' dann geht das Spiel von einem neuem los, mit nem neuen Neugeborenen, der bewusst ausgesucht wurde weil er schlecht geeignet ist.

Cui bono in diesem Fall?

Der Herold Gabriel, da er die besseren Neugeborenen auf andere Aufgaben ansetzen kann, an deren Erfolg er auch tatsächlich interessiert ist. Euch gegenüber kann er dann behaupten kann, er hätte sich bemüht und seine vollmundigen Versprechungen erfüllt, dem Glauben in Genua zu helfen. Wenn ihr ihm das abkauft, verliert er nichts, kann euch aber mit minderwertiger Erfüllung eures Anliegens abspeisen und übers Ohr hauen.
Wie Ihr sicher wisst ist Gabriel ein Mercator, Jünger eines Pfades, der jüdische Habgier nicht einfach nur gutheißt, sondern verherrlicht und zur höchsten Tugend erklärt. Wenn er für sich selbst den gleichen Gewinn erzielen kann, auch wenn er dem Kunden minderwertigen Tand andreht, dann macht er das nicht nur ohne mit der Wimper zu zucken - sein Pfad würde es sogar als Sünde und Schande begreifen, wenn jemanden nicht übers Ohr haut, der es mit sich mach'n lässt.

Die Autarkis Angelique, die Euch schon immer feindlich gesinnt war, und seit ihrem Ausstoß auf Rache sinnt. Es würde ihr sicher teuflische Freude in ihrem schwarzen Herzen bereiten, wenn eine Aufgabe scheitert, von derem Gelingen Ihr profitieren würdet. Ich habe Euch bereits mitgeteilt, dass Gabriel Informationen offenbart hat, die nur mir und der Autarkis bekannt sind - ihr Hand ist nicht einmal subtil verstrickt."


Allegra macht eine kurze Pause, um ihre Analyse sacken zu lassen.

"Wenn ich in eurem Namen sprech'n dürfte, wären die Erfolgsaussichten sicher schon mal besser - aber ich bin nich gut darin zu drohen. Ihr habt mich draußen geseh'n - wenn so ein kleines Persönchen wie sich vor jemandem aufbaut, die Fäustchen in die Hüft'n stemmt un' den Kopf tief in den Nacken legt um zum Gegenüber aufschau' zu können, das macht auf niemanden Eindruck. Da werde ich doch eher ausgelacht als ernst genommen.

Aber ich denke, mit der Peitsche alleine komm'n wir hier sicher nich weiter - die Peitsche steht schon lange im Raum, und schon ebenso lange von abgehärteten Sündern wie Vergonzo nicht nur ignoriert, sie dürfen sich offen damit brüsten wie sie Euch ignorieren und mißachten."


Die Kappadozianerin massiert sich ihre Schläfen.

"Also wenn ich angesehener Ancilla wäre, und wenn ich das Gehör der höchstverehrten Weißen Prinzessin hätte, und wenn es für mich und das Wohl der Domäne wichtig wäre, dass der Stand des Glaubens sich bessert, aber bald - ich würde mir das nich bieten lassen wenn man mir eine Allegra Aldighieri als Antwort auf meine Bedürfnisse andreht.

Ich würde den Herold herbeizitieren, auf den Tisch hau'n un' darauf besteh'n, dass jemand besser geeignetes auf eine so wichtige Aufgabe angesetzt wird, aber pronto. Ein Vasall, mit Autorität gegenüber den Gästen - und mit dem Zuckerbrot der Fürsprache, als Belohnung dafür wenn sie zur Beichte erscheinen. Atessa Federizzi wäre hierfür hervorragend geeignet, wenn ihr lieber jemanden mit einer sanften Honigzunge wolltet - oder Vincente Carlos, wenn ihr einen rauhen Seebären woillt, der es gewohnt ist mit Autorität mit seiner Schiffsmannschaft zu sprechen.

Falls der Herold keinen der beiden entbehren kann oder will - dann soll er dem von ihm ausgesuchten Gast auch die Mittel in die Hand geben, um zögerlichen Kainiten den Anreiz zu geben, zur Beichte zu erscheinen: Eine Vollmacht, in seinem Namen die Fürsprache an Gäste auszusprechen die der Beichte nachkommen, besiegelt von der Eidwahrerin, der verehrten Drita.

Das wäre, was ich als Händlerin mach'n würde, um die Aufgabe zu einem triumphalen Erfolg statt zu einer schmachvollen Niederlage zu mach'n. Und als Bonus tun sich die, die zur Beichte erscheinen, leichter, Vasallen zu werden, die Reihen der Gläubigen am Hof würden damit gestärkt."
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