[1086] Tintenkleckse [Angelique, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Gabriel sah Angelique grübelnd an. „Wem in dieser Welt möchte man schon einen Gefallen Schulden? Ihre höchst verehrte Majestät hatte diesem Urteil nichts hinzuzufügen…“ die Betonung machte deutlich, dass er dies nicht verstand „…ich weiß nicht in welcher Kultur es üblich ist, dass ein, durch mehrere Zeugen überführter Verbrecher die Chance erhält, seinen Ankläger zu erschlagen aber in Genua scheint dies ja üblich zu sein. Offenbar war es weder genug, dass der verehrte Chronist und der wohlwerte erste Liktor meine Worte bestätigt haben noch, dass ich mich persönlich darum gekümmert habe, eventuelle Brüche der Stille zu beheben. So werde ich denn also ein Duell kämpfen müssen.“ ergänzte er und machte klar, dass er das Urteil dennoch akzeptieren würde.

Nun senkte er den Blick und sprach „Wenn ich nun einen bestimmten Speer suchen würde. Einen der oder dessen Träger Erwähnung fand…ein besonderes Stück.“ begann er und hob langsam den Kopf, um Angelique erneut anzusehen. „Etwas das heutige Schmiede wohl kaum noch fertigen könnten. Könnt ihr als Orakel so etwas finden? Oder den Weg weisen?“ offenbar ging es um eine Schatzsuche, ohne jedoch Informationen zum Standort des vermeintlichen Schatzes zu haben, sondern vielmehr nur eine Vorstellung davon, was man finden wollte oder zumindest erhoffte.

[Angelique]

"Was Ihr sucht, einen legendären Speer, würde vermutlich einen Vampir zu Asche verarbeiten. Das würde aber neue Komplikationen mitbringen.

Ajax hatte einst einen guten Speer. Aber ich weiß nicht, was aus ihm wurde. Er war stolz auf ihn, aber um seine Geschichte weiß ich nicht, nur dass er gut gearbeitet war. Nach dem könnte ich suchen.

Bedenkt aber, der alte Stahl, so er nicht verzaubert war, taugt heute nichts mehr. Rost hat ihn zersetzt und die Kunst Stahl gut zu tempern, ist erst in den letzten Jahrhunderten ersonnen worden.
Von altem Holz wollen wir lieber nicht anfangen zu reden! Selbst der Speer des Longinus, würde er gefunden, wäre nur durch seine Weihe mit Christus Blut mächtig.

Nein, besorgt Euch lieber einen guten neuen Speer, ist mein Rat. Macht ihn selbst zu einer neuen Legende, indem Ihr damit gewinnt. Ansonsten würde es nur heißen: Ach, er hat nicht selbst was geleistet, sondern nur einen magischen Speer gehabt."

[Gabriel Ducas]

Gabriel hob interessiert eine Augenbraue als Angelique von dem Speer seines Clansbruders sprach. „Nun ich würde mich freuen, so ihr mir Helfen könntet, den Speer meines verblichenen Clansbruders zu finden.“ danach sah er sie mit seinem melancholischen Blick an, senkte diesen und sah nachdenklich zu Boden. „Ich wollte diesen Konflikt nicht. Es waren die Lügen und die Klauen des Gangrel die diesen provoziert haben.“ langsam hob er die Augen. „Nun bin ich gefangen in diesem Duell und gezwungen mich mit Waffen auseinanderzusetzen.“ er machte eine kurze Pause und hätte er noch geatmet, so hätte Gabriel wohl geseufzt, ehe er mit fester Stimme sagte „Nun werde ich ihn hoffentlich beenden um die Stadt von dieser verleumderischen und hinterhältigen Plage zu befreien.“

[Angelique]

Angelique lächelte sanft. "Welche Poesie. Wie in einem der alten Dramen. Macht ein Gedicht davon und danach ein Fenster dazu. Ach, wären doch die Fenster der Kirchen größer und nicht nur in der Apsis!"

Listig meinte sie: "Bestimmt nach dem Recht der Duelle Waffengleichheit und beruft Euch auf die Ehre. So sind dem Gegner seine gefährlichsten Waffen verwehrt und Ihr lasst es so aussehen, als würde das zu seinem Vorteil gereichen.

