[1087] Wer hat Stolz und Vorurteile? [Gris, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

Am Grab eurer Lieben...welcher Lieben...sie hatten niemals mehr als eine Person geliebt und das nur aus jugendlicher Unwissenheit und menschlichem Trieb. Sie hatten nie um jemanden getrauert. Es war ihnen auch nie in den Sinn gekommen, dass das eigentlich etwas normales war, das Menschen und wohl auch Kainiten taten. Sie dachten kurz an Seinfreda zurück, die um Gaius geweint hatte und fühlten nichts dabei.

Paolo jedoch...Paolo wird um jemanden getrauert haben...bestimmt...

Kurze Zeit während ihrer Überlegung war ihr Lächeln wie eingefroren auf ihrem Gesicht, bis es sich zu einem leicht mitleidigem Lächeln reduzierte.

"Ah, aber gewiss. Nun ich kann durchaus verstehen, dass es keine angenehme Erfahrung ist die Gräber der Familie wieder zu sehen anstatt ihre Gesichter, doch wie hätte es nach all der Zeit anders sein können."

Ihnen gefiel das Bild, dass der Ventrue zeichnete. Die Heimat schlug Wurzeln in das eigene Herz. Wenn sie etwas vermissten dann wirklich ihre eigentliche Heimat, doch auch diese würde sie nie verlassen und nur ihr Blut wusste, wie sehr recht der Ventrue doch damit hatte, wie stark die Heimat im Herzen saß, so sehr, dass sie sie immer bei sich tragen mussten.
Nun erst zeigte sich wahre Sentimentalität in den Zügen des falschen Ravnos.

"Seid ihr denn freiwillig hier her gezogen oder weil es von euch 'erbeten' wurde." Sie wussten beide, dass Befehle der Alten keine Bitten waren.

[Gris de Galard]

Der Ravnos war ... seltsam. Gris lächelte weiter, auch wenn sich sein Lächeln ein wenig verflacht hatte. Die Reaktionen waren seltsam. Wie gestückelt. Als müsse sein Gegenüber zunächst jeden Gedanken in Worten denken und sich dann darüber klar werden, was ein gewöhnliches Wesen wohl darüber dachte und fühlte. Beinahe als spräche er mit einer seltsamen Apparatur.

"Gewiss", erwiderte er also, auch wenn die Reaktion ein wenig steifer ausfiel, als sie es sonst gewesen wäre. "Die Logik lässt nichts anderes zu, aber unser Herz ist oft nicht logisch."

Die Frage ließ den Ventrue das Gesicht verziehen. Das hier war eindeutig ein Verhör. Und auch wenn es ihn für gewöhnlich nicht störte, Rede und Antwort zu sehen, hatte das leise in seinem Inneren erwachende Misstrauen keinerlei Lust, eine klare Antwort zu geben. "Wir können auf zweierlei Arten unserem Schicksal begegnen: Entweder schreien und weinen wir, während wir an den Haaren die Straße entlang geschleift werden oder wir erahnen es und gehen erhobenen Hauptes die Straße hinab.", philosophierte er. "Das Ergebnis bleibt im Großen und Ganzen gleich."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ich verstehe." Also letzteres. Die wenigsten waren wohl auch wirklich so frei, dass sie einfach hinaus in die Welt gehen konnten, wie es einst getan hatten. Die strenge Hand und Erwartungen des Erzeugers zu verlassen.

"Nun, habt ihr euch mit der Stadt bereits bekannt gemacht?" Was gab es sonst zu fragen? Sie überlegten einen Moment. Die jungen Neuen waren noch zu wenig verbandelt in die Geschicke der Domäne als dass sie wirklich interessant sein konnten für sie und nun der Ventrue war auf jeden Fall zu sehr mit Aurore verbandelt.

[Gris de Galard]

Der Ventrue lächelte. Ein Lächeln, das zwar auf der Oberfläche freundlich war, aber für jeden offensichtlich sagte, dass der Ravnos kaum eine Ahnung haben konnte, was auf den Wegen des besseren Blutes vor sich ging.

