[1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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I Tarocchi
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

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„Eine Spinne.“ Zwei sanfte, nachdenkliche Worte. Auch das war ein Schauspiel, denn die alte, ewigjunge Ventrue stieß hier nicht auf Neues. Fast alles waren bereits alte Abwägungen, Gedanken, Strategien, Möglichkeiten. Doch für ihn und für diesen Moment klang sie nachdenklich und fast ein wenig betrübt. Betrübt darüber, dass es in dieser Welt etwas geben musste wie Spinnen und Netze.

„Du musst mir beweisen, dass du Netze weben kannst“, sagte Aurore sanft. „Leicht wie Windhauch. Klebrig genug, dass nichts einfach hindurch streicht. Stark genug, um einzufangen.“

„Und du kannst keinen Ruhm damit sammeln, junger de Galard“, fügte sie hinzu, ein wenig bedauernd, ein wenig traurig. Da war die Süße echten Mitgefühls für die Bürde, die er auf sich nehmen würde. Alles in dem Tonfall verlockte dazu, daran zu glauben, an die Echtheit, an wahres Mitgefühl, an die Möglichkeit, dass in der Nacht eine solche Sache Bestand haben konnte.

„Denn eine solche Aufgabe ist still und behutsam.“ Aurore seufzte hier leise und hob ihren Blick ein wenig. Ihre schlanken Finger strichen gedankenverloren über die Köpfe der hölzernen Löwen ihres Throns.

„Für zehn Jahre gebe ich dir Zeit, einen Beweis für deine Fähigkeit zu spinnen. Welchen, das überlasse ich dir. Du wirst dich schnell zurechtfinden müssen. Vielleicht wird es bloßes Wissen sein, dass du mir bringst. Doch vielleicht gelingt dir das Meisterstück, Herzen und Seelen zu umgarnen? Ein Jahrzehnt ist lang genug, um meine Domäne kennen zu lernen, und die Neugeborenen in ihr. Sobald du einen Erfolg gewoben hast, der es wert ist, von mir gesehen zu werden, kehrst du zu mir zurück. Und wenn dein Werk wahr und gut ist, erhältst du deinen Platz und einige Werkzeuge mehr für dein Wirken. Denn die Arbeit einer Spinne endet nie.“

Sie hob ihr Kinn an und für die folgenden Worte wurde ihre Stimme kühl und hart: „Enttäusche mich nicht. Es gibt zu viele Enttäuschungen unter den Jungen, die nachrücken wollen und doch nur ungenügend sind. Sei besser als der Rest.“

Die Kühle verflog dann jedoch mit ihrem Lächeln. „Ich gebe dir diese Gelegenheit. Genua kann dir eine Heimat werden, die ihresgleichen sucht. Die Pracht meiner Domäne beginnt gerade erst, sich zu zeigen.“

Dann neigte sie sich etwas vor. „Ich will jedoch außerdem noch etwas anderes, das du für mich tust.“
Für einen kurzen Moment war die Illusion nun perfekt: Da saß ein junges Mädchen, noch unschuldig und gerade erst den Kinderjahren entwachsen. Vielleicht sündig genug für erste, zarte Begierden, Sehnsüchte, den eigenen Willen. Ein wenig kokett, mutig genug für Träume. Es war schrecklich leicht, diese Fantasie glauben zu wollen. Es war unerhört in einer Welt wie dieser.

„Einmal in zehn Jahren kommst du hierher, zu mir”, flüsterte Aurore, doch es war eines dieser Flüstern, die weit trugen. “Für eine Nacht wirst du mein Gast, Gris de Galard. Für eine Nacht wirst du mit der Zunge deiner Heimat sprechen. Du wirst Geschichten aus den Ländern der Höfe erzählen. Für eine Nacht webst du mir ein Bild jener Länder so dass es ist als wären wir dort.“
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Gris de Galard
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von Gris de Galard »

"Das werde ich", verkündete er - und die Ehrlichkeit in seiner warmen Stimme war beinahe greifbar. Genauso wie der Ernst. Gris würde tun, was er am besten tat. Dafür brauchte es keine vielen, schönen Worte. "Leicht, klebrig und stark."
Er hatte sich beworben und die weiße Prinzessin hatte sein Angebot angenommen. Nun galt es für ihn, die Versprechung zu erfüllen. Denn sie beiden wussten, dass ein Scheitern schlicht keine Option sein würde.