Ich weiß nicht, wann das Duell ist, aber wenn Ihr wollt, können meine Blutvasallen mit Euch trainieren. Normannen werden mit dem Speer geboren, bevor sie vor dem Laufen das Reiten lernen, geht das Sprichwort."

Sie schloss die Augen und holte kleine Schafknöchelchen mit seltsamen Zeichen hervor. "Wenn Ihr wollt, kann ich versuchen, etwas über den Verbleib des Speers zu erfahren."

[Gabriel Ducas]

„Ich verstehe die Ältesten nicht. Wenn sie doch Regeln aufstellen. Warum interessiert es sie nicht, wenn sie gebrochen werden? Sind Arash und der sehr verehrte Seneschall sich so nah, dass dieser der Geißel eine solche Gelegenheit einräumt?“ ein wenig ratlos klang das schon, während er nun gebannt auf die Schafknöchelchen mit den unbekannten Symbolen schaute.

„Vielleicht ist eine Schatzjagd etwas, was einen auf neue Gedanken bringt. Ich werde auf das Angebot mit euren Normannen und Schiffen vielleicht doch zurückkommen. Sagt, wollt ihr diese nicht nutzen? Sie in Genuas Namen einsetzen? Ein kleiner, aber vielleicht feiner Beitrag“ noch immer lag sein Blick auf dem, was sie da wohl vorhatte. „Ich hätte durchaus Verwendung für sie und ich denke, wir könnten die Gewinne im Sinne unserer höchst verehrten Lehensherrin steuern.“ ein geschäftiges Lächeln huschte über die Lippen des Gelehrten.

[I Tarocchi]

Sie schloss die Augen und holte kleine Schafknöchelchen mit seltsamen Zeichen hervor. "Wenn Ihr wollt, kann ich versuchen, etwas über den Verbleib des Speers zu erfahren."

Die Schafsknöchel klapperten über die Bodendielen. Einer nach dem anderen fiel in die Bedeutungslosigkeit am Rande von Angeliques Blick. Drei blieben übrig, auf totem Gebein getragene Botschaften:

Der Speer - Männlichkeit und Krieg
Noch im Fall der Würfel konnte Angelique es sehen, denn sie fiel mit ihnen, flog mit Schicksalsschwingen über ein Tal. Schwarze Berge rechts und links, der Geruch von Feuer und Krieg stieg um sie her auf wie brennende und schwarze Wolken. Ajax! Er war dort unten. Kriegslust in den Augen, das Licht von Bränden lässt den Speer blitzen, der Geruch von Blut, Angst und Tod stachelt an. Der Brujah ist wie ein Dämon auf dem Schlachtfeld und solange Blut fließt, solange kann er kämpfen!


Der Schädel - Tod und Verfall.
Szenen aus Angeliques eigener Erinnerung, vergangen, farblos, blutleer: Am Ende hatte Ajax keinen Speer. Er hatte ein Stuhlbein. Er erschlug keinen Feind in Krieg oder Duell, er hämmerte einem Flüchtenden das Holz in den Rücken. Der Flüchtende wendet sich um, entblößt die Fänge und kein Stuhlbein ist genug. Kein Duell in tagelangem Ringen, kein Hector und kein Ajax, nur blasse Echos vergangener Größen. Nur Staub und seelenleere Asche.
Doch der Speer glomm noch immer im Lichtschein. Sonnenschein, Kerzenschein. Er hängt auf geschnitzten Halterungen und kein Blut klebt daran, nur Staub.


Die Scheibe - Münze, Gold und goldene Sonnenscheibe
Was ist der Lohn von Helden? Dass wir uns ewig erinnern. Dass sie ewig leben, ewig verzerrt durch ewig wandelbare Geschichten. Wir spinnen unsere Geschichten wie wir sie haben wollen, unsere eigenen Münder und Gedanken sind die Webstühle erdachter, erlogener, gewünschter Schicksale. Was ist der Lohn von Kriegern? Blut und Tod. An ihren Händen, in ihren Schatten und Fußstapfen.

Doch die Waffe findet eine neue Hand. Glänzender Lohn für einen anderen.


