[1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

[November '23]
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Toma Ianos Navodeanu
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[1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Erneut das Elysium. Doch an welchem Ort sonst wollte man auch andere Kainskinder treffen, vor allem neue Kainskinder. Es gab noch so einige in der Domäne, die sie gesehen oder von gehört hatten aber nicht oder sehr wenig bisher gesprochen.

Auch wenn sie deren Geschicke kaum interessierte, war es wichtig sie sich gut Freund zu machen.

Der Mann mittleren Alters mit den leicht ergrauten Haaren flanieren unter den Rosenbögen hindurch, während er sich neugierig umsah.
Seine Erscheinung war soweit gepflegt,wie das in einer mittelalterlichen Stadt möglich war.
Unter den gehobenen Kreisen der sterblichen Gesellschaft bewegte er sich jedoch ganz offensichtlich nicht.

Wenn man ihm jedoch etwas nah kam konnte man, wenn man das als Kainit denn wollte, den Geruch von Pferdestall an der Kleidung des vermeintlichen Ravnos wahrnehmen. Sofern man wusste wie ein solcher Stall roch.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Gris de Galard
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Gris de Galard »

Ja, Freunde... Freunde sicherten in einer Stadt wie dieser das Überleben. Nein, eigentlich beschränkte sich das nicht nur auf die Stadt. Freunde sicherten den Untoten das Überleben. Ganz egal wo sie waren oder was sie anstellten.
- Und da Gris gerade dabei war, sich zu freuen, dass er seine Reise über die Alpen überlebt hatte, trug ihn sein Web abermals nicht ins nächste Hurenhaus, wo er im Dampf von Alkohol und überhitzten Körpern seinen Reichtum auf den Kopf haute, sondern in diesen Rosengarten bei Nacht. Manchmal war das mit der Freude eben eine seltsame Sache.

Doch immerhin schien sein Ausflug heute von Erfolg gekrönt zu sein: Er spazierte nicht völlig umsonst durch einen leeren Garten. Das Gesicht des Toten vom Blut der Könige hellte sich ein wenig auf, als er seinen Schritt beschleunigte und der Mantel hinter ihm bedeutungsvoll raschelte. Ein paar schnelle Schritte, die man ihm vielleicht nicht zugetraut hätte, wenn man ihn nur als reichen Pinkel betrachten würde, und er hatte den Fremden erreicht.
"Ich hoffe, ich störe euch nicht bei einem kontemplativen Spaziergang, werter Herr", sprach er ihn an und würde ein Nicken andeuten, sobald der Mann vor ihm, ihn ansah. "Aber zumindest ich spaziere lieber in Gesellschaft."

Der junge Mann mit dem braunen Haar war eindeutig nicht von hier, doch er sprach gut genug Italienisch, um nicht sofort einem anderen Landstrich zuordenbar zu sein - seine Herkunft jedoch schien man eindeutig erraten zu können. Dieser dunkel gewandete und für eine Stadt ihrer Zeit gepflegt scheinende Mann über dessen linkem Schlüsselbein ein goldenes Schmuckstück im Mondlicht prangte, war es gewohnt, gemeinsam die eine oder andere Blütenreihe entlangzuflanieren. Er bewegte sich wohl nicht in einer Welt, in der ein solches Angebot mit einem harschen Nein und einem Faustschlag beantwortet werden konnte.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der angesprochene Kainit, wandte sich zu der ihn ansprechenden Stimme um und musterte schnell die neue unbekannte Gestalt vor sich aufmerksam.
Gepflegt, höflich und gut gekleidet...jemand mit Geld und einem gehobenen Hintergrund. Ein Mitglied eines hohen Clans sicherlich.

"Oh...nein, ihr stört nicht. Mein Name ist Paolo, Neugeborener der Wanderer," stellte sich der Mann vor, der ganz und gar nicht Paolo war. Aber für Gris war es ohnehin einerlei, so er weder Wahrheit noch Lüge kannte.

"Ihr seid neu in der Stadt?" stellten sie das Offensichtliche heraus und lächelten äußerst freundlich.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Gris de Galard »

"Wie schön", erwiderte der Neuankömmling und schien es so zu meinen. Er ließ noch einmal an Nicken folgen, der Begrüßung eines Königs an einen Wanderers angemessen. Dann schloss er zu Paolo auf, der nicht Paolo war. "Eine Freude, euch kennenzulernen, werter Paolo." Wenn er log, so tat er es gut.

In jedem Fall erwiderte Gris dieses äußerst freundliche Lächeln, ehe er sich ebenfalls vorstellte: "Ja, ihr habt Recht. Ich bin erst einige Nächte in Genua. Gris de Galard, ist mein Name, Neugeborener im Blut der Ventrue."
Er legte den Kopf ein wenig zur Seite. Seine Locken hüpften kokett mit dieser Bewegung. "Darf ich fragen, ob ihr schon lange hier in Genua seid? Ich für meinen Teil versuche mir ja noch ein Bild zu schaffen."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ah...Ventrue. Bedeutend. Aus welcher Richtung wohl kommend?
Mit dem Namen konnten sie nichts anfangen. Galard...schon irgendwie nordisch...doch Tedesci würden hier nicht so einfach einwandern.

Sie neigten den Kopf tiefer als er es getan hatte, schließlich war er ein hoher Clan und sie nun nicht mehr...es stach immer noch tief, auch wenn es nur eine Scharade war, doch jeglichen Respekt, den ihr Blut genoß war nun für eine lange Zeit fortgewischt.

Sie schwiegen wohl eine Weile länger als beabsichtigt und nötig, bevor sie wieder sprachen.