Aurores Bedauern und zugleich ihre Warnung ließ ihn ein wenig lächeln. War da Traurigkeit oder gar Bitterkeit in seinen ansehnlichen Zügen? "Es ist ein Opfer, das ich zu bringen bereit bin.", erklärte er dennoch und unterstrich seine Ergebenheit mit einer weiteren Verneigung, als drücke ihn das Gewicht seiner Worte noch einmal ein wenig hinab.
"Ich werde euch binnen dieses Jahrzehnts ein Meisterstück vorlegen, höchst verehrte Prinzessin", versprach er. "Und ich werde euch keinen Grund bieten, über mich enttäuscht zu sein. Die unseren sind besser als der Rest." Zum ersten Mal schien ein wahrer König aus ihm zu sprechen. Zumal ein König von den Höfen der Liebe.

Als sie dann aber den zweiten Befehl äußerte, war er sichtlich überrascht. Einen Moment lang runzelten sich seine Brauen, als denke er darüber nach, ob er etwas schrecklich falsches getan hatte. Dennoch hatte auch er sich ein wenig vorgeneigt, war dieser Illusion eines Mädchens, das ihre ersten Begierden erkannte, und ihrem Flüstern eine Spur näher gekommen.
Dann flackerte ein Lächeln auf seinen Zügen auf und der Sohn der Nacht nickte. "Es wird mir eine Freude sein.", erwiderte er leise. "Und ich werde tun, was ich kann, um uns für diese eine Nacht zurück in die Lande der Höfe zu zaubern."
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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I Tarocchi
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Sie ließ einen Moment der Stille einkehren. Ihr Blick wirkte so intensiv, dass es beinahe schmerzte. Es war als würde sie sich diesen Moment und seine Worte in ihr Gedächtnis meißeln, mit der Präzision eines Meisters in Marmor und Form.

Dann ließ sie sich auf ihrem Platz zurück sinken und nickte. “Dann darfst du nun gehen. Lucio wird dir die Gesetze erläutern und dafür sorgen, dass die Herolde und die Gesellschaft sich nicht über deine Aufgabe wundern müssen. Ich aber werde dich und deine Schritte im Blick behalten.”

Hier ließ sie eine kleine Pause, ein wenig wenig melancholisch und so viel kühler als alles zuvor. “Es ist ein wunderbares Geschenk, etwas zum ersten Mal erfahren zu können”, sagte sie.
Doch was das bedeuten sollte oder konnte, sagte sie nicht. Sie hob nur ihre Hand und damit war Gris entlassen. Lucio, der weiter still am Rande gestanden hatte, ging zu der Tür, durch die sie auch eingetreten waren, um sie für Gris zu öffnen.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von Gris de Galard »

Gris hielt die Stille aus. Selbst wenn sich alles in ihm dagegen wehrte, sich sträubte wie ein Tier, das man an einem zu kleinen Ort eingepfercht hatte, bemühte er sich stillzuhalten und ihren Blick zu ertragen. Auch in seine Erinnerung würden sich diese Augenblicke auf ewig einbrennen.

Dann verneigte er sich noch einmal tief. "Ich danke euch dafür.", verkündete er auf Aurores Angebot oder besser ihre Feststellung hin. Auch ihre Ankündigung, dass sie ihn im Auge behalten würde, nahm er mit einer weiteren Verneigung hin.

Den letzten Satz, den die weiße Prinzessin zu ihm sagte, verstand er nicht im Geringsten. Dennoch lächelte er und würde ihn sich in genau so in sein Gedächtnis brennen, wie den ganzen Rest ihrer Anweisungen an ihn.
Und so würde er von seiner neuen Herrin scheiden. In seinem Herzen kämpften Ruhe und Beunruhigung zugleich, als er durch die von Lucio geöffnete Tür trat. Er hatte dieses Gespräch überlebt. Nun galt es, sich weiter zu verwandeln. Zur Spinne Genuas zu werden...
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I Tarocchi
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Lucio führte Gris ein Stück weit den Weg zurück, den sie auch her genommen hatten, um dann zu einem Nebenraum abzubiegen. Hier gab es ein paar einfache Sitze und einen niedrigen Tisch mit einer Schale getrockneter Blüten. An den Wänden hingen dicht gewebte, farbenprächtige Wandteppiche, in einigen Regalen lagen verschiedene Schriftstücke und Schreibzeug.
Der Allesfresser bot Gris mit einer Geste an, sich zu setzen. Mit ernster Stimme erklärte er: “Die richtige Anrede für die höchst verehrte Aurore lautet: ‘Aurore, Regina Alba, la principessa bianca, Prinzessin Genua, Ahnin vom Blut der Könige. Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige. Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige. Kind des Ventrue, erster seines Blutes. Kind des Enoch, des Weisen. Kind des Kain, des Vaters.’”

