[1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

[November '23]
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Vergonzo Faro
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[1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Es begab sich zur Zeit, als das Jahr 1087 begonnen hatte, das eine Nachricht für Angelique am Geschlechterturm abgegeben worden war.
Ein feist grinsendes Gossenweib, vermutlich eine Hure oder schlimmeres, hatte sie dort abgegeben. Eigentlich war die Frau mal recht hübsch gewesen, so man all das was sie geworden war ausblenden konnte: leicht verformte Wangenknochen, eine zu dicke Unterlippe vom vielen Schmollen, die glasig gelben Augen, ihr kräftiger Gang, der jeden Hafenarbeiter in den Schatten stellte, sowie die zu freizügige Kleidung die mehr Preis gab als man sehen wollte.

Der Inhalt dieser Nachricht sagte Angelique genug um zu wissen das ihr alter Nosferatu dahinter steckte und er sie treffen wollte, kurz vor Mitternacht in der Nähe ihres Turmes in 4 Nächten.

Und dort wartete Vergonzo zwischen einigen leeren und aufgetürmten Kisten am Hafen, tief in seinen zerschlissenen Mantel gehüllt. Nicht weil ihm kalt war sondern nur um als geschundener Bettler durchzugehen, sollte ihn doch ein mundaner Blick eines Nachtvogels streifen.

Ihr letztes Treffen war zu lange her und es war viel passiert und würde viel passieren. Doch er war nicht sicher wieso er dieses Treffen brauchte, wollte, sich danach sehnte.
War es die Gier und der Geifer, sie als Autarkis zu sehen und sich daran zu ergötzen?
War es um ein Freund zu sein und ihr eine Schulter und Geborgenheit zu schenken?
Wollte er wieder einmal nur das eine?
Oder war der Grund dafür der, dass er nichts davon wollte, sondern stattdessen der sein wollte, der eben nicht auch noch davon sprach oder oberflächliches Mitgefühl in Worte gepresst an ihr Ohr schmatzte.
...ja er war einfach nur wegen ihr gekommen. Alles andere war unwichtig und belanglos.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Angelique
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Schiavo, Schatz", erklang alsbald die bekannte helle Stimme eines Mädchens zwischen den Kisten.

Angelique lugte über eine von ihnen und schaute ihn grinsend an, während sie ihr Kinn auf ihre verschränkten Arme legte.

Sie sprang leichtfüßig über die Kiste und umarmte den Nosferatu innig.
"Schön dich zu sehen! Du tatest mir so leid, als sie dich abgekanzelt hatten beim Hoftag. Komm, ich küsse dein Wehwehchen weg!"

Sie lachte wieder. Eigentlich war alles wie immer.
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Vergonzo Faro
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

"Angelique..." erklang die raspelnde Stimme mit warmen Klang des Nosferatu als er die Umarmung empfing.

Dann kicherte er glucksend.
"Ach, ich bin mir recht sicher das ihre Reaktionen mehr ein überraschter Versuch war, als ein von Erfolg gekrönter Auftritt. Immerhin glauben sie nun das was sie glauben sollen." dann winkte er ab, ergriff ihre Hand.
Die hellblauen klaren Augen des alten Nosferatu, das einzige was man als ansehnlich an ihm bezeichnen konnte, blickten tief ihre alten Orakelaugen.
"Ich wollte dich sehen. Das letzte Treffen ist gefühlt eine ganze Ewigkeit her." sprach er beinahe hauchend und er sah sie noch immer so an wie früher.
Leidenschaft, Gier, Demut und Respekt, was war es da in diesem intensivem Blick lag. Vermutlich alles zu gleich, denn ihn scherte es wenig was andere über sie gesagt hatten und wie über sie entschieden worden war.
Die meisten Ahnen hatten eh vergessen wie es ist in den ersten einhundert, zweihundert Jahren war und wie sie damals waren.
Dieser Gedanke ringte ihm ein schmunzeln ab.
"Ich danke dir für deinen Rückhalt."
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Angelique
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Oh, ja! Ich habe dich auch so vermisst, mein Schnuckelbuckel!"

Zärtlich strich ihm mit dem Handrücken über das entstellte Antlitz, während sie ihr Gesicht an seiner Hand rieb, die ihre Rechte hielt. Warum nur machte ihr das nur immer überhaupt nichts aus, wo sein Äußeres doch andere erschreckte?

"Ich dachte mir schon, dass du ganz andere Pläne verfolgst, als die da oben glauben, dir durchkreuzt zu haben.