"Freut mich euch kennen zu lernen. Nein, lange bin ich noch nicht hier. Ca. 10 Jahre nun.
Aus welcher Richtung hat es euch denn hier her verschlagen?"
Direkter wäre gewesen, welche Linie hatte ihn ausgespuckt, aber es gab wohl sicher einen Grund warum er sie nicht genannt hatte?

Sie musterten die unerwartete Erscheinung auch. Dieser Kainit wirkte unscheinbarer als sie einem Ventrue zugestanden hätten.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Gris de Galard »

"Nun 10 Jahre können eine lange Zeit sein.", erwiderte der Ventrue. Er schwieg über die ein wenig zu lange Pause, die sein Gegenüber hatte entstehen lassen. Bisher hatte er nicht viel mit den Wanderern zu tun gehabt. Vielleicht hatte der Marquis ja recht gehabt, als er meinte, dass solches Volk oft einer gewissen ... Raffinesse entbehrte.

"Ich komme aus Frankreich. Ich weiß nicht, ob ihr je dort wart auf eurer Wanderschaft... Dann sagt euch mein Heimatort vielleicht etwas, aber ansonsten fürchte ich, er ist nicht allzu spannend.", gab er zurück und sah den Ravnos noch einmal offen und neugierig an. Mit leicht schief gelegtem Kopf wollte er wissen: "Und woher kommt ihr? Paolo scheint mir ein italienischer Name, nicht?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ich habe keinen Ort, den ich Heimat nennen könnte. So wie es der umgängliche Name meines Clans sagt: Ich bin ein Wanderer und mal hier mal da. Aber ja, ich bin Italiener. Geboren und aufgewachsen hier in Genua, auch wenn mich mein Unleben zunächst durch andere Orte führte, bis ich wieder hier her zurückkam." offenbarte der Ravnos und lächelte breit.

"In Frankreich war ich nie. Doch das ist die Heimat des Prinzen, nicht? Ihr seid also von den Höfen?"
Interessant. Diese standen nun ja nicht gerade gutmütig der See der Schatten gegenüber.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Gris de Galard »

Der König lachte. Es war kein unangenehmes Lachen eines Herrn, der sich über den Wanderer stellte. Viel eher ein warmes, angenehmes Lachen. Eines, das vielleicht sogar als Kritik an sich selbst gedeutet werden konnte, wenn man es denn wollte. "Da habt ihr natürlich Recht, Paolo", gab er zurück und würde beobachten, wie sein Gegenüber auf die vertraulichere Anrede reagieren würde. "Vielleicht habt ihr ja eines Nachts die Muse, mir von euren Reisen zu erzählen."

"Ah oui", lächelte er und lehnte den Kopf schief, während er sich bequemer hinstellte. Beinahe gelassen stand er da, wenn man bedachte, dass die Höfe hier unter Generalverdacht standen. "Die höchstverehrte Aurore spricht meine Muttersprache, hört man, - oder sprach sie einmal. Das trifft es wohl besser und ja, die Höfe waren einmal meine Heimat. Einer der Gründe, warum mich eure Reisen interessieren. Heimat heißt zwar Sicherheit, aber auch immer Schmerz..."
Eine gewisse Melancholie lag in seinen Worten. Als wäre dort tatsächlich etwas geschehen, das ihn traurig stimmte. Ja, vielleicht sogar quälte?

"Aber erzählt, was hat euch zurückgebracht, wenn ihr doch die Welt gesehen habt?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Für einen Moment zuckten nur die Mundwinkel des Kainiten, nachdem Gris wieder gesprochen hatte und so leger mit ihm umging. Aber wer war er auch schon in den Augen des Ventrue...Ravnos waren eben Abschaum der Gesellschaft. Könnte er trotzdem auf ein "werter" bestehen. Sicher, aber würde ihm das irgendwas bringen? Nein, 'Paolo' war genügsam. Aber wartet nur die Nacht ab, an diesem elende Scharade fallen konnte... dachten sie sich und seufzten innerlich.

"Nun, dieser Nacht habe ich noch etwas mehr zu tun, aber gern erzähle ich euch etwas, wenn wir uns ausschließlich für ein solches Gespräch einmal treffen."

"Wieso bedeutet Heimat für euch Schmerz? Ich kam zurück eben weil es Heimat ist. Ja, ein Ort den man gut kennt und dennoch oder gerade deswegen dessen Wandlung bestaunen kann."
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Gris de Galard
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Re: [1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

Beitrag von Gris de Galard »

Er mochte es sich anmerken lassen, doch der Ventrue hatte das Zucken bemerkt und dachte ein wenig amüsiert, dass er offensichtlich einen stolzen Ravnos getroffen hatte. Wer hätte gedacht, dass die Wanderer auf solcherlei derart wert legten. Wie drollig.

"Gewiss", lächelte er dennoch freundlich, ja beinahe zuvorkommend. "Am Ende will ich euch doch nicht eure Zeit rauben."

Eine Falte bildete sich zwischen den aristokratisch geschwungenen Brauen. Gris schien ernsthaft darüber nachzudenken, warum jemand seine pathetische Aussage nicht verstehen könnte. Zumindest huschte eine leise Irritation über seine Züge.
Dann aber lachte er: "Ach bestimmt werdet ihr euch hiernach über den dummen, vielfühlenden König lustig machen. Ich meinte damit die Sentimentalität. Vielleicht habt ihr das Glück gehabt, nicht am Grab eurer Lieben stehen zu müssen. Wenn man lange an einem Ort ist, ja ihn Heimat nennt, dann schlägt man nicht nur dort Wurzeln, sondern die Heimat schlägt Wurzeln in das eigene Herz. So tot es auch sein mag."
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