Diese Stimme des Allesfressers klang mahnend und bedeutungsschwer, doch er kommentierte Gris’ Versagen darin, diese Linie nicht auch gekannt und genannt zu haben, nicht weiter als mit diesem Hinweis.

Falls Gris sich gesetzt hatte, setzte er sich nun ebenso. “Ich werde Euch die besonderen Gesetze und Erlasse Genuas erläutern.” Das schien völlig offensichtlich, denn das war der Wunsch der Weißen Prinzessin gewesen.

“Das Erste, was Ihr jedoch wissen solltet, ist, dass Genua sich zur Zeit in einem kalten Krieg mit Savona befindet. Das bedeutet, dass Verstöße gegen die Gesetze schärfer und härter geahndet werden können und werden. Ihre Einhaltung dient der Sicherheit der Domäne.”
Der Allesfresser sagte all dies ruhig und ergeben. Er hielt seinen Kopf eher gesenkt und wenn er doch zu Gris hinsah, dann wirkte er durchaus hilfsbereit. Er blieb recht schlicht, sprach letztendlich auch nur als ein Diener seiner Herrin.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von Gris de Galard »

Demütig senkte Gris' Haupt. Zwar schien er von dem Hinweis betroffen zu sein, doch war er sich bewusst, dass er diesen Fehler ohnehin nicht mehr ausmerzen konnte. Selbst wenn er sich nackt im Staub wälzen würde. "Ich danke euch für diesen Rat.", erwiderte er und fügte mit einem schweren Seufzen hinzu: "Es gibt viel, was ich hier zu lernen habe und ich bin dankbar für die Geduld, die mir bereits zuteilwurde. Ich werde alles daran setzen, die Geduld nicht weiter zu strapazieren."

So setzte er sich auf den Wink des Allesfressers und nickte über die Ankündigung, ehe er den Ausführungen aufmerksam zuhörte. Sein Blick war auf ihn gerichtet, als könne auch in der Mimik und Gestik des Dieners etwas verborgen sein, an das er sich erinnern würde müssen.
"Bitte verzeiht - und seid gewiss, dass auch ein Nein auf meine Frage - in völliger Demut von mir akzeptiert werden wird.", erhob er dann vorsichtig die Stimme und legte den Kopf leicht schief. "Aber erlaubt ihr mir, euch direkt Fragen zu stellen, wenn diese aufkommen?"

Sollte die Frage wirklich verneint werden, würde der Ventrue dies ohne weiteren Widerspruch hinnehmen, doch falls es ihm erlaubt würde, zu fragen, würde er wissen wollen, was der genaue Anstoß dieses kalten Krieges war.
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I Tarocchi
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Lucio lächelte gutmütig und nickte. “Ich würde mich freuen. Mit Verlaub, ich sehe schon so lange zu, wie die jüngeren Kainiten nach Genua kommen und ihre Wege finden. Manches Mal scheitern sie allein an sich selbst.” Er schüttelte ein wenig traurig den Kopf.

“Wenn Ihr Fragen habt, dann stellt sie. Auch später noch. Ihr wäret damit auch nicht der Einzige.”

Damit aber setzte er sich zurecht und erklärte:

“Ich beginne einmal. Es ist sonst an den Herolden, diese Dinge für die Neugeborenen zu erläutern.” Er räusperte sich.

“Die Grundlage der Gesetze sind immer die Alten Traditionen. Ihre Einhaltung ist unbedingt. Wenn Ihr Brüche der Traditionen seht, dann helft, sie zu beenden. Berichtet dem Blutvogt, dem verehrten Ilario Contarini, davon. Oder einfach den Liktoren - das ist ein Amt, das wohl eine genuesische Eigenheit ist. Sie sind damit betraut, Brüche der Stille zu verhindern oder so gut es geht wieder zu richten. Sie sollen damit sowohl die Gesellschaft der Kainiten schützen als auch die Sterblichen. Es gibt leider auch Kainitenjäger und Rom hat einst einen Sondergesandten hierher nach Genua beordert, der so manchen unvorsichtigen Toren hat verbrennen lassen. Gerade jetzt soll es einen neuen solchen Gesandten geben und das geht wohl auch auf die Dummheiten einiger junger Kainiten zurück.”