Tja, bei mir dagegen ist jetzt das Schiff wohl endgültig fort gesegelt, auf dem meine Möglichkeiten, in dieser Stadt etwas zu werden, waren.
Jetzt bin ich nur noch das Spielzeugorakel von Aurore"

Sie lachte wieder hell. "Aber genug Trübsal geblasen, lass uns lieber Spaß haben und die Nacht genießen!"
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Vergonzo Faro
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er legte den Kopf schief als sie sprach und schüttelte leicht den Kopf.
"Mir ist es recht gleich, was andere denken oder meinen tun zu müssen, weil sie sich selbst aus Angst oder Schwäche in einen Zwang manövriert haben. So ist es mir auch gleich was andere über dich denken oder wie sie urteilen. Diese Gesellschaft hat schon seid langem einen extremen Schiefstand. Erreichtest wird halbiert, kleinste Fehltritte verdoppelt, das zu offensichtliche Mittel die verschiedenen Kainiten und ihre Gesinnung vor den Kopf zu stoßen, weil man selbst nicht in der Lage ist diese eben durch die Andersartigkeit besonders starke Gesellschaft zu führen...." er winkte ab.
Er genoss es nicht auf das Äußere reduziert zu werden, was Angelique nie getan hatte, und es erinnerste ihn an die Zeit Jahrhunderte weit zurück. Damals gab es auch jemanden der in ihm nicht den süßen und hübschen kleinen Jungen sah, sondern das was in ihm steckte.
"Ich denke nicht, das den Status den man dir auferlegt hat, dir all das weg nimmt, was du hast. Dein Sein, deine Kraft, dein Wissen, dein Gefolge, deinen Turm, deinen Einfluss auf die Menschen, die Geschäfte....oder glaubst du, du benötigst nun eine zusätzliche Garde um deinen Besitz vor den Aasgeiern zu schützen? Du weißt, ich kann dir all das bieten und du musst nicht mal darum bitten." ergänzte er während er begann sich von dem zerschlissenen Mantel zu befreien.
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Angelique
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique schmiegte sich an ihn und schnurrte wie ein Kätzchen. "Wann bist du nur so stark geworden? Ich fühle mich gerade in der Tat sehr sicher in deiner Nähe."

Tatsächlich musste er spüren, wie ihr kleiner, angespannter Leib sich deutlich entspannte, als sie an ihm lehnte. Zart fühlte er auch ihre geistige Präsenz seinen Geist streifen.

"Du hast mich einmal aus der Scheiße gezogen, in die ich mich selbst gebracht hatte. Ich weiß, dass du das wieder tun würdest.
Ich sehe dich nicht nur als meinen Geliebten, sondern als meinen vertrauten Freund. Solange ich dich habe, können die mir noch so viele hohle Ostrakisierungen aufbürden. Die sind bedeutungslos."

So was sagten Vampire wohl selten und meinten es gleichzeitig auch so. Angelique log bei so was nie, um zu schmeicheln. Das sollte der Baumeister inzwischen wissen.

Sie schaute ihm liebevoll mit ihren großen Rehaugen in seine klaren, einen scharfen Geist verbergenden Augen.
Dann ließ sie sich gehen und völlig fallen und erst lange Zeit später ließ sie von ihm ab.

"Was du tun könntest, wäre vielleicht meine Bücher zu verwahren, sollte ein Gierlappen tatsächlich so dumm sein, sie mir stehlen zu wollen. So was würde ich übel nehmen." Sagte sie dann doch auf sein Hilfeangebot eingehend.
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Vergonzo Faro
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er schmunzelte über ihre Feststellung als er daran dachte, wie alt er geworden war.
Das sie sich entspannte war gut, zu selten sind wir in der Lage wirklich einen Moment inne zu halten und kurz zu rasten. Doch als ihr Geist den seinen streifte, wie er es schon einige Male erlebt hatte, raunte er leise.
Es war eine seltsame Erfahrung gewesen plötzlich nicht mehr alleine zu sein da oben. Erst verstörend, dann vermittelte es dennoch irgendwo das Gefühl nicht alleine zu sein, Gemeinschaft vielleicht.