"Ich habe mich bemüht.", erwiderte er schließlich und sein Lächeln schien wieder ehrlich freundlich. Zumindest gab er offensichtlich mehr Mühe, dass es freundlicher schien. "Aber vielleicht habt ihr noch einen Rat, was ich unbedingt sehen oder kennen sollte?"

[Toma Ianos Navodeanu]

"Hm...Nun das Elysium kennt ihr ja also schon und sicher auch die Villa des höchsteverehrten Prinzen? Dann wäre vielleicht das neu errichtete Gästehaus in Platealonga noch interessant. Die alte Villa Fiori. Abgesehen davon gibt es am Hafen einen Turm mit Leuchtfeuer, der der Malkavianerin Angelique gehört. Eine Autarkis seit jüngster Zeit, aber geduldet und wohl auch geschätzt von ihrer Majestät. In Nervi gibt es eine Seefahrerschule, in der Nähe von Borgo di Bisagno eine Söldnerschule. In Richtung Maddalena eine verfallene Festung, die von der neuen Stadtmauer geschluckt wurde. Wirklich bemerkenswert ist aber nichts davon. Wirklich bestauneneswert werden nur die Kirchen und wohl auch die bald neu errichteten Geschlechtertürme sein."

[Gris de Galard]

Gris hörte aufmerksam zu und nickte schließlich. "So wie es ist und wie es sein soll.", erwiderte er und schien ein wenig in seinen eigenen Gedanken verhangen zu sein. "Der Herr strahlt über allem."

Dann sah er den Ravnos noch einmal an. Etwas anderes schien seine Aufmerksamkeit gefangen zu haben. "Eine Autarkis?", fragte er und seine Augenbrauen wanderten nach oben. "Sagt, wie ist es dazu gekommen? Und vor allem dazu" Er senkte die Stimme ein wenig. Fast verschwörerisch. "Dass sie noch immer prominent residiert?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Sie hoben beide Hände wie um auszudrücken, dass sie es entweder nicht genau wussten oder es kompliziert war?
"Wir...alle haben es nur auf der letzten Hofnacht gehört, dass sie von ihrem eigenen Blute verstoßen wurde. Da sie wohl Geheimnisse verriet. Wie sie residiert ist denke ich, davon unabhängig. Der Turm ist seit Jahrzehnten ihr Unterschlupf, solange niemand zu ihr geht und ihn ihr weg nimmt, wird er es wohl auch bleiben. Wie nun zukünftig weiter mit ihr verhandelt wird wird sich ebenso zeigen. Ich stehe leider auch unter ihrem Leumund, was nun auch auf mich zurückfallen könnte. Doch wer hätte das auch ahnen können..."

[Gris de Galard]

Nachdenklich hörte der Sohn des Kains zu und nickte dann. Dennoch sah er bei Paolos letzten Worten zu dem Ravnos hinüber. "Hatte sie für euch gesprochen oder wie könntet ihr anderweitig unter ihrem Leumund stehen?", wollte er interessiert wissen. Scheinbar besänftigend fügte er hinzu: "Man weiß von diesen Dingen selten. Einem Ei sieht man schließlich von außen auch nicht an, dass es faul ist."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ja in der Tat. Sie sprach für meine Anwesenheit hier vor dem...höchstverehrten Prinzen", bestätigte der Kainit. "Wer spricht für euch? Oder sucht ihr noch? Oder ist euer Blut Leumund genug?"

[Gris de Galard]

Nachdenklich nickte Gris. "Nun gewiss werdet ihr inzwischen genug Möglichkeit gehabt haben, dem höchstverehrten Prinzen zu beweisen, dass an euch nichts schief ist und eure Anwesenheit von Vorteil für die Gemeinschaft ist.", erwiderte er und musterte sein Gegenüber mit gelassen Gleichmut - oder war es Hochmut? In jedem Fall spielte ein schwer zu deutendes Schmunzeln über seine Lippen. "Ich werde Führsprecher nennen, wenn es so weit ist.", beantwortete er die Frage dann ruhig, aber knapp.