So gütig und gutmütig der Allesfresser auch sonst wirken konnte, war er doch bei diesen Worten sehr, sehr ernst geworden. Hier ging es um echte, tödliche Gefahren für das Überleben von vielen in der Nacht, ganz zu schweigen von einer der Alten Traditionen.
Er atmete dann einmal tief durch und fischte ein kleines Schweißtüchlein aus seinem Ärmel heraus. Damit tupfte er sich einmal über die Stirn, bevor er fortfuhr.

“Solange Ihr Euch noch nicht vor der höchst verehrten Aurore bewiesen habt, ist Euch nicht erlaubt, innerhalb der Stadtmauern zu jagen. Der Rest der Domäne steht Euch frei, natürlich mit einigen Ausnahmen. Die ersten darunter sind dieses Anwesen, die Villa Illuminata, und auch das Castelletto. Sie gehören allein der höchst verehrten Aurore von Genua.”


“Dann gibt es noch zusätzlich Domänen, welche die höchst verehrte Herrin an andere vergeben hat: Die verehrte Geißel und Hofchronist Benedetto hat seine Domäne in Burgus und der Basilica San Siro bezogen und dies solltet Ihr nicht betreten ohne dessen Erlaubnis. Der Clan der Toten sieht wohl sehr wachsam auf den Großen Friedhof von Genua. Der wohlwerte Herold Macario hat eine kleine Domäne mit dem Kirchengrund von San Cassiano in Clavicula. Der verehrte Ilario Contarini hat ein ihm eigenes Jagdgebiet im westlichen Mascharana bis hin zu der Straße bei Santa Maria, von der Grenze zu Platealonga bis zu den Klippen herauf erhalten.”

Hier verschnaufen der Allesfresser einmal kurz und versuchte wohl, sich möglichst genau und richtig zu erinnern. Dann fuhr er fort:

“Auf dem geweihten Grund der Kirchen darf seit 1078 nicht mehr gejagt werden. Die Chiesa San Ambrosio ist seitdem auch nicht mehr für Kainiten zu betreten. Auch nicht für …nun.. solche mit dem Blut von Kainiten in ihren Adern.” Der alte Ghul legte sich selbst eine Hand auf die Brust wie um das zu verdeutlichen.

Der alte Ghul verzog etwas das Gesicht. “Das ist noch ein recht neuer Erlass, verzeiht mein stocken. Das wurde auf der letzten Hofhaltung verkündet.”
Er räusperte sich wieder und nahm dann wieder die Erläuterungen auf:

“Ein weiteres Gesetz betrifft die Anzahl der Ghule und Blutsdiener, die die Kainiten haben dürfen. Das wurde begrenzt, weil die Jüngeren zu leichtsinnig mit ihrem Blut umgingen und so für die Entsendung jenes Sondergesandten gesorgt haben. Jeder Angehörige der Clans Ventrue und Lasombra darf fünf sterbliche Diener mit einem Blutsband belegt haben. Angehörige der Clans Toreador, Malkavianer, Kappadozianer und Brujah höchstens vier. Die Salubri und Tzimisce drei, die Gangrel zwei, der Rest einen einzigen. Die Nosferatu sind dabei ein besonderer Fall. Zur Strafe für die lange Verzögerung eines der ihren, seinen eigenen Versprechen an die Weiße Prinzessin nachzukommen, wurde die Anzahl ihrer Diener daran geknüpft, dass er diese Versprechen endlich erfüllt. Zur Zeit dürfen sie einen Sterblichen an sich binden.”

“Die Überprüfung dieser Regeln obliegt den Liktoren, doch der Blutvogt und der Seneschall haben auch einen Blick darauf. Zur Zeit wurde auch allen Ancilla zusätzlich aufgegeben, die Gesetze und Gebote der nächtlichen Gesellschaft härter durchzusetzen. Genua hat zur Zeit keine Harpyie, dazu kommt die Gefahr der Kriegszeit und das kurzsichtige Betragen zu vieler junger Kainiten.”

Wieder tupfte er sich die Stirn ab. “Es gibt ein Elysium, den ‘Giardino della Rosa silenziosa’, dessen Hüter der verehrte Ilario Contarini ist. Er liegt zwischen Ravecca und Mascharana. Dort ist keinem Sterblichen der Zutritt gewährt außer jenen, die der verehrte Hüter selbst dort eingesetzt hat.”