Dreieck
Drei Knöchel, drei Blicke auf den Speer. Angelique sieht die Kerze auf dem Tisch und in ihrem Schein sind alle drei Blicke: Feuer des Krieges, Rauch und Tod, goldener Schein und goldenes Licht auf dem letzten Lohn von Helden.
Die Kerze steht auf einem Tisch aus Holz, sorgfältig gefügt und poliert. Der Tisch steht vor einer Wand aus Holz, sorgfältig gedichtet und geschmückt. Und ein Teil dieses Schmuckes ist der Speer. Er wartet auf die nächste Hand, die ihn führen wird, so dass alles von neuem beginnt: Blut und Tod und der Lohn der Sieger.

[Angelique]

Wie üblich gab die kleine Seherin alles wortgetreu wieder, was sie in den Knochen las. Wie üblich war es auch diesmal etwas unheimlich, wenn sie von Dingen, die waren, kündete und Dinge, die sind.

Zu dem Vorschlag sagte sie schließlich:

"So wollen wir halten. Zum Wohle Genuas und seiner Menschen! Das war immer mein Ziel und daran ändert sich nichts. Kassandra wollte auch immer nur ihrer Heimat helfen."

[Gabriel Ducas]

Mit großen Augen verfolgte er das Schauspiel und die Dinge, die das kindliche Orakel da von sich gab. Er hatte so etwas noch nie erlebt und es war erstaunlich, was ein Wurf von Schafknochen alles zum Vorschein brachte. Oder war das alles Schwindel? Leichtes Misstrauen mischte sich in die, ohnehin nachdenklichen Züge, aber es war zu neu, zu viel und zu mysteriös. Eigentlich absurd das ein Kind solche Fähigkeiten hatte. Hatte sie diese vielleicht schon vor dem Kuss? Oder kam das mit Malkavs Blut? Einige Augenblicke schwieg er und ließ Angelique Zeit sich wieder zu sammeln. Als diese dann seinem Vorschlag beipflichtete, nickte der Gelehrte. „Ich hätte sogar schon eine Idee, was ihr mit einem eventuellen Gewinn machen könnt.“ sagte Gabriel mit einem kaufmännischen Lächeln. „Auch dies wäre zum Wohle Genuas und deren Kinder. Ich werde diesbezüglich die Schritte der werte Fiamma in eure Richtung lenken. Sie soll sich um das Wohl der Kinder kümmern. So knüpft ihr weitere Kontakte und es wird etwas aufgebaut.“

[Angelique]

"Was hat sie denn vor?", wollte Angelique wissen.

In ihrer Stimme lag zu gleichen Teilen Neugier, Hoffnung, Misstrauen und Aufhorchen.

Sie lächelte unsicher. "Sicher, wenn sie mit mir reden will, bin ich gerne bereit dazu. Ich habe gerade bei diesem Thema sehr viel Unbill erfahren müssen.

Mein verblichener Freund Alerio hatte ein Waisenhaus gehabt, das nicht von der Kirche oder den Klöstern betrieben wurde. Ein wundervoller, neuer Gedanke, selbst wenn ich es immer für die Stille gefährdend hielt.

Als er ermordet wurde, hatte man auch mich dort vermutet und alle Kinder dort mit Gewalt ins Sonnenlicht gezerrt, um auch mich zu töten.

Ich selbst verschenke zur Geburt des HErrn immer anonym Geld an Kinder, damit sie von Bordellen oder Sklaverei sich freikaufen können."

Jetzt grinste sie wieder fröhlich. "Ja, ich würde trotz aller schlechter Erfahrungen dieser Fiamma helfen wollen."

[Gabriel Ducas]

„Mein Beileid für euren Verlust.“ sagte er zunächst und senkte dabei betreten den Blick etwas. „Darf ich mehr über diesen Alerio erfahren?“ fragte der Brujah rücksichtsvoll, um nicht alte Wunden aufzureißen und bot ihr gleichzeitig einen Ausweg, so ihr dies Thema unangenehm war „Was Fiamma angeht. Soweit mir bekannt, bekam sie von den Herolden die Aufgabe sich um die Waisenkinder der Domäne zu kümmern.“ gab Gabriel auf die erste Frage des Orakels an. „Ob sie mit euch reden will…“ nun zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. „…ein paar passende Brotkrumen werden ihr hoffentlich den Weg weisen.“ so dann wechselte er das Thema und ging noch einmal auf die von ihr geschilderte Vision ein. „Sagt, habt ihr etwas bekanntes in eurer Vision gesehen? Etwas das Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort geben kann?“