[1078] Im Windschatten [Salvador (SL), Vincente]

[I Tarocchi]

Als Vincente letztlich zu Salvador trat, hatte er sich wieder erhoben und seinen ursprünglichen Platz wieder gefunden. Er wandte sich dem jungen Lasombra auch nicht ganz zu, wollte wohl das Geschehen bei Hofe nicht völlig aus dem Blick lassen. Doch er warf dem Piraten einen knappen Blick zu und zog spöttisch einen Mundwinkel etwas hoch. Offenbar wartete er ab, was Vincente nun wohl vorhatte.

[Vincente Carlos]

Vincente war neugierig und hoffte, dass diese ihn an diesem Abend nicht umbringen würde – oder in ein paar Jahrzehnten, schließlich ließen sich Kainiten mit ihren Ränken gerne Zeit, lauerten wie Spinnen im Netz und schlugen erst zu, wenn man bereits vergeblich darin zu zappeln begann...

Als er sich selbst bei diesen düsteren Gedanken ertappte, beschloss er kurzerhand diese beiseite zu schieben, setzte ein freundliches Lächeln auf und näherte sich in einer der wenigen Pausen an diesem Abend dem Fremden.

So dieser ihn nicht abwies oder zuerst das Wort an ihn richtete, würde er ihm zunächst tief zunicken, unsicher welcher Rang der Fremde nun tatsächlich bekleidete. Anschließend würde er ihn freundlich begrüßen. „Die Nacht zu Gruße.“ Sein Blick glitt kurz zu den anderen Gästen, wie um diese und das Geschehen nicht aus dem Blick zu verlieren. „ Ich hatte noch nicht das Vergnügen euch auf einer der anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen zu begegnen. Wenn ich mich vorstellen darf. Vincente Carlos, Neugeborener aus dem Clan der Lasombra, Kind des Kasib Sami, Ancilla der Lasombra. Mit wem habe ich das Vergnügen?“

[I Tarocchi]

Salvador wirkte ein bisschen amüsiert über diese gestelzte Art und Weise von Vincente. Und dann wohl auch nicht ganz so amüsiert darüber, dass Vincente auf der Tatsache von Salvadors erzwungenem Exil herumritt - jedenfalls konnte Vincente sehen, dass seine Worte nicht besonders gut bei dem Brujah ankamen.

Der verzog das Gesicht, nickte dann aber am Ende und ließ fallen. "Salvador. Neugeborener, Brujah. Jetzt Liktor für Genua." Die letzten paar Worte waren voll mit Emotionen. Spott? Zorn? Drohung? Das konnte alles sein, aber es schien für den Brujah jedenfalls mehr zu bedeuten als einfach nur ein Amt oder Titel - noch dazu einer, der auf eben diesem Hofe schon ein wenig durch den Dreck gezogen worden war, wenn man es so sehen mochte.

"Gruß an deinen Erzeuger, Vincente", sagte er dann. "Will immer noch für die Pisaner die genuesische Flotte überfallen, hm? Ich frage mich, wie er es findet, dass du jetzt zu seinen Feinden übergelaufen bist. Mit einem Vasallenschwur noch dazu. Ob er deinen Verrat wohl gut wegsteckt?"

[Vincente Carlos]

Vincente konnte sich dumm-freundlich geben, wenn er das wollte. Mit einem ordentlichen Schlag jovial. Und das tat er auch. „Ich beglückwünsche euch zu eurer Amtsernennung. Wie es scheint steht Genua keine leichte Zeit bevor und es ist schön zu hören, dass die Reihen der Amtsträger verstärkt werden, wo doch gleichzeitig auch welche abgezogen wurden.“ Er legte den Kopf ein wenig schief und musterte sein Gegenüber, in der Hoffnung daraus Rückschlüsse ziehen zu können. Er fragte sich, mit was sich der andere das Amt verdient hatte. Und welche Pflichten ihn bisher von Anlässen ferngehalten hatten. Nicht einmal zufällige Begegnungen im Elysium konnte er mit dem Fremden in Verbindung bringen. Ob er in einer anderen Domäne seinen Pflichten nachgekommen und nun zurückgekehrt war?

Er zog die Brauen hoch – alle beide. Dann setzte er ein breites Lächeln auf. „Ihr kennt Kasib?“ Er klatschte freudig in die Hände. „Sagt, kennt ihr zufällig Geschichten aus seiner Jugend? Es ist nicht immer leicht das Seemannsgarn von den tatsächlichen Geschichten zu trennen – besonders, wenn man ihn selbst fragt. Aber sagt ihm das bitte nicht!“ Er lachte laut.

Die Worte Salvadors schienen ihm neu zu sein. „Verbringt er damit derzeit seine Zeit? Mit Überfällen auf genuesische Flotten? Nun, da wisst ihr mehr als ich. Sagt doch, warum sprecht ihr von Feindschaft und Verrat? Kennt ihr ihn so gut?“

[I Tarocchi]

Salvador lachte verhalten, als Vincente lachte und in die Hände klatschte. Es war kein freundliches Lachen. Der Mann mit seinen Narben, der Rüstung, den Waffen an seiner Seite hatte eine Art, die Vincente selbst wahrscheinlich bekannt vorkam: Seeveteranen und Seesöldner, mit Narben und gut geölten Klingen. Und sein ohnehin eher verhaltenes Lachen endete dann abrupt.

"Ich jage allen Abschaum, der es auf Genuas Schiffe und Küste abgesehen hat", sagte er zu Vincente. Er kam ein Stück näher zu diesem heran und sagte es ihm direkt ins Gesicht: "Feiger Mörder. Vergewaltiger. Brandschatzer."
Waren das direkte Beleidigungen? Er fuhr dann jedoch irgendwie mit dem Satz fort:
"...alle eben, die sich nur leichte Beute suchen können. Zu schwach, feige und armselig für echte Kämpfe. Schmarotzer, Aasfresser zur See. Piraten."

Er war viel zu nah, wenn Vincente jetzt nicht zurück wich. Salvadors Blick bohrte sich in seinen, er studierte Vincentes ganze Aufmachung, den Mangel an Waffen, die Haltung, sein Gesicht. Beiläufig hob er eine Hand und wenn Vincente nichts dagegen unternahm, dann streckte er sie aus, um Vincentes Hemdkragen zu richten. Als wäre der bei dem Knien und dem Vasallenschwur irgendwie schief geworden.

[I Tarocchi]

Genau in dem Moment wurden allerdings die reglosen Körper hereingeschleift und die erste Hinrichtung begann... .

[Vincente Carlos]

Zusammenfassung:
Auf dem Hoftag in Genua treffen Lasombra Vincente und Bruhja Salvador erstmals aufeinander. Salvador beschreibt ihn und seinen Erzeuger schon recht treffend, auch wenn Mörder, Brandschatzer und Vergewaltiger sehr nach Beleidigung und weniger nach Beschreibung klingt. Weitere Eskalationen finden nicht statt, da das Geschehen auf dem Hoftag ihre Unterhaltung unterbricht. Und Vincente ist letztendlich froh, dass er nicht versucht hat mit Salvadors Gesicht eine Latrine zu schrubben, da dieser zumindest mit einem Säbel sehr gut umgehen kann..