Und damit endete er dann erst einmal.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von Gris de Galard »

Gris erwiderte das Lächeln des Allesfressers und auch seine Traurigkeit schien auf den Ventrue überzugreifen. Er antwortete zwar nicht mit Worten, seine Miene deutete aber darauf hin, dass aber er etwas daran nachvollziehen konnte und den Diener seiner neuen Herrin ebenso wenig enttäuschen wollte wie die weiße Prinzessin selbst.

Dann würde er den Worten aufmerksamen zuhören. Beinahe konnte man den Eindruck bekommen, dass hinter seiner Stirn noch ein zweiter de Galard saß, der aufmerksam und tintenkleksend Notizen machte.

Über die Einhaltung der Traditionen nickte er. Es war für den Sohn der Nacht keine Überraschung, dass man die Traditionen einhalten musste. Das unterschied sich nicht von den Höfen der Liebe. Wäre es anders gewesen, wäre er sehr irritiert gewesen.
Die Erwähnung des Sondergesandten allerdings ließ ihn die Stirn runzeln. Das war allerdings ein Grund für Beunruhigung. "Ich verstehe", erwiderte er ruhig, aber mit tiefem Ernst in der Stimme, während er nachforschte. "Gab es einen neuen Grund dafür, dass Rom einen Gesandten schickt? Oder ist das "nur" die Vorsicht Roms."

"Auch die Nahrungs- und Betretungsgebote werde ich einhalten.", versprach er, auch wenn man, so man genau hinsah, ein gewisses Unbehagen in seinen Worten wahrnehmen konnte. Das waren sehr, sehr schlechte Nachrichten. "Darf ich auch hier eine Frage stellen. Sie bezieht sich weniger auf die Einhaltung der Gesetze, als vielmehr" Gris sah ein wenig betreten drein. "Vielmehr meinen und der meinen Lebensunterhalt. Wir sind Totengräber, Totenwäscherinnen und Bestatter. Selbstverständlich werde ich den verehrten Hofchronisten Benedetto um Erlaubnis bitten, den Sterblichen in seiner Domäne zu helfen, ihre Trauer zu bewältigen. Doch, wenn es eine andere Lösung gäbe... wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr mir einen Rat geben könntet, so dies nicht zu vermessen ist."

Auch die Regelungen zum Binden von Sterblichen nahm der König hin. "Was passiert, sollte ich mich entscheiden, jemand neuen in meinen Dienst zu nehmen?", wollte er aus ehrlichem Interesse wissen, ehe er die restlichen Informationen ruhig ausnahm.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Davon kann man ein Auskommen haben?", fragte der Allesfresser überrascht und mit hochgezogenen Augenbrauen. Doch sogleich schien er das zu bereuen und räusperte sich gefasst. "Verzeiht, wohlwerter Herr."

Er legte dann die Stirn in Falten und dachte wohl über dieses Problem oder Anliegen nach. "Nun", meinte er dann langgezogen. "Der Clan des Todes hat wohl eine Hand auf den Angelegenheiten des Todes, auch unter den Sterblichen. Und in jedem Falle müsstet Ihr Euch wohl auch mit der Kirche gut stellen, ebenso wie mit ihren Vertretern in der Gesellschaft in der Nacht. Vermutlich kommt Ihr am verehrten Benedetto und dem verehrten Ferrucio oder dem wohlwerten Macario nicht vorbei, wenn ihr den Sterblichen über deren Einflusssphären nahe kommen wollt."
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Gris de Galard
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Re: [1087] Si vis amari, ama! [Gris, Aurore (SL)]

Beitrag von Gris de Galard »

Der Ventrue zeigte ein leises Lächeln. Er schien nicht, als hätte er diese Frage noch nie gehört oder sie nie beantwortet. In keinem Fall schien er davon besonders pikiert. "Zumindest kann man es versuchen.", erwiderte er und zuckte seine Schultern. Er wirkte gelassen. "Am Ende sieht jeder von uns irgendwo seine Berufung. Gleich, ob es auf den ersten Blick vielversprechend ist."

Gemessen senkte Gris über diese Information das Haupt. "Dann wird es das sein, was ich tue.", verkündete er und sah den Allesfresser an. "Gibt es Dinge, die ich über diese drei Herren wissen sollte?"
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