"Es ist lange her als du lange verschollen und wiedergefunden wurdest. Auch nach dem hilfreichen Hinweis Ilarios, hatte ich zeit gebraucht diesem nachzugehen, war er doch sowohl eindeutig wie auch manigfaltig." er streifte ihr mit den kraftigen Fingern sanft über den Kopf.
"Uns verbindet eine lange Zeit. Gefüllt mit positiven Ereignissen und Erinnerungen, aber auch Taten die im Laufe dieser Zeit uns immer näher zu einander geführt haben. Was Anfangs mit Aufregung des Neuen und Eigennutz geprägt war, wurde im Laufe der Zeit zu einem Schatz den es vermutlich nur einmal unter 100 kainitischen Beziehung gibt. Wir alle sind Wesen die nur an sich und ihr eigenes Wohl und Vorankommen denken. Und was auch immer wir den Anderen Geben oder Zeigen, uns gegenüber haben wir stets wahr und echt gehandelt. So haben wir heute etwas, das echtem Vertrauen gleicht. Außerdem bist du für mich ein Schatz, mein Schatz, den niemand zerstören darf!" gab er zum Ende hin kühl und ernst an. Er hatte stets mehr von ihr bekommen als er geben konnte. Rein geschäftlich betrachtet stand er also stets in ihrer Schuld. Und ihn hatte sie nie betrogen oder mit Halbinformationen abgespeist. Sie war eine Bereicherung für ihn auf so vielen Wegen. Eine Goldgrube, ein Schatz....und sie war alt, voller Wissen und Wissen war unbezahlbar...extrem wertvoll.

....
Es war befreiend. Jedes Mal. Die Führung abzugeben und den damit einhergehenden Druck, die Verantwortung...einmal alles weg für den Moment.
Über ihre Bücher wachen. Er dachte nach.
"Ich könnte ein paar meiner Männer beim Turm abstellen oder ich bringe die Bücher fort, dorthin wo sie niemand findet. Da ich aber weiß das bestimmte Umstände dem Papier nicht gut tun, wie muss der Lagerort beschaffen sein?" fragte er dann nach. Er hatte keine Ahnung. Kühl und trocken? Mit Salz versehen wie bei der Nahrung der Menschen?
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Pergament ist eigentlich sehr robust. Anders als das empfindlichere Papyrus. Keine Sonneneinstrahlung, keine Nässe, nicht zu warm und natürlich kein Ungeziefer und das hält bis zum jüngsten Tag."

Sie war bewegt von den Worten vorher, war es doch das, was einer Liebeserklärung unter Vampiren sehr nahekam.
Sie selbst fand bei so was nie die richtigen Worte.
Also ließ sie einfach ihre Emotionen und ihren Intellekt für sich sprechen.

Sacht glitt ihr Geist in seinen wie in einem Liebesakt umgekehrter Verhältnisse.
"Ich weiß ..."





Aupex 4 1WP
heute um 21:14 Uhr
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er nahm das Wissen über Pergament und Papyrus auf und nickte.
"Nun solange es nicht total trocken sein muss, kann ich das geballte Wissen deiner Schriftstücke lagern und schützen. Es könnte vielleicht allgemein etwas feucht sein. Falls das ein Problem ist müsste ich mal nachschauen wo es trocken genug ist. Bis dahin könnte ich wie gesagt Leute für dich bei dir abstellen, aber ich glaube du hast selbst genug Personal oder?"

*Als ihr Geist in den seinen glitt, spürte er den Wunsch zu Beschützen. Seine verkommene Familie, die Brut Genuas für die er nun verantwortlich war zu schützen und... Angelique zu beschützen. Angelique konnte spüren, wie sehr ihm der Zusammenhalt der Brut bedeutete. Wie wichtig es ihm und den seinen war, das die Familie über allem Stand. Wie stark das Band der Nosferatu war und wie abstrus verkommen und familiär sie waren. Gegenseitiger Schutz, Gemeinsamkeiten, Verbundheit und Ehrlichkeit. Jeder von ihnen war ein Finger und zusammen waren sie eine Faust, voller Stärke, die nichtmal die Könige dieser Nächte brechen konnte. Sie spürte all dies, den Willen, die Verbundheit und die Sicherheit, aber auch die Last auf seinen Schultern, welche ihn seltsamerweise nicht so sehr sorgte, wie sie es vielleicht sollte.

Vergonzo drückte Angelique näher an sich.

*
Spoiler!
2 Erfolge für Angeliques Auspex 4
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Re: [1087] Der Staub der Toten [Vergonzo, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Sie erwiderte die Umarmung. Sie wollte ihn gar nicht gehen lassen.

"Heirate mich!", murmelte sie schließlich leise. "Oder mach mich zu deiner Kebse oder deinem Adoptivkind. Lass mich Teil deiner Familie sein!"

Sie schaute ihn mit ihren Rehaugen an. "Ich wäre eine gute Ehefrau. Ich würde keine Fragen stellen, keine Vorwürfe machen und immer zuhören.
Niemand müsste davon erfahren, damit du dich nicht schämen musst, eine Autarkis angenommen zu haben.

Lieber bin ich angeheiratet bei den Nesiferitu, als Spielball meines heimtückischen Hauses!"
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